Aua1360: Sachkundeprüfung Tierschutzgesetz (1): Nur ruhig Blut – hier sind alle Fragen!

 

{TS-Kritik, satirisch verseucht und mit kapitalismusfeindlicher Pointe}

[Aktualisierung 11.07.14 hinsichtlich der korrekten Bezeichnung des Tests]

[Aktualisierung 15.07.14 Wegen: Die DN-Redaktion hat gestern eine sehr dubiose anonyme Mail erhalten. Aufgrund des E-Mail-Absenders muss nach bisherigem Kenntnisstand angenommen werden, dass diese Mail von der Tierärztlichen Arbeitsgemeinschaft Hundehaltung e. V., Dr. Dorit Feddersen-Petersen, stammt oder mindestens dort autorisiert wurde. Darin wird DN aufgefordert, die unten in einem Kasten genannten Quellen zu entfernen. Die DN-Redaktion kommt dieser Aufforderung nach. Im Übrigen sind die Prüfungsfragen unter den vormals angegebenen Quellen auch nicht mehr verfügbar. Näheres dazu siehe Aua1362. Auch einige andere Links aus diesem Artikel sind inzwischen nicht mehr verfügbar!]

 

Ganz ganz dünnes Eis! Was für ein Durcheinander! Die DN-Redaktion kann nicht versprechen, dass nachstehender Artikel zum Thema Sachkundeprüfung Tierschutzgesetz, die dazu im Internet verfügbaren Online-Tests und dubiose Vorgänge um ein PayPal-Kaufangebot in den letzten 24 Stunden mehr Klarheit bringen. Aber ein Versuch ist es wert.

Es geht um die ab 1. August 2014 nach dem neuen Tierschutzgesetz erforderliche Erlaubnis des jeweils zuständigen Veterinäramts für Tierschützer, welche mit Auslandshunden befasst sind (Verbringung, aber auch Vermittlung), sowie Hundetrainer. Obwohl seit Inkrafttreten des Tierschutzgesetzes im Juli 2013 die neuen Regelungen schon bekannt waren, haben sich offensichtlich viel zu viele Betroffene auf der großzügigen Übergangsfrist ausgeruht und geraten jetzt dicht vor dem 1. August 2014 in Panik.

Richtige Tiefe bekommt die neue Genehmigungshürde durch einen im Internet verfügbaren Online-Test zur Sachkundeprüfung.

 

Das ist aber ein schönes Geschäft!

Wie bei allen solchen staatlichen Vorgaben knüpft sich unmittelbar daran das lukrative Geschäft. Im Internet sind schon diverse Vorbereitungskurse etwa von Tierärzten im Angebot. Diese Praxis etwa bietet für die Zielgruppe Hundetrainer ein eintägiges Vorbereitungsseminar zum Preis von 270 Euro inklusive Schulungsunterlagen an. Ein erster Termin am 19. Juli 2014 sei schon ausgebucht; weitere Termine im August, September, Oktober und November werden angeboten. Die Teilnehmerzahl sei begrenzt, ist der Homepage zu entnehmen. Auf welche Anzahl jedoch konnte DN nicht in Erfahrung bringen. Der Veranstalter war telefonisch nicht zu erreichen. Aber selbst bei 15 Teilnehmern pro Termin hört sich das lecker an (4050 Euro pro Termin x 7= 28.350 Euro).

Kein Wunder also, dass Betroffene im Internet nach anderen Wegen suchen.

 

Berechtigte Kritik an den Prüfungsfragen?

Übrigens wird diese Redaktion seit geraumer Zeit mit belegter Kritik an den Prüfungsfragen für die Tierschützer munitioniert. Der Test firmiert unter der geschützten Bezeichnung „Sachkundeprüfung Importhunde D.O.Q-Test® IMP“. Daneben gibt es dann noch die Testvarianten „Sachkundeprüfung Hundetrainer D.O-Q.-Test® PRO“ sowie speziell für das Bundesland Nordrhein-Westfalen die „Sachkundeprüfung Hundehalter D.O.Q.-TestTest® NRW“ (alle hier!). Die Fragen entwickelt hat die Arbeitsgemeinschaft Hundehaltung in der Bundestierärztekammer:

              

Die Arbeitsgemeinschaft Hundehaltung (AG-H) in der Bundestierärztekammer hat gemeinsam mit auf Verhaltenstherapie spezialisierten Tierärzten, veterinärmedizinischen Fakultäten und professionellen Hundeausbildern einen umfangreichen Fragenkatalog entwickelt, der von der Tierärztlichen Arbeitsgemeinschaft Hundehaltung e.V. (TAG-H) fortgeführt wird. Dieser ist für den bundesweiten Einsatz geeignet und aufgrund der einheitlichen Durchführung in einem Höchstmaß objektiv, gültig und zuverlässig.

D.O.Q.-Test 2.0 wird unterstützt von folgenden Verbänden, Körperschaften des öffentlichen Rechts, Vereinen und Firmen:

– BTK Bundestierärztekammer e.V.
– Tierärztekammer Schleswig-Holstein K.d.ö.R.
– Tierärztekammer Niedersachsen K.d.ö.R.
– GTVMT – Gesellschaft für Tierverhaltenstherapie e.V. 
– Tierärzte ohne Grenzen e.V.
– TVT – Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.
Albrecht GmbH – Vet.-med. Erzeugnisse
Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH
DJV – Deutscher Jagdschutz-Verband e. V.

(Quelle Hervorhebung d. DN-Red.)

              

Das passt total gut zum Tierschutz 2014, der seine Sachkunde mit einem Test nachweisen soll, an deren Entwicklung die Jäger und die Pharma so nachhaltig (!) beteiligt waren, dass sie sich namentliche Erwähnung verdient haben.

 

Immer richtig: irgendwas mit „-iose“

Die Kritiker des Testes monieren: Die Prüflinge sollen am Computer die Inkubationszeit für Borreliose ankreuzen. Die richtige Antwort darauf sei aber gar nicht bei den Multiple-Choice-Optionen dabei. Was aber solle ein Prüfling ankreuzen, wenn die richtige Antwort fehle?

Dafür würden die Antwortoptionen zur Krankheit Babesiose passen.

Anderes Beispiel: Die Prüflinge werden nach dem exakten Farbton eines EU-Heimtierausweises gefragt. Als Antwortoptionen stehen zur Verfügung:

a. Blau: Ultramarine Cyan Blue
b. Blau: Pantone Reflex Blue
c. Gelb: Yellow Gold
d. Gelb: Yellow Ocker

Da gucken natürlich wieder jene Tierschützer mit dem Ofenrohr ins Gebirge, deren Impfausweise lila mit grünen Punkten sind.

Nee, oder? Sind da auch Satiriker am Werk? Zu wissen, dass der EU-Heimtierausweis blau ist, sollte doch völlig für die behördliche Genehmigung dafür ausreichen, völlig verängstigste Straßenhunde ihrer Freiheit zu berauben und sie an nicht vorkontrollierte Adoptanten mit attestierter sozialer Sodomie zu vermitteln, die ihnen klammheimlich noch mindestens ein Bein abnehmen zu lassen, damit sie mit einem Rollihund aus der Töte renommieren können? Warum fragen die Herrscher der Sachkunde nicht gleich danach, wie herum man einen Impfausweis zur besseren Lesbarkeit halten sollte?

 

Die Facebook-Seite Sachkundeprüfung Tierschutzgesetz

Natürlich ist die Prüfung auch Thema auf Facebook. Dort gibt es schon seit August 2013 die Seite „Sachkundeprüfung Tierschutzgesetz“, deren Betreiber wieder einmal im Dunkeln verbleibt.

Heute Morgen jedoch machte diese Facebook-Seite Furore mit einem nur kurzfristig einsehbaren Geständnis:

 

 
Bildzitat Screenshot von Facebook Sachkundeprüfung – Tierschutzgesetz; nur kurzfristig lesbares Posting am 10.07.2014 morgens. (Ja, ja, der frühe Vogel fängt den Wurm!)

 

Zur besseren Lesbarkeit hier der Text pur:

              

Betr.: Für 10 Euro Prüfungsfragen kaufen

Hier auf dieser FB-Seite wurde gestern angeboten, dass man für 10 Euro die Prüfungsfragen für die Computer-Sachprüfung kaufen könne, statt für einen 8-stündigen Vorbereitungslehrgang EUR 270,00 zu bezahlen. Dabei handelte es sich natürlich um einen „schlechten Scherz“. Ich wollte nur herausfinden, ob es tatsächlich Hundetrainer und Tierschützer gibt, die sich die Prüfungsfragen kaufen, statt für die Sachekundeprüfung zu lernen.

Einige Facebook-Leser haben das „Angebot“ allerdings wirklich ernst genommen und tatsächlich EUR 10,00 per PayPal bezahlt. Bei diesen Personen möchte ich micht hiermit in aller Form öffentlich für mein Verhalten entschuldigen. Dabei bin ich wohl über das Ziel hinausgeschossen.

Es war ganz bestimmt nicht beabsichtigt, jemanden um seine 10 Euro zu betrügen. Selbstverständlich haben alle Personen ihre 10 Euro zurückerhalten. Ich stehe zu meinem Fehlverhalten und werde dafür auch die rechtlichen Konsequenzen tragen.

(Facebook Sachkundeprüfung Tierschutzgesetz, Posting am 10.07.14 im SS von 11.16 Uhr)

  

              

Dazu gab es dann noch einige empörte Leserkommentare. Inzwischen ist dieses Posting mitsamt den empörten Leserkommentaren wieder verschwunden.

Eigenartig! Jemand hat offensichtlich am Vortag Interessierten angeboten, ihnen die Prüfungsfragen gegen ein Entgeld von 10,00 Euro zuzuschicken. Dieses Angebot mit PayPal-Button soll ein Scherz gewesen sein. Auf diesen Scherz sind einige User hereingefallen und haben das Geld bezahlt. Der unbekannte Geständige gibt an, das Geld inzwischen an die entsprechenden Personen zurücküberwiesen zu haben.

(Warum kommt die DN-Redaktion eigentlich nie auf so geniale Verdienstideen?)

 

Und dann ist da noch Claudia Frenzel

Der Merkwürdigkeiten nicht genug gibt es darüber hinaus noch eine Webseite „Sachkunde-Tierschutzgesetz-Computerfragen“. Auf der ist heute gar nichts mehr zu lesen. Nach den dieser Redaktion vorliegenden Informationen jedoch soll dieses Angebot mit den zugeschickten Prüfungsfragen auch auf dieser Seite gemacht worden sein. Und es tauchte auch ein Name auf: Claudia Frenzel.

Jetzt ist die Seite so gut wie leer.

 

DN versteht die ganze Aufregung nicht

Wenn diese Redaktion das jetzt richtig versteht, dreht sich die ganze Aufregung um die Fragen des Tests? Um an diese zu kommen, zahlen Prüflinge 10 Euro an Unbekannt?

Übrigens ist Folgendes seltsam und bemerkenswert: Für viele andere bundesweite Tests wie etwa die Führerscheinprüfung, der Jagdschein etc. sind die Fragen öffentlich verfügbar. Warum nicht bei der Sachkundeprüfung?

An dieser Stelle scrollt der Leser noch einmal nach oben zu den 28.350 Euro … Und das nur für einen (1) Veranstalter!

Auf einer der genannten Internetseiten stand gestern noch die Kalkulation, dass bei angenommenen 2.000 Hundetrainern bundesweit und Auslandshundevermittlern mit einer Lehrgangsgebühr von 270 Euro mal rasch etwas mehr als eine halbe Million Euro verdient sind!

Darf DN auch mitmachen?

Wahrscheinlich firmiert die mit dem neuen Tierschutzgesetz eingeführte Erlaubnispflicht recht eigentlich unter „Konjunkturprogramm“ für verarmte Tierärzte, eine ohnehin starke Fraktion im Prekariat!

 

Aktion für freie Tierarzt-Wochenenden bis Weihnachten

Wer von den Sachkundebegierigen der DN-Redaktion 1 Euro Lesegeld überweist, darf sich bei unten genannten Quellen, die mit Bedacht nicht hypergelinkt sind, weshalb der Leerschritt zu entfernen ist, die Prüfungsfragen (welche und vom wem auch immer) einmal in Ruhe ansehen.

Aber erst NACH dem Bezahlen! DN verlässt sich da ganz auf Ihre Ehre!

 

Hundetrainer:

[Quellenangabe wurde von der DN-Redaktion am 15.07.2014 entfernt – siehe dazu Aua1362]

Auslandstierschutz:

[Quellenangabe wurde von der DN-Redaktion am 15.07.2014 entfernt; siehe dazu Aua1362]

Gewerbsmig:

[Quellenangabe wurde von der DN-Redaktion am 15.07.2014 entfernt; siehe dazu Aua1362.]

 

Die jeweils richtige Antwort ist in den Fragen schon markiert.

Wo also bitte ist das Problem? Warum bitte zahlt man an Unbekannt 10 Euro?

Allerdings besteht die Sachkundeprüfung ja nicht nur aus diesem Fragenkatalog, sondern ein mündliches Fachgespräch kommt hinzu und eine praktische Prüfung ist zu absolvieren.

Wie die aussieht, kann man sich – analog zu der Farbenfrage hinsichtlich des EU-Heimtierausweises – ungefähr vorstellen:

* Welches Ende der Leine gehört an den Hund?
* Wie herum halte ich einen Impfausweis?
* Warum macht mein Tiersex-Toy, das wie ein Schaf aussieht, eigentlich „Muh“, wenn ich meinen Finger in die vorgesehene Öffnung einführe? Lösung.

Ne, ne, ne, ne!