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Aua549: Stefan Hack: EINE Wahrheit über Hunde in der Ukraine (4)

 

{TS-Kritik}

[13.03.2012]

 

Die erst mit diesem Teil zum Abschluss kommende Doggennetz-Artikelserie Stefan Hack: EINE Wahrheit über Hunde in der Ukraine (vgl. Aua543 = Vorsenf; Aua544, Aua546) zieht überraschend großes Interesse auf sich, das offensichtlich auch weit über den klassischen Leserkreis dieser Site hinausreicht. Verständlich ist das allemal, denn Hacks (eine) Wahrheit verschafft Tierfreunden und Humanisten das, was sie sich nach den langen Monaten der endlosen Gräuelpropaganda wirklich verdient haben: etwas seelische Entlastung!

Sie wollen euer Geld und euren Hass!

Wie menschenverachtend eigentlich ist es, Bilder, Filme und Texte kaum erträglichen Tierleids in die Herzen von Tierfreunden zu versenken, die gegen dieses Tierleid so gut wie gar nichts ausrichten können. Außer: spenden! Und Tierfreunde spenden schon seit Herbst 2011. Sie spenden sich einen Wolf. Verlautbarungen dazu, wie groß dieser Wolf ist und was eigentlich mit dem ganzen Geld geschieht, gibt es nicht. Und was hat es bisher gebracht? Glaubt man den Verlautbarungen der großen Tierschutzorgas, geht das Töten in der Ukraine (nach den Informationen Hacks aus der ukrainischen Bevölkerung allerdings nur in bestimmten Städten)  immer noch weiter.

 

Ein neues Konzept für den Auslandstierschutz

Aber Hacks (eine) Wahrheit hat noch ganz andere Seiten: Auf der Grundlage dessen, was der junge Mann in der Ukraine erlebt und dokumentiert hat, lässt sich ein von dieser Redaktion schon länger entwickeltes, durch diese Informationen jetzt aber erst plausibel zu machendes Konzept für eine ganz andere Form des Auslandstierschutzes diskutieren.

Deshalb soll sich an die Artikelserie Stefan Hack: EINE Wahrheit über Hunde in der Ukraine eine weitere anschließen:

 Konsequenzen aus Hacks Wahrheit:

Ein neues Konzept für den Auslandstierschutz

(vgl. Aua914, Aua923Aua1296)


Stichworte dazu sind:
„Keine Ethik ohne Monetik“ oder von der Notwendigkeit, Tierschutz für das Ausland auch wirtschaftlich attraktiv zu machen.

Der ökologische und ökonomische Wahnsinn der Futtermitteltransporte ins Ausland muss endlich deutlich thematisiert werden.

Die Tierfreunde müssen erfahren, warum der Bau deutscher Tierheime im Ausland dem Tierschutz nachgerade schadet, und welche Alternativen sich dazu bieten: nämlich die Etablierung dezentraler, von der jeweiligen Bevölkerung betriebener „Schutzräume“.

Ein weiteres Thema sind die im Ausland angerichteten Verheerungen durch den Einsatz deutscher Tierärztepools. Damit setzt sich Doggennetz.de natürlich erneut den Interessen mächtiger Tierschutzverbände entgegen; wenn es nur die Interessen dieser wären. Hinter dem derzeit praktizierten Auslandstierschutzkonzept, dem in Wahrheit aller Merkmale eines Steinzeittierschutzes eignen, stehen die Interessen großer Konzerne! Man denke nur an unser jüngstes Trauma, mit Fleisch von Doofen für Fleisch in Dosen zu werben!

Jetzt allerdings lassen wir erst noch einmal Stefan Hack zu Worte kommen.

Um den Text von Stefan Hack unzweideutig kenntlich zu machen, ist er blau gesetzt. Alle Fotos stammen ebenfalls von ihm; die Bildunterschriften jedoch wurden von der DN-Redaktion getextet. Es handelt sich um den Originaltext von Stefan Hack, der von dieser Redaktion lediglich leicht redigiert, mit Absätzen und Zwischenüberschriften versehen wurde. Auch die Stellen mit den aktiven Links wurden so vom Gastautor definiert.

 

1000 Seiten ukrainische Hundeliebe?

So, das waren einige Geschichten, welche ich mit tier- bzw. hundefreundlichen Ukrainern erlebt habe und die ich für erzählenswert halte. Wie bereits erwähnt, würde es vollkommen den Rahmen dieses Artikels sprengen, wenn ich von jeder Begegnung erzählen würde, wo mein Tier (oder auch ein anderes) gestreichelt oder gefüttert wurde; wo es als Psychotherapeut für weinende Kleinkinder herhalten musste oder wo es einfach nur nicht getreten oder bespuckt wurde, wenn ich mit ihm über einen Lebensmittelmarkt gelaufen bin.

Es würde auch diesen Artikel sprengen, wenn ich jede gefundene, auf öffentlichem Grund errichtete Hundehütte oder Futterstelle bis ins Detail beschreiben würde. Wenn ich nur zwei Sätze zu jedem Tier schreiben würde, welches sich in einer Einkaufspassage, in der Wartehalle eines Bahnhofs oder vor der Schiebetüre eines Lebensmittelgeschäftes aufhält, wenn ich bei jedem dieser Tiere ausführlich beschreiben würde, ob es sich gerade aufwärmt, ob es nach Futter bettelt und wie viele Leute vorübergehen, bis es etwas bekommt, dann würde dieser Bericht 1000 Seiten lang.

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1000 Seiten könnte Stefan Hack über Ukrainer berichten, die Straßenhunde – oder wie hier Hacks Hund Scheki – füttern. Man beachte nur die Freude, welche die alte Dame an ihrem Tun und ihrem hündischen Gegenüber hat.
Foto: Stefan Hack

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1000 Seiten könnte Stefan Hack über die vielen Hundehütten und Lebensräume berichten, welche Ukraine für die Straßenhunde überall einrichten. Hier eine besonders stabile und luxuriöse Unterkunft mit rotem Teppich drinnen, Regenwasserisolierung nach oben und Kälteisolation an den Seiten!
Foto:
Stefan Hack

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Sie sind hier zu Hause. Sie sind überall: die Straßenhunde. Die ukrainische Gesellschaft zeigt sich bei genauerer Betrachtung sogar als weit hundetoleranter im Vergleich zur deutschen!
Foto:
Stefan Hack

Bitter: Fixierung auf Rassehunde aus dem Laden

Wenn ich auf meiner Seite: „Wohnmobil Lackierung – oder Graffiti in Varna“ über einen Treffpunkt für Hundehalter berichte, an dem sie ihre Tiere spielen lassen und folgende Worte niederschreibe:

              

… Traurig stimmt mich nur das fast jeder einen Rassehund besitzt. Kaum ein Halter bietet einem Straßenhund ein Zuhause, und das wo es hier solche Mengen davon gibt. …

(Stefan Hack, „Wohnmobil Lackierung„)

              

… so trifft das zu 100 % auch auf die Ukraine zu.

Wenn ich dann weiter schreibe:

              

… Wenn ich die Menschen frage wo sie Ihren Hund denn her haben, bekomme ich nicht etwa eine Antwort wie: „Vom Züchter. Aus dem Tierheim, oder auf der Straße gefunden.“ Nein ganz unverblümt antworten mir diese Menschen: „Den hab ich im Geschäft gekauft.“ Ich habe solche Geschäfte gesehen und auch fotografiert. …“

(ibid.)

              

… so ist auch das in der Ukraine zutreffend. Denn Tiermärkte gibt es hier leider auch an jeder Ecke. Mein fotografischer Vergleich von glücklichen und toten Straßenhunden, welcher in meinem Reisebericht Bukarest zu finden ist, hätte theoretisch auch in der Ukraine aufgenommen werden können. 

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Eine Impression vom Tiermarkt in Simferopol: Das leider gehört auch zu der einen Wahrheit: Stefan Hack berichtet überzeugend, dass als Bezugsquelle von Hunden für den durchschnittlichen Ukrainer eigentlich nur „Geschäfte“ in Frage kommen. Hier ist noch viel Bewusstseinsarbeit zu leisten – die nicht erfolgen wird, wenn es deutschen Tierschützern nicht gelingt, andere Konzepte in die Gesellschaft zu tragen. Mit den derzeit praktizierten Konzepten von ATS jedoch wird sich daran auch nichts ändern!
Foto:
Stefan Hack


Ukraine:
Keine Gefahr für (Straßen-)Hunde von der Bevölkerung

Wenn ich in meinen Briefen an Frau Ute Langenkamp folgende Worte formuliere:

              

 … In Griechenland wurde ich immer wieder vor Gift gewarnt. Hier in Rumänien nicht! In der Zeit, die ich in diesem Land war, hat niemand nach meinem Hund getreten, niemand hat ihn mit Steinen beworfen oder ähnliches. Ich habe ausschließlich tierfreundliche Menschen gesehen, die ihn streichelten oder gefüttert haben oder eben solche, die sich meinem Tier gegenüber neutral verhalten haben. Weißt du, wie viele selbst gebastelte Hundehütten im Stadtzentrum von Bukarest stehen? Weißt du, dass Ladenbesitzer friedliche Straßenhunde in ihren beheizen Passagen dulden, ja sie sogar füttern? Weißt du das? …

(Stefan Hack, Briefe an Ute Langenkamp)  

              

 

… dann kann ich diese Erfahrungen vollständig auf die Ukraine übertragen. Denn auch dort wurde mein Tier nicht getreten oder geschlagen. Ich bin auch nicht Zeuge geworden, wie andere Tiere misshandelt wurden. Ich habe auch dort nur tierfreundliche Menschen gesehen oder eben solche, welche sich den Tieren gegenüber neutral verhielten. Zeuge einer Hinrichtung, wie ich sie in meinem Reisebericht Albanien beschreibe, bin ich dort nicht geworden. Und auch dort warnte mich niemand vor Gift. Auch nicht vor Hundefängern, welche es zwar geben soll, die ich aber selber nie zu Gesicht bekam. (Übrigens ein sehr glücklicher Zufall für die Hundefänger. Für mich wahrscheinlich auch, denn ich habe ukrainische Gefängnisse von außen gesehen und – um ehrlich zu sein – möchte ich sie von innen gar nicht sehen.)

 

Appell für die Freiheit und Autonomie der Straßenhunde

Für den deutschen Leser, der das Ausland nur aus dem Fernsehen bzw. aus dem Touristenprospekt kennt, ist es vielleicht schwer vorstellbar. Hier leben Hunde! Die leben hier! Die gehören niemandem! Die sind frei! Die können dahin laufen, wo sie hinwollen. Niemand zieht, zerrt und rupft an ihrer Leine. Sie müssen sich niemandem unterordnen. Sie sind kein Besitz! Sie sind freie Wesen, wie die Evolution (oder für alle Gläubigen: wie Gott) sie hervorgebracht hat.

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Stefan Hack ist Hundefreund genug, um ganz spontan zu spüren, dass diese Hunde Rechte haben, die ihnen deutsche Tierschützer nicht nehmen dürfen. Kynologen können das dann auch noch wissenschaftlich begründen. Günter Blochs Buch „Die Pizza-Hunde“ etwa ist ein sehr eingehender Appell insbesondere an deutschen Tierschützereifer, sich nicht an diesen Hunden durch angebliche Rettung zu vergehen. Wenn man ganz aktuell auf Facebook lesen muss, wie der Verein Helden für Tiere e. V. berichtet, dass er verwildeter Hunde aus Rumänien von der Straße wegfängt und nach Deutschland bringt, dann … (Text wegen Justiziabilität gestrichen – d. Red.).
Foto: Stefan Hack

 

Hundetötungen werden subventioniert

Solange wir, die Menschen, uns nicht einmischen, kommen diese Tiere ganz gut alleine zurecht. Dummerweise mischen wir uns ein. Im Falle der Hunde beginnt diese Einmischung an der Stelle, wo wir begonnen haben, den Wolf zu zähmen und den Hund aus ihm zu formen. Ein Tier, welches die menschliche Nähe sucht und sich nach ihr sehnt. Dann bauen wir gefährliche Straßen, legen Gift, zerstören natürliche Nahrungsquellen, züchten … und last but not least subventionieren wir „ethnische Säuberungen“.

Auch wenn ich diese Geschichte selbst nicht recherchiert habe, so habe ich sie mehrfach von verschiedenen unabhängigen Quellen gehört. Ich glaube sie, und ich bin mir sicher, dass Doggennetz Quellen und Verweise liefern kann, die den Wahrheitsgehalt dieser Worte bestätigen.

 
Die Ukraine – eine hundefreundliche tolerante Gesellschaft

Ich hoffe mit meinen Worten verdeutlicht zu haben, dass es sich bei der ukrainischen Bevölkerung nicht um eine Nation von Hundehassern handelt. Ganz im Gegenteil: Dort darf sich mein Hund frei bewegen und nicht ein einziges Mal wurde ich deswegen von Polizei oder Ordnungsamt behelligt. Futterstellen und tierfreundlichen Menschen bin ich fast täglich begegnet und nur ein einziges Mal einer Gruppe Jugendlicher, welche einen angeleinten Hund mit Steinen bewarfen. Da ich mir nicht sicher bin, ob ich auf meinem Rückweg noch einmal durch die Ukraine reisen werde, und ich keine Lust habe, ukrainische Gefängnisse von innen zu sehen, beschreibe ich an dieser Stelle nicht, wie ich mich verhalten habe, aber ich bin mir recht sicher:  Die Jungs tun das nie wieder.

Zum Abschluss ist es mir noch ein Anliegen auf meine Reportage Tierheim Rumänien aufmerksam zu machen. Einem kleinen Verein in der Ortschaft Galati, wo ich ca. 2 Monate aushalf. Im Gegensatz zu den anderen Vereinen, in welchen ich geholfen habe, kann ich von dort nichts Negatives berichten. Ich habe mir fest vorgenommen, das deutsche Sprachrohr für diesen kleinen Verein zu sein. Vielleicht hilft mein im Bericht beinhalteter Spendenaufruf ja ein bisschen weiter und wenn nicht, dann halte ich es immerhin für einen lesenswerten Bericht.

Ich hoffe, ihr hattet ein bisschen Spaß beim Lesen meiner Worte, und ich hoffe, ihr lest weiter.

Knuddelt mir die Hunde

Stefan

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Was für ein propperes Exemplar! Welch malerische Kulisse! Halsband und Leine? Überall Verbote, überall Zäune, keine Freiheit, ein fremdbestimmter Alltag? Diese Hunde kommen damit nicht zurecht! Schützt sie vor Qual und vor Vermehrung. Aber lasst sie dort, wo sie jetzt sind: als ein akezeptierter, wie von Hack mehr als einmal beschrieben freundlich belächelter Teil der ukrainischen Gesellschaft. Wenn deutscher Tierschutz seiner eigentlichen Aufgabe gerecht wird, den Tierschutzgedanken an sich und in einer unaufgeregten Form in die Gesellschaft der osteuropäischen Länder zu tragen, wird sich das „Problem“ der Straßenhunde in zehn Jahren von selbst erledigt haben.
Foto: Stefan Hack