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Aua1345P: Transportskandal Wunsiedel (7): Rumänische Transporteurin fordert Adoptanten zur Manipulation der Verträge auf

 

{TS-Kritik}

[Im DNPA erschienen: 25.06.14; online verfügbar ab: 28.07.14]

 

Das Veterinäramt Wunsiedel arbeitet unter Hochdruck an der Aufklärung des Transportskandals vom 14./15. Juni 2014. Wie der Blickpunkt-Verlag in einem weiteren Artikel vom 25. Juni 2014 berichtet, habe sich der Parvovirose-Verdacht für die Hunde nicht bestätigt. Die „mutmaßlichen Hundebesitzer“ können jetzt wohl ihre Hunde „unter Auflagen“ abholen.

 

Beschimpfungen und böse Mails

Ausdrücklich geht Tina Eckhardt in ihrem Artikel auf die Unterstellungen ein, die von Kerstin E., zweiter Vorsitzende des Tierschutzvereins Neuwied, im Internet gemacht wurden: Die rumänischen Fahrer seien acht Stunden daran gehindert worden, die Tiere zu versorgen. Erst dann seien die Bilder angefertigt worden (vgl. Aua1343).

Konkret heißt es:

              

Entgegen aller Mutmaßungen und Anfeindungen im Internet, die seitdem von einer rund 20 Mann starken Gruppe befeuert werden, waren die Hunde Brucker zufolge nicht acht Stunden lang unversorgt beschlagnahmt, ehe 13 von ihnen im Tierheim Breitenbrunn unterkamen.

(Blickpunkt-Verlag 25.06.14: Hundetransport: Böse Stimmen gegen Tierschützer)

              

Hier wird das Tierheim Breitenbrunn erwähn. Das bisher auf DN thematisierte Tierheim Lichtenfels war, wie hier schon berichtet wurde, nur eins von insgesamt vier Einrichtungen, welche Tiere aus dem von der Bundespolizei angehaltenen Transport aufgenommen haben. Aber auch die Mitarbeiter des Breitenbrunner Tierheims erhielten böse Mails und wurden am Telefon beschimpft.

Ebenso die Blickpunkt-Redaktion:

              

Auch die BLICKPUNKT-Redaktion erreichten Mails und Anrufe, warum wir so schlecht über den Tiertransport berichtet hätten. Man warf uns unter anderem vor, die „schnelle Schlagzeile“ zu suchen und wischte alle sachlichen Argumente vom Tisch. Davon, dass es den Hunden ernsthaft schlecht ging, wollten die Beschwerdeführer nichts hören, schließlich habe man die Diskussion im Internet verfolgt und kenne sich aus. Der BLICKPUNKT distanziert sich von solcherlei Diskussionen und vertraut weiterhin auf seine seriösen Quellen – in diesem Fall Deutscher Tierschutzbund, Bundespolizei und Tierschutzverein Wunsiedel.

(ibid.)

              

„… wischte alle sachlichen Argumente vom Tisch“. Ja, so kennt man sie, die Tierschlepper!

Die Überschrift des Artikels „Böse Stimmen gegen Tierschützer“ ist sehr unglücklich gewählt. Denn das Kernproblem liegt ja gerade darin, dass sich hier die eine und die andere Sorte von „Tierschützern“ bekämpfen. Denn auch die für diesen und andere Transporte Verantwortlichen agieren großmächtig unter dem Label Tierschutz. Im Kontext des gewerbsmäßigen Hundehandels sind eben die „Guten“ von den „Bösen“ gar nicht mehr zu unterscheiden.

 

Öffentliche Aufforderung zur Vertragsmanipulation

Den Transport organisiert und durchgeführt hat mutmaßlich die rumänische Transporteurin Alina B. In dieser Rolle jedenfalls tritt sie auf Facebook auf. Nach dem Auffliegen des Transportes postet sie dort am 17. Juni 2014:

 

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Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot Facebook Alina B.

 

Alle deutschen und englischen Adoptanten sollen jetzt – also NACH dem Zugriff der Polizei – ganz schnell den Adoptionsvertrag mit dem rumänischen Retterverein ausfüllen, unterzeichnen und Alina B. dann per E-Mail zuschicken.

Wichtig: Zum Zeitpunkt des Zugriffs der Polizei also existierten diese Verträge noch gar nicht.

Damit die Adoptanten auch genau wissen, worum es geht, fordert Alina B. sie indirekt dazu auf, das Datum der Urkunde zu fälschen: „date must be before the transport date“.

 

Urkundenfälschung § 267 Strafgesetzbuch

Adoptions- oder Schutzverträge sind Urkunden. Das deutsche Strafgesetz stellt die Manipulation und Fälschung solcher Urkunden unter drakonische Strafen (§ 267 StGB).

Nach den DN vorliegenden unbestätigten Informationen ist aber die Staatsanwaltschaft in diesen Fall ohnehin schon eingeschaltet.

 

Warnhinweis an Adoptanten: Haftung!

Sollten Adoptanten dieser mutmaßlichen Aufforderung zu einer Straftat folgen und die Verträge nachträglich und zurückdatiert unterzeichnen, kann das gravierende Folgen für sie haben. Je nach Vertragsinhalt (Regelung der Eigentumsverhältnisse dort) müssen sie dann nämlich in vollem Umfang für die Vorgänge um diesen Transport haften. Vorstellbar ist durchaus, dass ihnen alle Kosten, die damit in Zusammenhang stehen, sowie die juristischen Konsequenzen anteilig aufgebürdet werden. Dazu gehören die Unterbringungskosten, tierärztliche Versorgung, Buß- und Ordnungsgelder etc.

Hinzu kommt, dass die Behörden schon von Dritten über diese öffentliche Aufforderung von Alina B., die Verträge zu manipulieren, informiert wurden.

 

Die Methoden der Schlepper

Auf der anderen Seite zeigt auch dieses Beispiel wieder sehr anschaulich, mit welchen Methoden die gewerbsmäßigen Hundehändler und die illegalen Tierschlepper arbeiten.

Zu erinnern sei in diesem Zusammenhang an den Persilschein für den Transporteur der zweiten Vorsitzenden des TSV Neuwied, die auf Facebook öffentlich verkündet hatte, die Transporte (dieser Transporteurin), die in der Vergangenheit durchgeführt worden seien, „waren alle in Ordnung, sauber und legal“ (vgl. Aua1343).

Das allerdings ist schwer vorstellbar von einer Person, die Dritte öffentlich dazu auffordert, Verträge zu manipulieren.

 

 

Bisherige Medienberichterstattung über den Transportskandal Wunsiedel:

>>> https://www.sat1bayern.de/news/20140617/hundeschmuggel-transporter-mit-30-tieren-beschlagnahmt/

>>> https://www.br.de/nachrichten/oberfranken/hundetransport-beschlagnahmt-wunsiedel-128.html

>>> https://www.blickpunkt-verlag.de/bpws/nachrichten/landkreis_wunsiedel/art279956,3408150

>>> https://n-land.de/lokales/lok-detail/datum/2014/06/20/31-auf-einen-streich.html#.U6fkGUCltBQ

>>> https://www.youtube.com/watch?v=CwNOanrNbyI

>>> https://www.blickpunkt-verlag.de/bpws/nachrichten/landkreis_hof/art278486,3421802

 

Weitere DN-Artikel dieser Serie:

Aua1338 / Aua1339 / Aua1341 / Aua1342 (in der Serie „Hinter den DN-Kulissen“) / Aua1343 / Aua1344 /