Aua1504: Der andere Blick auf Veterinäre (3): Hilal Sezgin skizziert die schwere Arbeit von Schlachthoftierärzten

 

{TS-Kritik}

[04.02.15]

Ausgerechnet die bekannte Tierrechtlerin und Journalistin Hilal Sezgin erwärmt sich für das schwere Los von Amtstierärzten, die in Schlachthöfen arbeiten (müssen). In der Kolumne „Meine Tiere“ der Berliner Zeitung greift sie den Suizid einer Amtstierärztin in Bad Mergentheim vergangenes Jahr auf und berichtet anschließend über die Arbeitsbedingungen von Schlachthoftierärzten (hier). Ohne Not nennt sie dabei auch den vollen Namen der Verstorbenen, was andere Berichterstatter mit Rücksicht auf die Angehörigen tunlichst vermeiden (Beispiel in Aua1497). Das entwertet ihren ohnehin zu hinterfragenden „Einsatz“ für diese Tierärzte gleich wieder.

 

Ein Arbeitsplatz mit ganz „besonderen“ Bedingungen für Menschen, die angeben, Tiere zu lieben: Schlachthof!
Foto: Udo Böhlefeld / pixelio.de

 

 

Wer schreibt mit welcher Intention?

„Ausgerechnet“ daran ist die Tatsache, dass Hilal Sezgin sich dabei eines Instrumentariums bedient, das sie selbst anderen verweigert: Presseauskunft und Interview. In der DN-Rubrik <Presseauskunft verweigert> bisher zwar noch fehlend, dennoch vorgekommen und belegt: Hilal Sezgin selbst beantwortet Presseanfragen zumindest dann nicht, wenn diese möglicherweise kritische Fragen beinhalten. So geschehen mit einer Presseanfrage der DN-Redaktion im November 2014 im Zusammenhang mit Sezgins Unterstützung für den dubiosen und intransparenten Verein Erdlingshof.

Doch zurück zum philanthropen Schub von Hilal Sezgin im Hinblick auf die Arbeit von Schlachthoftierärzten. In der Kolumne lässt sie einige Amtstierärzte zu Wort kommen, die von den extremen Belastungen ihres Arbeitsalltags berichten. Und sie skizziert den kaum zu lösenden Konflikt, auf der einen Seite noch irgendetwas für die kurz vor dem Tod stehenden Tiere erreichen zu wollen, auf der anderen Seite aber in die betrieblichen und auf Gewinnmaximierung optimierten Betriebsabläufe eingebunden zu sein.

Sezgins kursorisches Porträt dieses Arbeitsalltags illustriert damit die Schizophrenie und Grausamkeit der Struktur Schlachthof an sich und die paradoxe Funktion von Amtstierärzten dort.

Sie liefert einen anderen Blick!

 

Namensnennung verstößt gegen den Pressekodex

Die oben schon kritisierte Nennung des vollen Namens der Amtstierärztin, die sich in Baden-Württemberg das Leben genommen hat, ist nach Meinung dieser Redaktion ein völlig unnötiger Verstoß gegen den Pressekodex, Richtlinie 8.7:

              

Die Berichterstattung über Selbsttötung gebietet Zurückhaltung. Dies gilt insbesondere für die Nennung von Namen, die Veröffentlichung von Fotos und die Schilderung näherer Begleitumstände.

(Pressekodex; Hervorheb. d. DN-Red.)

              

Hinzu kommt, dass diese Namensnennung für den Text überhaupt nicht notwendig gewesen wäre. Der Beitrag hätte nichts an Gehalt verloren, wenn ordnungsgemäß von einer Amtstierärztin in Baden-Württemberg die Rede gewesen wäre. Amtstierärzte sind auch keine Personen des öffentlichen Lebens, wo sich diese Nennung dann eher noch einmal rechtfertigen lässt.

Aber was will man von einer Journalistin erwarten, die sich selbst (kritischen) Pressekontakten verweigert.

Im Übrigen stärkt dieses Merkmal und die Pietätlosigkeit gegenüber den Angehören der Verstorbenen den Eindruck der DN-Redaktion, dass Sezgin sowohl den Tod der Tierärztin als auch die blasse Skizze der Arbeitsbedingungen von Schlachthoftierärzten primär in den Dienst ihrer bekannten Ideologie stellt.

Davon unberührt bleibt das Faktum, dass Schlachthoftierärzte unter extremen Bedingungen arbeiten müssen.

 

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