Aua860: Hauruck-Schweine-Rettungsaktion eskaliert vollständig: Tote und kranke Schweine und Behördenintervention

 

{TS-Kritik}

[updated: 04.01.2013]

 

Dass sich die völlig unprofessionelle Schweine-Rettungsaktion in Sachsen-Anhalt des Vereins Rüsselheim e. V. und des Tierrechtlers Reinhold Kassen zur vollständigen Katastrophe auswachsen würde, war von Anfang an abzusehen. Doggennetz.de hatte, wie andere kritische Begleiter dieser Dilettantenaktion auch,  die mögliche Entwicklung schon in Aua857 angedeutet.

Inzwischen überschlagen sich die Ereignisse. Und die völlig hysterischen Aktivisten erschlagen sich – zumindest verbal im Internet –gegenseitig.

 

Bilanz bisher: 2 Schweine tot, 3 in Tierklinik

Nichts an der gesamten Aktion war auch nur ansatzweise mit den Behörden abgesprochen oder gar genehmigt. Das bestätigen jetzt Medienberichte, auf die weiter unten noch eingegangen wird.

Aber das Schlimmste: Ein weiteres Schwein ist tot. Ein erstes Schwein war ja schon in der Nacht vor dem Transport nach Stapen in Sachsen-Anhalt gestorben bzw. musste euthanasiert werden. Angeblich und von der ersten Vorsitzenden des Vereins Rüsselheim e. V. indirekt bestätigt soll es an Meningitis gestorben sein (vgl. Aua857).

 


Schwein mit kompliziertem Beinbruch liegt 4 Tage auf Stallgasse

Wenn die vielen im Internet verfügbaren Berichte und Bilder stimmen, muss das gestern gestorbene Schwein in der Obhut der Tierschützer einige Tage auf der Stallgasse liegend massiv gelitten haben, bis es dann endlich in der Klinik von seinem Leiden erlöst wurde. Der Bericht der „Tierschützer“ selbst spricht von einem „komplizierten Beinbruch“.

   
Bildzitat Ausschnitt Screenshot von: https://de-de.facebook.com/russelheim.ev
Um keinen Fauxpas auszulassen, bedrückt an dieser Mitteilung des Vereins Rüsselheim e. V. vor allem die zur Show getragene Emotionalität und das unerträgliche Regenbogenbrücke-Gesülze. Dass die Tierschützer das Tier mit diesem Bruch vier Tage lang haben herumliegen lassen, davon findet man hier kein Wort!

 

Der ebenfalls in diese Dilettantenaktion involvierte und szenebekannte Tierrechtler Reinhold Kassen hatte diesen Beinbruch schon in einem Telefonat mit der Doggennetz.de-Redaktion am 30. Dezember 2012 bestätigt. Die Fraktur hatte sich am Tag der Anlieferung (29. Dezember 2012) der Schweine in Stapen ereignet. Das bedeutet, sogenannte Tierschützer haben das arme Tier vom 29. Dezember 2012 bis 2. Januar 2013 mit „einem komplizierten Beinbruch“ auf der Stallgasse liegen lassen.

Nach den dieser Redaktion vorliegenden Informationen hatte der Tierarzt vor Ort schon eine dringende Euthanasieempfehlung ausgesprochen, von der die erste  Vorsitzende des zumindest nominell verantwortlichen Vereins Rüsselheim e. V. aber nichts habe wissen wollen.

Die Ignoranz gegenüber den Bestimmungen von Tierschutz- und Tierseuchengesetz, gegen die Schweinhaltungsverordnung und weitere behördlichen Vorgaben sowie das Indenwindschlagen dringender tierärztlicher Empfehlungen sind Kennzeichen der Vorgehensweise dieser Tierschützer rund um Reinhold Kassen und  Rüsselheim e. V.

Ausbaden müssen es die Schweine! Und für die sieht es jetzt allerdings zappenduster aus.

 

MDR berichtet in Radio und Fernsehen von der „Hauruck-Aktion“

Wie schon verschiedentlich vermutet worden war, stellt sich jetzt heraus, dass die Aktivisten dieser – nach Meinung dieser Redaktion – tierverachtenden Aktion überhaupt keine Genehmigungen der zuständigen Behörden vorlegen können. In den Radio- und Fernsehberichten des MDR ist immer wieder von einer „Hauruck-Aktion“ der „Tierschützer“ die Rede.

Das ist das freundlichere Wort für den blinden Aktionismus und den blutigen Dilettantismus der Verantwortlichen.  Beide Merkmale kennzeichnen die mit viel Wirbel und lauter Spendenakquise in Szene gesetzte Pseudo-Rettungsaktion von Anfang an.

Der MDR-Radio-Bericht listet nur einige der vielen Mängel auf:

—->       keine Seuchenschutzmatten

—->       In der Maschinenhalle sei es viel zu dunkel.

—->       Der Hallenboden sei nicht befestigt.

—->       Es gäbe keine Futtertröge in ausreichender Zahl.

—->       Ungeziefer könne sich ausbreiten.

        

Minimalste Gesetzesvorgaben werden nicht erfüllt

Noch übler sieht es in ordnungsrechtlicher Hinsicht aus. Hans Thiele vom Ordnungsamt des Altmarkkreises Salzwedel erklärt im Gespräch mit dem MDR, dass die Unterbringung der Schweine nicht einmal „minimalste Gesetzesvorgaben“ erfülle. „Selbst bauliche Veränderungen würde daran nicht viel ändern“ (Quelle).

 

Alle Schweine müssen weg

Die Umschreibungen für die – nach Meinung dieser Redaktion – von den Tierschützern angerichtete Schweinequal sind verschieden. Im Fernsehbericht von Sachsen-Anhalt heute am 2. Januar 2013 heißt es zum Beispiel, die Bedingungen seien „alles andere als ideal“.

Die zuständige Veterinärin erklärt vor laufender Kamera, was Experten schon zuvor vermutet hatten: Die gesamte Aktion war nicht angemeldet und nicht genehmigt. Die Tierschützer hatten vorab keinen Kontakt mit dem Veterinäramt aufgenommen.

Im Internet wurde jedoch von den Verantwortlichen stets das Gegenteil behauptet.

Die Konsequenzen waren absehbar und sind entsprechend von den Behörden gezogen worden: In einer Frist von vier Wochen müssen alle Schweine aus der Tierhaltung des Ehepaars Schmutzler in Stapen verschwinden.

 

Ist der  Verein Rüsselheim e. V. abgetaucht?

Schon der MDR-Fernsehbericht verweist darauf, dass der für – nach Meinung dieser Redaktion – diese Sauerei  verantwortliche Verein Rüsselheim e. V. für die Fernsehredakton gestern nicht zu erreichen gewesen sei.

Ähnliches verlautbaren verschiedene Aktivisten, die sich im Moment gerade reihenweise von der Aktion distanzieren, im Internet.

Lediglich Reinhold Kassen tritt zumindest bei Facebook noch in Erscheinung. Dort macht er wahlweise Doggennetz.de oder das Antivegan-Forum für die Schwierigkeiten des Projektes verantwortlich.

Das Antivegan-Forum übrigens liefert nach wie vor die zeitechteste Dokumentation der Katastrophe mit vielen hochinteressanten Links. Der dazugehörige Thread umfasst inzwischen schon über 50 Seiten.

 

Die Akteure waren von Anfang an das Problem

Dass sich diese Rettungsaktion so ziemlich zum Gegenteil von dem, was ein „Vorzeigeprojekt“ sein sollte, auswachsen würde, war früh absehbar und liegt primär an den Akteuren. Insbesondere die Betreiberin der unerlaubten Schweinehaltung in einer umgewidmeten Maschinenhalle in Stapen ist in der Tierschutzszene einschlägig bekannt und vorbelastet (vgl. auch Aua857). Ohne weitere Kommentare gibt die DN-Redaktion dazu noch folgende Links:

Zeitungsbericht und Zeitungsbericht und ein sehr eindrückliches Video.

Auffallend ist übrigens auch, dass diejenigen Aktivisten, die momentan eigentlich vollumfänglich mit der nicht gesicherten Versorgung der Schweine vor Ort beschäftigt sein sollten, seit Tagen rund um die Uhr im Internet posten, schimpfen und allen Kritikern dieser Katastrophenaktion drohen.

Man fragt sich, wer sich eigentlich um die Schweine kümmert?

Selbst wenn dieses „Kümmern“, wie insbesondere die auf der Kassen-Facebook-Seite zu sehenden Bilder eindrücklich dokumentieren, allen Anforderungen an eine professionelle und tiergerechte Versorgung der Schweine widerspricht: Das Futter etwa wird einfach auf den Boden geleert.

 

  
Bildzitat Screenshot von: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=394742197272415&set=a.394732700606698.95207.100002099156944&type=3&theater
Landwirte und Experten in Schweinehaltungsfragen sind entsetzt: Das Futter in Stapen wird einfach auf den Boden geschüttet, wo es sich mit dem Stroh auf Sand vermischt. Diese unhygienische Fütterung resultiert auch aus dem Umstand, dass für die Schweine gar nicht genügend Tröge zur Verfügung stehen. Das ist ein weiteres Merkmal dieser dilettantischen Tierrettungsaktion, die lange vorbereitet worden war, auch wenn die verantwortlichen Aktivisten inzwischen etwas anderes behaupten.

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Bildzitat Screenshot von: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=394742197272415&set=a.394732700606698.95207.100002099156944&type=3&theater
Von Schweinen aus Mastbetrieben bekannt ist deren enorme Anfälligkeit für alle möglichen Keime und Krankheitserreger. Was es unter diesen Umständen und dem besonderen Stress, denen diese armen Tiere ausgesetzt sind, bedeutet, wenn das Futter einfach auf den Boden geworfen wird, ist offensichtlich.

Die Schweine haben offensichtlich auch keine Tränken, wie im Übrigen von Aktivisten schon eingeräumt wurde.

Kindergeburtstag statt Tierschutz

Über die Feiertage war auf Facebook zu verfolgen, wie sich gelangweilte Tierschützerinnen dazu verabredeten, zu Hause Kartoffelbrei mit Möhren zu kochen und damit an Neujahr nach Stapen zu reisen, um dort die mildtätige Schweinespeisung zu zelebrieren.

Das sieht alles in allem nach einem besonders teuren Kindergeburtstag (weit über 20.000 Euro habe der Spass inzwischen schon gekostet), nicht aber nach einer professionellen und tiergerechten Rettungsaktion aus.

 

Posting im Antivegan-Forum sorgt für Aufruhr

Die Verantwortlichen für dieses fertige Desaster tauchen also wahlweise ab oder suchen – wie im Fall des Reinhold Kassen – Schuldige, denen sie ihr Tierleid produzierendes Versagen anhängen können. Ganz besonders hoch im Kurs als Verantwortungsabladestelle steht dabei auch das Antivegan-Forum.

Auch die Verantwortlichen in Stapen, Sabine Schmutzler (in der Szene bekannt unter ihrem früheren Namen Schneider-Lesner) mitsamt Ehemann, beklagen im Internet das Abtauchen von Rüsselheim e. V. 

Ein unter dem Namen „S. Schmutzler“ im Antivegan-Forum abgesetztes Posting sorgt seit gestern Abend für Furore.

Doggennetz.de belegt die Existenz dieses Postings mit nachstehendem Screenshot. Allerdings lässt sich die Autorenschaft nicht verifizieren. Ob dieser Text also tatsächlich von „S. Schmutzler“ verfasst wurde, lässt sich derzeit nicht beweisen:

Bildzitat Screenshot von: https://antiveganforum.com/forum/viewtopic.php?f=5&t=6921&start=1075
Ein Posting unter dem Namen „S. Schmutzler“ beschimpft Spender und Verein und bietet die Schweine zum freien Verkauf an. Nach Informationen dieser Redaktion stehen die Schweine jedoch im Eigentum des Vereins Rüsselheim e. V. Und ein Verkauf wäre rechtswidrig.

Um der besseren Lesbarkeit willen die entscheidenden Passagen dieses Postings hier:

              

Weil ein paar hirnverbrannte vollidioten für die säue gespendet haben, bin ich doch nicht dafür schuld. Ich habe meinen kopf für rüsselheim e.v. hingehalten und die feigen damen und herren haben sich aus dem staub gemacht.
Die tiere müssen nun mal hier weg. Aus tierschutzsicht habt ihr zumindest dahingehend recht, dass keinem geholfen ist, wenn die tiere gekäult werden.
Wer in der Lage ist ein schwein aufzunehmen, melde sich bitte bei mir. Nachdem rüsselheim e.v. sich aus dem staub gemacht haben, bleibt der rest bei mir und ich muss sehen, wie es weiter geht.
Mein angebot ist deshalb: wer ein schwein aufnimmt – in gottesnamen auch zur schlachtung – bis dahin aber artgerechte haltung verspricht, kann es sich hier abholen.
Die Jungtiere werden gesamt etwa 150 € kosten, die älteren 300 €. Alle sind gesund und mit papieren.
Ich habe das Angebot in Absprache mit dem nächsten nachbarn (rainer schäfer) abgesprochen. Hier im können ab Morgen Mittag die schweine ausgelöst werden.
Kostenlos kann ich die nicht abgeben. dazu habe ich zu viel investieren müssen.
überlegt es euch. Es ist keinem geholfen, wenn die tiere getötet werden.

(Antivegan-Forum, Thread: Der Wahnsinn fängt erst richtig an, Seite 44, Posting vom 02.01.2013, 21.46 Uhr; Hervorhebung d. Red.).

              

Es treten dann zwar andere Poster auf, die behaupten, dieser Eintrag wäre nicht authentisch; ein Dementi von Sabine Schmutzler selbst ist bisher dieser Redaktion aber nicht bekannt.

Die Authentizität des Postings wird durch die Spenderbeschimpfung etwas unglaubwürdig. Denn das ganze Desaster wurde ja schon bis hierhin erst durch die Spender möglich, die – nach Meinung dieser Redaktion – gruselige Schinderei von jenen finanziert. Und noch kann man ja auf die Spender nicht verzichten. Warum also sollte eine der Akteurinnen diese derart wüst beschimpfen?

[Update 04.01.2013:]

Wie von dieser Redaktion schon vermutet (siehe obigen Absatz), stamme das entsprechende Posting nicht von Sabine Schmutzler. In einem sogenannten offenen Brief an die Doggennetz.de-Redaktion schreibt sie:

              

Der betreffende Beitrag im Anti Vegan Forum vom 2.1.2013 wurde NICHT von mir verfasst oder in Auftrag gegeben. Ich beteilige mich in keiner Form an den dortigen Aktivitäten.

Dieses Statement bitte ich dann Ihrem „Aua 860“ entsprechend hinzuzufügen.

(Sabine Schmutzler, offener Brief an Doggennetz.de vom 03.01.2013 auf Facebook „Dead or alive“)

              

Leider gibt der offene Brief für den Sachverhalt selbst – also das Wohl der Schweine – nichts her. Interessierte finden ihn in voller Länge hier.

[Ende des Update vom 04.01.13]

 

Distanzierungsklärungen

Ein weiterer Tierschutzverein, der sonst im Kontext mit dem Namen Reinhold Kassen auftauchen, druckt aktuell auf seiner Homepage eine Distanzierungserklärungen von dieser fatalen Rettungsaktion ab.

Bildzitat Screenshot von: https://www.tierhilfestrasburg.de/

Das ist sicherlich klug von der Tierhilfe Strasburg und stünde anderen Organisationen, die mit Reinhold Kassen assoziiert werden, ebenfalls an. Welche verbalen Ausfallaktionen sich der ohnehin umstrittene „Tierrechtler“ im Internet auch immer leisten möchte, die Verantwortung für diese durch und durch verpfuschte, für einige Schweine schon tödlich geendete Pseudo-Rettungsaktion wird er – zusammen mit dem Verein Rüsselheim e. V. – nicht mehr los!

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