2.2 Herkunft der Tierschutz-Doggen

Mancher Doggenfreund assoziiert mit dem Begriff „Tierschutz-Doggen“ vielleicht zunächst nur abgemagerte, zerschundene Kreaturen, die aus elenden Zwingern, Kellern und von der Kette befreit, in ihrem bisherigen Leben nur geschlagen, getreten und anderweitig malträtiert wurden. DEM IST NICHT SO!!!

Das Gros der im Tierschutz vermittelten Doggen – übrigens wie bei anderen Hunderassen auch – sind schlichtweg sogenannte Abgabetiere, also Hunde, die von ihren bisherigen Besitzern aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr gehalten werden können oder – in der Mehrzahl der Fälle – gehalten werden wollen. Der praktische Umgang mit dem Begriff Verantwortung, auch der für ein Tier, hat sich gesellschaftlich stark gewandelt. Insbesondere wechselnde Lebenssituationen veranlassen Hundehalter heute sehr schnell dazu, sich ihres Tieres zu entledigen: der neue Partner, das neue Kind, eine neue Wohnung. Ein extrem hoher Prozentsatz der von den Doggenschützern zu vermittelnden Hunde sind schlichtweg sogenannte „Scheidungswaisen“, d. h. ein Doggenhalter-Paar trennt sich und keiner sieht oder bemüht sich um eine Möglichkeit, auch allein lebend die Versorgung und Betreuung der Dogge zu gewährleisten.

Das hat Konsequenzen für die Interessenten um eine Tierschutz-Dogge: Hier handelt es sich in den genannten Fällen eben nicht ausschließlich um verhaltensgestörte Tiere mit entsprechenden Vorschäden. Häufig kommen diese Doggen aus den besten Verhältnissen: haben in der Familie gelebt, sind im Umgang mit Kindern und Katzen erfahren, erzogen und lieb. Vorteil bei all diesen Abgabetieren: die Vorgeschichte der Dogge ist zumeist relativ exakt zu eruieren, in der Mehrzahl der Fälle können die Tierschützer das betreffende Tier in seinen bisherigen Lebensverhältnissen sehen (und damit beschreiben).

Natürlich finden sich auch unter den Abgabedoggen auch jene, bei deren Aufzucht und Erziehung schwere Versäumnisse begangen wurden – oft genug nicht aus bösem Willen, sondern mangelnder Kenntnis der rassespezifischen Anforderungen oder dem Unvermögen, diese zu bedienen. Eine seriöse Doggenschutzorganisation wird die potentiellen Interessenten für diesen Hund darüber ehrlich und sehr ausführlich informieren. Woran man eine seriöse Hundevermittlung erkennt, wird weiter unten beschrieben.

Neben dem Hauptreservoir der Abgabedoggen hat jede Doggenschutz-Organisation natürlich auch immer wieder spektakuläre Fälle: Doggen, die aus schlechtester Haltung befreit werden mussten, Doggen aus Tierheimen in Osteuropa und Spanien und von den Tötestationen in den verschiedensten Ländern. Solche Doggen sind wesensmäßig häufig ganz anders strukturiert als eine Dogge aus unbelasteter Familienhaltung; das kann Vor-, aber auch Nachteile bieten. Ganz grob und durchaus nicht generalisierend bezeichnet, haben die klassischen Abgabedoggen eher Erziehungs- und Dominanzprobleme; Doggen aus dem puren Elend dagegen sind eher scheu, ängstlich und weisen sogenannte Deprivationsschäden (Mangel an sozialer Erfahrung) auf. Und damit ist aber auch für jeden etwas dabei: die einen können eher mit ängstlichen Doggen umgehen, die anderen trauen es sich zu, einen 2-jährigen unerzogenen Doggenrüden erfolgreich in seinen Rang einzuweisen. Alle genannten Doggenschutz-Organisationen achten streng darauf, die passende Dogge zum richtigen Halter zu vermitteln. Aber alle können sich auch einmal täuschen!