Aua1479: Sachkunde Tierschutz (1): Ein Anthelminthikum ist kein Mittel gegen protektive Kopfbedeckungen
{Sachkunde, satirisch erklärt}
[01.01.2015]
Die DN-Redaktion startet für das neue Jahr 2015 eine weitere Artikelserie mit dem (für DN) ungewöhnlich kurzen Titel: Sachkunde Tierschutz!
Unter dem von diesem Blog geprägten Neologismus „Dilettanten-Tango“ wurde der Bedarf für mehr Sach- und Fachwissen bei Tierschützern schon lange diagnostiziert. Konkreter Anlass jetzt jedoch sind die Schwären im Kontext der Neuregelung von § 11 Tierschutzgesetz (vgl. Artikelliste am Ende vom Text), die damit eingeführte Erlaubnispflicht für Auslandshundedeporteure und Hundetrainer sowie des damit verbundenen Nachweises von wenigstens minimaler Sachkunde.
Anlass ist auch die berechtigte Kritik vom Sachkundebuch-Autor Martin Krause an einer DN-Verlautbarung in Aua1471. Dort hatte diese Redaktion im Kontext der Kritik am Online-Sachkundetest D.O.Q.-Test® behauptet, dort vorkommende Fremdwörter wie homoitherm, Adipositas, Tularämie, Konvektion, Cortex, Heritabilität, Phänotyp, Genotyp, Salmonellose, Influenza, Poliomyelitis, Chlamydiose, Listeriose, Toxocara canis, Brucellose, Leukose, Leukämie, Babesia canis, Polydypsie, binokulares Gesichtsfeld etc. müssten weder Tierschützer noch Hundetrainer kennen.
Krause bestreitet das. Und vielleicht hat er recht? Strikt gemäß der neuen für diesen Blog geltenden Drei-Balken-vier-Balken-Orientierung, die demnächst auch noch erklärt werden soll, probiert DN Krauses Standpunkt und verknödelt sich in die vollendete Symbiose von Sprachwissenschaft und Sachkundevermittlung.
Und dies immer unter der Prämisse: Locker-flockig muss es sein! Wer lacht, der lernt!
Dieser beinharten Leitorientierung unterworfen ist auch schon die optimale und bisher einzig verfügbare Sachkundeprüfung-Vorbereitung-Artikelserie (für Tierschützer): DNQ – Lachend zur Sachkundeprüfung mit dem DNQ-Test, dem Doggennetz.de-Quatsch-Test, der systematisch auf die skurrilen Herausforderungen des D.O.Q.-Test® IMP vorbereitet (siehe hier).
Die Artikel der DNQ-Serie (bisher: 10) sind nicht online verfügbar und müssen käuflich als pdf-Dokument erworben werden (Prozedere hier erklärt).
Die Machete im Fachchinesisch-Dschungel
Die hauptsächlich auf die beiden klassischen Sprachen Altgriechisch und Latein zurückgehende medizinische Fachterminologie soll parallel dazu in ihrer wunderbaren Systematik skizziert werden, die jedem Tierfreund/-schützer jeden Bildungsabschlusses auch ohne altphilologische Kenntnisse den Zugang zu diesem Dschungel ermöglicht.
Sobald der Tierschützer die wichtigsten Vor- und Endsilben medizinischer Fachterminologie kennt, erschließt sich ihm der verwirrende Dschungel. Kinderleicht kann er anschließend den hyperthyreoten Hypochonder vom hypotonen Hydrocephalus unterscheiden! Foto: Rike / pixelio.de |
Wer weiß, dass die Endung „-itis“ immer auf eine Entzündung verweist –IMMER, IMMER, IMMER -, findet rasch den Zugang zu Worterklärungen wie Appendicitis, Arthritis, Gastritis, Nephritis & Co., wenn er schon weiß, dass der Appendix der Blinddarm ist, das griechische „arthron“ „Glied“ oder „Gelenk“ bezeichnet, „gaster“ den Magen/Darm meint und „nephros“ die Niere. Mit dem Wissen um die Bedeutung „Entzündung“ bei der Endung „–itis“, gebiert aus dem niederen Schaum vorherigen Nichtwissens die Blinddarmentzündung, die Gelenkentzündung, die Magenentzündung, die Nierenentzündung – und für die Gesamtszene das bekannte Phänomen der Doggennetzitis!
Der Rest ist Baukastensystem. Wer (hier) lernt, das „-skopie“ immer bildgebende Verfahren bezeichnet, dem ist sofort klar, dass die Arthroskopie die Gelenkspiegelung und die Gastroskopie die weitaus unangenehmere, dafür vom Infektionsrisiko geringere Magenspiegelung benennt. Selbst der Begriff „Nephrotomographie“ wird ihn nicht mehr wirklich erschüttern, denn „Tomographie“ selbst gehört heute schon fast zum allgemeinen Wortschatz überversorgter Kassenpatienten und die griechischen „nephros“ sind ihm als Nieren zum vertrauten Freund geworden. Also kann die Nephrotomographie nur das Schichtaufnahmeverfahren der Röntgendiagnostik von den Nieren sein.
Und dann fängt die Sache an Spaß zu machen. 1 x gelernt, dass „-ektomie“ die chirurgische Entfernung eines Organs oder Körperteils ist, brilliert er mit Wissen bei Appendektomie, denn das ist für ihn glasklar die Entfernung des Blinddarms. Natürlich geht bei der Gastrektomie der Magen künftig anderer Wege als sein vorheriger Besitzer. Die Nephrektomie ist die Entfernung einer Niere.
Im Themenfeld Tierschutz relevant sind dabei etwa die Ovarektomie (= Kastration der Hündin mit (nur) Eierstockentfernung), die Ovarhysterektomie (= Kastration der Hündin mit Entfernung der Eierstücke und der Gebärmutter). Beim Rüden ist das Orchiektomie. DN-Leser wissen hoffentlich, was der Unterschied zwischen Kastration (= Entfernung der Keimdrüsen; geschlechtsunabhängig bezeichnet als Gonadektomie) und Sterilisation (= Unterbindung der Ei- bzw. Samenleiter) ist, die zwei völlig unterschiedliche Eingriffe bedeuten und NIX mit dem Geschlecht des Patienten zu tun haben?
An der Streunerparadiesektomie arbeiten derzeit verschiedene Behörden und Institutionen sowie der Verein selbst, der mit seinen Partnern in Rumänien offensichtlich noch nicht einmal seriöse Verträge über die Art der Hilfeleistung ausgehandelt hat. Bei einer Waldingerektomie würde man sich auf das irreversible Entfernen des körperlich unversehrten Froschkönigs aus der Szene beschränken. Und die ETNektomie ist eigentlich nicht mehr notwendig, weil diese maligne Zusammenrottung von Geriartriebedarf in der Szene kaum noch eine Rolle spielt.
Ob diesem Kollegen hier die Hoden, die Eierstöcke mit/ohne Gebärmutter, der Appendix (Blinddarm) oder was auch immer „ektomiert“ wurde, darüber gibt das Foto keinen Aufschluss. Wohl aber über seine Gelassenheit im Umgang mit der Tüte! Foto: Karl-Heinz Laube / pixelio.de |
Unruhe bei den Anthelmophobikern?
Dass die Vorsilbe „anti-“ etwas mit „gegen“ zu tun hat, ist weitreichend bekannt. Man denkt sofort an den Begriff „Antipathie“ – etwa im Hinblick auf Auslandshundedeporteure und gewerbsmäßige Hundehändler, die im Internet mit Herzchen nur so um sich werfen. „Pathos“ ist die Leidenschaft, das Gefühl für etwas; Antipathie dagegen.
Das heutige Lernwort Anthelminthikum jedoch hat gar kein klares „anti“? Korrekt! „Anti“ kommt aus dem Lateinischen; „ant“ dagegen aus dem Altgriechischen. Beide Vorsilben tragen dieselbe Bedeutung: „gegen“.
Ein Anthelminthikum ist also irgendwas „gegen“ was. Vorsilbe geklärt.
Kein Fettnäpfchen für DN-Leser: „Mein Hund bekommt ein Antibiotika“
Ein „-ikum“ ist immer ein (Heil-)Mittel, Arzneistoff! Bekannt und geläufig ist das Antibiotikum – das Heilmittel „gegen“ das Leben – in dem Fall das Leben von Bakterien! Ein Antiparasitikum ist ein Heilmittel/Arzneistoff gegen Parasiten.
DN-Leser umschiffen souverän die Peinlichkeit, dabei Einzahl (Singular) und Mehrzahl (Plural) zu verwechseln. Eine von DN ansonsten sehr geschätzte Tierschützerin textete dieser Redaktion gelegentlich ins Ohr, Hund X oder Y bekomme jetzt „ein Antibiotika“. Bitte nicht! Er bekommt ein (1) Antibiotikum, nämlich hoffentlich nur eins! Denn der hemmungslose Einsatz von Antibiotika (= Plural) hat sich selbst zum Gesundheitsproblem entwickelt.
„Ant“ = gegen; „-ikum“ = Heilmittel/Arzneistoff.
Dazu dann aus dem Griechischen „hélmins“, „hélmis“, „hélminthos“ = (Eingeweide-)Wurm.
Fertig ist die Sachkunde: Ein Ant-helminth-ikum ist ein Heil- oder Arzneimittel gegen Würmer.
Rechtschreibklippe dabei: 2 x „th“ beachten! Mögliche Eselsbrücke, ein holpriger Merkspruch: „Den Würmern vergeht mit Anthelminthika das Lachen: h(1), h(2).“
Wort- und Wurmspiele
Eine #Anthelminthektomie# kommt nicht in Frage, weil der Wurm ja nicht zu den regulären Körperteilen gehört. [Mit Raute gekennzeichnete Wörter gibt es nicht oder sie sind falsch.] Auch bietet sich die chirurgische Entfernung sogenannter Endoparasiten („endo“ = „innen“) gar nicht an, weil es dafür ja viel schonender die Anthelminthika gibt.
Auch eine #Helminthoskopie# ist in der Medizin unbekannt und nicht gebräuchlich, da sich diese wurmförmigen Gäste einfacher und schonender durch andere Verfahren nachweisen lassen (Kotprobe).
Theoretisch denkbar dagegen wären #Antianthelminthiker# als ideologisch positionierte Tierhalter, welche die Behandlung ihrer Lieblinge mit chemischen Bomben ablehnen.
Weit verbreitet und durch Panikmache zwecks Reibach von den Tierärzten befördert ist der sogenannte Anthelmophobiker, der seine Anthelmophobie, seine Angst vor Eingeweidewürmern (bei Haustieren), intensiv lebt und seinen Liebling mit tierärztlich empfohlenen vierteljährlichen Entwurmungen (ohne Nachweis eines Befalls) ins frühe Grab treibt.
Eine Liste der aktuell in Deutschland zugelassenen 104 (!!!) Anthelminthika finden Sachkundeträger hier (inklusive Rechtschreibfehler in der Headline).
Kein beruhigender Anblick für Anthelmophobiker, auch wenn es sich hierbei nur um Mehlwürmer handelt. Deshalb wäre auch das Anthelminthikum hier nicht angebracht. Foto: Denise / pixelio.de |
Und jetzt ist auch der richtige Zeitpunkt, auf den von Krause geschützten Toxocara canis, den Spulwurm des Hundes, zu sprechen zu kommen. Nun ist er nicht der einzige seiner Art. Das weite Feld der Toxocarose – des Spulwurm-Befalls – lässt auch andere Würmer zu. Doch soll der Bogen beim ersten Sachkunde-Artikel durchaus nicht überspannt werden, weshalb nur auf weitergehende Literatur verwiesen wird: hier.
Wie spricht der gebildete Hundetrainer auf seinen Kunden, der sachkundige Tierschützer auf seinen Adoptanten nieder, derweil der kritische Blick sinnend auf dem kackenden Welpen ruht? „Ein Befall mit Toxocara canis kann nicht ausgeschlossen werden. Ich empfehle Ihnen deshalb die Konsultation eines Tierarztes zum Zwecke der Abklärung und des Erwerbs eines entsprechenden Anthelminthikums. Missverstehen Sie das bitte nicht als Ausdruck einer ausgeprägten Anthelmophobie, sondern als Manifest meiner Sachkunde im Hinblick auf die üblichen gesundheitsprophylaktischen Maßnahmen in der Abwehr von Endo- und Ektoparasiten beim juvenilen Hund, wie sie uns die Veterinärmedizin beim aktuellen Stand der Wissenschaft vorgibt. Ich danke Ihnen für das Gespräch!“
Derlei gebildeter Output berechtigt zu einem entsprechenden Kostenaufschlag pro Trainingsstunde bzw. zu 50 Euro plus auf die „Schutzgebühr“.
Single-Choice-Test, Test, Test
01. Parasiten, die sich auf (statt: in) dem (Tier-)Körper befinden, heißen:
⃝ Ektoparasiten
⃝ Endoparasiten
02. Parasiten, die sich im (Tier-)Körper befinden, heißen:
⃝ Endoparasiten
⃝ Ektoparasiten
03. Der korrekte Fachterminus für den Hunde-Spulwurm lautet:
⃝ Toxocara canis
⃝ Toxocara leonina
04. Sind Flöhe Endoparasiten oder Ektoparasiten?
⃝ Ektoparasiten
⃝ Endoparasiten
05. Ein (1) Arzneimittel gegen Parasiten nennt man:
⃝ … ein Antiparasitikum
⃝ … eine Antipathie
06. Ein (1) Arzneimittel gegen Endoparasiten wie z. B. Toxocara canis nennt man:
⃝ Anthelminthikum
⃝ AntiStreunerparadiesikum
07. Zwei (2) und mehr Arzneimittel gegen Endoparasiten wie z. B. Toxocara canis nennt man:
⃝ Anthelminthika
⃝ Antibiotika
08. Versuchen Sie den metaphorischen Gebrauch der Parasiten-Terminologie:
⃝ Was dem Hund sein Ektoparasit, ist dem Auslandstierschutz sein Streunerparadies!
⃝ Doggennetz.de lesen ist wie Streunerparadiesoskopie.
09. Warum ist die Dekomposition des Wortes Anthelminthikum in „anti“ + „Helm“ nicht zielführend?
⃝ Erst mal heißt es schon nicht „anti-“, sondern „ant“. Das kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „gegen“. Diese Energie richtet sich gegen den „helminthos“ = (Eingeweide-)Wurm. Zum Erfolg verhilft ihr das „-ikum“, das Heilmittel, der Arzneistoff. Ein Anthelminthikum ist also ein Heilmittel/Arzneistoff gegen Würmer.
⃝ Ein Anthelminthikum ist ein Mittel gegen Schutzhelme mit Pfefferminzgeschmack.
10. Die Endung „-ektomie“ bedeutet immer:
⃝ die chirurgische Entfernung eines Organs oder Körperteils
⃝ die Spiegelung der Machenschaften der Auslandsschlepper in sogenannten Auas
11. Die Endung „-itis“ bedeutet immer:
⃝ ein entzündlicher Prozess
⃝ „Iltis“ mit Rechtschreibfehler, also in der indonesischen Variante
Wer sich insichtlich der Lösungen unsicher fühlt, kann diese mit 1 Euro Lesegeld (PayPal-Button unten) und dem Vermerkt „Lösungen Aua1479“ bei der DN-Redaktion anfordern!
So haben wir sie natürlich am liebsten: Nicht x-ektomiert, nicht y-skopiert, frei von jeder Z-itis, in „vernünftigen“ Zeiträumen bzw. nur bei nachgewiesenem Befall mit einem (Breitband-?)-Anthelminthikum behandelt, deshalb ohne Toxocara canis und weit weg von jenen Tierschützern ohne Sachkunde, die ihm im wütenden Dilettantentango Schaden zufügen! Foto: Helmut J. Salzer / pixelio.de |
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