Aua1219P: PETA Deutschland expandiert gar nicht: Acht plaudernde Stellenausschreibungen

 

{TS-Kritik}  [im DNPA erschienen: 12.12.13; online verfügbar ab: 14.02.14]

 

Immer wieder wird DN Sympathie und/oder gar Verharmlosung der Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e. V. vorgeworfen (vgl. auch Aua917). Und das, obwohl DN mehrere sehr kritische Artikel über die umstrittene Tierrechtsorganisation verfasst hat (siehe Linkliste am Ende vom Text).

Allerdings: Dr. Edmund Haferbeck, wissenschaftlicher Berater von PETA Deutschland, ist Profi genug, die Kommunikation mit DN aufrecht zu erhalten. Solche Kindereien wie beim Deutschen Tierschutzbund (DTB) gibt es bei PETA nicht. Der DTB ist derart beleidigt, dass er Presseanfragen (von DN) grundsätzlich nicht beantwortet.

Und im Fall der Zoophilie-CD aus dem Fundus des Europäischen Tier- und Naturschutz e. V. hatte PETA Deutschland mit seiner Bewertung dieser als reines Verleumdungsdokument der DN-Redaktion wirklich geholfen: Aua962.

Das alles jedoch trübt das kritische Auge dieses Blogs gegenüber den PETA-Aktivitäten nicht. Und ziemlich rund wurde dieses bei den aktuellen Stellenausschreibungen der Tierrechtsorganisation. Die verdienen Beachtung:

 

Sieben Vollzeit-Stellenangebote und noch eine

Nach den Schlappen des Jahres 2013 nährte die Tatsache nachstehend genannter acht Stellenausschreibungen bei der DN-Redaktion den Eindruck, dass PETA jetzt massiv expandiere. Dem Image der Tierrechtler geschadet haben dürfte nach diesseitigem Eindruck die 2013 erfolgte (neuerliche) mediale Thematisierung der Tötungen in amerikanischen PETA-Tierheimen (hier und hier) sowie die Bewertung der Stiftung Warentest von PETA als unwirtschaftlich arbeitende Organisation mit unzureichender Transparenz und unzureichender Organisation/Kontrolle. Auch der Weggang des bekannten Dokumentarfilmers Stefan Bröckling mit Team sorgte für Berichterstattung.

Doch schon in dem TAZ-Bericht war vom „Umbau bei (der) Tierrechtsorganisation“ die Rede. Die scheinen die Verantwortlichen jetzt zu konkretisieren. Aktuell schreibt PETA Deutschland sage und schreibe acht Stellen aus, sieben davon in Vollzeit, eine alternativ als Voll- oder Halbzeitstelle.

Gesucht werden:

1. Campaigner/in Tierische Mitbewohner

2. Campaigner/in Ernährung

3. Wissenschaftliche Berater/in zum Thema Tierversuche

4. Mitarbeiter/in im Video-, Grafik- und Social-Media-Team

5. Mitarbeiter/in im Streetteam für den Bereich Jugendmarketing

6. Mitarbeiter/in im Marketing für den Bereich Jugendmarketing

7. Administrator/in IT und Technik

8. Mitarbeiter/in zur Betreuung der PETAKids-Kampagne

 

Das ist geklotzt, nicht gekleckert!

 

So entspannt und locker wird es bei all dem Marketinggedöns und dem verlangten unternehmerischen Denken für die neuen PETA-Mitarbeiter mutmaßlich nicht zugehen?

©Ulla Trampert / pixelio.de

 

Nur Stellenwechsel und Mitarbeiterersatz

Alle oben genannten Eindrücke, die bei der DN-Redaktion entstanden waren, täuschen. So zumindest legt es die Stellungnahme von PETA nahe.

Bei einem Verein mit 40 Mitarbeitern sei Stellenwechsel völlig normal. Die Mehrzahl der ausgeschriebenen Tätigkeiten ersetzen bisherige PETA-Mitarbeiter oder es handele sich um Neuausschreibungen schon länger vakanter Positionen.

Auch gebe es keinen Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Rechercheteams (Stichwort: Bröckling), die physische Trennung von diesem sei schon vor fast einem Jahr erfolgt und Mitte 2013 dann arbeitsrechtlich vollzogen worden sei. PETA Deutschland arbeite seit geraumer Zeit mit professionelleren (!), jedoch nicht mehr bei PETA angestellten Ermittlern zusammen. Die Mitarbeiterzahl 2013 stagniere.

Man beachte den Komparativ „professionelleren“! Also „professioneller“ als Bröckling & Co.?

Die geplante DN-Artikel-Überschrift „PETA expandiert“ stimme nicht, so PETA. In der Stellungnahme aber dann heißt es: „Dennoch wird PETA expandieren, das ist völlig klar.“

Ja, so klar wie obige widersprüchliche Ansagen.

Die Spendeneingänge seien – gerade wegen der heftigsten Attacken auf PETA – erheblich gestiegen.

 

© Uschi Dreiucker / pixelio.de

 

Marketing, Marke, Unternehmen, Vermarktung, Marketingaktivitäten …

Auffallend ist die Sprache der laut plaudernden PETA-Stellenanzeigen. Wie bei einem börsennotierten Unternehmen ist ständig die Rede von Marke, Unternehmen, Marketing, Vermarktung etc.

Tierrechte als Vermarktung? Marketing als Vollzeit-Aktivität der Mitarbeiter eines gemeinnützigen Vereins?

Geballt tritt diese Lexik in der Stellenausschreibung für den/die „Mitarbeiter/in im Marketing für den Bereich Jugendmarketing“ auf:

 

                              

Stellenzusammenfassung und Ziele:

Als Mitarbeiter im Marketing im Bereich Jugendmarketing sind Sie verantwortlich für die Vermarktung unserer Jugendmarke peta2.de, von der strategischen Planung bis zur operativen Umsetzung. Ihr Fokus liegt auf dem strategischen Marketing (online/offline), Event Marketing und Kooperationen im Bereich Musik, Fashion, Entertainment und Lifestyle.

(PETA Stellenausschreibung Mitarbeiter Jugendmarketing; Quelle 6; Hervorhebg. d. DN-Red.).

              

In dieser Sprache geht es dann bei der Beschreibung der Hauptaufgaben weiter:

              

Hauptaufgaben:
Aufbereitung der Marke peta2.de und Tierrechtskampagnen unter besonderer Berücksichtigung der Themenschwerpunkte Ernährung (Vegan), Unterhaltung (Zoo und Zirkus), Bekleidung (Pelz, Wolle und Leder) sowie Tierversuche
– Eigenverantwortliche Projektorganisation von Kooperationen und Kampagnen
– Ständige Produktentwicklung und Initiierung von neuen
Vermarktungsstrategien
– Planung, Koordination und Kontrolle aller Kampagnen und
Marketingaktivitäten
– Erstellung von
Marketingplänen
– Erstellung und Überwachung von Aktivitätsplänen zu Tourneen und Events
– Perspektivisch: Kostenkontrolle und -verantwortung des Produkt- und Marketingbudgets
– Terminierung und Abstimmung der Arbeitsabläufe zwischen den Bereichen
Marketing, Promotion, Merchandiseund weiterer angrenzender Bereiche

(ibid.)

  

              

Der gemeinnützige Verein bereitet eine Marke auf. Der gemeinnützige Verein entwickelt ein Produkt. Der gemeinnützige Verein kontrolliert Marketingaktivitäten und erstellt Pläne hierzu. Der gemeinnützige Verein stimmt die Arbeitsabläufe zwischen den Bereichen Marketing, Promotion, Merchandise ab.

Bitte?

 

PETA verkaufe das Produkt Mitgefühl

Diese Sprache ist gewollt. PETA schreibt dazu, schon in der SPIEGEL-Story 2006 habe die Tierrechtsorganisation formuliert, „das Produkt Mitgefühl“ zu verkaufen. PETA sei längst eine Marke; mit keiner anderen Orga werden Tierschutz und Tierrechte mehr identifiziert als mit PETA. An dieser Marke kämen inzwischen selbst mächtige Konzerne nicht mehr vorbei.

 

Kinder und Jugendliche im Fokus

Allein drei der insgesamt acht ausgeschriebenen Stellen beziehen sich auf das „Jugendmarketing“ und die Betreuung der PETAKids-Kampagne. Diese Fokussierung dürfte Kinder- und Jugendschützern Sorge bereiten. Schon die Kampagne „Dein Papa tötet Tiere“ erntete heftige Kritik.

Auf der als Quelle umstrittenen Plattform Antivegan-Wiki heißt es dazu:

 

              

Propaganda

PeTA gibt sehr viel Geld für Werbung aus, die teilweise hart an der Grenze zum Geschmacklosen ist. So wird gezielt junges Publikum propagandaartig aufgehetzt und ideologisiert.

PeTA2

PeTA2 ist die Jugendseite von PeTA. Hier wird dazu aufgerufen (und mit kleinen Geschenken belohnt), Klassenfahrten in den Zoo zu sabotieren, PeTA-Filmchen in der Schule vorzuführen oder ein Referat über ein PeTA-Thema zu halten.

PeTAkids

PeTAkids ist im Gegensatz zu PeTA2 bunter und kindlicher gehalten und soll die 7- bis 12-Jährigen ansprechen. Neben einem Onlineshop mit parolenbemalten T-Shirts wird auch schon einmal drastischer ideologisiert. Siehe z.B.: Deine Mami tötet Tiere“ und Your Daddy kills animals

(Antivegan-Wiki zu PeTA: https://www.antiveganforum.com/wiki/PeTA)

  

              

Auch unter dem Aspekt, dass gemäß Urteil des Landgerichts Hamburg der Tierrechtsorganisation PETA nachgesagt werden darf, dass deren Aktivisten Straftatbestände nicht scheuen, ist die verstärkte Zuwendung an Kinder und Jugendliche beunruhigend.

Eingedenk des oben gelisteten Wörterbuch des Kapitalismus‘, wie es sich in den aktuellen Stellenausschreibungen von PETA wiederfindet, soll an dieser Stelle der Kommentar des Zirkus-Krone-Anwalts zur obigen Gerichtsentscheidung aufgerufen werden:

 

              

„Das jetzt rechtskräftig gewordene Hamburger Urteil ist erfreulich klar und deutlich in seiner Begründung“ kommentiert Dr. Walter Scheuerl, Rechtsanwalt des Circus Krone und Partner im Hamburger Büro der Sozietät Graf von Westphalen, die Entscheidung. „PETA ist eben keine Tierschutzorganisation, die Tieren in Not hilft, sondern eine selbsternannte Tierrechtsorganisation, die auf Medienarbeit setzt, um Millionenbeträge an Spenden einzuwerben“, so Scheuerl weiter. „Das Hamburger Verfahren, in dem PETA jetzt zu Recht unterlegen ist, kann einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung der Öffentlichkeit über PETA und die Aktivisten leisten, die hinter dieser Organisation stecken.“ Dr. Scheuerl betont: „Solche radikalen Tierrechts- und Spendenorganisationen haben mit echten Tierschutzorganisationen wenig gemeinsam.“

(Pressemitteilung Rechtsanwalt Dr. Walter Scheuerl am 28.06.2012 zu einem Urteil des Landgericht Hamburg)

              

 

Dieses Zitat von Dr. Scheuerl im obigen Kontext findet bei Dr. Edmund Haferbeck keinen Anklang: Da werte ein juristisch nicht versierter (ehemaliger) Pressesprecher des Zirkus Krone, dass PETA-Aktivisten auch vor Straftatbeständen (und nicht vor Straftaten) zurückschrecken würden. PETA-Ermittler verschaffen sich hundertfach im Jahr nicht gewünschen Zutrutt zu Anlagen – alles straflos. „So what?“, fragt’s in der Stellungnahme.

What?“, fragt DN zurück: Das von DN gewählte Zitat stammt von einem Rechtsanwalt, der von einem Nichtjuristen den Vorwurf „juristisch nicht versiert“ entgegennehmen muss?

 

© M. Großmann / pixelio.de

 

PETA schaffe ein Gegengewicht

Den kampagnentechnischen Zugriff auf Kinder und Jugendliche rechtfertigt PETA Deutschland als Gegengewicht: Jäger,- Tierversuchs-, Agrar- und Pharmaindustrie würden die Jugend von Kitas und Schulen aufwärts bis zu den Universitäten mit Hunderten von Millionen umgarnen, „mit Lügen-Materialien“. Deshalb wolle sich PETA mit seinen bescheidenen Mitteln auch im Jugendbereich mehr engagieren.

Zum Abschluss kündigt Dr. Haferbeck noch eine Veröffentlichung an, welche die Stiftung-Warentest-Prüfung (Aua1163) Lügen strafe und welche die Angriffe dokumentiere, derer sich PETA ständig erwehren müsse. Diese erfolgten ausschließlich aus Tierausbeutungsbranchen und den ihnen hörigen staatlichen Organe.

 

Doggennetz.de-Senf:

Der Angriff Aua1219P erfolgte jetzt aber nicht aus der Tierausbeutungsbranche und den ihnen hörigen staatlichen Organe …

 

Weitere DN-Artikel zu PETA:

Aua105 / Aua112 / Aua113 / Aua115 / Aua144 / Aua145 / Aua175 / Aua392 / Aua395 / Aua425 / Aua426 / Aua433 / Aua484 / Aua529 / Aua548 / Aua680 / Aua757 / Aua759 / Aua869 /Aua916 / Aua917 /Aua962 / Aua1163 /

 

CharityWatch.de-Artikel über PETA:

* http://www.charitywatch.de/?id=743
* http://www.charitywatch.de/?id=1330
* http://www.charitywatch.de/?id=1621