Aua516: Mars Petcare, VOX HundKatzeMaus, Timisoara Casa Cainelui: Kritik an einem unglaubwürdigen Projekt
{TS-Kritik}
In diesem Artikel geht es um das rumänische „Tierschutzprojekt“ Casa Cainelui, wie es derzeit in der von Mars Petcare („Präsentiert von Whiskas“) gesponserten VOX-Tiersendung HundKatzeMaus seit dem 7. Januar 2012 in einer neunteiligen Mini-Serie beworben wird.
Doggennetz hat über dieses Projekt und die zunehmend eskalierenden Begleitumstände in dessen Kontext bisher in folgenden Artikel berichtet:
Aua461 / Aua462 / Aua464 / Aua473 / Aua475 / Aua507 / Aua508 / Aua510 / Aua512 / Aua513 / Aua514 / Aua515
[Update 10.12.12: Die hier ursprünglich eingestellten Links auf die VOX-Redaktionstexte und Videos zu den einzelnen Sendungen sind inzwischen obsolet und nicht mehr erreichbar. Sie wurden deshalb gelöscht.]
Sieben von neun Serien wurden ausgestrahlt. Zwei stehen uns noch bevor.
Erlaubnis von Ralf Seeger zur Berufsausübung
Nachdem dieser Redaktion jetzt die schriftliche Erlaubnis (vgl. Aua514) von dem maßgeblicher an dieser Sendung beteiligten Freefighter Ralf Seeger zur Ausübung der journalistischen Berufstätigkeit und zu der mit gewissen Einschränkungen (vgl. Aua514) versehenen Ausübung der Grundrechte auf Presse- und Meinungsfreiheit vorliegt, fasst diese Redaktion die Kritik an dem nach Meinung dieser Redaktion durch und durch unglaubwürdigem Projekt des geplanten Tierheimneubaus Casa Cainelui des rumänischen „Tierschützers“ Romulus Sale noch einmal sachlich zusammen:
Morddrohungen erhöhen die VOX-Quote
– „präsentiert von Whiskas“
Ursprünglich war ein offener Brief an Mars Petcare („Präsentiert von Whiskas“) und VOX und insbesondere auch Frank Weber als Moderator dieser Sendung angedacht. Der Brief sollte einen Appell an alle Verantwortlichen formulieren, die Mini-Serie „Harte Hunde“ sofort abzusetzen, da die gesamte Chose inzwischen vollkommen eskaliert und für Kritiker schon Morddrohungen (vgl. Aua510; zu den dort verwendeten Codes Aua513) vorliegen, Journalisten per E-Mail eingeschüchtert (Aua514) und mit Telefonterror (Aua515) mürbe gemacht werden sollen.
Weniger naive Menschen machten diese Redaktion dann auf die Möglichkeit aufmerksam, dass diese Entwicklung von wahren Medienprofis eventuell kalkuliert sein könnte. Wer seine Sendungen mit einem Personal wie dem aus der VOX-HundeKatzeMaus-Miniserie „Harte Hunde“ inventarisiert, kann von der nachweisbaren Eskalation nicht wirklich überrascht sein. Es sind genügend Informationen verfügbar, die belegen, dass dort auftretende Akteure Probleme mit der Aggressionskontrolle haben.
Und schließlich geht es bei den Privaten hauptsächlich um die Einschaltquote. Eine begleitende und eskalierende Internethetze gegen den Projektkritiker Bernd Wierum und jene Medien, die darüber berichten, kann die Quote nur steigern.
Übrigens hat diese Redaktion am Freitag, 17. Februar 2012, über einen Anruf beim Bund gegen Missbrauch der Tiere in Pfullingen Frank Weber auf Aua513 aufmerksam machen lassen. Schlussendlich soll hinterher niemand schutzbehaupten können, er habe von dieser eskalierenden Entwicklung nichts gewusst. Die Tatsache, dass daraufhin gestern die siebte Teilserie ausgestrahlt wurde, spricht für sich.
Auch bei Bernd Wierum hat sich nach Wissen der Redaktion bisher noch niemand der Verantwortlichen gemeldet, um sich dafür zu entschuldigen, dass er nach einem Internetaufruf von Ralf Seeger mit Mord bedroht wird.
Jede Menge Staatsanwälte und Gerichtsverfahren
Wenn Doggennetz von „Eskalation“ schreibt, bezieht sich die Redaktion auf die vorliegende Morddrohung gegen den Kritiker Bernd Wierum.
Aber auch die Tatsache, dass schon diverse Staatsanwaltschaften in diesen Fall eingeschaltet sind, ist nicht gerade Ausweis der Seriosität des Projekts.
Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt ermittelt wegen des Verdachts auf Spendenbetrug. Bernd Wierum berichtet dieser Redaktion darüber hinaus, gegen zwei weitere Beteiligte Strafanzeigen wegen des Verdachts der Beihilfe auf Spendenbetrug erstattet zu haben. Die Morddrohung wiederum führt zu einen weiteren Strafrechtsverfahren. Darüber hinaus hat Ralf Seeger, wie er selbst bei Facebook verkündet, versucht, beim Amtsgericht Mannheim eine einstweilige Verfügung gegen Bernd Wierum zu erwirken. Für dieses Verfahren sei kommende Woche in Termin vor dem Amtsgericht Mannheim angesetzt.
Auch dieser Redaktion wurden von Ralf Seeger juristische Verfahren angedroht (vgl. Aua514).
Darüber hinaus ergeben Recherchen dieser Redaktion, dass noch ein ziemlich spektakulärer Fall von Sozialbetrug mit diesem Projekt verbunden ist.
VOX und DOCMA: nicht mal angehört
Schon seit 2011 versucht der Projektkritiker Bernd Wierum, der die Verhältnisse vor Ort nach eigenen Angaben aus acht Jahren Tierschutzarbeit in Timisoara kennt, sowohl die Produktionsfirma dieser Serie, DOCMA Produktions GmbH, wie VOX für seine umfangreichen Belege und Beweise dazu zu interessieren, dass dieses Projekt nicht seriös sei. Die für die Sendung Verantwortlichen hätten ihn nicht einmal angehört, erklärt Wierum gegenüber Doggennetz!
Keine Garanten für transparente Verwendung der Spendengelder
Viele große und etablierte Tierschutzorganisationen aus verschiedenen Ländern engagieren sich seit Jahren in Rumänien für den Tierschutz. Es liegt offen auf der Hand, warum keine dieser bisher mit einem derartigen Medienaufwand für Spenden zu einem Tierheimbau aufgerufen hat. Der Grund dafür: Alle großen Tierschutzorganisationen sind sich darüber einig, dass effektive Hilfe für die Straßenhunde nur durch das Kastrieren und wieder Freisetzen der Tiere („neuter und release“) zu erreichen ist.
Der Bau eines weiteren Tierheims in Rumänien macht überhaupt keinen Sinn unter Tierschutzaspekten. Zum einen können die Hunde dort nicht vermittelt werden. Zum anderen ist es ethisch nicht vertretbar, an die Freiheit gewohnte, teilweise überhaupt nicht auf Menschen sozialisierte Hunde (aktuelles Beispiel aus der Serie: „Tunnelhunde“) einzufangen und für den Rest ihres Lebens in kleine Zwinger zu sperren.
Allerdings gibt es unter Aspekten, die mit Tierschutz gar nichts zu tun haben, sehr wohl plausible Argumente dafür, Vorratslager für Straßenhunde in Rumänien anzulegen (vgl. die Satire Aua483). Diese Redaktion behauptet nicht, dass die Verantwortlichen des Projekts Casa Cainelui derlei Absichten verfolgen!
Obwohl also große und auch einer gewissen Kontrolle unterliegende Tierschutzorganisationen in Rumänien tätig sind, sollen Tierfreunde jetzt für ein angebliches Tierschutzprojekt spenden, hinter dem kein einziger bewährter und / oder überprüfbarer Verein steht?
Das Projekt Casa Cainelui wird betrieben von dem rumänischen „Tierschützer“ Romulus Sale, der Vorsitzender eines rumänischen Vereins ist. Kein deutscher Spender kann von einem rumänischen Verein Rechenschaft verlangen.
Das Projekt Casa Cainelui wird betrieben von dem Verein Helden für Tiere e. V., dessen erster Vorsitzender Ralf Seeger ist. Dieser Verein hat nachweislich schon mit dem „e. V.“ geworben, bevor er am 19. Januar 2012 erst in das Vereinsregister beim Amtsgericht Kleve eingetragen wurde. Bei Helden für Tiere e. V. handelt es sich also um einen Verein, den es erst seit sage und schreibe vier Wochen gibt! Naturgemäß kann die vom Finanzamt erteilte Gemeinnützigkeit zunächst nur vorläufig sein.
Das Projekt Casa Cainelui wird darüber hinaus betrieben von einer Privatperson unter dem Label Tierhilfe KowaNeu. Verantwortlich ist Bettina Kowalewski, die für Spenden ein so genanntes Treuhandkonto „König“ bei der Volksbank Unna angibt. Treuhandkonten werden in der Regel bei überprüfbaren Institutionen, etwa Rechtsanwälten, Notaren etc. eingerichtet. Wer hinter diesem Treuhandkonto steckt, kann der Spender nicht überprüfen. Und vor allem kann kein Spender jemals Rechenschaft über die Verwendung der Gelder von einer Privatperson verlangen.
All diese Sachwalter eines so genannten Tierschutzprojektes, für das über den Privatsender VOX massiv Spenden geworben werden, präsentiert Ihnen Whiskas!
Keine Informationen, keine Belege, keine Genehmigungen
Nach konkreten Informationen zu diesem Projekt gigantomanischer Dimension (Romulus Sale erklärt in der Sendung, ein Tierheim für 600 Hunde bauen zu wollen; zum Vergleich: Im Tierheim Berlin leben aktuell 240 Hunde!) sucht der Spender vergeblich!
Bettina Kowalewski informiert mit sage und schreibe zehn Zeilen über das neu zu bauende Tierheim, für das sie auf ein „Treuhandkonto“ Spenden sammelt!
Bildzitat Screenshot von: https://www.tierhilfe-kowaneu.com/aktuelle-hilfe-casa-cainelui/das-neuetierheim/ am 19.02.2012 |
Bildzitat Screenshot von: https://www.tierhilfe-kowaneu.com/ihre-unterstützung/ am 19.02.2012 |
Dafür findet der Website-Besucher jede Menge Fotos, die keine klaren Angaben machen.
Mehr Energie wird in die Stimmungsmache gesteckt.
Die Zustände in Rumänien sind grausam. Barbarische Massaker an Hunden in Rumänien. Bestie Mensch!! Und die Politiker der EU wissen davon!! Wehe, dem Menschen, wenn auch nur ein Tier im Strafgericht Gottes sitzt. |
Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen, DZI, bewertet solche Art der Sprachverwendung und Stimmungsmache generell (und nicht auf diesen Fall bezogen) als unseriös.
Keine handfesten Informationen bei Helden für Tiere e. V.
Auch die Website von Ralf Seegers Verein Helden für Tiere e. V. bietet keinerlei konkrete Informationen über das Projekt, das, präsentiert von Whiskas, mit so großem medialen Aufwand beworben wird. Auch dort erfährt der interessierte Spender nicht, wem eigentlich das Grundstück in Rumänien gehört, auf dem das neue Casa Cainelui errichtet werden soll. Er erfährt nicht, ob es eine Baugenehmigung der Gemeinde gibt. Er erfährt nicht, ob eine Genehmigung des zuständigen Veterinäramts vorliegt und welche Auflagen dieses ggf. gemacht hat. Er erfährt nicht, ob das Gelände überhaupt erschlossen ist. Ihm werden keine Pläne oder betriebswirtschaftliche Kalkulationen vorgelegt, wie und von wem dieses Tierheim denn dann betrieben und vor allem finanziert werden soll.
Bildzitat Screenshot von: https://helden-fuer-tiere.jimdo.com/ am 19.02.2012. |
Dafür gibt es auch hier jede Menge Bilder und vor allem jede Menge Hinweise auf die VOX-Sendung – präsentiert von Whiskas.
Dasselbe Strickmuster
Als hätten sich die Spendensammler untereinander abgesprochen, findet sich auch dasselbe Strickmuster auf der Website von Romulus Sale zum Casa Cainelui.
Bildzitat Screenshot von: https://www.casa-cainelui.com/tierheim/ am 19.02.2012. |
Spendenaufrufe jede Menge, Bilder auch. Aber nichts hiervon:
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Beleg dazu, wem das Grundstück gehört, auf dem mit deutschen Spendengeldern ein Tierheim errichtet werden soll. |
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Beleg für die behauptete Kündigung des Pachtvertrags für das alte Tierheim bzw. wie es in der Sendung angegeben wird für die gerichtliche Verfügung. |
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Genauer Ortsplan, wo exakt das Grundstück liegt. Denn nach für diese Redaktion nicht überprüfbaren Informationen liegt dieses etwa 25 Kilometer von Timisoara entfernt bei einem kleinen Dorf abseits. Die Lage sei so abseits und versteckt, dass das Tierheim noch nicht einmal an einer befestigten Straße läge. Das führt dann zu der berechtigten Frage, ob das Gelände überhaupt erschlossen ist (Anschluss an Wasser, Strom, Kanalisation). |
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Baugenehmigung der Gemeinde für das Tierheim Casa Cainelui. |
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Auflagen des zuständigen Veterinäramts für den Bau eines neuen Tierheims. |
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Betriebswirtschaftliche Kalkulation darüber, wie sich die Betreiber die Finanzierung des Betriebs vorstellen. |
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Konkrete Angaben dazu, was mit den hier gehälterten Hunden eigentlich auf die Dauer geschehen soll. |
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Nachweis der Sachkunde derjenigen, welche dieses Tierheim betreiben wollen. |
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Belege und Beweise für die Verwendung bisher schon eingegangener Spenden. Denn für dieses Projekt wird schon lange gesammelt! |
Erhebliche Zweifel an Sachkunde berechtigt
Wenn deutsche Spender mit ihrem Geld den Bau eines Tierheims in Rumänien ermöglichen sollen, dann haben sie auch einen Anspruch darauf, dass dieses Tierheim nach deutschen Standards geführt wird. Zu den deutschen Standards gehört neben den gesamten notwendigen behördlichen Genehmigungen vor allem auch die Sachkunde des dort beschäftigten Personals.
Bisher wird den Zuschauern hauptsächlich der Rumäne Romulus Sale als Verantwortlicher für das Tierheim präsentiert. An dessen Sachkunde jedoch sind erhebliche Zweifel angebracht, denn in der Sendung wird er dabei gezeigt, wie er in Abwesenheit eines Tierarztes Welpen Antibiotika-Spritzen verabreicht. Warum solche Szenen nicht für einen Aufschrei der Tierfreunde sorgen, bleibt dieser Redaktion unverständlich.
Auch die Ankündigung zu dem weiteren Handling der so genannten Tunnelhunde in der gestrigen Sendung bekräftigt erhebliche Zweifel an der Sachkunde von Romulus Sale.
Eigenartige Phänomene am Rande
Als ob das nicht schon genug wäre, tauchen noch weitere Phänomene im Kontext dieses Projekts auf, die nicht unbedingt dazu beitragen, die Glaubwürdigkeit der Akteure zu erhöhen: Die Familie Sale stellt bei Facebook Bilder ihres Urlaubs in Monte Carlo 2011 ein (vgl. Aua508). Nach dem Erscheinen des Doggennetz-Artikels Aua508 werden die Jahresangaben zu diesen Bildern geändert (vgl. Aktualisierung zu Aua508).
Die Schwester von Romulus Sale verabschiedet sich im September 2011 auf Facebook zu einem 20tägigen Urlaub nach Australien. Im Dezember 2011 stellt sie Bilder bei Facebook von ihrer Shopping-Tour im Londoner Kaufhaus Harrods ein (vgl. Aua512). Außerdem findet sich bei Facebook ein Bild mit einer Art von Damenoberbekleidung, wie sie für Tierschützer indiskutabel ist (vgl. Aua512).
Alles zusammen: ein durch und durch unglaubwürdiges Projekt
Nach Meinung dieser Redaktion summieren sich alle oben aufgeführte Argumente zu dem Eindruck auf, dass es sich nach den bisher vorliegenden Informationen bei dem von VOX HundkatzeMaus, präsentiert von Whiskas, in einer neunteiligen Miniserie beworbenen Tierheimneubau in Rumänien um ein durch und durch unglaubwürdiges Projekt handelt.
Wer von deutschen Tierfreunden Spenden sammelt, der ist verpflichtet, diese Tierfreunde auch ganz konkret und beweisbar mit fundierten Informationen über das Projekt zu versorgen.
Das ist – bisher – hier nicht der Fall!