Aua384: Programmhinweis und etwas mehr: MDR Exakt über die Räumung Vitzeroda

{TS-Kritik}

 

Der Mitteldeutsche Rundfunk MDR bleibt seiner Tradition treu, Tierschutzorganisationen zu bewerben, die nicht über jeden Zweifel erhaben sind. Da hat sich wohl auch durch den Intendantenwechsel nichts geändert.

Im vergangenen Herbst begleitete der Sender unkritisch den Tierschutzverein Leipziger Land e. V., Tierheim Oelzschau, bei der illegalen Einfuhr von Hunden aus Rumänien (vgl. Aua10, Aua11, Aua12, Aua15, Aua16, Aua18). Auf den offenen Doggennetz-Brief an den damaligen MDR-Intendanten Reiter (Aua18) erfolgte keine Reaktion.

 

Mit dem Geld der Gebührenzahler Publicity
für CW-Warnlisten-Orgas

Welcher Qualität die Tierschutzorganisationen sind, denen der MDR mit dem Geld der Gebührenzahler seine Unterstützung anbietet, erhellt Aua54 bzw. mein dazugehöriger CharityWatch.de-Artikel.

Aktuell jedoch promotet das Öffentlich-Rechtliche, eingebettet in die Berichterstattung über den Tierschutzskandal Vitzeroda, eine ganz große und besonders fragwürdige Tierschutzorganisation: Aktion Tier. Doggennetz hatte darüber schon in Aua381 berichtet und die entsprechenden Links zu Informationen über Aktion Tier gesetzt.

Der öffentliche-rechtliche Werbepinsel taucht dabei tief ins Lokalcolorit, wenn Mario Assmann vom Tierschutzcentrum Meißen breit zur Darstellung kommt. Dass diese lokale Tierschutzeinrichtung zu Aktion Tier gehört, werden die wenigsten wissen und wird noch weniger Tierfreunde interessieren. Dabei wäre zum Beispiel die Frage hochinteressant, ob Aktion Tier denn inzwischen die Gemeinnützigkeit besitzt? Auf der Homepage findet man keine Hinweise darauf. Und einschlägige Internet-Einträge wie z. B. bei Wikipedia  berichten nur darüber, dass die Orga schon 1991 dieses Privileg verloren hat.

Vermutlich werden sich die MDR-Verantwortlichen damit trösten, dass zumindest das Tierschutzcentrum Meißen auf seiner Homepage Gemeinnützigkeit behauptet. Den letzten Freistellungsbescheid dazu gibt es aber leider dort nicht einzusehen.

 

Gemütliches Beisammensein in Süddeutschland

Und warum sollte sich der MDR mehr Zurückhaltung im Kontakt mit solchen Organisationen und ihren Repräsentanten auferlegen als die großen Tierschutzorganisationen?

Aktion-Tier-Vorsitzender Holger Knieling etwa war auch Gast  bei der TASSO-bmt-ETN-Veranstaltung „Die Goldene Pfote 2011“. Da kamen dann alle einmal gemütlich zusammen.

Schon in der Jury traf sich das Who ist Who der Tierschutzszene, angefangen bei Dr. Claudia Ludwig (WDR „Tiere suchen ein Zuhause“) über das Vox-Duo Frank Weber und Diana Eichhorn, Petra Zipp vom bmt, Dieter Ernst vom ETN. Alle eine große Familie!

 

Im Ehrenamt 6600 Euro monatlich plus 100 Euro Stundensatz

Da dieses Aua eigentlich nur ein Programmhinweis ist, wollen wir den Ausflug in die eng verflochtenen Netzwerke mit einem Zitat aus Die Spendenmafia über Holger Knieling beschließen. Ab Seite 134 berichtet Stefan Loipfinger dort über Aktion Tier und deren Umgang mit Spendengeldern:

              

Es liegt auf der Hand, dass bei solchen Methoden beschämend wenig Geld für die Tiere übrig bleibt. Gerade einmal 20 Prozent flossen 2007 in den aktiven Tierschutz. So präsentierte es der Wirtschaftsprüfer des Vereins in der jährlichen Delegiertensitzung einem ausgewählten Publikum. Für Mitglieder und Öffentlichkeit hingegen griff der »vereinstreue« Finanzspezialist tief in den Zahlen-Schminktopf. Er rechnete vor, die Verwaltungs- und Werbekosten lägen bei 19 Prozent der Einnahmen. Eine grundlegend andere Aussage als gegenüber den vereinstreuen Delegierten, die zum Teil Nutznießer des Systems sind.

Dass so wenig Geld für die Tiere übrig blieb, lag darüber hinaus auch an großzügigen Zahlungen gegenüber treuen Mitstreitern. Zum Beispiel gönnte sich Rechtsanwältin Dr. Evelyn Menges monatliche Pauschalhonorare von fast 8000 Euro. Der »ehrenamtliche« Vorstandsvorsitzende Holger Knieling bekam 6600 Euro pro Monat – als Aufwandsentschädigung. Zusätzlich kassierte er als Unternehmensberater der Aktion Tier Verlagsgesellschaft 100 Euro pro Stunde. Das galt selbst dann, wenn er sich als Geschäftsführer selbst beriet. Wie praktisch! Warum das niemanden stört, könnte damit zusammenhängen, dass Holger Knieling und Michael Reichhardt im Jahr 1991, damals noch Studenten, die Firma Karo GmbH gründeten. Zu der Automatenaufstellerfirma stieß später Frank Kroll hinzu. Über das Treiben des »Tierschützertrios « brachte der Spiegel Ende 2009 einen Bericht mit der aussagekräftigen Headline: »Geschäfte mit Dackelblick«.

(Stefan Loipfinger, Spendenmafia, 2011, 1. Auflage, ab Seite 133; Hervorhebung: K. B.)

              

Warten wir ab, wie breit die Werbung für Aktion Tier und das ihm angegliederte Tierschutzcentrum Meißen heute Abend ausfällt:

MDR Exakt, Mittwoch, 16. Oktober 2011, 20.15 Uhr Großeinsatz in letzter Minute