TL55/15: Spendenmarktplatz: Eine neue verzichtbare Plattform für den Handel mit der guten Tat
[16.02.15]
Die Tagesjournaille blickt es wieder auf keinem Auge. Mit unerträglichem Kitsch berichtet die Tegernseer Stimme über ein weiteres Geschäftsmodell im unendlichen Feld der Spendenindustrie: Spendenmarktplatz (®?) heißt die Chose!
Dargestellt wird deren Gründerin und (nur angebliche) Rechteinhaberin Claudia Hummel dabei als wahrer Tierschutzengel, dem das unendliche Leid rumänischer Straßenhunde die Flügel zur brillanten Geschäftsidee faltete: noch ein Zwischenakteur bei der Spendenakquise. Die vorgestellten Projekt beziehen sich dann beispielsweise darauf, autarke Strukturen in Rumänien auch weiterhin zu verhindern: durch noch mehr Hilfsgütertransporte!
In Aua914 wurde haarklein erklärt, dass und warum diese das Gegenteil von dem bewirken, womit sie beworben werden, dass und warum diese verhindern, dass in Rumänien tierschutzfreundliche Strukturen entstehen. Außerdem braucht man nur auf die humanitäre Entwicklungshilfe zu blicken. Dort haben die Helfer schon lange gelernt, dass Hilfsgütertransporte die Wirtschaft vor Ort schwächen und kaputt machen, Aversionen schüren und damit das verhindern, was sie vorgeben zu erreichen: zu helfen. Rumänien ist nicht die Sahel-Zone. Tierfutter und Zubehör ist dort ausreichend und in angemessener Qualität verfügbar.
Alles bösen Buben versammelt: Spenden für Privatpersonen
Auf der Plattform dann werden zum Beispiel Projekte und Vereine vorgestellt, die schon seit Jahren in harscher Kritik stehen: z. B. das rumänische Casa Cainelui, das zuletzt Furore machte durch die Tatsache, dass dort Schweine gemästet werden/wurden in Hundezwingern, die mit dem Geld deutscher Spender errichtet wurden (vgl. Pav10). Die Plattform Spendenmarktplatz(®?) bietet unter dem Stichwort <Casa Cainelui> einer Privatperson (!) die Möglichkeit zum Spenden sammeln.
Freilich: Sachspenden sind in Rumänien hoch willkommen, insbesondere bei den Schweine-Mästern. In Deutschland schwer verboten, gehört es in Rumänien gemäß Augenzeugenberichten zum Stallalltag, Schweine mit industriellem Hundefutter von deutschen Spendern für die Schlachtung zu mästen.
Spenden für ALF-Sympathisanten?
Auch der alles andere als seriös und vertrauenswürdig auftretende Gnadenhof Lehnitz darf auf Spendenmarktplatz(®?) als Privatperson Spenden akquirieren. Zu der Arbeit dieser Tierschützer siehe Aua791. Das letzte behördliche Feedback zum Gnadenhof Lehnitz war die Information, dass diese Tierschützer ihre Anlage jahrelang ohne die dafür notwendigen baurechtlichen Genehmigungen betrieben haben (Aua1304). Die Betreiberin des Gnadenhofs produziert sich im Internet mit Verweis auf ihre psychische Krankheit.
Auch beim Gnadenhof Lehnitz handelt es sich bisher um eine reine Privatperson. Zwar ist in jüngeren Zeitungsartikeln von einer Vereinsgründung die Rede ist. Bisher gibt es auf der Webseite keinen Hin- oder Nachweis dazu. Wer dort die Rubrik „Vereinssatzung“ anklickt, landet auf einer leeren Seite. Spender haben also keinerlei Gewähr dafür, dass ihre Zuwendungen gemeinnützig konsumiert werden! Schlimmer noch: Bei einer Privatperson können sie noch nicht einmal Rechenschaft verlangen!
Überdies wirbt der Gnadenhof Lehnitz auch noch für die Animal Liberation Front. Für diese Ehrlichkeit ist der Gnadenloshof-Betreiberin Sunny Schulz zu danken, denn ALF ist dem Tierschutzgedanken diametral entgegengesetzt. Das ALF-Porträt bei Wikipedia weist ausdrücklich darauf hin, dass sich die ideologische Ausrichtung von ALF fundamental vom Tierschutzgedanken unterscheidet.
Auch Plattform für den gewerbsmäßigen Hundehandel?
Spendenmarktplatz(®?) bietet bekannten gewerbsmäßigen Hundehändlern unter dem Etikett des Tierschutzes eine Plattform und unterstützt damit nach Meinung dieser Redaktion auch das Dog-Trafficking sowie die Einfuhr von Hunden mit schweren Krankheiten (Beispielfall mit Dirofilaria repens = Hautwurm plus Babesiose). Wer immer sich einen solchen schwerkranken Hund, der nach den geltenden tierseuchenrechtlichen Bestimmungen weder transportiert noch nach Deutschland verbracht werden werden darf, angeschafft hat, ohne dafür überhaupt über die finanziellen Voraussetzungen zu verfügen, kann seine Spendenaufrufe als Privatperson dann auf Spendenmarktplatz veröffentlichen. Hier wird Verantwortungslosigkeit unbürokratisch belohnt.
Hier die Spendenakquise für einen mutmaßlich illegal nach Deutschland verbrachten Hund aus Rumänien. Illegal deshalb, weil der Hund mit Dirofilaria repens und Babesiose gar nicht immunkompetent ist, mithin keinen Impfschutz aufbauen kann und ergo entgegen den einschlägigen tierseuchenrechtlichen Bestimmungen nach Deutschland geschleppt worden sein könnte:
Bildzitat Screenshot Spendenmarktplatz: Dieser Hund wurde möglicherweise illegal von Rumänien nach Deutschland verbracht. Da er nach Angaben der Halterin schwer krank ist (Dirofilaria repens plus Babesiose) wäre er gar nicht immunkompetent und könnte damit keinen gültigen Impfschutz aufbauen. Damit wäre er entgegen der tierseuchenrechtlichen Bestimmungen nach Deutschland verbracht worden. Spendenmarkplatz bietet der Halterin, die offensichtlich nicht über die finanziellen Mittel für diese Hundehaltung verfügt, eine Plattform, um als Privatperson um Spenden zu betteln! |
Claudia Hummel sagt
Die Gründerin von Spendenmarktplatz sagt im Gespräch mit der DN-Redaktion , es handele sich um keine Unterstützung der verschiedenen Projekte. Sie biete lediglich auch Privatpersonen und ohne jede Prüfung von deren Seriosität die Möglichkeit, hier um überwiegend Sachspenden zu bitten.
Dass die Einfuhr und das Verbringen von Hunden aus dem Ausland nach Deutschland unter dem Etikett des Tierschutzes gewerbsmäßiger Hundehandel und erlaubnispflichtig ist, das war ihr nicht einmal bekannt. Auch zu der Frage, ob im rumänischen Casa Cainelui immer noch Schweine in den von deutschen Spenden bezahlten Hundezwinger gemästet werden, kann sie keine Auskunft erteilen. Claudia Hummel hebt hervor, lediglich überwiegend „Sachspenden“ (vgl. dazu aber die Anzeige „Balou“ oben!) zu vermitteln und damit keine Einnahmen zu erzielen.
Der durch viele Erkenntnisse aus der humanen Entwicklungshilfe gestützten Auffassung, dass Hilfsgütertransporte zum Beispiel nach Rumänien dem Tierschutz dort eher schaden und die Strukturen vor Ort schwächen, widerspricht sie nicht. Sie gibt der DN-Redaktion im Telefonat deutlich zu verstehen, dass sie dafür keine Verantwortung trage, da sie ja nur eine Plattform zur Verfügung stelle.
Immer wieder betont sie, auf das „Bauchgefühl“ der Spender zu vertrauen und darauf, dass die sich selbst kundig über die Frage machen müssen, ob die vorgestellten Projekte überhaupt seriös sind. Wie sehr sich auf dieses Bauchgefühl von Spendern vertrauen lässt, haben die gigantischen Tierschutz-Spendenskandale der vergangenen Jahre bewiesen (z. B. Deutsches Tierhilfswerk, Arche 2000 etc.).
Gesamteindruck der DN-Redaktion: Spendenmarktplatz bzw. deren Gründerin ist ein weiterer Fall vom Irrglauben an die gute Tat ohne jedes Hintergrundwissen, ohne jede Sachkunde, ohne Gesetzeskenntnis. Auftritte in Sendungen wie Vox hundkatzemaus gelten ihr als Seriositätsnachweis.
Aua!
Spendenmarktplatz: ein genial verräterischer Name
Aber der Name ist genial und sehr beredt in seiner Aussage. Ein Marktplatz ist der Umschlagplatz für Waren und der Ort für Geschäfte. Auf einem „Marktplatz“ ist kein Raum für die gute Tat. Für diese Ehrlichkeit ist Claudia Hummel zu danken. Sie selbst allerdings weist nachdrücklich darauf hin, mit ihrem „Marktplatz“ keinen Cent zu verdienen.
Unwahre Tatsachenbehauptung im Impressum
Wie „professionell“ diese angebliche Hilfe ist, liest die DN-Redaktion an der falschen Tatsachenbehauptung im Impressum von Spendenmarktplatz ab. Dort steht wahrheitswidrig:
Spendenmarktplatz ist eine eingetragene Marke und damit Urheberrechtlich geschützt. Spendenmarktplatz ist eine beim Deutsches Patent- und Markenamt unter der Nummer 3020140404214 eingetragene Marke. (Spendenmarktplatz Impressum; Stand: 16.02.2015) |
Das ist nach telefonischer Auskunft von Claudia Hummel jedoch gar nicht zutreffend. Die Eintragung der Marke sei versagt worden. Die obige Angabe behauptet das Gegenteil und ist damit unwahr. Angeblich sei der Seitenadministrator schon seit zwei Wochen beauftragt, diese falsche Behauptung im Impressum zu löschen.
Danke, das genügt!
Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot (16.02.15 / 9.28 Uhr) Impressum Spendenmarktplatz mit einer falschen Behauptung! |