TL32/15: Veterinäramt Landkreis Bergstraße wehrt sich öffentlich gegen PETA-Ranking

 

[28.01.2015]

Es gibt noch mehr Fans vom PETAVeterinäramter-Ranking (neben: hier). Das Veterinäramt Landkreis Bergstraße weist die Kategorisierung der Tierrechtler als eine der „schlimmsten Veterinärbehörden Deutschlands“ in einer Pressemitteilung zurück. Wie die DN-Redaktion auch, bemängelt der Landkreis darin, dass PETA bei seiner Bewertung der Veterinärämter ausschließlich auf eine Einzelfallentscheidung abstelle.

Zu dem von den Tierrechtlern angesprochenen Fall des Zirkus Fischer Starlight nehmen die Amtstierärzte dezidiert Stellung. Dabei kommen auch bekannte Strategien von gewerblichen Tierhaltern zur Sprache, mit denen versucht wird, Kontrollen zu umgehen: „Die Art und Form der Unterbringung war dem Veterinäramt zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Sehr häufig erleben Veterinärbehörden, dass Standorte und Gastspiele von Wanderzirkussen kurzfristig und oft unter Ausnutzung der behördlichen Schließzeiten übermittelt werden, um gezielte und zeitnahe Kontrollen durch die Behörden zu erschweren“ (Quelle). Nachvollziehbar.

 

Die Arbeit der Veterinärbehörden ist grundsätzlich zu intransparent

Die Pressemitteilung post festum zeigt aber noch Weiteres: Jetzt erst werden Umstände und Entscheidungsgründe dargestellt: „Von der Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens wurde seitens des Veterinäramtes in diesem Einzelfall entsprechend des Opportunitätsprinzips abgesehen, da der Betrieb durch das Unglück bereits erheblich belastet ist und weiterhin ein kausaler Zusammenhang zwischen Unterbringung und Todesumständen nicht sicher hergestellt werden konnte. Darüber hinaus wurden dem Betrieb die Kosten der Tierkörperbeseitigung in Rechnung gestellt“ (Quelle). Das nennt man Transparenz. Sie führt zu mehr Verständnis.

Zwar begrenzen auf der anderen Seite immer Persönlichkeits- und Datenschutzrechte der betroffenen Tierhalter diese Transparenz, aber die DN-Redaktion kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Veterinärbehörden insgesamt ihre Entscheidungsgründe und Arbeitsbedingungen, in populären und von den Medien bundesweit berichteten Fällen auch weitere Einzelheiten nicht ausreichend kommunizieren!

Vielleicht sollten die einschlägigen Arbeitsgruppen und Länderministerien ihre Kommunikationsstrategien und ihre Außendarstellung im Jahr 2015, wo Tierschützer über Internet in null Komma nix einen Behörden-Shitstorm lostreten, noch einmal überarbeiten? (Statt die Energien solcher bundesweiten Arbeitskreise auf die Durchsetzung und Vermarktung eines schwachsinnigen D.O.Q.-Testes® zu richten ….)

Außerdem stehen für jeden Fall zahlreiche publizistische Möglichkeiten zur Verfügung, vermittels derer beides zu bedienen wäre: mehr Transparenz zur Arbeit und den Entscheidungen der Veterinärbehörden UND Schutz der Rechte der betroffenen Tierhalter. Die DN-Redaktion kennt da eine Publizistin und Texterin, die gern berät …

 

VA: Katastrophale Vernachlässigung der Öffentlichkeitsarbeit

Bleiben wir doch gleich beim aktuellen Beispiel Veterinäramt Landkreis Bergstraße. Wer die Pressemitteilungen dieses Landkreises auf Meldungen des Veterinäramts hin und den Tierschutz betreffend durchstöbert, kann sich gern einen Wolf suchen! Andere Behörden desselben Landkreises scheinen ihre eigene Pressestelle weitaus häufiger in Anspruch zu nehmen. Da informiert die Straßenverkehrsbehörde am laufenden Meter (hier, hier, hier etc.). Alle möglichen und für Externe eher banale Themen werden kommuniziert. Bloß: Die Suche nach Pressemitteilungen der Veterinärbehörde hat die DN-Redaktion dann auf Seite 8 des Pressemitteilungs-Archivs dieses Landkreises abgebrochen!

Das Gegenargument der Amtstierärzte lässt sich antizipieren: Vor lauter Arbeitsüberlastung habe man dafür keine Zeit! Ausrede! Und es ist widerlegbar: Denn genau dafür unterhalten die Landkreise Pressestellen.

Wer seine Transparenz- und Bürgernähe-Pflichten derart verletzt, darf sich nicht wundern, wenn so wenig über die Arbeit der (auch) für den Tierschutz zuständige Behörde bekannt ist und strategisch kalkulierende Tierschützer das allgemeine Informationsdefizit über die Arbeit von Veterinärbehörden ihren eigenen Zwecken dienstbar machen.

Zu einer zeitgemäßen Öffentlichkeitsarbeit gehört es dabei natürlich auch, Presseanfrage von Journalisten oder Bloggerinnen, die in ihrer Berichterstattung auf Aktualität angewiesen sind, zeitnah zu beantworten. So wartet diese Redaktion jetzt schon wieder sechs Tage (!) auf eine Presseauskunft des Veterinäramts Viersen.

Und übrigens trifft es eine weitere Aussage, wenn die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit der Veterinärämter von einem tierschutzkritischen Blog bemängelt wird und nicht von den Tierschützer/Tierrechtlern, die aus diesem Defizit ihr Kapital schlagen!

Es gibt ausreichend Schwachpunkte, um das PETA-Veterinärämter-Ranking zu kritisieren. Dabei sei aber nicht zu vergessen, dass die Tierrechtler hier nur in eine Lücke stoßen und diese nutzen, welche die Veterinärämter bundesweit selbst öffnen.