Aua902: Schaschlik-Tierschutz (3): Augenlose Katze in den Libanon zurückgeschickt

 

{TS-Kritik}

 

In Aua894 wurde über eine Katze berichtet, die von sogenannten Tierschützern aus dem Libanon über den Flughafen Frankfurt nach Deutschland eingeführt werden sollte. Leider hatten die verantwortlichen „Tierfreunde“ es nicht für nötig befunden, sich über die entsprechenden tierseuchenrechtlichen Bestimmungen zu informieren. Noch einfacher für die Deutschen: Sie schieben den Schwarzen Peter für die (nicht ausreichende) Abklärung der deutschen Einfuhrbestimmungen  der libanesischen Tierschutzorganisation APAF zu.

Kurz und knapp: Es hat nicht geklappt. Die Katze wurde von den Behörden am Frankfurter Flughafen beschlagnahmt. Sie erfüllt die tierseuchenrechtlichen Bestimmungen für die Einfuhr aus einem Drittland nicht.

Zunächst sollen die Behörden, so berichteten es die „Tierschützer“ auf Facebook, die Option eröffnet haben, die Katze, der beide Augen fehlen, innerdeutsch in Quarantäne zu nehmen. Diese Möglichkeit hat sich jetzt aus bisher nicht zu klärenden Gründen zerschlagen.

Wie die „Tierschützer“ inzwischen selbst auf Facebook berichten, wurde die Katze in den Libanon zurückgeschickt!

 

Presseanfrage an das hessische Verbraucherschutzministerium

Doggennetz.de bemüht sich, beim hessischen Verbraucherschutzministerium eine entsprechende Erklärung zu erhalten. Die Tierärztliche Grenzkontrollstelle am Frankfurter Flughafen, Dr. Roth, möchte die Presseauskunft zu diesem heiklen Thema dem Ministerium überlassen. Sobald eine Presseantwort zu der heute erfolgten Anfrage von Doggennetz.de vorliegt, wird sie an dieser Stelle nachgereicht.

In Erfahrung bringen konnte diese Redaktion am Flughafen Frankfurt jedoch, dass fünf tierseuchenrechtliche „Mängel“ die Rücksendung der armen Katze unausweichlich machten.

Damit zumindest diejenigen, die bereit sind, aus solchen grausamen Fehlern nicht sachkundiger „Tierschützer“ zu lernen, auch eine Chance haben, versucht diese Redaktion weiter, die genauen Gründe in Erfahrung zu bringen

 

Verantwortungslos in selbstgefälligem Melodram

Die Reaktionen der Aktivistinnen, welche diesen Murks zu verantworten haben, ist nachgerade typisch. Ines R. schreibt auf Facebook lapidar: „Die Orga APAF hätte sich da besser informieren sollen, da es für sie die erste Auslandsadoption gewesen war.“ APAF ist die libanesische Tierschutzorganisation.

Falsch! Die deutschen „Tierschützer“, welche für die Einfuhr dieser Katze fleißig Spenden gesammelt und eine angebliche Adoptantin gefunden haben, hätten zusammen mit dieser die genauen Einfuhrbestimmungen abklären und sich unter Vorlage der für Bulka verfügbaren Dokumente VORHER schriftlich von den Behörden bestätigen lassen müssen, dass die geplante Einfuhr genehmigt werden wird.

Denn schon an dieser Stelle wäre das Vorhaben ordnungsgemäß gescheitert: Auch für Hessen gilt die Gewerbsmäßigkeit von Einfuhren durch Tierschutzorganisationen und Tierschützer. Da weder die Adoptantin und noch viel weniger die österreichischen Klageweiber eine Erlaubnis zum gewerblichen Handel mit Tieren werden vorweisen können, hätte man schon an dieser Stelle in Erfahrung bringen können, dass diese Einfuhr gar nicht möglich ist! Denn die Tricks mit den oft vorgetäuschten Adoptanten kennen die Grenzkontrollbehörden inzwischen auch.

Es ist erschütternd zu lesen, mit welchen „Argumenten“ die Bulka-Aktivistinnen auf die unausweichliche Behördenentscheidung reagieren:

              

Wenn man dabei ist, alle Auflagen zu erfüllen und es werden immer noch Steine in den Weg gelegt und die zusätzliche Angst, sie könnten ohne des Wissens der Adoptantin eingeschläfert werden, so frage ich mich, wo bleibt das das Herz für Tiere?

(Ines R. auf Facebookam 14.04.2013; Hervorhebung d. DN-Red.)  

              

 

Bitte? „Herz für Tiere“ statt geltender Gesetze, Vorschriften und tierseuchenrechtlicher Notwendigkeiten.?Wie naiv muss man eigentlich sein, um diese blümchenhafte Frage zu stellen?

Immerhin ist man mit der Katze jetzt auch gleich die Verantwortung für dieses fertige Desaster los:

              

Mir dreht sich gerade der Magen um … die blinde Katze Bulka wurde, dank der deutschen Bürokratie und der Hirnverbohrtheit wieder in ihr Ursprungsland nach Libanon zurückgeschickt … Sie hat in diesfe Richtung schon abgehoben. Trotz all dem, dass alles Menschenmögliche für diese blinde Maus getan wurde, ein Behördenmarathonlauf vollzogen wurde seitens der Tierschützer und der Adoptantin, hatten der Flughafen Frankfurt kein Verständnis. – Es wäre alles in Ordnung gegangen mit Quarantäne und den Vets …. Doch all dies war umsonst !!
Leidtragende ist eine blinde kleine Katze.

IHR KÖNNT AUF EURE LEISTUNG SEHR STOLZ SEIN!!!!!

(ibid.) 

              

 

Stimmt. Die tierärztliche Grenzkontrollstelle am Flughafen Frankfurt hat ihren Job gemacht, wie ihn die Gesetze vorschreiben.

Weniger stolz können Pseudo-Tierschützer sein, die meinen, sich über geltendes Recht und Gesetz hinwegsetzen zu können, das zum Schutz von Mensch und Tier erdachte Tierseuchenrecht mit Füßen treten und am Ende von diesem Drama die Verantwortung einfach zu gleichen Teilen an die libanesischen Tierschützer und deutsche Behörden abschieben.

Der einzige Trost: Sie bzw. die angebliche Adoptantin bleiben jetzt auf den Kosten sitzen. Hoffentlich haben diese Kosten irgendeinen Lerneffekt. Was man dieser armen Katze im puren Dilettantismus zugemutet hat – eine sinnlose Flugreise von Beirut nach Frankfurt, die mehrtägige Quarantäne dort, eine sinnlose Flugreise von Frankfurt nach Beirut –, birgt diesen Lerneffekt ganz offensichtlich nicht!

 
Die wollen es wieder versuchen!

Ach übrigens: Es gibt Länder, besonders häufig Drittländer, deren Gesetze einen solchen Re-Import von Tieren mit fragwürdigem Tierseuchenstatus gar nicht zulassen. Da sich die Aktivistinnen detailliert über Behördenherzen, über Stolz und ihre selbstgefälligen Tränen auslassen, ist die Wahrscheinlichkeit nicht sehr groß, dass sie inzwischen abgeklärt haben, ob Bulka tatsächlich wieder in den Libanon einreisen darf – oder am Flughafen dort euthanasiert wird.

In einem anderen Drittland – Russland – sollen solche Re-Importe von den Behörden verweigert werden, wie der DN-Redaktion jüngst in einem Ministeriumsgespräch mitgeteilt wurde.

Wie jedoch einer aktuelllen Meldung auf der Facebook-Seite der libanesischen Tierschützer zu entnehmen ist, sei Bulka heil dort angekommen.

Jetzt kommt die Krönung: Die Libanesen kündigen an, die Einfuhr nach Deutschland ein einem Monat noch einmal versuchen zu wollen ….. Schon wieder ist von Spenden dafür die Rede!

  
Bildzitat Screenshot von https://www.facebook.com/APAFLEBANON
Im Ausland hat man schon längst kapiert, wie es mit den Spenden bei deutschen „Tierfreunden“ läuft! Die libanesische „Tierschutzorganisation“ kündigt jetzt schon an, die Einfuhr der Katze Bulka nach Deutschland in einem Monat noch einmal versuchen zu wollen und avisiert dafür schon mal die weitere Spendenakquise!