Aua1366: Nina Taphorns Gastkommentar zum Troisdorf-Dilemma

 

{TS-Kritik}

 

Thematisch fügt sich das Troisdorf-Dilemma nahtlos an Aua1365P (Die DN-Quintessen oder die Katastrophe, ein Staatsziel dem Ehrenamt auszuliefern). Tatsächlich hatte die fortlaufende Berichterstattung über Troisdorf diese Redaktion auch getrieben, die schon länger ausgearbeitete DN-Quintessenz endlich zu publizieren.

Außerdem wurde DN von mehreren Lesern gebeten, die hochinteressanten Vorgänge in Troisdorf im Nachgang zur Beschlagnahmung eines illegalen Welpentransports aufzugreifen.

 

Das Troisdorf-Dilemma

DN hatte die Ereignisse im Tierheim Troisdorf in den letzten Wochen schon in den <Tageslinks> mitgeschrieben (TL91/14, TL92/14, TL94/14).

Hier eine kurze Zusammenfassung: Behörden beschlagnahmen einen illegalen Transport mit Welpen aus Ungarn (wechselnde Herkunftsländer in der Zeitungsberichterstattung; das Tierheim selbst nennt Ungarn; DN wertet diese Angabe als authentisch). Das Tierheim Troisdorf nimmt die Butzelen auf und lässt sie liebevoll von Privatpersonen betreuen. Dann gibt das Veterinäramt die Hunde wieder frei. Sie sollen an den für die Tierschützer nicht vertrauenswürdigen ungarischen Besitzer ausgehändigt werden. Die weigern sich. Eklat. Daraufhin tritt der erste Vorsitzende des Vereins zurück und auch die Tierheimleiterin verliert ihren Job.

Nachzulesen hier, hier, hier und hier.

etzt nimmt die Geschichte noch einmal eine Wende, wie der General-Anzeiger aktuell meldet.

Die von DN sehr geschätzte Buchautorin Nina Taphorn hatte der Redaktion dazu schon vor einigen Tagen einen pointierten Kommentar geschickt, der nachstehend in die Diskussion einfließen soll. Er korrigiert auch den viel zu kurz oder auch daneben greifenden Doggennetz.deSenf aus TL94/14 in wohlwollender Manier.

              

Oder wir messen die schmerzhafte Lücke zwischen Professionalität und Emotionalität aus. Und Tierschützer sind eben mit selbstberauschender Begeisterung emotional!  (Aus dem aktuellen Doggennetz-Senf zum Fall Troisdorf) [zitiert aus TL94/14- Anmerkg. d. DN-Red.].

In Troisdorf geht es nicht um verwirrte Seniorinnen mit Faible für die Gefangennahme von Straßenhunden oder den Schaschlik-Tierschutz. Das Problem dort ist, dass auf Behördenseite kein Interesse an Tierschutz und Tierwohl besteht und sich auf Recht und Gesetz berufen wird, andererseits jedoch die Beachtung von Gesetzen und Verordnungen zweitrangig wird, wenn man keine Lust hat, Namen zu erfragen. So werden die Tierschützer zu Domestiken gemacht.

O-Ton Kreisbehörde: Die Namen der Transporteure „liegen nicht mehr vor“, also wird auch kein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen der fehlenden Papiere eingeleitet. So sieht eine Arbeitsweise aus, die man nicht mehr verstehen muss.

Man kann nie ausschließen, dass Pflegestellen auch mal egoistisch handeln. Aber was die Veterinärbehörden und Kreisverwaltungen hier zustande bringen, ist jämmerlich.

Und das Ganze ist schon wieder ein Strukturfehler! Der Hinweis, die Welpen seien lediglich in Obhut und nicht als Eigentum übernommen (General-Anzeiger), ist zwar korrekt, aber genau das, was die Behörden machen, machen auch diese halbseidenen Tierschützer mit Adoptanten und Pflegestellen. Ein Hund, der lediglich in Obhut genommen wird, kann jederzeit vom Eigentümer zurückgefordert werden. Einwände werden mit Hinweis auf das Eigentumsrecht ohne Beachtung des Tierwohls im Keim erstickt. 

Prominente Beispiele für die Möglichkeit des Eigentümers, seine/n Hund/e zurückzufordern, waren die Jagdhündin Maja und sogar die sogenannten Bohling-Doggen. Wenn Tiere, und gerade Hundewelpen, nur von Menschen in Obhut genommen werden können, die sie ohne Emotionen auf Behördengeheiß wieder hergeben, dann ist es Zeit für die Einführung von Pflegerobotern. Das ist zwar nicht im Sinne hoch sozialer Tiere, erspart aber andere Kalamitäten.

Es gibt Wege, Emotionalität und Professionalität besser in Einklang zu bringen. Jeder Philosoph und (hoffentlich) jeder Richter weiß: Die letzte Instanz ist immer das Gewissen und nicht das Gesetz! Das Gesetz ist kein Mittel, um unter diesem „Befehlsnotstand“ Taten zu begehen, die eine Gewissensprüfung nicht überstanden hätten.

 

Nina Taphorn

  

              

 

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