Aua1148P: Süddeutsche Tierärztin revolutioniert die Volkswirtschaftslehre´: Kastrationen gegen Mafia, Kapitalismus und Korruption

 

{TS-Satire}

 [Im  DNPA erschienen: 02.11.13; online verfügbar ab: 10.12.13]

 

Die Journaille brodelt, die Tierschutzszene bebt und jeder Herbststurm hält den Atem an: Die süddeutsche Tierärztin Frau Dr. Schlau kastriert in Rumänien! Das gab es noch nie. Die Innovationswucht dieses Ansatzes überrollt die Tierfreunde vollständig. Straßenhunde kastrieren? Eine Wahnsinnsidee!

Mit diesen Hattrick schaffte es Fr. Dr. Schlau sogar in den SPIEGEL. Dessen defätistischen Fragen à la „[…] inmitten der Jagd auf die Hunde in Rumänien kastrieren Sie die Tiere – macht das Sinn?“ lässt die blitzgescheite Tierärztin routiniert abgleiten mit der uralten Kanzlerinnen-Lüge der Alternativlosigkeit: „Wir haben keine andere Wahl“.

Insbesondere Volkswirtschaftlern stockt der Atem angesichts dieses völlig neuen Konzepts: Kastrationen gegen eine in Rumänien gut etablierte Hundemafia mit Gesetzessegen, den zahllosen kapitalistischen Anreizen zum Hundemord sowie einer flächendeckenden Korruption.

Da das SPIEGEL-Interview zu viele Fragen offen lässt, bat die DN-Redaktion Frau Dr. Schlau um ein Gespräch. Obwohl die berühmte Wohltäterin quasi minütlich einen Anruf aus Oslo erwartet, der ihr den Kastrationsnobelpreis verkünden wird, nahm sie sich einen Moment Zeit für unsere Fragen:

 

DN: Frau Dr. Schlau, bitte erklären Sie den DN-Lesern den Wirkmechanismus Ihrer imperialistischen Großtat des stur und sinnfrei vor sich Hinkastrierens als Counter Strike zu einem seit vielen Jahren gewachsenen System mafiöser Strukturen, korrupter Behörden und nun auch noch dem Gesetzessegen zum Hundemord in Rumänien!

Fr. Dr. Schlau guckt leer.

 

Wie reagieren die kriminellen Gewerbeunternehmen in Rumänien, die als Vertragspartner der Kommunen die „Lösung“ des Straßenhundeproblems zu ihrer einträglichen Gewinnstrategie gemacht haben, auf Ihr vorbildliches Engagement?

Fr. Dr. Schlau legt fragend den Kopf schief.

 

Versuchen wir es mit einem Einzelbeispiel: In einem bumsarmen Land mit hoher Arbeitslosigkeit und einer Wirtschaftskraft im Nanometerbereich ist jeder Rumäne froh, der Arbeit findet und hat. Die Hundefänger verdienen gutes Geld mit Hundemord. Wie hoch schätzen Sie die Bereitschaft rumänischer Hundefänger ein, aufgrund Ihrer vorbildlichen Arbeit brot- und existenzlos zu werden?

Fr. Dr. Schlau antwortet mit einem entkernten Blick.

 

Welche Alternativen bieten Sie diesen Menschen?

Fr. Dr. Schlau stülpt die Unterlippe vor.

 

Worin besteht der strukturelle Ansatz Ihres im SPIEGEL-Interview schwer nach der Verwirklichung eines Klein-Mädchen-Traums vorbei an aller Realität klingenden Aktionismus‘?

Fr. Dr. Schlau lauscht ergebnislos nach innen.

 

Was sagen denn Ihre rumänischen Kollegen zu dieser ungebetenen Konkurrenz? Denken Sie tatsächlich, dass diese Konkurrenz die rumänischen Tierärzte als wichtige strukturelle Anlaufstelle für einen Bewusstseinswandel der Bevölkerung dem Tierschutz gewogen macht?

Fr. Dr. Schlau koppt.

 

In Ihrem SPIEGEL-Interview sprechen Sie sogar von Tumoroperationen und Amputationen, die an der Tagesordnung seien. Wie groß schätzen Sie das Zeitfenster ein, das zwischen den ja auch nicht mit Wellness-Effekt versehenen strapaziösen Operationen dieser schwerkranken Tiere und deren mehr oder weniger brutale Erlösung durch die Hundefänger liegt? Oder gehen diese Schaschlik-Hunde in die spendenträchtige Vermarktung nach Deutschland?

Fr. Dr. Schlau stiert.

 

Wie stehen Sie zur experimentellen Tierchirurgie?

Fr. Dr. Schlau sinniert.

 

Haben Sie schon jemals etwas von dem Stray Dog Control Program der Welttiergesundheitsorganisation gehört, das die Tötung von Straßenhunden als unverzichtbaren Bestandteil des Gesamtlösungspakets, wenn auch im Zusammenwirken mit der Kastration von Besitzerhunden, vorsieht und das die EU unterstützt?

Fr. Dr. Schlau grübelt.

 

Andere Frage: Warum wird im SPIEGEL-Interview Ihre Nähe zu der Tierschutzorganisation Förderverein Arche Noah Kreta e. V. unter Vorsitz des illustren Herrn Thomas Busch nicht erwähnt?

Fr. Dr. Schlau zuckt leicht zusammen.

 

Seit wann liegt Kreta in Rumänien?

Fr. Dr. Schlau denkt nach.

 

Ist Ihnen Ihr hochemotionales, auf Behauptungen statt Fakten basierendes, sich beweihräucherndes („Dieses Leben habe ich gerettet.“) Selbstporträt auf der Webseite des Vereins, für den Sie tätig sind, peinlich?

Fr. Dr. Schlau bockt.

 

In diesem Selbstporträt geben Sie an: „Ich kenne schließlich die Realität“ – gibt es außer Ihnen noch jemanden mit diesem exklusiven Wissensstand?

Fr. Dr. Schlau reckt das Kinn.

 

Ihr Verein hatte im Jahre 2007 einen fetten Transportskandal in Italien zu bestehen. In der von den Rechtsanwälten Ihres Vereins offensichtlich nicht beanstandeten Berichterstattung auf Tierschutz-Schattenseiten ist sogar von einem illegalen Transport die Rede. Hat sich Ihr Verein gut davon erholt?

Fr. Dr. Schlau strahlt: Ja!

Frau Dr. Schlau, Doggennetz.de bedankt sich bei Ihnen für das informative Gespräch.

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