3.1 Gruppeneffekt

Zwei Hunde sind ungleich zwei mal ein Hund!!! Schon zwei Hunde sind eine Gruppe, die sich besonders bezüglich des eigenen Territoriums, der Bezugspersonen und im Sozialkontakt mit fremden Hunden vollkommen anders verhält als der Einzelhund. Doggenfreunde, die nach einer längeren Zeit der Einzelhaltung ihren Hund vergesellschaften, kommen darüber oft richtig ins Staunen. Beispielsweise kann ein vormals im Sozialkontakt mit fremden Artgenossen sehr freundlicher Hund plötzlich und mit einem ständigen Hundepartner an der Seite vollkommen neue Verhaltensweisen zeigen, die Hundebegegnungen problematisch werden lassen. Der Rüde, der zuvor an der Leine problemlos an anderen Hunden vorbeizuführen war, fängt neben einer ihn begleitenden Hündin auf einmal an zu bellen und zu töbern, wenn er nur schon fremde Hunde sieht. (Ein auch bei Menschen gelegentlich zu beobachtendes Phänomen!) Umgekehrt zeigt ein Hund mit vormals eher schwachem Selbstbewusstsein ein vollkommen neues Auftreten, wenn ihm ein Artgenosse zur Seite steht. Eine Hundegruppe ist in ihrer Energie nach außen stets um ein Vielfaches stärker als die Summe ihrer Einzelmitglieder.

Zu berücksichtigen sind in Hundegruppen die sozialen Beziehungen der Hunde untereinander. Wenn ich einen Artgenossen gegen Dritte verteidigen, beschützen will, ihm gegenüber Profil zeigen oder Hierarchie etablieren muss, wirken diese komplexen internen Beziehungen auf den Sozialkontakt nach außen entsprechend ein. Und war das Hinterherspringen hinter Wild oder flüchtenden Katzen bisher nur bedingt attraktiv, wird die Sache zu zweit richtig aufregend und führt garantiert zum plötzlichen Hörverlust gegenüber von verzweifelten Menschenalphas herausgegebenen Kommandos. Und darauf muss der zweibeinige Rudelführer vorbereitet sein.