Aua928: Tieroase Heuchelheim will Hündin mit Saugwelpen ohne Traces aus Spanien einführen

 

{TS-Kritik}

 
[Sprachverwendungshinweis: Doggennetz.de verwendet nachstehend wie auch in anderen Artikeln zu diesem Thema den Begriff „Einfuhr“ für das Verbringen von Tieren durch Tierschutzorganisationen – auch innerhalb der EU! Nach Amtsdeutsch ist das nicht ganz korrekt: Von „Einfuhr“ ist immer erst dann die Rede, wenn es sich um Drittländer handelt. Der amtsdeutsche Begriff für die Auslandstierschlepperei innerhalb der  EU lautet „innergemeinschaftliches Verbringen„.]

Es ist nur eine (1)  Meldung aus der nicht abreißenden Reihe von Panik-Tierschutz-Aufrufen: Alarm, Alarm, Sofortrettung, Todesdrohung.

Eine Mutterhündin mit Saugwelpen soll aus Spanien nach Deutschland eingeführt werden. Als „Retter“ tritt in diesem Fall die Tieroase Heuchelheim auf. Über den Stress, welcher die inzwischen hinlänglich bekannten Transportbedingungen für die junge Mutter und die Welpen  bei der Anreise aus Spanien bedeuten, bedarf es an dieser Stelle keiner weiteren Ausführungen.

Die Ansprüche der importierenden „Tierschützer“, die Tieroase Heuchelheim,  an die Unterbringung der Mutterhündin mit Welpen in Deutschland sind auch nicht hoch: „ein warmer Stall“, „eine Pferdebox“. Es sei nämlich nicht möglich, so viele Welpen im Haus aufzuziehen, erklären die hessischen  „Tierschützer“ im Deadline-Aufruf auf ihrer Webseite.

Tatsächlich?
 

 
Bildzitat Screenshot von https://tieroase-heuchelheim.info/jo/aktuelle-news/7-aktuelles/569-wer-hilft-uns-die-hundemama-mit-welpen-zu-retten.html
Typischer Paniktierschutz-Aufruf, hier von der Tieroase Heuchelheim: Eine Mutterhündin mit Saugwelpen soll nach Deutschland gebracht werden, wo man noch nicht einmal einen adäquaten Pflegeplatz hat. Über 15 Jahre Tierschutzarbeit auch in Spanien hat keine Strukturen aufgebaut, die es ermöglichen würden, solche Notfälle vor Ort adäquat unterzubringen und angemessen zu versorgen, bis die arme Hündin ihre anstrengende Aufzuchtarbeit hinter sich hat. Danach könnte man sie in Ruhe und stressfrei für den Transport vorbereiten und sie ordnungsgemäß und mit TRACES nach Deutschland einführen. Stattdessen wird sie während der Aufzucht geimpft, wenn die Angaben der Tieroase Heuchelheim im Paniktext stimmen!
Solche Aktionen haben nach Meinung dieser Redaktion nichts mit Tierschutz zu tun!
Da die Tieroase Heuchelheim schon VOR der Veröffentlichung dieses Artikels mit Anwalt droht, hat die Redaktion auf das Setzen eines Hyperlinks verzichtet.

Ebenfalls nicht neu für  DN-Leser: Ein vernünftiges Gespräch mit der verantwortlichen Person des Nicht-Vereins,  Ilse T., ist nicht möglich. Im (ersten) Telefonat mit dieser Redaktion  weist sie den Vorwurf, die geplante Einfuhr sei illegal, vehement zurück.

 

Legal, illegal, scheißegal?

Und in der Tat, das ist ein wunder Punkt in Hessen: Auch für dieses Bundesland gibt es, ganz anders als etwa für Nordrhein-Westfalen (vgl. Aua377), keine  eindeutigen Angaben zum Thema Erlaubnispflicht und Gewerbsmäßigkeit. Indirekt jedoch lässt sich die Bewertung als gewerbsmäßige Einfuhren bzw. das innergemeinschaftliches Verbringen an der Presseauskunft des hessischen Verbraucherschutzministeriums auf die Anfrage von CharityWatch.de im Februar 2011 ablesen (vgl. Artikel hier). In der Ministeriumsantwort vom 24. Februar 2011 wird die Meldung über TRACES als verbindlich für Tierschutzorganisationen genannt, womit die Frage dann auch beantwortet ist.

Dass inzwischen ein Oberverwaltungsgerichtsurteil zu der Gewerbesmäßigkeitsfrage vorliegt (vgl. Aua831), ist  mit Tierschützern nicht zu diskutieren, welche schon einfachere Auskünfte verweigern. Auch die Tatsache, dass das neue Tierschutzgesetz ohnehin die Erlaubnispflicht festschreibt, wirft keine Handlungsschatten voraus. Und interessanterweise ziehen sich Tierschützer in diesem Punkt dann ja gern auf die schlichte formaljuristische Frage zurück.

Dass die tierschützerische Sinnfülle solcher Panikeinfuhren ohne klare Option für die Hunde in Deutschland inzwischen breit diskutiert und in Frage gestellt wird, wirkt bisher noch nicht hemmend auf den ungebremsten Einfuhrwillen mancher Aktivisten.

 

Einfuhr soll ohne TRACES erfolgen

Ilse T. von der Tieroase Heuchelheim hat es sich dann doch noch einmal anders überlegt. In einem weiteren Telefonat erklärt sie der Doggennetz.de-Redaktion, dass die Einfuhr der Hündin im Rahmen des privaten Personenreiseverkehrs erfolgen soll. Wie sie am Telefon auch einräumt, ist ihr durchaus bekannt, dass dieses ganz spezielle Verbringen der Hündin mit Saugwelpen im Rahmen von TRACES nicht möglich ist. Offensichtlich ohne ein Bewusstsein dafür, was eine solche Aussage bedeutet, erklärt sie der Doggennetz.de-Redaktion, die Hündin werde im Rahmen des privaten Personenreiseverkehrs und mithin ohne TRACES nach Deutschland gebracht. 

Diese Absicht zu bekunden, obwohl aktuell durch die Webseite der Tieroase Heuchelheim dokumentiert ist, dass es für diese Hündin mit Welpen weder einen Besitzer noch einen Pflegeplatz gibt, das hat etwas! Es hat etwas von Umetikettierung!

 

Berichterstattung soll verhindert werden

Das Ansinnen der Tieroase Heuchelheim, eine Mutterhündin mit Saugwelpen auf die weite Reise von Spanien nach Deutschland zu schicken, obwohl dort noch nicht einmal eine Unterbringungsmöglichkeit besteht, bewertet diese Redaktion unter dem Aspekt Tierschutz als mehr als zweifelhaft. Wenngleich die Tieroase Heuchelheim mit diesem Ansinnen auch im Internet wirbt und ein entsprechenden Panikaufruf über Tierschutzverteiler unters Volk gebracht wurde, möchte Ile T. nicht, dass über diesen Fall (auf Doggennetz.de) berichtet wird.

Das glaubt diese Redaktion gleich!

Im ersten Telefonat versucht sie, der Redaktion die Berichterstattung zu untersagen. Im zweiten Telefonat fallen Ausdrücke wie „Schmierfink“ und es erfolgt der drohende Hinweis mit dem Anwalt.

Kein gutes Zeichen! Aber die Aufforderung an diese Redaktion, noch einmal genauer hinzusehen:

 

Hauptsächlich Welpen/Junghunde aus Spanien

Die Webseite der Tieroase Heuchelheim bietet aktuell neun  „Welpen/Junghunde“ aus Spanien zur Vermittlung an. Wo sich die Hunde derzeit befinden und in welchem Alter sie nach Deutschland verbracht wurden, ob es für diese Verbringungen TRACES-Meldungen gibt, das alles ist den Angaben nicht zu entnehmen.

Den neun Welpen/Junghunden stehen gerade mal zwei erwachsene Rüden mit der Herkunftsangabe Spanien sowie drei erwachsene Hündinnen von dort gegenüber.

Dass man bei der Tieraose Heuchelheim aber ein ganz besonderes Herz für Welpen hat, dokumentiert auch diese Gruppenaufnahme:
 

  

Bildzitat Screenshot von https://tieroase-heuchelheim.info/jo/was-ist-eine-pflegestelle.html
In der Rubrik „Was ist eine Pflegestelle“ bilden sich die Mitwirkenden des Nichtvereins Tieroase Heuchelheim mit lauter Welpen ab. Dann können sich die „Pflegestellen“ ja auf die Ware gut einrichten!

Foto: B. Sommer

 

Eine andere Rubrik der Webseite informiert und dokumentiert mit Fotos die Ankunft spanischer Welpen in Deutschland. Wörtlich heißt es dort auch: „Hier können Sie einen kleinen Einblick bekommen, wie die Welpen in Deutschland ankommen.Entweder mit dem Flugzeug oder mit dem Bus!“ (Quelle).

Die Bilder sind  aufschlussreich und dokumentieren Transportbedingungen, wie sie Doggennetz.de-Leser hinlänglich kennen. Hier etwa sieht man mehrere Hunde in einer Gitterbox untergebracht:
 

   
Bildzitat Screenshot von https://tieroase-heuchelheim.info/jo/ankunft-in-deutschland-2008.html
Angebliche Transportbilder auf der Webseite Tieroase Heuchelheim: Das sieht nicht gut aus! Mehrere Hunde sind hier in einer Box untergebracht.

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Bildzitat Screenshot von https://tieroase-heuchelheim.info/jo/ankunft-in-deutschland-2008.html
Hier wird offensichtlich entladen. Boxen stehen übereinander. Mehrere Hunde sind in einer Box untergebracht. Wenn das Aufnahmen des Transports aus Spanien sind, ist dieser mutmaßlich nicht vorschriftsmäßig verlaufen. Aber von Tierschützern, die offen zugeben, Tiere ohne Traces nach Deutschland verbringen zu wollen, kann vermutlich nicht erwartet werden, dass sie Transportbestimmungen kennen und auf deren Einhaltung zum Schutz der Tiere pochen.

Eindeutige Rückschlüsse lässt obiges Bild nicht zu. Ist das der Transporter, mit dem die Hunde nach Deutschland gebracht wurden? Auch dort sind jeweils mehrere Hunde in einer Box untergebracht. Eine Ladesicherung oder der vorgeschriebene Gang zwischen den Gitterboxen sind auf diesem Bild nicht zu erkennen.

 

Fazit

Das Übliche: Auf kritische journalistische Anfragen zu offensichtlich heiklen Auslandstiereinfuhren reagieren deutsche Tierschützer aggressiv. Ausdrücke wie „Schmierfink“ fallen. Es wird mit Anwalt gedroht. Sie verweigern die Auskunft und beenden das Gespräch.

Die erste Angabe der Tieroase Heuchelheim, die geplante Einfuhr der Hündin sei nicht illegal, wird im  zweiten Telefonat modifiziert: Offen gibt Ilse T. zu, dass Hündin und Welpen ohne TRACES nach Deutschland gebracht werden sollen. Obwohl weder Hündin noch Welpen einen Eigentümer noch einen Pflegeplatz haben, sollen sie umetikettiert und im Rahmen des privaten Personenreiseverkehrs – also wie Besitzertiere – nach Deutschland verbracht werden.

Optionen in Deutschland für die Hündin gibt es bisher nicht: Weder steht bis dato ein Pflegeplatz zur Verfügung noch scheint der Absatz an Welpen und Junghunden eine weitere Aufnahme zu rechtfertigen. Neun „Welpen/Junghunde“ stehen ohnehin schon zur Vermittlung.

Das Ganze wird betrieben von einer Privatperson. Hinter „Tieroase Heuchelheim“ steht  kein Verein.

 

Kritiker werden beleidigt

Die Panik über Tierschutzverteiler betreibt eine Jenny B.

Glücklicherweise gibt es inzwischen immer mehr Tierfreunde mit genau der Sachkunde, welche den Auslandstierschleppern fehlen. So antwortet ein Doggennetz.de-Leser Jenny B. auf ihre Panikmail mit dem Hinweis auf TRACES. Dafür muss er sich beschimpfen lassen – ähnlich wie diese Redaktion. Jenny B. schreibt ihm: „Informieren Sie sich richtig, bevor Sie solche Unruhe stiften. SIE sind unmöglich!!!“.

Autsch!