TL57/15: Großbrand in Wiesenhof-Geflügel-Mega-Schlachthof in Bayern

 

[17.02.15]

Ein Debakel, über das die Süddeutsche.de berichtet: Im niederbayerischen Bogen hat ein Großbrand in der Nacht von Sonntag auf Montag eine Großschlachterei der Wiesenhof-Schlachthof Lohmann AG vernichtet. Erste Schätzungen gehen von einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe aus.

Die Kapazität der Anlage lag bei 250.000 Hühnern pro Tag! (Jeder Versuch, sich diese Massen überhaupt nur vorzustellen, scheitert.)

 

Geflügelwirtschaft in Bayern bis ins Mark getroffen

Der Artikel konstatiert, dieser Großbrand treffe die Geflügelwirtschaft in Bayern bis ins Mark. Derzeit versuche Wiesenhof, einen Notbetrieb aufzubauen. Hinweise auf Brandstiftung gäbe es nicht, womit allen Tierfreunden hoffentlich ein Stein vom Herzen fällt. Denn nur schon der Verdacht, dass militante Tierschützer hinter dieser Großbrand stecken könnten, wäre die noch fatalere Katastrophe.

Im Bericht der Müncher Abendzeitung jedoch heißt es, die Kriminalpolizei ermittelt.

 

SOKO Tierschutz erklärt den Schaden für die Tiere

Die Süddeutsche.de befragt zu den Auswirkungen dieses Ausfalls Friedrich Mülln von der SOKO Tierschutz (und nicht PETA Deutschland!). Beide Tierrechtsorgas haben die „Themenfelder“ gemäß unbestätigten Quellen schon länger untereinander aufgeteilt; von PETA ist seit geraumer Zeit nichts mehr im Kontext mit Wiesenhof zu vernehmen. Die letzten Meldungen 2012 bezogen sich auf die „Gesprächsbereitschaft“ der Kontrahenten: hier und hier.

Friedrich Mülln zeigt auf, dass der Ausfall dieser Großschlachterei das Leiden der betroffenen Tiere leider noch vergrößer könnte:

              

Für den Tierschützer Friedrich Mülln steht jetzt nicht nur Wiesenhof vor massiven Problemen. Sondern die gesamte bayerische Geflügelbranche. „Denn die 250.000 schlachtreifen Hähnchen am Tag müssen ja irgendwo hin“, sagt der Tierschützer, der sich mit seiner Organisation „Soko Tierschutz“ intensiv mit der Geflügelhaltung in Bayern auseinandergesetzt hat. „Aber die Hühner auf andere Wiesenhof-Anlagen umzuleiten, ist gar nicht so einfach.“

Die nächsten, die dafür infrage kämen, stünden in Norddeutschland. Die Fahrten dorthin dauern in jedem Fall etliche Stunden länger als nach Bogen. „Da stellt sich die Frage, ob sie tierschutzrechtlich zulässig sind“, sagt Mülln. „In jedem Fall wird es auf den Transporten zu erhöhten Ausfällen kommen.“

Die Tiere können laut Mülln aber auch nicht über die eigentliche Mastzeit hinaus in den Stallungen bleiben. „Denn sie sind ja alle Züchtungen, die auf eine Lebenszeit von 36 bis maximal 42 Tage ausgerichtet sind“, sagt er. „Belässt man sie darüber in den Ställen, gehen etliche einfach ein.“ Mülln nennt den Brand „ein Debakel“ für die industrialisierte Tierhaltung: „Wenn eine Komponente ausfällt, gerät gleich das ganze System ins Wanken.“

(Süddeutsche.de 16.02.2015: Großbrand vernichtet Großschlachterei)

              

Übrigens und nur am Rande bemerkt: Noch nicht einmal den Journalisten bei der Süddeutschen ist offensichtlich der fundamentale Unterschied zwischen einem Tierrechtler und einem Tierschützer zu vermitteln. Die terminologische Unschärfe korreliert zu dem breiten Missverständnis in der Bevölkerung und ihr kapitales Unwissen zu den relevanten Strukturen der Szene. Das hat nicht nur System, diese Konfusion trägt das System!

Eine DN-Leserin hatte sich gestern Morgen bei dieser Redaktion telefonisch gemeldet und empört berichtet, sie habe am Montagmorgen bei Wiesenhof angerufen. Dort habe man ihr keine Auskunft zu der Frage geben können, ob bei dem Brand auch Tiere zu Tode gekommen seien. Nur den Sachschaden habe Wiesenhof schon beziffern können.

Tja: First things first …

Gemäß Münchner Abendzeitung jedoch hätten sich zum Zeitpunkt des Brandes keine lebenden Tiere dort befunden.

 

Weitere DN-Artikel über die SOKO Tierschutz:

Aua1209 / Aua1210 / Aua1234 / Aua1407 / Aua1409 / Aua1434 / Aua1454 / Aua1484 / Aua1503 /