Aua341: Bilder vom Dobermann-Nothilfe-Transport 07.10.2011

 

{TS-Kritik}

[09.10.2011]

 

Im Zusammenhang mit dem Tierschützer-Hunde-Transport des Vereins Dobermann Nothilfe e. V. am 7. Oktober 2011, gegen den polnische Tierfreunde im Vorfeld massiv protestiert hatten (vgl. Aua316, Aua317, Aua320), wurde in der polnischen Presse ausführlich berichtet. Diese Berichte sind auch mit einer ganzen Reihe von Bildern des Transports unterlegt.

Diese Bilder machen staunen! Wie so etwas möglich ist, müssen dann die zuständigen Behörden beantworten.

Nachstehend der Doggennetz-Kommentar zu den einzelnen Bilder, die Sie über den Link der Bild-Nummer ansehen können. Sie wurden in einer polnischen Zeitung veröffentlicht.

 

Fahrzeugbild Nr. 8/10

Hier sieht man das für den Tiertransport verwendete Fahrzeug. Es ist, unschwer an der Beschriftung erkennbar, ein Leihwagen der Firma Hertz.

Wie ist das möglich? Die Fahrzeuge, mit denen Tiere transportiert werden, müssen von der zuständigen Veterinärbehörde, in diesem Fall der deutschen, genehmigt sein – grundsätzlich genehmigt. Für Leihfahrzeuge ist das nicht möglich.

Schon im Zusammenhang mit dem Transport von Galgos.at hatte Doggennetz einmal beim Bundesverband der Autovermieter nachgefragt. Dort konnte man sich das Phänomen (Leihwagen für Tiertransporte) nur so erklären, dass dem jeweiligen Vermieter der eigentliche Verwendungszweck des Fahrzeuges nicht bekannt gegeben werde. Die Autovermieter hätten kein Interesse daran, ihre Fahrzeuge für diesen Zweck zu vermieten. Und dies schon allein aus hygienischen Gründen bzw. Gründen der Fahrzeugpflege. Denn wie der Galgos.at-Transport gezeigt hat, wurden dabei Tiere mit extremer Parasitenlast transportiert. Von Freitag bis Sonntag karren Tierschützer Hunde und Katze mit Flöhen und Würmern durch Europa und am Folgetag mietet jemand das Fahrzeug, um Lebensmittel darin zu transportieren?

Die Antwort des Autovermieters auf diese Fragen wird Doggennetz ggf. nachreichen.

Darüber hinaus zeigt das Bild 8/10, dass für den Transport der Hunde so genannte VarioKennels (Plastik!) verwendet werden. Eine ausführliche, leider wieder einmal über viel zu weite Passagen völlig aus dem Ruder laufende Diskussion im KSG-Forum von Transporteuren und Tierschützern mit Trapo-Erfahrung hatte aber deutlich herausgearbeitet, dass diese VarioKennel für längere  Transporte völlig ungeeignet seien, da sie keine ausreichende Luftzirkulation im Fahrzeuginnenraum ermöglichen. Überdies kondensiert an den großen Plastikflächen die Atemluft der Hunde, weshalb diese häufig nach kurzer Zeit völlig durchnässt sind.

Die Experten für tiergerechte Tiertransportes halten ausschließlich Gitterkäfige für geeignet, die eine ausreichende Luftzirkulation im Fahrzeuginnenraum ermöglichen.

 

Bild teilbeladenes Fahrzeug Nr. 9/10

Hier sieht man gut das Fahrzeuginnere. Belüftungsschlitze oder irgendwelche Einrichtungen für die Belüftung und Klimatisierung des Fahrzeugs sind nicht erkennbar.

Außerdem sieht man auf diesem Bild sofort, wie dicht beladen wird. Wer sich durch den obigen KSG-Expertenthread zu Tierschützer-Transporten gequält hat, lernt, dass die Fahrzeuge nur dann tiergerecht beladen sind, wenn ein Mittelgang frei bleibt, der es bei jedem Stopp ermöglicht, in alle Käfige hineinsehen zu können.

Bei dieser Art der Beladung kann unterwegs zu keinem Zeitpunkt kontrolliert werden, wie es den Hunden in den hinteren Käfigen geht!

Wie bei dieser Beladedichte die Luftzirkulation funktionieren soll, ist ebenfalls unklar.

Und es ist zu bedenken: Mit diesem Transport sollen 70 Hunde spediert worden sein.  Die polnischen Tierfreunde, welche versucht hatten, diesen Transport zu verhindern, verweisen auf unterschiedliche Angaben zur Anzahl der Fahrzeuge, welche für den Transport eingesetzt worden sein sollen. Zuverlässige Angaben dazu fehlen.

 

Bild vollbeladenes Fahrzeug 10/10

Solche Bilder gelten, zumindest in der o. g. Expertendiskussion, als Nachweis für nicht tiergerechte Transporte. Sofort ist die extreme Beladedichte erkennbar. 

Teilweise stehen die Kennels „rückwärts“, d. h. bei einem Stopp unterwegs kann sich niemand per Augenschein davon überzeugen, dass es den Hunden in den (vorderen) Kennel noch gut geht. Und die hinteren Käfige sind überhaupt nicht einsehbar, weil kein Mittelgang zur Kontrolle freigehalten wurde.

Auf diese Art und Weise werden bei diesem Transport 70 Hunde transportiert!

Auch hier stellt sich die dringende Frage nach der Luftzirkulation.

Des Weiteren erkennbar: Die Hunde haben keine Trinkmöglichkeit.

 

Bild Impfausweis 6/10

Dieses Bild hat überhaupt keine Aussagekraft. Ein an der Jacke als Veterinär erkennbarer Mann hält einen geschlossenen EU-Heimtierausweis in die Kamera.

So what?

Interessant sind EU-Heimtierausweise immer INNEN: 1. Wer ist als Eigentümer eingetragen? 2. Welche Impfungen sind wann erfolgt? 3. Und am spannendsten: Wie sieht das Papier des EU-Heimtierausweises aus (vgl. dazu Aua215).

 

Bild 5/10

Auf dem Bild sieht man mehrere Personen, eine davon mit der Aufschrift „Inspekcja Weterynary“. Vermutlich soll dieses Bild dokumentieren, dass der Transport bzw. die Papiere von einem polnischen Amtstierarzt kontrolliert wurden?
Hat dieser Veterinär auch das Transportfahrzeug gesehen?
Hat dieser Veterinär dieses Fahrzeug im beladenen Zustand gesehen?

Wenn all diese Fragen bejaht werden, besteht Klärungsbedarf zwischen den Behörden auf beiden nationalen Seiten, denn die einschlägigen Verordnungen wie die EU-VO 1/2005 gilt in Polen ebenso wie in Deutschland.

 

Fazit

Okay, dieses Aua hat nur Fragen aufgeworfen. Beantworten kann Doggennetz diese an dieser Stelle auch nicht. Hier ist das Statement der zuständigen Behörden abzuwarten.

Stattdessen ringt man mit der Fasssungslosigkeit, dass diese Bilddokumentation auch noch veröffentlicht wird. Normalerweise hat man einen gigantischen Rechercheaufwand von teilweise verdeckt arbeitenden Informanten, um an solche Bilder zu kommen. 

Bei all der Aufmerksamkeit, die sich schon vorher auf den Transport richtete, und der gezielten Suche der Öffentlichkeit zumindest in Polen, wäre zu erwarten gewesen, dass die Verantwortlichen einen absolut korrekten, in keinem Aspekt zu kritisierenden Transport abwickeln und dokumentieren.

Das ist nach Doggennetz-Meinung hier aber nicht der Fall, wie diese Bilder belegen!

Aber was immer die Behörden noch zu diesen Bilddokumenten verlautbaren werden: 

Welcher Tier- und Hundefreund würde es seinem Liebling zumuten wollen, auf diese Art und Weise auf einen langen Transport geschickt zu werden?

 
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Experten zum Thema:

Die bekannte Schweizer Tierschützerin Mo Swatek von der ProGalgo schickt DN passend zum Thema einen Link auf ihren Text darüber, wie man Tiere tierschutzgerecht transportiert. Folgender Absatz aus dem Text greift eine häufig zu hörende Argumentation auf und widerlegt sie:

              

Wir haben als Tierschützer kein Recht, die Tiere unter miserablen und inhumanen Bedingungen zu transportieren nur mit der Entschuldigung, dass wir sie retten wollen. Wir können uns doch nicht über die schlimmen Pferde- und Schweinetransporte aufregen und diese sogar anzeigen und dann im Namen des Tierschutzes genau die selben Fehler machen.  Transporte ohne Futter und Wasser, durch ganz Europa, ohne Pausen, zusammengepfercht in einem Lieferwagen ohne ausreichende Lüftung und mit extremer Hitze im Sommer…. und das soll Tierschutz sein?
(Quelle)

              

Auch aus den eigentlichen Transportempfehlungen sei zitiert:

              

Ein legaler Transport muss so geladen werden, dass alle Transportboxen und Käfige jederzeit zugänglich sind, mit einem Mittelgang.
Es müssen Trinkgefässe und ausreichen Wasser an Bord sein
Es muss eine gute Lüftung geben, welche den Tieren gute Luftzufuhr und im Sommer Ventilation und Kühlung bringt. Wir alle wissen von Transporten wo Tiere total dehydriert und sogar tot angekommen sind!
(ibid.; Hervorhebung: DN)
 

              

Diese Forderungen treffen für den oben dokumentierten Transport der Dobermann Nothilfe e. V. zumindest nach dem, was die Bilder zeigen, NICHT zu!

 

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Leserzuschrift zu Aua341:

Transport an sich ist für die Tiere ein Kraftakt. Tiere unnötig, achtlos und massenhaft zu transportieren ist eine Schande, sich dabei noch tierschützend vorzukommen, psychisch bedenklich. Irgendwann kommt es so weit, dass die Animals Angels sich irren und einem Tierschutztransporter folgen, weil sie ihn nicht mehr von einem Schlachtviehtransporter unterscheiden können! 

Nina Taphorn am 09.10.2011