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Aua310: Des Tierschützers Problem mit der Legalität

{TS-Kritik}

 

Zunächst sah es wie ein Routinefall aus: Tierhilfe Bad Dürkheim.

Nach einem typischen Paniktierschützer-Aufruf über einen großen Tierschutzverteiler, mit dem einmal wieder und wie ungefähr sechs Mal pro Woche nach Notplätzen für Auslandshunde gesucht wurde, erfolgte über das CharityWatch.de-Frageportal eine offene Anfrage an den Verein. Diese Anfrage wurde auch prompt beantwortet.

Der Vorgang in Gänze wurde in Aua299 thematisiert und kommentiert.
So weit, so normal.

 

Plötzlich: Tierfreunde Niederbayern e. V.

Was das jetzt alles mit den Tierfreunden Niederbayern e. V. zu tun hat, das müssen Sie die Tierfreunde Niederbayern e. V. fragen. Sei es, dass sich die Tierhilfe Bad Dürkheim nicht selbst artikulieren kann, sei es, dass die persönlichen Differenzen zwischen den Tierfreunden Niederbayern (TFN) und der Doggennetz-Redaktion erst den richtigen Drive geben oder sei es am ehesten, dass die Verbandszugehörigkeit der TFN und ihr Auftauchen an verschiedenen kuriosen Punkten im Netz des Auslandstierschutzes (siehe unten) ausschlaggebend sind – auch für diese Antworten sind Doggennetz-Leser nach Niederbayern zu verweisen.

Auf jeden Fall geht am vergangenen Freitag eine Warnmail durch die Tierschutzverteiler mit dem Betreff „Warnung vor Doggennetz.de Karin Burger und CharityWatch.de“. Absender: Tierfreunde Niederbayern e. V.

 

Auslandstierschutz  lahmlegen

Zunächst wird es in dieser Warnmail als eine der Doggennetz-Absichten erklärt, „den Auslandstierschutz <lahmzulegen>“. Dann wird auf den schon in Aua299 beschriebenen Vorgang referiert, dass eine journalistische Anfrage an das für die Tierhilfe Bad Dürkheim zuständige Veterinäramt erfolgt war.

Aufschlussreich sind die in der Rundmail diesem Vorgang beigegebenen Bewertungen:

              

Burger hat hierauf umgehend das für Bad Dürkheim zuständige Veterinäramt informiert, dass eine Hunde-Einfuhr geplant sei – und ganz scheinheilig gefragt, ob das Amt davon wisse und ob denn nach Information der Veterinärbehörde die nötigen Voraussetzungen (Sachkundenachweis, Registriernummer nach § Binnenmarkt-Tiersuchenschutzverordnung, TRACES-Meldungen und Transportfahrzeug-Genehmigung) bei dem deutschen Verein in Bad Dürkheim überhaupt vorliegen würden?
(Auszug aus Warnmail der Tierfreunde Niederbayern über Tierschutzverteiler am 16.09.2011;: Hervorhebung: DN).  

              

Die Warnung setzt sich fort in dem Hinweis, dass jeder, der über die Tierschutzverteiler Plätze suche, sich der Gefahr aussetzt, „von Burger denunziert zu werden“.  Die Mail schließt ab mit der rhetorischen Frage an potenzielle Verteilerbetreiber, ob man Doggennetz & Co. wirklich eine Plattform bieten möchte.

 

Tierschützer mit Bildungsauftrag: Definition „Denunziation“

Natürlich ist es grundsätzlich immer zu begrüßen, wenn sich auch Tierschützer um den Bildungsstand ihrer Zielgruppe kümmern. Wohl nur in diesem Auftrag findet sich nun auf der Homepage der Tierfreunde Niederbayern ein aktueller Text zu dem ungeheuerlichen Vorgang (wie oben beschrieben), der zunächst einmal die Wikipedia-Definition von Denunziation darbietet.

Nach ausführlicher Darstellung des hinter den Aktionen der Tierhilfe Bad Dürkheim stehenden Unglücks in dem slowakischen Tierheim Kezmarok wird wie in der Drohmail noch einmal der Vorgang der Behördenanfrage beschrieben.

Auch hier sind es wieder die Bewertungen, welche die eigentliche Aussage treffen, heißt es dort doch:

              

Sie hat dann auch noch, um Druck aufzubauen, die Anfrage an die Veterinärbehörde „schriftlich fixiert“, nicht dass dort ein Amtstierarzt vielleicht auf die Idee käme, ein Auge zuzudrücken zum Wohle der armen Säcke in der Slowakei.
(
https://www.tierfreunde-niederbayern.de/, „Flutkatastrophe im slowakischen Tierheim“; Hervorhebung: DN)  

              


Uneingeschränktes Schuldanerkenntnis

Es wird zwar nicht richtig deutlich, warum Fakten, die sowohl im CW-Frageportal wie in Aua299 schon dargestellt wurden, in der Warnmail als brisante Enthüllung dargeboten werden, aber Doggennetz bekennt sich inhaltlich in vollem Umfang schuldig: Ja, es hat eine solche und auch noch schriftliche Anfrage an das zuständige Veterinäramt gegeben!

Sehr schön ist die Kommentierung auf der TFN-Homepage zu der schriftlichen Anfrage in obigem Zitat „[…] um Druck aufzubauen […]“.

Da sich auch Doggennetz einen Bildungsauftrag andichtet, sei darauf verwiesen, dass verbindliche Auskünfte von Veterinärämtern immer nur über die Pressestellen des jeweiligen Landkreises zu bekommen sind. Die Pressestellen, die niederträchtigen, jedoch bestehen IMMER darauf, dass Presseanfragen schriftlich gestellt werden.

Der Text auf der Homepage der niederbayerischen Tierschützer, von denen man in den letzten Monaten nicht mehr zuverlässig sagen kann, ob sie zu ihrer eigentlichen Aufgabe überhaupt noch kommen, ergeht sich dann noch in die Unterstellung hinsichtlich der Motivation für solch niederträchtiges Tun und zählt die dafür notwendigen „urdeutschen Tugenden“ auf, die da wären: „Ausgrenzung, Schulmeisterei, Ausländer(hunde)hass und Denunziation“ (ibid.) oder kurz: „Blockwartmentalität eben“ (ibid.).

Abgesehen davon, dass all dies keine Tugenden sind, sei dieser hässliche Teil elegant übersprungen und – wie immer bei Doggennetz– durch die strukturelle Analyse ersetzt.

 

Die Kollegin Lügen strafen?

Zunächst irritiert die Empörung der hier Schimpfenden, denn sie passt überhaupt nicht zu der offiziellen Antwort des Vereins Tierhilfe Bad Dürkheim auf die Frage im CharityWatch.de-Frageportal.

Dort hatte die erste Vorsitzende dieses Vereins dargestellt, dass „vorrangig“ Hilfsgütertransporte IN die Slowakei geplant seien. Zwar wolle man auf dem Rückweg auch „ein paar wenige Hunde“ mit zurückbringen, aber die Betonung in dieser Antwort liegt auf den Hilfsgütertransporten an den Ort der Katastrophe.

Für solche Transporte jedoch braucht es weder Sachkundenachweise noch Registriernummern noch Zustimmungen vom Veterinäramt. Wenn die Hilfestellung dieses Vereins also „vorrangig“ auf dieser Art beruhen soll, müsste Doggennetz mit seinem niederträchtigen Ansinnen, den „Auslandstierschutz lahmzulegen“ grausam gescheitert sein?

Oder wollen die Tierfreunde Niederbayern e. V. etwa ihre Kolleginnen in Bad Dürkheim Lügen strafen?

 

Das Legale als Antagonist des illegalen „Guten“

Strukturell handelt es sich hier um ein für die Tierschutzszene durchgehendes Phänomen, das seinen Exzess in den Vorgängen um den Nicht-Gnadenhof Momo findet: Die Absolutsetzung des Wertes „Tier(Rettung)“ stellt alle anderen Werte und gesellschaftlichen Verbindlichkeiten und zuvorderst geltendes Recht hintan. Jeder Energie, die unter Rückgriff auf gesellschaftliche Konsenswerte und demokratische Institutionen dieser Tierrettung entgegentritt, wird dämonisiert.

Gerade dieses Strukturmerkmal ist in weiten Bereichen des Tierschutzes dann die Einfallspforte für extreme und extremistische Einflüsse (Stichwort: Sekte Universelles Leben, Tierschutz als Vehikel für rechtsextreme Ideologien).

Zurück zum Text: Die entscheidende Stelle im Tierfreunde-Niederbayern-Text hierzu lautet:

              

Sie hat dann auch noch, um Druck aufzubauen, die Anfrage an die Veterinärbehörde „schriftlich fixiert“, nicht dass dort ein Amtstierarzt vielleicht auf die Idee käme, ein Auge zuzudrücken zum Wohle der armen Säcke in der Slowakei.
(ibid.)

              

Die Einfuhr von Hunden an den durch demokratische Willensbildung zustande gekommenen Vorschriften, wie etwa das Tierseuchenrecht und das Tierschutzgesetz, vorbei wird bagatellisiert zu „ein Auge zudrücken“.

Das Ziel einer solchen illegalen Einfuhr, nämlich: „zum Wohle der armen Säcke in der Slowakei“, wird einfach nur behauptet; und ist in der Realität schon längst widerlegt.

Viele der nun über 300 Artikel auf Doggennetz belegen ja gerade, dass diese Einfuhr eben in viel zu vielen Fällen nicht zum „Wohl der armen Säcke“ geschieht. Stattdessen verenden sie auf Transporten, verhungern, verdursten, verschimmeln auf Pflegestellen, entlaufen beim unsachgemäßen Umladen und Neubesitzer-Handling, werden mies und mehrfach vermittelt und so weiter.

Ganz zu schweigen davon, dass die deutschen Tierheime entweder gerade überquellen vor Inlandsfällen oder aufgrund der extremen finanziellen Situation schließen müssen.

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    Wir hatten das hier zwar alles schon einmal, aber haben gesamtdeutsche
    Rücksichten auf die spezielle Situation in Bayern nicht nachgerade historische
    Tradition? 
     Zeichnung: Erri Emra

Das alles ist bekannt; wenn auch nicht in Niederbayern.

Das soll hier nicht das Thema sein.

Das Thema ist die von namhaften Tierschützern offen zugegebene  und veröffentlichte Sanktionierung des Verstoßes gegen bestehende Gesetze und Verordnungen. Tierseuchenrecht, das in erster Linie den Schutz von Tieren (und Menschen) zum Gegenstand hat, und Tierschutzgesetz werden hier zum Feind der „guten“ Tat.

 

Wie ist denn eigentlich die Interessenslage?

Abgesehen davon, dass die Tierfreunde Niederbayern offensichtlich den Beruf und die Aufgabe von Journalisten nicht begreifen, ist der Fokus immer wieder auf die Frage zu richten: Cui bono? Oder: Wer schreibt aus welcher Funktion heraus, wenn er das nicht wie bei hauptberuflich tätigen Journalisten zum Broterwerb tut?

Die Tierfreunde Niederbayern gehören, wie in Aua281 schon dargestellt, zum Bund deutscher Tierfreunde e. V.  bzw. erhalten von diesem Gelder.

Der Bund deutscher Tierfreunde unterliegt im Bundesland Rheinland-Pfalz einem Sammlungsverbot der ADD Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier. Die vielfältigen Veröffentlichungen und Dokumentationen zu diesem Verein sind in Aua281 gelistet.

Die Zugehörigkeit der Tierfreunde Niederbayern e. V. zu diesem Verband erklärt eine gewisse Interessenslage daran, fundierte Kritik an weiten Bereichen des Auslandstierschutzes zu diskreditieren.

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The same procedure …
Zeichnung: Erri Emra

 

Wo die Tierfreunde Niederbayern überall auftauchen

Eingangs schon stellte sich die Frage, was ein „kleiner“ (?) Verein in Niederbayern, der sich überwiegend den Schutz der Deutschen Dogge aufs Panier schreibt, eigentlich mit einer Tierhilfe Bad Dürkheim und der geplanten und offensichtlich moralisch gerechtfertigten illegalen Einfuhr von Hunden aus der Slowakei zu tun hat?

Solche Fragen nach Zusammenhängen aber stellen sich in letzter Zeit häufiger:


  1. Aufsehen erregte der Fall der Katze „LuiLui“, die mit offenem Bauch auf eine 9.000 Kilometer lange Interkontinentalreise aus Thailand nach Düsseldorf geschickt wurde (vgl. dazu Aua152, Aua153, Aua239 und CW-Vereinsporträt).
  2. Der mit dieser illegalen und für die Katze tödlich endenden Einfuhr in Zusammenhang stehende Verein ist Animalfriends worldwide e. V. Wie in Aua239 sowie im CW-Porträt des Vereins dargestellt, tauchen die Tierfreunde Niederbayern in der Satzung dieses Vereins als Begünstigte im Falle der Vereinsauflösung auf. Die Frage nach dem Warum wurde weder von den TFN noch von Animalfriends worldwide beantwortet.

  3. Jüngst fiel der Tierschutzverein Stray einsame Vierbeiner e. V. durch die Einfuhr vieler schwer gehandicapter Hunde auf. Der Verein wurde in Aua292 und auf CharityWatch.de besprochen. Unter anderem hatte Stray für den griechischen Doggenrüden Maylo lange Zeit und sehr massiv Spenden gesammelt. Zu einem Zeitpunkt, zu dem die Stray-Vorsitzende in einer schriftlichen Presseauskunft erklärte, dass es nun keine Veranlassung mehr gäbe, für Maylo zu spenden, befand sich der Spendenaufruf immer noch auf der Homepage der Tierfreunde Niederbayern (und im Molosser-Forum).
  4. Der größte Tierschützer-Transport-Skandal ereignete sich am 22. Juni 2011 in Karlsruhe. Geladen hatte die den Transport durchführende österreichische Tierschutzorganisation Galgos.At bei dem spanischen Verein  Asociacion Protectora de Animales Y Plantes. Bisher nur der Staatsanwaltschaft vorliegende Bilder dokumentieren, wie das österreichische Transportfahrzeug Reihe um Reihe mit aufeinander gestapelten, die Luftzirkulation behindernden Vario-Kennel beladen wurde. Dieser spanische Verein ist Kooperationspartner von Bund deutscher Tierfreunde.

Ganz tagesaktuell werden die Tierfreunde Niederbayern e. V. und ihre Texte von dem Hauptverteidiger des Nicht-Gnadenhof Momos für seine Position instrumentalisiert und zum Zeugen aufgerufen. Ob das allerdings mit dem Segen der Doggenschützer passiert, muss zunächst füglich bezweifelt werden.

Kapitale Fehleinschätzung der Szene

Zum Schluss noch der Hinweis auf die nahezu tragische Fehleinschätzung der warnmailenden bayerischen Tierschützerin. Die Warnmail endet mit:

              

Und jeder Verteiler sollte für sich überlegen, ob er Frau Burger / Doggennetz / CharityWatch künftig eine Plattform bieten möchte?
(Zitat aus Warnmail der Tierfreunde Niederbayern über Tierschutzverteiler vom 16.09.2011)

              

Diese rhetorische Frage interpretiert die DN-Redaktion dahingehend, dass die sie Stellende meint, das Böse selbst und schlechthin sei offizieller Adressat in irgendeinem Tierschutzverteiler?

Da müssen Entwicklungen der letzten Monate aber dramatisch weit an Niederbayern vorbeigegangen sein? Oder kann sie der nicht wahrnehmen, der durch den ständigen und übereifrigen Applaus der Claqueure über die wahre Stimmung im Tierschutzland hinweggetäuscht wird?

Doggennetz
erhält jede relevante und/oder interessante Tierschutzverteiler-Mail so ungefähr aus fünf bis acht verschiedenen und voneinander unabhängigen Quellen zugesandt.

Die Zusendung erfolgt, weil ein erfreulich großer Teil der Tierschutzszene inzwischen erkannt hat, dass es „so“ (so wie im Aufruf der Bad Dürkheimer Tierschützer ) nicht mehr weitergehen kann!
Nicht umsonst haben immer mehr Tierschützer den Mut, ihre Sicht der Dinge zum Auslandstierschutz auch auf Doggennetz darzustellen ( vgl. Aua184, Aua185, Aua193, Aua279, Aua300.)