Aua1266P: Tierquäler-Video des Tom Jan H.: Deutscher Tierschutz stellt sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung

 

{TS-Satire}

 [im DNPA erschienen: 09.03.14; online verfügbar ab: 13.04.14]

 

Es konnte gar nicht anders sein: Kaum drei Tage, nachdem am 6. März 2014 im Internet das Video des brutalen Hundequälers Tom Jan H. hochgeladen worden und eine Hetzjagd diabolischer Dimension ausgebrochen war (vgl. Aua1264, Aua1265), stellen sich die großen deutschen Tierschutzorganisationen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, klären auf und mahnen die Tierfreunde zur Besonnenheit.

 

Thomas Schröder, Deutscher Tierschutzbund e. V.

Vorneweg schreitet engagiert der Deutsche Tierschutzbund e. V. (DTB): „Es kann nicht sein, dass wir bei Politik und Gesellschaft immer nur dann vorstellig werden, wenn es ans Jammern, Fordern und Betteln geht“, erklärt der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas-Schröder-ich-verrate-euch-nie-was-ich-verdiene im Gespräch mit der DN-Redaktion. Es gehöre zum Selbstverständnis des größten deutschen Dachverbandes im Tierschutz, gesellschaftliche Präsenz auch dann zu zeigen, wenn Tierfreunde durch die Präsentation von Tierleid im Internet verständlicherweise emotional überfordert seien.

Der Fall des Tierquäler-Videos mit Tom Jan H. werde momentan von vielen Medien aufgenommen. Die im Internet von Selber-Psychopathen gestartete Hetzjagd sei Gegenstand der Nachrichten des Privatfernsehens. „Da müssen wir Stellung beziehen“, verlautbart der Präsident mit den geheimen Bezügen, der auch sonst bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit seine Omme in die Kamera hält.

In der diesbezüglichen Pressemitteilung des DTB, die sich nur in der Bessersati(e)rischen Welt findet, heißt es weiter:

              

Wir bitten alle Tierfreunde, sich nicht von selbstdarstellenden Hetzern im Internet instrumentalisieren zu lassen. Jeder Humanist versteht die Empörung und Wut, die jeden Betrachter des grausamen Videos überkommt. Aber heute gehört es eben leider auch zur Medienkompetenz, mit diesem Gefühlsaufruhr zunächst unter die zivilisatorische Dusche zu gehen, bevor man sich zu dem Vorgang im Internet äußert. Der betroffene Hund ist längst in Sicherheit; der Täter den Behörden bekannt. Ein Tierhalteverbot wurde schon ausgesprochen. Im Übrigen obliegt jede Strafverfolgung im Rechtsstaat den Behörden.

              

Völlig undenkbar sei es für Thomas Schröder, wie er im Gespräch mit der DN-Redaktion hervorhebt, in einer solchen Situation womöglich auch noch die pur populistische Forderung nach härteren Strafen für Tierquäler zu erheben (vgl. Aua1265).

Ganz im Gegenteil:

              

Wir vom Deutschen Tierschutzbund haben eine Hotline für Tierfreunde eingerichtet, die mit ihren explodierenden Emotionen nach dem Betrachten des Videos nicht zurechtkommen. Psychologisch geschulte Ansprechpartner stehen unseren Mitgliedern, Spendern und allen Hundefreunden zur Verfügung bei dem Bemühen, mit diesem Schock angemessen, demokratisch und souverän umzugehen. Gern nutzt unser Verband die Gelegenheit, Politik und Gesellschaft zu zeigen, dass Tierschutz keine Einbahnstraße ist, sondern eine zivilisatorische Errungenschaft, welche Tierfreunden auch in Krisensituationen wie dieser zu einer gesamtethischen Bewältigung der Emotionen verhilft.

(Thomas Schröder, Deutscher Tierschutzbund, PM in der Bessersati(e)rischen Welt vom 09.03.2014)

 

              

 

 

 

Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot der aktuellen Pressemitteilungen des  Deutschen Tierschutzbund e. V. 

 

 

Petra Zipp, Bund gegen den Missbrauch der Tiere

Noch kompromissloser formuliert Petra Zipp vom Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt) das Leistungsprofil des modernen Tierschutzes, der dynamisch, zeitnah und hilfreich auf die Herausforderungen der Mediengesellschaft reagiert, um sein gesamtethisches Anliegen deutlich zu machen:

              

Es ist für den Bund gegen Missbrauch der Tiere völlig undenkbar, auf den populistischen Zug mit der Forderung nach härteren Strafen für Tierquäler aufzuspringen zu einem Zeitpunkt, zu dem es auf Facebook einen Account mit der Bezeichnung „Todesstrafe für Tom Jan. H.“ gibt! Wir sind es unserem Ansehen als eine der  – zumindest in der Selbstzuweisung – „großen“ Tierschutzorganisationen in Deutschland schuldig, Tier- und Hundefreunden gerade dann zur Seite zu stehen, wenn sie in der Krise und durch ihnen zugemutetes Tierleid momentan überfordert sind.

Dem bmt ist aus den täglichen Pressemitteilungen bekannt, dass die Polizei in Betzdorf inzwischen schon Personalaufwand allein zum Schutz des mutmaßlichen Täters und von Einwohnern gleichen Namens betreiben muss. Deshalb bieten wir uns den Tierfreunden als Gesprächspartner an, um darüber aufzuklären, wie diese mit ihren Gefühlen umgehen können. Dazu gehört natürlich auch die Information darüber, dass sie sich durch Beteiligung an Lynchmobaktionen strafbar machen.

(Petra Zipp, bmt, PM vom 08.03.14 in der Bessersati(e)rischen Welt)

              

Zipp weist darauf hin, dass die in den vergangenen Jahren entstandene Kluft zwischen Tierschutz und Gesellschaft nicht zuletzt dadurch immer tiefer geworden sei, dass sich der institutionalisierte Tierschutz nur dann zu Wort gemeldet habe, wenn er kümen und klagen und Tierleid zur Spendenakquise ausschlachten kann. „Menschen mit authentischem ethischen Anspruch wollen die Präsenz des Tierschutzes aber auch in anderen Situationen erleben“, erklärt der mit seiner Vorstandsaufgabe völlig überforderte Laufmeter.

Der aktuelle Internet- und Medienhype in Reaktion auf das verstörende Videodokument sei eine willkommene Gelegenheit für den bmt zu dokumentieren, dass man die Herausforderungen eines modernen Tierschutzes verstanden habe.

 

Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot der bmt-Webseite, Pressemitteilungen..

 

PETA Deutschland e. V.

Auch die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e. V. zeigt Flagge in der aktuellen Situation und tut das, was sie sonst auch gern tut: Auf die Benennung von Hetzern und für die Vorlage gerichtsfester Screenshots derjenigen, welche zu private Fahndungen aufrufen und zur Lynchjustiz aufstacheln, hat die derzeit in der Imagekrise befindliche Orga eine Belohnung von je € 500,00 ausgesetzt!

 

Bildzitat Screenshot PETA Deutschland e. V., Pressemitteilungen  

 

TASSO: „Aus unserer gesellschaftspolitischen Verantwortung“

Das bekannte Haustierregister TASSO verabsäumt es ebenfalls nicht, in der aktuellen Situation Präsenz zu zeigen und Tierschutz als einen funktionalen Bestandteil einer modernen, medienkompetenten, rechtsstaatliche Prinzipien stärkenden Gesellschaft ganz weit nach vorn zu bringen. Exakt in diesem Hype die Tierfreunde hilfreich anzusprechen, so erklärt der TASSO-Chef Rudolf Ruf, im Gespräch mit der DN-Redaktion, folgere aus dem Anspruch der sich sonst auch zu jedem Heck und Meck verlautbarenden Orga:

              

Tierschutz besteht für TASSO nicht nur aus Worten, sondern ist eine gesellschaftspolitische Verantwortung, der wir uns gerne immer wieder aufs Neue stellen.

(TASSO e. V., Rubrik „Aufgaben und Ziele“)

              

Genau jetzt sei so ein Zeitpunkt gekommen, gesellschaftspolitische Verantwortung zu übernehmen und durch adäquate Informations- und Kommunikationsangebote dafür zu sorgen, dass der Tierschutz nicht durch vorzivilisatorische, antidemokratische und noch dazu strafbare Reaktionen von überforderten Tierfreunden bundesweit Schaden nehme. „Dieses Einfordern zivilisatorischer Basisfähigkeiten dürfen wir als große und permanent den Leuten das Geld aus dem Sack ziehende Tierschutzorganisation, die von der Gemeinschaft mit solchen Privilegien wie Gemeinnützigkeit ausgestattet wurde, nicht so kleinen Blogs wie etwa Doggennetz.de überlassen“, betont auch Philip Craig, Leiter der TASSO-Zentrale, der damit sogar eine kleine Unterbrechung in der pausenlosen Bewerbung der Einfuhr von Auslandstieren riskiert.

 

Bilzitat Screenshot von TASSO, Pressemeldungen.

 

Europäischer Tier- und Naturschutz e. V. (ETN)

Auch der Europäische Tier- und Naturschutz e. V. (ETN) – und eben nicht die Stiftung!!! – greift das aktuelle Thema selbstverständlich auf und bringt sich in die brodelnde Diskussion im Sinne eines gesamtethischen Diskurses ein:

 

Bildzitat Screenshot vom ETN-Facebook-Account (ist aber nicht die Stiftung!!!)

 

Hatte DN schon erwähnt, dass es sich hierbei um Verlautbarungen des ETN, nicht der ETN-Stiftung handelt?

 

Retriever in Not / Liberty for dogs

Von der größten Zuchthifeorganisation Deutschlands, dem Verein Retriever in Not / Liberty for dogs (RiN/LfD), war leider bis zum Redaktionsschluss dieses Artikels aufgrund laufender Ausauslandstiertransportzurgewinnmaximierungaufgabenüberlastung kein Statement zu erhalten.

Der Poster <Graf Zahl> aus dem Gästebuch des Tierhof Straelen fordert von der DN-Redaktion empört Verständnis dafür ein. Dem völlig abwegigen Anspruch des tierschutzkritischen Blogs nach einem Statement zum derzeit brisantesten Tierschutzthema stellt er den Katalog an Leistungen dieses vorbildlichen Vereins in Form einer differenzierten Einfuhrstatistik gegenüber:

              
Graf Zahl
 
Bestand an RiN/ LfD- Hundetagebüchern am 01.01. 2014 (Vorjahreszahlen in Klammern):
 
23 (27) Retriever in Not
69 (112) Liberties for dogs
9 (9) Reservierte
101 (148) Hunde
 
Bestand am 28.02.2014:
23 (27) Retriever in Not
84 (94) Liberties for dogs
13 (9) Reservierte
120 (130) Hunde
 
Zugänge: 91 (56)
im Januar: 40 (14) Hunde
im Februar: 51 (42) Hunde
 
davon
21 Labradore
3 Golden Retriever
11 Chihuahua
6 ShiTzu
6 Mops
10 French Bully
2 English Bully
5 Malteser
2 Japan Chin
2 Prager Rattler
1 Pekinese
4 Am Cocker
7 Cavalier King Charles
4 Beagle
2 Bichon Frise
1 Petit Basset Griffon Vendeen
1 Rhodesian Ridgeback
1 Westie
1 Alano/ Berner Mix
1 Mischling
 
Verkaufte Tiere in 2014: 72
(Anfangsbestand + Zugänge – Endbestand: 101 + 91 – 120)
Daraus folgt als Umsatz aus Tierverkäufen für 2014 (wenn man davon ausgeht, dass der Preis für die achtjährige Goldiehündin EMMA repräsentativ ist)
72 Hunde x 350 Euro = 25.200 Euro
 
Fragt Euch mal, wo das Geld bleibt.
 
Gruß
Graf Zahl

(Der Poster „Graf Zahl“ im Gästebuch des Tierhof Straelen, Posting 01.03.2014/06:55 h)

 

              

 

Doggennetz.de-Senf:

Diese Redaktion zeigt sich unendlich erleichtert über die vielfältigen Beweise, dass Tierschutz in Deutschland funktioniert. Der institutionalisierte Tierschutz greift zeitnah und hilfreich in aktuelle gesellschaftliche Diskussionen ein und brennende Themen auf. Er steht den Tierfreunden in der emotionalen Krise zur Seite. Den Medien gegenüber zeigt er Kante und widersteht mannhaft allen Verlockungen nach populistischer Stimmungsmache, die Öl ins Lynchmob-Feuer gießt.

Insgesamt beweist er damit, dass er das Image der ewig nur lamentierenden Redundanz, die Tierfreunde durch die Dauer-Konfrontation mit extremem Tierleid permanent überfordert, im Grunde nur auf die Spendenakquise absieht und damit gesellschaftlich irrelevant ist, schon längst hinter sich gelassen hat.

Das war knapp!