Aua1099P: Menschen- contra Tierschutz in Rumänien (12): Bekenntnis einer bmt-Dissidentin

 

{TS-Kritik}

 

Nach langer Mitgliedschaft ist die Autorin unten stehenden Leserbriefes, Nina Taphorn, schon vor geraumer Weile aus dem Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt) ausgetreten.

Mit freundlicher Genehmigung druckt Doggennetz.de Taphorns Leserbrief in Reaktion auf Aua1098 und die aktuellen Ereignisse in Rumänien ab, der sich mit den weiterhin ungelenken Reaktionen derjenigen Tierschützer und ihres Vereins befasst, die in Rumänien seit Jahren zugange sind.

 

 

Bekenntnis einer bmt-Dissidentin

von Nina Taphorn

Es ist schon etwas her, dass unsere Medien berichteten, in der Türkei sei ein Jogger von Hunden getötet worden. Mein Entsetzen war groß, als ich dazu einen Leserbrief in unserer Kreiszeitung las, dessen Autorin zu dem Thema nichts anderes beizutragen hatte, als die Sorge um die armen Straßenhunde in der Türkei. Das fand ich so erschütternd, dass ich ebenfalls einen Leserbrief verfasste, in dem ich meiner Hoffnung Ausdruck verlieh, die Familie des Getöteten möge nie erfahren, dass es solche Stimmen zu ihrem tragischen Schicksal hier gibt. Prompt erhielt ich von der Leserbriefschreiberin privat eine E-Mail, die ausschließlich aus Beleidigungen und Verwünschungen bestand.

Wie geht das also, dass man Mitgefühl für die Angehörigen eines totgebissenen Menschen zeigt und damit zum Feind derer wird, deren Sorge den Hunden gilt, ohne dass man zur Verfolgung von Straßenhunden aufgerufen hat?

 

Denkverbote im Tierschutz

Es scheint im Tierschutz, speziell dem Auslandstierschutz, absolut so zu sein, dass es Denkverbote gibt. Eines davon lautet: „Kümmere Dich niemals um den Schutz von Menschen, wenn es um den Schutz von Hunden geht.“

Ein weiteres Denkverbot ist, „Weise niemals darauf hin, dass wir keine Ahnung haben vom Zusammenleben mit Straßenhunden – im Gegensatz zu Türken, Rumänen, Spaniern, Italienern … “ Wissen Auslandstierschützer sowieso alles besser und exportieren darum gerne ihr Wissen? Oder wollen sie vermeiden, dass jemand merkt, wie gut dieses Zusammenleben mit Straßenhunden teilweise klappt? Es gibt eine Toleranz gegenüber herrenlos herum streifenden Hunden, die in Deutschland unvorstellbar wäre. Diese Toleranz endet nicht nur in Rumänien, wenn Menschenleben in Gefahr sind. Gegenwärtig stehen sich in Rumänien als Maßnahmen die Massentötung und die Massenrettung gegenüber. Kreative Köpfe sind also auf beiden Seiten nicht am Werke!

 

Vorbildfunktion vakant

Es ist zwar jeder Volljährige selber dafür verantwortlich, was sich in seinem Gehirn und seinem Mundwerk (oder auf der Tastatur) tut, doch beklagen kann man den Mangel an Vorbildern schon.

Ein Vorbild könnte ein so alt eingesessener und seriöser Tierschutzverein wie der bmt sein. Doch leider scheint der bmt beschlossen zu haben, sich im Kreis zu drehen. Langsam wird ihm schwindelig.

„Tierschützer in aller Welt stehen auf gegen Ihre barbarischen Methoden, Hunde zu fangen, zu kasernieren, verhungern zu lassen oder brachial zu töten“, sagte die bmt-Vorsitzende.

Es klingt, wie es immer klingt. Die Anderen sind die Barbaren. Das ist nicht unbedingt falsch, aber ebenso pauschalierend wie monoton und bar jeglichen Verständnisses für die Motive.

 

Ausgelutschte Worthülsen

Nach aktuellen Nachrichten geht die Bevölkerung, aufgestachelt von Medien und einzelnen Politikern in nie gekannt grausamer Form gegen die Tiere vor.

Ein Kind wurde totgebissen. Das passierte in einer Großstadt und es war auch nicht das erste Mal, dass ein Mensch in Bukarest durch Straßenhunde umkam. Der bmt spricht von Aufstachelung. Man kann nicht wissen, ob ohne dieses Anheizen der Gemüter die Rumänen, insbesondere die Bukarester, nicht völlig kühl, vernünftig und überlegt an die Sache mit den Straßenhunden herangegangen wären, wollte der bmt uns das etwa sagen?

Aber die Sache mit der nie gekannten Grausamkeit ist ein doch alter, ausgelutschter Kaugummi. Hat es nicht schon vorher alle möglichen Formen von Grausamkeit gegen Hunde gegeben? Hat jedenfalls der bmt behauptet. Man wird eben nicht müde, immer dasselbe zu sagen, zu tun, zu behaupten und zu fordern, weil es immer irgendwo nie gekannte, aber immer schon behauptete Grausamkeiten gegen Hunde gibt. Damit stumpft der bmt sein eigenes, wohlmeinendes, geneigtes und williges Klientel ab. Vor allem jene, die keine Schreckensbilder brauchen, um zu wissen und zu fühlen, dass Menschsein bedeutet, die Kreatur zu achten, werden von solch plakativer Bauernfängerei eher abgestoßen.

 

Zipps unattraktives Angebot

„‘Keine Tötungsaktion in der Vergangenheit hat die Population der Tiere verringern können‘, sagte Petra Zipp und legte noch einmal die Notwendigkeit von Kastrationsaktionen dar.“

Wenn jetzt die Tötung von Straßenhunden neu erlaubt werden muss, war sie vorher nicht gestattet. Wie dieses Tötungsmoratorium den Tierschutz vorangebracht und wofür man die Zeit genutzt hat, dazu äußert sich der bmt nur mager, wenn man in Aussicht stellt, mit Kastrationsprogrammen fortfahren zu wollen. Im Grunde genommen bietet der bmt den Rumänen an, dass alles so bleibt wie zu der Zeit, als der kleine Junge totgebissen wurde. Die Gretchenfrage meidet der bmt geflissentlich: Hat Tierschutz zum Tod des Jungen beigetragen?

 

Mit der halben Wahrheit

„Brutale Gewalt gegen wehrlose Hunde verroht lediglich die rumänische Gesellschaft und traumatisiert Kinder, die Tiere eigentlich lieben, wenn sie derartige Aktionen mitansehen müssen“, appellierte die Vorsitzende an die Stellvertreterin des Botschafters.

Das ist wahr, aber eben nur zur Hälfte. Wie wirkt es wohl auf Menschen, speziell auf Kinder, wenn sie Angriffe von Hunden auf Menschen erleben müssen? Dieser Gedankengang gehört dazu, wenn man sich um eine verrohende Gesellschaft und Traumatisierung von Kindern ernsthaft sorgt.

„Da man jetzt genau die freundlichen und kastrierten Hunde einfängt, die sich am leichtesten greifen lassen, kann ein vernünftig denkender Mensch sich ausmahlen [sic!], wann die Straßen wieder mit Hunden gefüllt sein werden.“

Der bmt weiß jetzt schon, dass seine Arbeit wirkungslos ist.

 

Tierschutz auf Kosten von Menschen

„Eine <never ending story>, die die Taschen der Hundefänger füllt und der Bevölkerung nur scheinbar dient. Blinder Aktionismus war noch nie sinnvoll!“

Immerhin kommt die „Bevölkerung“ an dieser Stelle nicht nur als zu allen Schandtaten bereiter, aufgestachelter Mob zum Zuge. Die eigene Argumentation müsste den bmt eigentlich dazu bringen, Lösungen anzubieten, die der Bevölkerung dienen und die akzeptiert werden, anstatt Tierschutz auf Kosten von Menschen zu machen und die Menschen für ihr Sicherheitsbedürfnis zu beschimpfen. Wer in diesem Land kann es sich vorstellen, mit Kindern in einen Park zu gehen, in dem sich Straßenhunde aufhalten? Wer von uns würde, mit oder ohne Kinder, sich an einen Badesee legen, wo Hunde herrenlos herumstreunen? Wer geht zum Einkaufen durch ein Spalier von Straßenhunden?

 

Resozialisierungsbedarf der Tierschützer

Tierschützer sind als erstes den Tieren verpflichtet. Doch es gibt keine Pflicht und kein Recht, Menschen im Namen der Tiere zu verachten, nur Denkverbote.

Jeder erfahrene Tierschützer kennt unter seiner „Kundschaft“ Hunde, die sich mit keinem Artgenossen vertragen, geschweige denn vergesellschaften lassen. Viele davon sind dafür Menschen gegenüber sehr freundlich und verträglich. Diese Verächter der eigenen Spezies nennt man „Problemhunde“ und man versucht, sie zu resozialisieren, um ihre Chancen in der Gesellschaft zu verbessern. Wie viel Resozialisierungsbedarf ist bei Menschen zu vermuten, die ihre Mitmenschen mit Denkverboten belegen, ihre Bedürfnisse missachten und denen es an Mitgefühl für die eigene Spezies mangelt?