Aua284: Zoo Zajac – Ein Kommentar von Nina Taphorn
{TS-Kritik}
Wenn die Moralkeule versagt:
Zoo Zajak ist nicht zu bremsen
von Nina Taphorn
Zoo Zajak befreit den Handel mit Welpen von jeglichem ideologischen Überbau und emotionalem Ballast
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können weder Kritiker noch Fürsprecher Zajaks anhand gelebter Realität überprüfen, wie genau der Hundewelpenhandel bei Zajak läuft, denn es gibt lediglich eine im Bau befindliche Welpenhälterung und Norbert Zajaks Aussagen. Was verspricht also Norbert Zajak?
Wie viele Hundezüchter mit großem Hündinnenbestand und einer entsprechenden Anzahl von Würfen im Jahr führen das Geschwätz von „Hobbyzucht“ für jeden offensichtlich ad absurdum? – Zajak ist ganz klar ein Gewerbetreibender und behauptet auch nichts anderes.
Wie viele Hundekäufer sind nach dem Kauf enttäuscht oder überfordert und versuchen, ihren Hund an Dritte weiterzugeben? – Zoo Zajak nimmt den Hund auf jeden Fall zurück, innerhalb Monatsfrist sogar mit Rückabwicklung des Kaufs.
Wie oft ist die Hälterung von Welpen ungewiss, etwa beim Kauf auf einem Markt, oder wenn man den Welpen nur in Züchters Wohnzimmer oder gar an einem Treffpunkt (Autobahnrastplatz) zu sehen bekommt? – Zoo Zajak definiert und zeigt seine Haltungsbedingungen.
Wie oft sind Welpenkäufer mit der Beurteilung des Gesundheitszustands eines Welpen überfordert? – Zoo Zajak hält einen Tierärztestab und sterile Haltungsbedingungen vor.
Es mag für Tierschützer ärgerlich sein, wenn Zajak die Hundewelpen ganz klar als Ware definiert und den Handel mit ihnen mit einem Geschäftsgebaren versieht, das an dieser Definition keinen Zweifel aufkommen lässt. Die Ware wird von definierten Produktionsstandorten in einem definierten Zustand gekauft und unter definierten Bedingungen angeboten und verkauft. Es gibt ein Rückgaberecht und eine kulante Handhabung der Chose, wenn die Rückgabefrist überschritten ist. Bei Zajak wird nicht Tierschutz geheuchelt, wo Tierhandel drin ist. Zajak braucht kein Feindbild, um seine Ware abzusetzen.
Vielleicht wird gerade wegen dieser ungeschminkten Klarheit sein Geschäft funktionieren. Emotional ausleben kann sich der Welpenkäufer immer noch im reichhaltigen Zubehörladen. Was beim Welpenkauf an Mitleid, Gutmenschentum und moralischer Überlegenheit beiseite gelassen wurde, kann sich dort austoben. Kuscheldeckchen, Kauartikel mit Zahnputzeffekt und Spielzeuge fürs Gehirntraining warten auf Käufer.
Wer die Moralkeule nicht vorm Geschäft abgeben will,
muss woanders spielen
Wer als Welpenkäufer damit zufrieden ist, zeigt einen gesunden Egoismus und eine eher pragmatische Lebensplanung. Es ist nicht verwerflich und auch tierschützerisch nicht bedenklich, kein Märtyrer zu sein. Pragmatiker sind also bei Zajak bestens aufgehoben und brauchen sich nicht mit Tierschützern herumzuärgern. Entscheidend für den Tierschutz ist , dass der Märtyrer hier nicht bedient wird. Das ärgert ihn möglicherweise. Dieser kann also gegen Zoo Zajak kämpfen oder sich eine andere Spielwiese suchen, oder beides. Die Betätigungsfelder sind nicht neu. Zoo Zajak bietet nämlich keine Resthunde, keine bluttriefenden Folterstories, keine Verunglimpfungen ganzer Volksgruppen und Nationen, wie sie in typisch tierschützerischen Äußerungen ständig in Form von z. B. „Tierhölle“ vorkommen, wobei sich diese „Tierhöllen“ meist in Ost- oder Südeuropa befinden sollen. Das alles ist und bleibt Tierschutzland.
Wildes Wohnzimmer oder wild gewordenes Frauenzimmer?
Noch eine Klientel, die bei Zajak nicht bedient wird, ist die wild romantische. Sie zählt auch zu den emotional motivierten, kann aber, im Gegensatz zu den Pächtern der Moralkeule, ihre Bedürfnisse in Einklang bringen mit den Bedürfnissen sowohl des Tieres als auch der Gesellschaft. Ein reinlicher Welpe, der in desinfizierten Räumen und auf rutschhemmenden Böden gehalten wird und Rollrasen als Klo benutzt, ist nicht jedemanns/-fraus Sache. Da nimmt man lieber den älteren Hund mit Vorgeschichte aus dem Tierheim, den Straßenhund aus Sizilien oder den taub geborenen Welpen vom Nachbarn. Wer das packt, kann darin sein privates Glück finden. Es gibt kein Gut und Böse, es gibt nur verschiedene Vorstellungen und Entwürfe. Leben und leben lassen.
Die Felle schwimmen weg
Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Resthunde, Hunde mit unbekanntem Gesundheits- und Impfstatus, Unkastrierte und verwurmte Müllfresser mit Mittelmeerkrankheiten sind auch eine Einnahmequelle für Tierärzte. Zajak beschäftigt nur drei davon. Alle anderen haben nichts von den aseptischen Bedingungen bei Zajak, es sei denn, dieser übertreibt und zieht mit seinen reinlichen Hälterungen Allergiker , völlig überimpfte oder soziale Problemhunde heran. Aber die Tierärzte sind erfinderisch genug. Wenn Hunde wegen kleiner Wehwehchen unter schmerzdämpfende Dauermedikation gesetzt und für jede Befindlichkeit, jedes Alter und jede Rasse eine Spezialnahrung verordnet bekommen, ist Zukunftsangst übertrieben. Die Zunft wird sich neue Marktsegmente erobern.
Die Moralkeule erweist sich im Falle Norbert Zajak als ungeeignetes Instrument. Moral ist das einzige, reichlich nebulös wabernde Glibberzeug, das Tierschützer, bekanntermaßen wenig selbstkritisch, exklusiv in die Debatte werfen können. Auf Faktenebene bietet Herr Zajak Transparenz und lädt Kritiker zu Besichtigungstouren ein. Werden Tierschützer ihm auf diesem Gebiet etwas nachweisen können?
Zoo Zajak nimmt den Absahnern in der Haustierindustrie nur ein paar Spielfelder weg. Es sind noch genügend übrig. Er fügt aber auch etwas hinzu. Allein die Debatte um Zoo Zajak ist sehr produktiv und manchmal demaskierend.
Letztendlich ist es doch so: Wenn alle Tiere es gut haben und sich niemand mehr über die Tierhaltung anderer Leute erbost, ist Tierschutz überflüssig. Ob dieser das wohl will?