Aua1305: Ein interessanter Leserbrief zu PerspekTIERisch und Pav10

 

{TS-Kritik}

 

Jau: Pav10 macht eine enorme Welle! Noch keine zwei Tage online, verzeichnet der Artikel über 600 Zugriffe. Gleichzeitig gehen jede Menge Schmähmails ein. Und Anrufe mit unterdrückter Rufnummer …

 

Ein Tierheim mit angeschlossener Schnitzelfarm?

Hinter „Schweinemast im Casa Cainelui“ steckt aber auch ein saftiger Skandal, der sich offensichtlich jedoch vielen Unterstützern des Projekts gar nicht mitteilt. Abgesehen von möglichen strafrechtlichen Fragen (Untreue, Spenderbetrug) scheint auch das ethische Problem für viele nicht erkennbar zu sein: ein Tierheim inklusive Schnitzelfarm zu betreiben. Oder Rassismus pur: die eine Tierart wird geschützt; parallel dazu die andere gemästet und zum Verzehr vorbereitet.

Ist Tierschutz inzwischen tatsächlich derart korrumpiert? Erkennen die Verfechter die Doppelmoral auch dann nicht mehr, wenn sie schon neben dem Hundezwinger quiekt?

Eine Ausnahme in den Zuschriften an die DN-Redaktion bildet nachstehender Leserbrief, der ausdrücklich auch zur Veröffentlichung freigegeben ist. Gut verständlich misst er erneut die Riesenlücke zwischen Tierschutz und Gesellschaft aus.

Zum besseren Verständnis hier zunächst der Leserbrief:

              

Hallo Karin Burger,

Ich möchte zu Ihrer Kritik einige Anmerkungen und Fragen los werden.

Zunächst einmal finde ich es grundsätzlich gut, wenn jemand eine Sache, egal um welches es geht, kritisch hinter fragt. Denn so können und werden in „einigen Fällen“ tatsächlich echte Missstände und Vergehen aufgedeckt.

Ein Freund von mir, der ebenfalls freier Journalist ist, hat noch nie eine Veröffentlichung rausgegeben, ohne dass er „alle“ seine Aussagen selbst recherchiert hat.

Ich finde es Schade, dass Sie sich mit kleinigkeiten, wie einem vergessenen „e.V.“, auf der Internetpräsenz von PerspekTIERisch auslassen. Fehler können passieren und sind nur Menschlich. Warum waren Sie als Profi in Schrift und Sprache nicht so nett und haben den Vorstand auf diesen Fehler hingewiesen?

Das wäre doch mal ein feiner Zug gewesen.

So bekommt man schnell den Eindruck, Sie seien auf der Suchen nach einem Anstoß. Was ist Ihre Motivation? Ist es ein Problem für Sie und die oder den einzelnen Züchter, weil hilfsbereite Menschen, neben ihrer Arbeit, eine unglaubliche Zeit aufbringen, um dort zu helfen, wo es am nötigsten ist? Oder liegt es daran, dass hier Hunden ein schönes, liebevolles und gerechtes Leben ermöglicht wird, welches in einem solch armen Land wie Rumänien nicht denkbar ist.

Hatten Sie noch keine Zeit sich ein eigenes Bild vom Casa Cainelui zu machen, oder sind Sie der Meinung nur von hören-sagen berichten reicht?

Wir haben zwei Hunde aus Rumänien. Seit dem sind wir immer sehr aufmerksam wenn es um das Tierheim von Romulus Sale geht. Unsere Unterstützung kommt tatsächlich dort an, wo sie gebraucht wird.

Wir, meine Verlobte und ich waren Ende März das erste Mal als Helfer im Casa. Wir hatten eine Vorstellung wie es dort aussehen könnte, allerdings ist unsere erster Eindruck mit den Worten „unfassbar“, bitte hier ausschließlich im positiven zusehen, zu beschreiben. Eine große, begrünte und aufgeräumte Anlage mit Freiläufen. Dahinter steht ein Tierschützer Namens Romulus Sale, der jeden Tag mit unermüdlichem Einsatz um jedes einzelne Tier und um Gerechtigkeit in seinem Land kämpft, sowie der Verein PerspekTIERisch.

Selbst ich, kam mit meinem Rollstuhl dort zurecht. Alle Helfer vor Ort sind offen und kommen mit einem lockeren „Du“, wie das so üblich ist wenn man zusammen hilft ganz toll zurecht. Meine Partnerin und ich haben kein Problem damit, dass Romulus Saale seine 2 oder 3 Schweinchen hinter dem Lager, außerhalb der Zwingeranlagen hält.

Freuen Sie sich doch, dass es einige wenige gibt, die sich so für Tiere einsetzten. Das Tiere gegen eine Vermittlungsgebühr -nach Vorkontrollen- in ein neues Zuhause dürfen, wird in jedem Deutschen Tierheim so gehandhabt. Ein Züchter will – je nach Hunderasse – zwischen 1000€ und 2000€ für seine Welpen. Hier wird echtes Geld gemacht.

Sollten Sie einmal die Zeit finden, neben ihren ganzen „Hören-Sagen-Recherchen“, machen sie sich ein eigenes Bild, was dieser Verein dort geschafft hat. Frau Burger, wir alle, dass kann ich sagen, Sie wären überrascht.

Schade das Sie so negativ eingestellt sind, beziehungsweise, Sie es anderen besonders schwer machen wollen und mögliche Spender und Helfer abschrecken.

Aufgrund Ihrer Annahme, dass der Tierschutz nicht nachhaltig sei, empfehle ich Ihnen, sich einmal die vielen Videos anzuschauen. Hier finden Sie zum Beispiel auch Informationen über Kastrationsprojekte.

Es wäre mir eine große Freude, von Ihnen zu hören und diese Mail als Leserbrief oder Reaktion auf Ihrer Seite veröffentlicht zusehen.

Viele Grüße aus Nordhessen

Christian Thiel und Stefanie Kalte

 

              

 

Der Abgrund zwischen Tierschutz und Gesellschaft

DN veröffentlicht den Leserbrief von Christian Thiel und Stefanie Kalte deshalb besonders gern, weil er die Kluft zwischen Tierschutz und Gesellschaft kleinschrittig ausmisst. Er dokumentiert gut verständlich grundsätzliche Wahrnehmungs-, Verständnis- und Bewertungsprobleme. Mithin zeigt er exemplarisch, warum seit Jahren insbesondere im Auslandstierschutz nichts vorwärtsgeht und auch in Zukunft nichts vorwärtsgehen wird. Wenn sich Unterstützer solch – nach Meinung dieser Redaktion – kontraproduktiver Projekte wie dem Casa Cainelui mit vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen (z. B. zu Lebensformen von Hundepopulationen und Ansprüchen moderner Hundehaltung) und bestehender Kritik nicht auseinandersetzen und sie durch Emotionen und ihre persönliche und offensichtlich durch keine Fakten fundierte Bewunderung für einzelne Akteure ersetzen, wird Entwicklung unmöglich gemacht.

Warum etwa werden ansonsten für die Gesellschaft geltende Standards (z. B. geltendes Recht, Pressefreiheit, freie Berufsausübung) im Tierschutz einfach außer Kraft gesetzt?

Kein Leser im erstgenannten Bereich würde von Thomas Roth oder Claus Kleber verlangen, selbst in Syrien gewesen zu sein, bevor Nachrichten von dort veröffentlicht werden. “Gesellschaft“ weiß, was Journalismus ist; „Tierschutz“ nicht! Da wird der Beruf des Berichterstatters oder in diesem Fall des Bloggers missverstanden als Dienstleistungsunternehmen für dilettantische Vereinsvorstände, die sich solche juristisch unter Umständen folgenreiche und damit den Verein Geld kostende Fehler erlauben dürfen wie im Fall PerspekTIERisch e. V.

Nirgendwo sonst im Medienbereich würde man von Berichterstattern einen Präsenznachweis zum Berichterstattungsgegenstand verlangen. Alles, was diese Redaktion am Projekt Casa Cainelui kritisiert, ist völlig unabhängig von eigener Augenscheinnahme. Es liegen genügend Bilder, Fernsehberichte und Videos vor, um sich einen sättigenden Eindruck zu verschaffen.

Das, was die DN-Redaktion bisher nicht kritisiert hat (z. B. die katastrophale Qualität der Zwinger – siehe Bilder unten), wäre von Augenscheinnahme vor Ort abhängig. Weil diese Augenscheinnahme vor Ort nicht erfolgt ist, unterblieb diese Kritik bisher.

So einfach ist das.

 

Seit Jahren werden wichtige Fragen nicht beantwortet

Die für das Projekt Verantwortlichen beantworten ja noch nicht einmal banale Presseanfragen?

Warum auch werden die seit Jahren gestellten Fragen nicht beantwortet?

Auch ein Besuch von Karin Burger im Casa Cainelui würde immer noch nicht klären, was für die Beurteilung der Seriosität des Projekts unabdingbar und vor allem von Augenscheinnahme unabhängig ist:

—->  Wem das Grundstück dort gehört und von welchen Geldern es gekauft wurde;

—-> wie weit entfernt von der Stadt Timisoara sich das Casa Cainelui befindet und welche Verkehrsverbindungen bestehen?

—->  wem mit welchen Verträgen welche Nutzungsrechte wie lange eingeräumt wurden;

—->  ob es eine Baugenehmigung gibt (vgl. dazu aktuell Aua1304);

—-> ob es eine Betriebsgenehmigung des zuständigen Veterinäramts mit welchen Bestandsgrößen und welchem Betreuungsschlüssel gibt;

—-> wie der Betreuungs- und Personalschlüssel aussieht, welche Verträge mit dem Personal geschlossen wurden;

—-> ob Romulus Sale einen Sachkundenachweis besitzt und wie er ihn erworben hat;

—-> welche Verbindungen er zum Betreiber des früheren Tötungsheims Danyflor (vgl. Aua903) pflegt;

—-> wie und wo das gespendete Hundefutter gelagert wird und vermittels welcher Mechanismen verhindert wird, dass dieses wie viele andere Futterspenden aus Deutschland auf dem Schwarzmarkt vertickt wird;

—-> ob Nachweise belegen, dass die Menge eingehenden Hundefutters deckungsgleich mit der erwartbaren Menge verfütterter Quantitäten passend zum Bestand ist;

—-> wie die Betriebsbilanz des Casa Cainelui aussieht;

—-> ob das Grundstück infrastrukturell erschlossen ist;

—->  welche Verträge das Casa Cainelui mit der Stadt Timisoara geschlossen hat (ohne Verträge KEIN Tierschutz, weil es gilt, die gewerblichen Anbieter mit ihren tierverachtenden Methoden aus dem Wettbewerb zu drängen);

—-> ob der Freilaufanteil der Zwinger weiterhin völlig ungeschützt und die Hunde damit der Witterung schutzlos ausgeliefert sind (Abdeckung, Schutz vor Regen und Sonne);

—–> wovon Romulus Sale eigentlich lebt

… und mindestens 60 andere Fragen mehr (vgl. auch Aua462, Aua516)!

 

Bisher gar nicht geübte Kritik: katastrophale Zwinger!

Einen Punkt jedoch würde DN bei einem Besuch vor Ort SOFORT abklären: die Abstände in den verbauten Zwingergittern! Die sehen rein optisch viel zu groß und nicht vorschriftsmäßig aus und böten damit massive Verletzungsgefahr für die Hunde. Rein optisch entsprechen die keinem Standard. Diesen schlimmen Verdacht könnte jedoch nur ein Vor-Ort-Besuch tatsächlich klären. Da DN diesen Punkt (und viele andere; vgl. Bildunterschrift) bisher jedoch gar nicht kritisiert hat, besteht auch kein Zwang zur Augenscheinnahme.

 

Bildzitat Screenshot Video ex Webseite des Vereins PerspekTIERisch über das neue Casa Cainelui. Das Video gibt die Zustände im Oktober 2012 an. Was hier zu sehen ist, sieht aus wie die pure Katastrophe: Nebeneinander gestaffelte Betonzwinger mit mutmaßlich viel zu großen Zwingergittern und ohne jede Witterungsschutz nach oben. Auf dem blanken Betonboden sind die Hunde sowohl der Sonne wie anderen Witterungseinflüssen schutzlos ausgesetzt. In den Zwingern einzelne Hundehütten, die zu der Anzahl der in den Zwinger zu sehenden Hunde nicht passt. Fraglich ist dann auch noch, mit wie vielen Hunden die einzelnen Zwinger besetzt werden. Außer den Artgenossen in der endlosen Zwingerreihe gegenüber können diese Hunde nichts sehen und beobachten. Monotomie pur! ABER: All das müsste man vor Ort genauer ansehen und verifizieren. DESHALB hat die DN-Redaktion diese Aspekte bisher gar nicht kritisiert, denn DN war nicht vor Ort (und verspürt auch kein Bedürfnis danach).

 

Ebenfalls von Augenscheinnahme vor Ort abhängig: Können die DN-Leser eine Abflussrinne für Regenwasser am Ende der Betonfläche erkennen? Oder gar ein entsprechendes Gefälle? Wo fließt das Regenwasser hin? Unterspült es die Zwinger?

Das alles weiß DN nicht und hat es deshalb auch bisher nicht kritisiert. Was kritisiert wurde, ist von dem persönlichen Eindruck vor Ort völlig unabhängig!

 

Justiziabel: Vorwurf der Verletzung journalistischer Sorgfaltspflichten

Im Leserbrief wird verklausuliert Kritik an den journalistischen Standards der Berichterstattung auf DN geübt. „Ganz, ganz dünnes Eis!“, würde Sascha Grammel seine Puppen sagen lassen! Diese Redaktion hat allmählich die Nase voll davon, dass jeder dahergelaufene Hampelpampel meint, ihr 22 Jahren journalistische Berufsausübung absprechen zu dürfen.

Und übrigens wäre so etwas auch justiziabel! Allerdings kann sich diese Redaktion in die Tierschützergewohnheit nicht einfinden, andere permanent anwaltlich abmahnen zu lassen.

Dass die Berichterstattung auf DN fundiert ist und allen Ansprüchen an journalistische Arbeit gerecht wird, das haben inzwischen mehrere deutsche Gerichte bestätigt. Eines derer vor einem Jahr auf ausführlichen 27 Seiten und ebenfalls im Kontext auch mit der Berichterstattung über das Casa Cainelui!

 

Keine Erlaubnis zur Berufsausübung?

Zurück zum Leserbrief: Wer fragt – im Rezeptionsbereich „Gesellschaft“ – eigentlich Kai Dieckmann, Sandra Maischberger oder Stefan Niggemeier nach ihrer Motivation, ihren gelernten Beruf auszuüben? Niemand! Aber Tierschutz ist so meilenweit von den übrigen gesellschaftlichen Standards entfernt, dass kritische Berichterstattung dort das Einfordern von Rechtfertigungen nach sich zieht. Es muss die nämliche Selbstherrlichkeit sein, welche diesen Tierfreunden das Recht einräumt, anderen zu untersagen, ihren Beruf auszuüben.

 

Konsens: „unfassbar“!

Christian Thiel und Stefanie Kalte beschreiben im nachstehenden Leserbrief ihre Gefühlslage angesichts ihres ersten Besuchs im rumänischen Casa Cainelui mit „unfassbar“! Dieses Unfassbar möchten sie ausschließlich positiv verstanden wissen.

Diese Redaktion teilt das „unfassbar“ durchaus bei der Ansicht und Durchsicht der vielen Bilddokumente vom Casa Cainelui. Für diese Redaktion ist es unfassbar, wie man im Jahr 2012 eine derart öde, für die Hunde unattraktive Anlage in die Landschaft betonieren kann.

 

Bildzitat Screenshot von der Webseite des Vereins PerspekTIERisch: Für diese Redaktion ist es unfassbar, wie man im Jahr 2012 eine derart grausame, monotone, aus lieblosen Betonzwingern bestehende Monumentalanlage in die Landschaft betonieren kann! Diese Anlagen spricht allen Erkenntnissen modernen Tierheimbaus und den Anforderungen der Hunde an ein erträgliches Dasein Hohn. Für rumänische Verhältnisse mag diese Anlage schon ein „Fortschritt“ sein. Da sie aber unter deutscher Aegide und mit dem Geld deutscher Tierfreunde errichtet wurde, hätte man eine den Ansprüchen der Hunde und modernen Erkenntnissen zum Bau von Tierheimen entsprechende Anlage errichten können. Nach Meinung der DN-Redaktion ist DAS da oben ein besseres Hunde-Guantanamo! Die Erbauer dieser Anlage haben offensichtlich von modernern Tierheimen keine Ahnung! Für Hunde von der Straße, die bisher ein selbstbestimmtes Leben mit vielen Sozialkontakten geführt haben, muss diese Monotonie und Ödnis, diese Betonwüste ohne Schutz vor Witterung eine Katastrophe sein!

 

Wie viele Tierheime in Deutschland haben Christian Thiel und Stefanie Kalte besucht, um sich dort die Sachkunde zu verschaffen, beurteilen zu können, wie man heutzutage Anlagen für die Tierunterbringung baut, welche den Hunden Abwechslung, Rückzugsmöglichkeiten, unterschiedliche Untergründe und „Räume“ sowie Beobachtungsmöglichkeiten bieten, damit sie die Monotonie eines Tierheimaufenthaltes besser ertragen können?

 

Kein Kriterium modernen Auslandstierschutzes erfüllt!

DN veröffentlicht diesen Leserbrief besonders gern deshalb, weil er anschaulich dokumentiert, woran es im Auslandstierschutz hakt. Dass etwa (in diesem Fall noch dazu quantitativ und qualitativ nicht definierte) Kastrationsprojekte noch nichts mit Nachhaltigkeit zu tun haben, beweisen doch gerade 20 Jahre deutscher Tierschutz in Rumänien!

Kennen Cristian Thiel und Stefanie Kalte die DN-Artikel Aua914, Aua923 und Aua1296? Wenn ja, warum gehen sie in ihrem Leserbrief auf die erheblichen Abweichungen des Casa-Cainelui-Projektes von wirklich nachhaltigem Auslandstierschutz und den in den genannten Artikel gelisteten Kriterien gar nicht ein?

 

Bewunderung statt Sachkenntnis

Bemerken sie ihre starke persönliche Bindung an und unverhohlene Bewunderung für den Verantwortlichen des Casa Cainelui, Romulus Sale? Wissen sie von den freundschaftlichen Verbindungen Sales zu dem Betreiber von Danyflor (vgl. Aua903)?

Haben sie jemals mit Tierschützern in Timisoara gesprochen, die Romulus Sale schon ein wenig länger kennen, sein Treiben beobachten, über seine Verbindungen staunen und sich im Übrigen fragen, wovon der Mann eigentlich lebt?

Bemerken sie nicht die logischen Brüche, wenn sie davon schreiben, wie Romulus Sale „jeden Tag mit unermüdlichem Einsatz um jedes einzelne Tier und um Gerechtigkeit in seinem Land kämpft“. Kennen sie nicht die vielen deutschen Tierschützer, die berichten, wie Sale seit Jahren über seine Arbeitslosigkeit und Finanznot kümt und klagt? Wovon lebt der Mann mit seiner Familie, wenn er „jeden Tag mit unermüdlichem Einsatz um jedes einzelne Tier“ kämpft? Wie erklärt sich der Leserbriefschreiber und im Abgleich mit dem jahrelangen Geldnotgejammer Sales so Phänomene wie die in Aua508 und Aua512 berichteten?

Und warum kämpft Sale (vielleicht!) für Hunde, darf dann aber Schweine zum Verzehr mästen und verkaufen? Was soll denn das für Tierschutz sein? Schaschlik-Ethik?

Und: Wer Tierschutz als „Kampf“ missversteht, hat schon jede Chance verspielt. So spektakulär ist Tierschutz dann doch wieder nicht. Stattdessen ist fundierte, professionelle Tierschutzarbeit viel mehr eine ziemliche Mühsal, die wenig Lorbeer auf dem Haupte der Akteure versammelt. Sie erfordert hohe Dialogkompetenz, Kompromissfähigkeit, Verhandlungsgeschick und ganz viel Sozialkompetenz. Und: Transparenz!

Mit wie vielen der Menschen, die von Romulus Sale nach deren Aussage schon bedroht wurden, haben die beiden Leserbriefschreiber gesprochen?

Welche Verbindungen in die Verwaltung von Timisoara hat Romulus Sale? Mit welchen wichtigen Stellen konnte er wegbahnende Vereinbarungen treffen und Verträge abschließen? Was sagt das rumänische Veterinäramt zu dem Betreiber vom Casa Cainelui? Mit welchen anderen großen deutschen Tierschutzorganisationen, die in Timisoara tätig sind, arbeitet Sale zusammen?

Wie viele Hunde sind derzeit im Casa Cainelui untergebracht? Wie sieht der Betreuungsschlüssel aus?

Kann Sale Traces-Meldungen für die nach Deutschland verbrachten Hunde nachweisen?

Und und und!

 

Nach 26 Jahren eigener Tierschutzarbeit Diskussion auf Augenhöhe!

Sehr höflich und nett artikulieren Thiel und Kalte ihre große Freude darauf, von DN zu hören.

Das glaubt diese Redaktion eher nicht! Denn die Abgründe zwischen den Standpunkten sind so dermaßen tief, dass für diese Redaktion kaum vorstellbar ist, wie diese mal eben und „nett“ kommunikativ überbrückt werden sollten?

Um auf denselben Erfahrungshorizont zu kommen, aus dem heraus die DN-Redaktion ihre Kritik übt, seien den Leserbriefschreibern 26 Jahre karitative Tierschutzarbeit mit ungezählten Tierschutzeinsätzen, hunderten von Vorkontrollen, zahlreichen Kastrationsaktionen, das mehrjährige Leiten eines Tierheims mit den dazugehörigen juristischen, betriebswirtschaftlichen, steuer- und arbeitsrechtlichen Kenntnissen, ungefähr ein Dutzend Sachkundeseminare zu unterschiedlichsten Themen der Hundehaltung und –ausbildung, das Ablegen mindestens der Begleithundeprüfung mit mehreren schon verhaltensauffällig gewesenen Hunden, besser noch Praxiserfahrung in weiteren kynopädagogischen Disziplinen wie z. B. Fährtenarbeit, Obedience etc. sowie der Besuch von deutschen Tierheimen quer durch die Bundesrepublik empfohlen. Ach so: Intime Kenntnis des Vereinsrechts wäre „nett“.

Dazu die Rezeption der einschlägigen Literatur, insbesondere im Bereich der Kynologie, sowie eine zweite Beraufsausbildung im medizinischen Bereich, welche das Verständnis für und den Zugang zu grundlegenden veterinärmedizinischen Themen ebnet. Schon wäre auch noch der Nachweis der erfolgreichen Aufzucht diverser Tierarten (mutterlose Vögel, Katzen, Nutztiere) sowie das durchgehend unfallfreie Führen einiger verhaltensauffälliger, gern auch besonders großer Hunde (wie z. B. Doggen) bis zu deren natürlichem Tod.

Wenn all das vorliegt, dann wird’s vielleicht „nett“?

Will Karin Burger mit obiger Auflistung etwa behaupten, dass sie all das vorweisen und belegen kann? Ja, sie will. Ja, sie kann!

 

Zum einen das Wahrnehmungsproblem

Der „gute Wille“ der beiden Leserbrief-Autoren ist unverkennbar! Angegriffen vom unerträglichen Tierleid in Rumänien nehmen sie aus ihrer Perspektive „Hilfe“ und „Rettung“ wahr. Die Differenz zwischen beiden Standpunkten (unabhängig von den sie innehabenden Personen) ist deshalb zum einen ein Wahrnehmungsproblem.

Wer sich die Videos vom alten Casa Cainelui ansieht und über entsprechende kynologische Sachkunde verfügt, erkennt sofort, wie sich die Situation für die Hunde durch den Neubau nur verschlechtert hat. Baulich und hygienisch waren die Zustände am alten Standort zwar katastrophal. Aber für den Alltag der dort kasernierten Hunde waren die Strukturen nachgerade optimal: Die Hunde wurden in kleinen Gruppen von zum Beispiel fünf oder sechs Hunden in abgezäunten und ganz unterschiedlich gestalteten Arealen gehalten, von denen aus sie auch freien Blick in die Landschaft hatten. Dort war soziale Interaktion möglich.

Die frontal einander gegenüberstehenden Betonzwinger des neuen Casa Cainelui bieten all das nicht! Mehr noch: Eine solche Anlage würde heutzutage in Deutschland vermutlich gar nicht mehr genehmigt werden! Wer weiß und durch eigene Anschauung gesehen hat, wie artgerecht man auch mit wenig Geld Hundehäuser bauen kann, dem vermittelt das neue Casa Cainelui den gruseligen Eindruck eines Guantanamo für Hunde! Und für Schweine, wie jetzt gerade zu lernen ist!

Und das Wahrnehmungsproblem fängt schon auf der Straße an, wenn Laien diese Existenzform für Hunde per se als defizitär und „furchtbar“ wahrnehmen.

Diese Tierfreunde können eben nicht erkennen, dass hier Hunde aus einem selbst bestimmten freien Leben ungefragt herausgefangen und in Betonzwinger gesperrt werden, aus denen sie vielleicht nie mehr herauskommen! Sie sehen diese missionarische Anmaßung und die unerlaubte und massive Manipulation nicht. Kennen sie die vielen wissenschaftlichen Arbeiten über Straßen- und Dorfhunde?

Wie viele Hunde haben Thiel und Kalt schon vermittelt? Wie viele Vorkontrollen durchgeführt? Wissen sie von den bundesweiten Klagen deutscher Veterinärämter über die Schicksale von Auslandshunden in Deutschland? Kennen sie die verschiedenen Appelle und Aktionen von Hundetrainern, die fast flehentlich die Auslandstierschützer bitten, an deutsche Verhältnisse nicht gewöhnte Straßenhunde nicht weiter hierher zu deportieren? Haben sie schon einmal mit Maria Bader (hier) gesprochen und die langen Listen derjenigen Auslandshunde zur Kenntnis genommen, die beim Transport, beim Um- oder Ausladen abhanden kommen und auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen zu Tode gefahren werden?

Oder kürzer: Wie viele von den mehr als 1.300 Artikeln auf DN, von denen mindestens die Hälfte den Auslandstierschutz dokumentieren, kennen die beiden Unterzeichner des Leserbriefs?

 

Menschlich löblich! Sachlich daneben!

Christian Thiel und Stefanie Kalte meinen es, wie viel zu häufig im Tierschutz, zweifelsohne gut! Doch: Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht! Leider und tragischerweise sind es im Tierschutz eben gerade die Massen der Gutmeinenden, welche den kapitalsten Schaden anrichten!

Diese Redaktion zum Beispiel ist felsenfest davon überzeugt, dass es auch Ralf Seeger mit seinem Tierschutz gut meint! Zu den Folgen siehe oben!

Beide Tierfreunde verfassen einen höflichen und engagierten Leserbrief, der ihren Standpunkt verständlich aufzeichnet. Sie waren vor Ort und waren begeistert. Unverhohlen tritt ihre persönliche Bewunderung für Romulus Sale hervor.

Abgesehen davon, dass sie der Adressatin gleichzeitig einen Teil ihrer Grundrechte absprechen, enthält der Leserbrief jedoch kein einziges überprüfbares und die angeblichen Verdienste von Romulus Sale auch nur pastellfarben belegendes Faktum.

Entgegen den dieser Redaktion vorliegenden Angaben behaupten Thiel und Kalte die Schweinemast jetzt außerhalb des Casa Cainelui gelegen. Und dann scheint es für sie problemlos zu sein, wenn ein Tierschützer Schweine mästet und in die Schlachtung schickt.

Andere Quellen behaupten, die Schweine werden in den Hundezwingern gemästet. Diese Zwinger wurden mit dem Geld deutscher Tierfreunde für die „Rettung“ von Straßenhunden errichtet. Deren „Umwidmung“ ist kein Kavaliersdelikt und kein lässlicher Fehler, sondern unter Umständen sogar ein Straftatbestand!

Dem Verein PersepkTIERisch e. V. war vor Pav10 genügend Zeit eingeräumt, auf eine vorliegende Presseanfrage zu antworten. Er hat diese Gelegenheit nicht wahrgenommen. Dazu äußern sich die empörten Leserbriefschreiber jedoch nicht! Damit missachten sie auch das selbstverständliche Recht all jener, die für dieses Projekt gespendet haben und ein Recht darauf haben zu erfahren, ob die mit ihrem Geld errichteten Anlagen jetzt zumindest teilweise dazu missbraucht werden, Schweine für die Schlachtung zu mästen.

 

DN-Artikel zu dem angeblichen Tierschutzprojekt Casa Cainelui in Timisoara

Aua461 / Aua462 / Aua464 / Aua473 / Aua475 / Aua584 / Aua516 / Aua597 / Aua603 / Aua670 / Aua681 /Aua682 / Aua685 / Aua769 / Aua838 /

Parallel zu dem „Tierschutzprojekt“ Casa Cainelui lief in unmittelbarer Nähe dieser unerhörte Tierquälerei ab: Aua903.