TL42/15: ARD Weltspiegel macht fett Werbung für Pelz

 

[02.02.15]

Darf es wahr sein? Kann eine so angesehene Redaktion wie die des ARD Weltspiegel derart unsensibel sein? Es ist wahr. Sie kann: In der Rubrik „Schnappschuss“ haut Ingo Zamperoni in der Sendung vom 1. Februar 2015 eine drei Minuten lange Werbung für Pelz raus.

 

„Roadkill“ als moralische Rechtfertigung

Zwar ist es nicht der Pelz, der auf tierquälerischen Farmen gezüchtet oder von durch Keulenerschlag ermordeten Robbenachwuchs „geerntet“ wird, aber gerade als Mode-Accessoire vorgestellt bewirbt auch Pelz dieser Herkunft eine archaische, barbarische Kultur. Die von Zamperoni beschwärmten Tierhäute stammen nämlich von auf der Straße totgefahrenen Tieren, dem sogenannten Roadkill.

Dahinter steckt einfach nur eine weitere blutige und abstoßende Geschäftsidee, die in der Anmoderation als „typisch amerikanisch“ und deren Entdeckerin auch noch als „Engel der Landstraße“ eingeführt wird. Pamela Paquin habe es angeblich immer das Herz zerrissen, die überfahrenen Tiere am Straßenrand zu sehen. „Typisch amerikanisch“ ist es dann wohl, aus diesem Herzschmerz Kapital zu schlagen, die Kadaver einzusammeln, zu häuten und den Pelz teuer zu verkaufen.

Das Ganze wird dann noch durch allerlei ökologisch-esoterischen Schnickschnack gerechtfertigt. So trage Pamela im Sinne der Nachhaltigkeit die gehäuteten Kadaver wieder in den Wald, damit sie anderen Tieren als Nahrung dienen.  Würde die Rauchwarenindustrie mit den nicht verwertbaren Kadaverteilen so verfahren, wäre es illegale Müllentsorgung!

 

Bildzitat Screenshsot ARD Weltspiegel am 01.02.15: Schnappschuss: Totgefahrene Tiere als Pelzaccessoire. Eine amerikanische Geschäftsfrau kriegt kostenlos Werbung von der ARD für ihre zweifelhafte Geschäftsidee – hier beim Häuten eines Fall von „Roadkill“. Das Ganze wird mit alleilei ökologisch-esoterischem Schnickschnack überhöht. Als Standard für das Unterschichten-Fernsehen keinerlei Notiz wert; als Arbeitsprobe von ARD Weltspiegel eine Schande!

 

Immerhin informiert der diesem Geschäftsmodell offensichtlich völlig unkritisch gegenüberstehende Zamperoni den Zuschauer noch darüber, dass die geschäftstüchtige Dame mit dem Herzschmerz inzwischen ein eigenes Modelabel angemeldet hat und darauf hofft, die Modeindustrie für ihre Kreationen zu begeistern. Was dann natürlich bei entsprechender Nachfrage zur Folge hätte, dass purer Roadkill diese vermutlich bald nicht mehr decken würde. Die Rauchwarenindustrie wird es freuen!

Bisher kann die DN-Redaktion noch keine offiziellen Stellungnahmen der einschlägigen Tierrechtler dazu finden.

 

Weltspiegel: Lasst doch bitte die Finger von Tierschutz-Themen!

Aber dass die ARD-Weltspiegel-Redaktion besser die Finger von Tierschutzthemen lassen sollte, war 2014 schon einmal zu konstatieren. Damals hatten die Journalisten mit dem hohen Anspruch die Auslandshundeporteurin Tamara Raab und deren Aktionen in Rumänien völlig kritiklos beworben. Und zwar offfensichtlich ohne jede Recherche, wie die DN-Redaktion dann schnell feststellen konnte. Das Veterinäramt, das für die sich selbst erfolgreich vermarktende LKW-Fahrerin und Tierschützerin zuständig ist, wusste gar nichts von den Tätigkeiten der gewerbsmäßigen Hundehändlerin (vgl. Aua953).