Aua1268P: Ralf Hewelcke (7): Verdrecktes Trinkwasser, verschmutzte Näpfe, keine Decken, keine Zuwendung, keine Zeit

 

{TS-Kritik}    [im DNPA erschienen: 12.03.14; online verfügbar ab: 14.04.2014]

 

Nach der hässlichen Unterbrechung der DN-Artikelserie <Ralf Hewelcke> durch die aktuellen Ereignisse um das Tierquäler-Video (Aua1264, Aua1265) nimmt die Redaktion die Dokumentation der vielen Zeugenaussagen über die Zustände in der Tierhaltung von Ralf Hewelcke (Hundepension Sirius, Tierheim Kremmen, Verein Nordische in Not e. V., zooähnliche Einrichtung) wieder auf. Die dokumentierenden Artikel erscheinen dabei ab jetzt zunächst innerhalb des Doggennetz.de-Premium-Abonnements (für Paypal-Zahler oder per regulärer Banküberweisung). Ein Überblick über die bisher erschienenen Artikel findet sich am Ende vom Text.

Viel passiert ist inzwischen nicht. Abgesehen von der in Aua1263 verlinkten Stellungnahme von Ralf Hewelcke mit der peinlichen Headline „Hunde lügen nicht“ erschien noch ein weiterer Zeitungsartikel. Die Tatsache, dass Hunde (wie andere Tiere auch) aus einer Vielzahl von Gründen nicht lügen können, wird in der Zeitungsberichterstattung vermittels unzulässiger Vermenschlichung zum schwanzwedelnden Persilschein für Hewelcke umgedeutet.

Aus dem Landkreis Oberhavel und in Reaktion auf den offenen Brief der DN-Redaktion an Herrn Landrat Schröter (Aua1260) ging am vergangenen Freitag ein Telefonanruf ein. Nicht von der Pressestelle, nicht von der Sekretärin des Landrats, nein, von einer Mitarbeiterin des Veterinäramts wurde diese Redaktion davon in Kenntnis gesetzt, dass Herr Landrat den offenen Brief erhalten habe und eine Stellungnahme in Vorbereitung sei. Ungewöhnlich.

 

Keine Presseantworten von Ralf Hewelcke

Der verantwortliche Tierhalter selbst hat bisher auf keine der DN-Presseanfragen (vom 26.02., 03.03. und 05.03.14) reagiert und die ihm gebotene Möglichkeit zur Stellungnahme genutzt. Deshalb hat DN Ralf Hewelcke heute per E-Mail davon informiert, dass diese Redaktion von weiteren Presseanfragen absieht, sollte er dazu nicht sein sofortiges Veto erheben.

Dennoch werde ihm die Möglichkeit eingeräumt, auch nach Veröffentlichung der Onlineversion der Artikel eine Stellungnahme seinerseits innerhalb eines akzeptablen Zeitfensters nachzureichen, die dann am Ende des Textes eingestellt wird.

 

Zeugenaussage einer Mitarbeiterin für 2010 und 2011

Nachstehend veröffentlicht die DN-Redaktion eine weitere Zeugenaussage (blaue Schrift, kursiv) einer früheren Mitarbeiterin von Ralf Hewelcke. Bitte beachten Sie, dass sich die beschriebenen Zustände auf die Jahre 2010 und 2011 beziehen.

Da die DN-Redaktion den Wahrheitsgehalt der darin aufgestellten Behauptungen nicht überprüfen kann, veröffentlicht sie diesen Text als Beitrag Dritter (ähnlich wie Leserzuschriften). Die DN-Redaktion macht sich die Inhalte des Textes nicht zu eigen.

Die Mitarbeiterin berichtet wie folgt:

 

Schmutz, Verfall, Urin

Die Zwinger der Privathunde Hewelcke muss man als völlig verschmutzte und desolate Selbstbauten mit Verletzungsgefahr bezeichnen. Sie waren in einem desolaten und maroden Zustand, wodurch eine hygienische und hundegerechte Haltung u. a. durch starke Belastung mit Urin und Fäkalien unmöglich ist.

 

 
Bild der Privathunde von Ralf Hewelcke, hier in einem überfluteten Zwinger.
 
Foto: m.n.g.w.1 zu Aua1268P

 

Verletzungsgefahr

Verletzungsgefahr innerhalb der Zwinger und Ausläufe bestand vor allem durch aus vermodernden Holzbalken herausragende Nägel, defekte Abflussrinnen aus Plastik und lose Steinplatten am Boden. Diese Steinplatten sollten als Unterbuddelungsschutz dienen, wurden von den Hunden jedoch trotzdem ständig untergraben Daher kam es sehr häufig zu Verletzungen an den Läufen der Hunde.

 

 

Nach Angaben des Fotografen stammt auch diese Aufnahme aus den Zwingeranlagen der   Privathunde von Ralf Hewelcke. In den Berichten ist immer wieder von Verletzungsgefahren für die Hunde die Rede. Hier wird das dokumentiert.

Foto: m. n. g. w.2 zu Aua1268P

 

Gefährliche Fremdstoffe

Das gesamte Gelände in Kremmen ist ein ehemaliges LPG-Gelände, welches fast flächendeckend mit Scherben, Bauschutt und Teilen von Zaunmaterial überlagert war. Die dünne Schicht Boden, welche vor Jahren aufgeschüttet wurde, konnte auf Dauer nicht verhindern, dass überall diese gefährlichen Fremdstoffe an die Oberfläche gelangten. Ich habe sehr oft Müll und Scherben in den Ausläufen aufgesammelt, damit sich die Tiere nicht verletzen.

 

Verstöße Hundeschutzverordnung

Die Anforderungen an das Halten im Freien gemäß der Hundeschutzverordnung werden nicht eingehalten (fehlende Schutzhütten in entsprechender Anzahl und Ausstattung).

Bei entsprechender Witterung (z. B. Starkregen, Schneeschmelze) standen einige Zwinger der Privathunde flächendeckend unter Wasser, das nicht ablaufen oder versickern konnte, da die Zwingeranlagen entweder Betonunterboden oder über die Jahre vollständig verdichteten Sandboden aufweisen (abgepumpt wurde Wasser in solchen Fällen nicht). Durch den maroden Zustand von Dächern oder der hüttenähnlichen Selbstbauten stand den Hunden in solchen Fällen überhaupt kein trockener Platz zur Verfügung.

 

Überbelegung Zwingeranlagen

Die zur Verfügung stehenden Flächen/Hunde haben oft durch Überbelegung der Zwingeranlagen nicht annähernd den Vorgaben der Tierschutz-Hundeverordnung entsprochen.

 

 

Dieses Foto stamme von den sogenannten Containeranlagen, in denen Hunde gehalten worden   sein sollen. Dieses Bild legt eine Überbelegung zumindest nahe.

Foto: m.n.g.w.3 zu Aua1268P 

 

  

Benutzung von Hundedecken untersagt

In unbeheizten Räumen beschränkt sich die Einrichtung auf Plastikpaletten oder Plastikkörber (auch bei extremer Winterkälte zum Teil zzgl. etwas Stroh); die Benutzung von Decken für Tierheimhunde war dem Personal aus Kostengründen untersagt. Ausnahme: wenn Privatpersonen für ihre Pensionshunde Decken mitgebracht haben, wurden diese meistens auch für diese Hunde verwendet.

 

Arbeitsmittel fehlen

Da brauchbare Arbeitsmittel fehlten oder vom Personal nicht benutzt werden durften, habe ich von Privatgeldern und aus meinem Privatbestand Material zum Säubern der Zwinger in der Auffangstation Nordische in Not (zum Beispiel Hochdruckreiniger, Nasssauger) gekauft und mitgebracht, um wenigstens innerhalb der Station einen halbwegs erträglichen hygienischen Zustand herzustellen – insbesondere, da auch laktierende Hündinnen mit Welpen zu versorgen waren.

 

Keine Zeit für die Hunde

Durch die hohe Anzahl der Tiere auf dem Gelände, den stetigen Personalmangel und den permanenten Zeitdruck war eine halbwegs zeitgemäße und tiergerechte Versorgung innerhalb der von mir betreuten Auffangstation nur dadurch möglich, dass ich meine komplette Freizeit investiert habe. Während meiner regulären Arbeitszeit konnte ich genau wie die anderen Angestellten nicht mehr als die reine Grundversorgung der Hunde mit Futter und Wasser sicherstellen Alle anderen für eine ordnungsgemäße Hundehaltung unerlässlichen Tätigkeiten wie Spaziergänge, Beschäftigung mit den Hunden und deren Körper- und Fellpflege sowie die Instandhaltung und halbwegs angemessene Reinigung der desolaten Zwingeranlagen und Ausläufe habe ich innerhalb der Auffangstation nach Ende meiner Arbeitszeit und an freien Tagen so gut, wie es unter den Umständen möglich war, erledigt.

 

 
Dieses Bild stamme aus dem Auslauf für die Hunde des Vereins Nordische in Not e. V. Was derartiges „Inventar“ in einem Hundeauslauf zu suchen hat, bleibt unklar.

Foto: m.n.g.w.4 zu Aua1268P

 

Verschmutztes Trinkwasser

Nicht einmal sauberes, frisches Trinkwasser stand allen Hunden zur Verfügung. So wurde das Personal von Herrn Hewelcke angewiesen, in erster Linie Regenwasser aus Auffangtonnen zu benutzen Dazu wurden alte Gießkannen benutzt. Das Wasser war natürlich verschmutzt und in den heißen Monaten durch Veralgung belastet.

Der Problematik von gefrierendem Wasser im Winter begegnete Herr Hewelcke mit dem lapidaren Kommentar, dass die Hunde Schnee fressen können, was zweifelsfrei eine grobe Gesundheitsgefährdung der Tiere darstellt. Die Tiere bekamen morgens bei der Fütterung Wasser, danach standen ihnen nur noch die vereisten Wassereimer (oder besagter Schnee) zur Verfügung.

 

Verdreckte Futternäpfe, kein warmes Wasser

Der Umgang mit den Futternäpfen war katastrophal. Herr Hewelcke wies das Personal an, diese höchstens auszuspülen. Oft wurden die Näpfe gar nicht gereinigt, sondern sofort wieder mit neuem Futter befüllt und für den nächsten Tag bereitgestellt.

Warmes Wasser stand nur an einer einzigen Stelle zur Verfügung; ansonsten wurde für sämtliche Tätigkeiten Regenwasser (sofern vorhanden) oder kaltes Leitungswasser verwendet.

 

 

Die Bausubstanz macht einen versüfften, maroden Eindruck. Dieses Bild stammt nach Angabe des Fotografen aus der Station Nordische in Not. e. V. – übrigens ein Mitglied des Deutschen Tierschutzbundes e. V.!

Foto: m.n.g.w.5 zu Aua1268P

 

Beißereien mit Todesfolge

Das Fehlen von Bewegung, Beschäftigung und Sozialkontakt zu Menschen betrifft die Pensionshunde, die von Behörden anvertrauten Fund- und Verwahrhunde, die Hunde des Vereins „Nordische in Not“ und den Privathundebestand durchweg.

Stress und Frustration der Hunde über lange Zeit in Verbindung mit verantwortungsloser Zusammenstellung der Hundegruppen führten zu einem unnatürlich hohen innerartlichen Aggressionspotenzial, das sich in häufigen Beißereien teilweise mit Todesfolge – wiederspiegelte, was billigend von Herrn Hewelcke in Kauf genommen wurde.

 

Schwere Bissverletzungen beim Personal

Durch diese Zustände waren auch die Azubis und Pfleger beim Umgang mit diesen Tieren gefährdet, da entsprechende Sicherheitsstandards in der Regel nicht oder nur funktionsuntüchtig vorhanden waren. Es kam zu mehrfachen starken Bissverletzungen beim Personal.

 

Hunde mit Verhaltensstörungen

Aufgrund anhaltender Isolation und Vernachlässigung der Tiere entwickelten diese Stereotypien wie Koprophagie (betrifft fast den gesamten Bestand), Leckekzeme, „Schwanzjagen“.

Um das dahinvegetierende Leiden einiger Tiere zu beenden, habe ich den Möglichkeiten entsprechend einige Hunde privat übernommen. Die Vorstellung dieser Hunde beim Tierarzt bestätigte den erschreckenden Gesundheitszustand als Folge der Verwahrlosung (Parasitenbefall, Tumore, chronische Otitis, Ohrrandnekrosen, enorme Gebissschäden, Muskelatrophien, starke Hautprobleme). Daraus resultierte bei nahezu allen Hunden eine notwendige Behandlung unter Sedation (Ohren-Operationen, Zahnextraktionen, Entfernung von Tumoren). Diese Befunde sind belegbar durch die behandelnde Tierärztin.

 

Impfpass mit verbotenem Eintrag

Im Impfpass eines vermittelten Hundes stellte ein externer Tierarzt fest, dass eine durch die Sirius- Pension durchgeführte lmpfung eingetragen und abgestempelt war, was vermuten lässt, dass die Eintragung möglicherweise ohne Impfung oder die Impfung von dafür unbefugten Personen tatsächlich vorgenommen wurde.

 

Desaströser Allgemeinzustand der Hunde

Der Gesundheits-und Pflegezustand nahezu aller Hunde auf dem Sirius-Hof war insgesamt als desaströs zu bezeichnen. Die vorab geschilderten Probleme (Parasitenbefall, Hautprobleme, schmerzhafte Ohren und Zahnprobleme) betrafen einen Großteil des Hundebestandes. Eine sachdienliche medizinische Diagnostik und Behandlung der bestehenden Probleme, die der üblichen Vorgehensweise im Jahre 2011 entsprechen würde, habe ich hingegen trotz vielfachen Drängens von mir und anderen Pflegerinnen nicht ein einziges Mal erleben dürfen.

 

 

Auch dieses Bild stamme aus dem „Sandauslauf Quarantäne“, wie der Fotograf angibt. Wie sich „Sand“ im Verbindung mit „Quarantäne“ verträgt, gehört sicherlich zu den vielen Fragen an das Veterinäramt Oberhavel.

Foto: m.n.g.w.6 zu Aua1268P

 

 

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