Aua309: Pflegestellen berichten (2): ASPA friends Germany e. V.

{TS-Kritik}

[Der Artikel wurde bisher 1 x aktualisiert; vgl. Ergänzung unten vom 10.11.2011]


Hier folgt der zweite Teil der neuen Doggennetz-Artikel-Serie <Pflegestellen berichten>.

Doggennetz bietet damit jenen eine Plattform, die über direkte Erfahrungen mit den einzelnen Vereinen verfügen, oft aber keine Möglichkeit haben, diese Erfahrungen im Internet zu veröffentlichen. Die Vereine selbst stellen sich auf ihren Homepages und anderen Orten im Netz dar.

Die „andere Seite“ verfügt nicht über solche Veröffentlichungsmöglichkeiten. Pflegestellen-Berichte auf irgendwelchen verträumten Privatsites erreichen die Zielgruppe nicht. Dasselbe in irgendwelchen Foren eingestellt wird sofort niedergeschrieen.

Selbstverständlich steht jedem Verein und jeder Organisation, von dem Pflegestellen auf Doggennetz berichten, die Möglichkeit offen, eine Stellungnahme zu den berichteten Vorgängen abzugeben.

Der Verein ASPA friends Germany e. V. war in den letzten Monaten und im Zusammenhang mit dem Tierschützer-Transport-Skandal in Karlsruhe vom 22. Juni 2011 häufiger Gegestand der Doggennetz-Berichterstattung: Aua165, Aua169, Aua172, Aua180, Aua186, Aua218, Aua221, Aua228, Aua236, Aua290, Aua291.

Nachstehender Erfahrungsbericht einer früheren Pflegestelle des Vereins ASPA friends Germany e. V. wird auf Wunsch des Autors anonymisiert veröffentlicht. Dem Verein und seinen Mitstreitern ist die Person ohnehin bekannt; für Dritte spielt deren Namen keine Rolle, weil es – wie immer auf Doggennetz – um die Strukturen geht! Deshalb werden hier auch nicht Pflegestellenberichte als Schienbeintritte gegen einzelne Organisationen publiziert, sondern im Rahmem einer Artikelserie. Die bitteren Erfahrungen in Serie, welche Pflegestelle machen, verweisen auf die unterliegenden Strukturen.

Fortsetzung folgt.

              

Pflegestelle? 
Ja, aber nur wenn: „reich und kritiklos“

 Bericht einer Pflegestelle von ASPA friends Germany


Ich dokumentiere so ausführlich, weil es mir wichtig ist zu belegen, dass ich immer wusste und weiß, um was es geht, was ich leisten kann und was nicht, wenn es um Hunde ging und geht.

Zu allen hier berichteten Vorgängen sind Namen und Daten dokumentiert.

Hunde machen mein Leben aus. Es gibt Freunde, die sagen: „Bei dir ist jedes zweite Wort >Hund>.“ Auch wenn das allein noch nichts bedeuten muss.

 

Tierschutzhunde-Erfahrung

Mein erster Hund war aus dem örtlichen Tierheim. Er war taub. Danach kam 2003 Gina, auch aus dem Tierheim. Ihr „Gepäck“: Angsthund. Meine vier Kinder und ich gaben fast auf. Nur fast. Es steckt viel Arbeit und Herzblut in der heutigen Gina. Vom Geld rede ich nicht. Sie war nicht der Hund, den wir – auch der Kinder wegen – erträumt hatten. Aber das war egal. Durch die Hundeschulen-Stunden mit Gina kam ich zu meinem ersten Pflegehund.

Sein erstes Lebensjahr war nicht gut gelaufen, er zerstörte aus Verlustangst die halbe Einrichtung. Nach zwei Wochen fiel die Entscheidung: „<El „Niño> bleibt!“

Die Arbeit, die Mühe wurden dankbar belohnt. Ich musste ihn viel zu früh gehen lassen.

 

Erst Endstelle, dann Pflegestelle von ASPA

Filou (im Sommer 2006 von A.S.P.A.) wurde ausersehen, mein erstes Hundebaby, 12 Wochen alt. Es sollte für immer sein. Ein Bilderbuch-Galgo, der in seinen ersten beiden Jahren nicht ganz einfach war. Das hörte man auch von den anderen Welpen-Besitzern, die einen Kleinen aus dem Wurf hatten. Aber ich bin kreativ. Und die Mühe lohnte auch hier. Im Alter von drei Jahren war er DER Hund. Ich wollte mit ihm die Therapiehundausbildung machen.

In seinem ersten Jahr wurde deutlich: Er brauchte einen Windhund-Kumpel. Aber ich wollte ja ohnehin Pflegestelle werden. So kam im Dezember 2006 Sana zu uns. Galga, sagte man mir. Leishmaniose negativ, sagte man mir.

 

Bange Schritte bis zur schlimmen Diagnose

Ich bin mir sicher, sie ist eine Greyhündin und keine Galga. Aber dies nur nebenbei.

Nur: Mit Filou rennen, das ging nicht. Sie knickte mit den Hinterläufen ein, was im Laufe des Frühjahrs schlimmer wurde. Ich tippte auf HD und ging in die Tierklinik mit der sanften Nase. HD ja, aber nur mittelschwer. Probleme dürfte sie damit nicht haben.

Nichts wurde besser.  Tierklinik in Frankfurt in der Karwoche 2007. Was zu tun sei, welche OP ist angezeigt? Die Kosten übernahm der Verein, zumindest das war geklärt. Meine älteste Tochter, der Tierarzt und ich erkannten schlagartig: Da muss was anderes los sein. Großes Blutbild. Aber das war nicht abgesprochen. Und gemäß den Pflegeverträgen muss VOR einer tierärztlichen Behandlung die Zustimmung des Vorstands eingeholt werden.  Also: Vorstand anrufen. Meine Sorge: Was tun, wenn ich niemanden erreiche? Ich erreichte – zum Glück -jemanden.

Noch während wir auf das Ergebnis warten, findet meine Tochter die Krusten auf Sanas Haut. Damit wussten wir Bescheid. Der Titer bestätigt es: 1600 – Leishmaniose positiv.

Egal. Wir päppeln sie. Ich frage nicht nach Übernahme der Kosten für Futter oder für ihr Allopurinol. Und wir nehmen für 14 Tage auch noch den Pflegehund Sirio auf, ein problemloser, perfekter Hund, der rasch vermittelt werden kann.


Engagierte Mitarbeit

Man fragt mich, ob ich mitarbeiten will, Pflegestellen betreuen möchte. Vorkontrollen machen. Nachkontrollen. Ich möchte. Hänge mich rein. Arbeite einen neuen Fragebogen zur Adoption aus.

Aber man bedeutet mir alsbald durch die Blume: „Arme“ Pflegestellen sollen künftig nicht mehr sein. Pflegestellen sollen wirtschaftlich so gestellt sein, dass ihnen weitere, über die Futterkosten hinausgehende Kostenübernahmen nicht weh tun. Und ich hätte mindestens drei „arme“ Pflegestellen. Meine Argumente gegen diese Auswahl von Pflegeplätzen will man bei DIESER Art von Tierschutz nicht hören!

Sana bekommt ihr Allopurinol, ich achte auf ihr besonderes Futter und die chronische Bindehautentzündung, die sie lange Zeit plagt. Im Sommer 2007 hat sie es geschafft: Sie sieht super aus, ist gut eingestellt, tobt, rennt mit Filou.

Im September kommt ein großer grauer „Wolf“ auf Pflege: Titan, den ich „Einstein“ nenne.


Abgehängt

Veränderungen bahnen sich an, meine Töchter ziehen aus. Mein Burn-out ist genährt und platzt mitten in die neue Lebensplanung. Die Ärztin warnte schon seit  Monaten. Die Hunde sind meine Erholung. Die einzige. Und ich kann doch jetzt nicht die Ausbildung abbrechen?

Von A.S.P.A. werde ich plötzlich als Ansprechpartner von der Website genommen: nicht mehr zuständig! Etwas zu mir gesagt oder mich gefragt hat keiner. Ich war an einem Wochenende nicht genügend online, weil ich mit meinem Sohn Möbel aufbaute.

Aber Sana bleibt wohl? Sie hatte nur einen einzigen Interessenten bisher.

Beruflich überstürzen sich die Ereignisse. Ich verdränge meine Krankheit, schrumpfe den ehemals riesigen Haushalt auf mich und die Hunde. Umzug.

 

Nicht jeder Hund passt auf jeden Platz

Der Einstein  – er ist ein Einzelhund. Da ist er toll. Aber zu uns passt er nicht. ES passt nicht, Filou attackiert ihn immer häufiger. Ich MUSS tun, was ich nur ganz, ganz ungern tue: einen Pflegehund umsetzen.

A.S.P.A. schweigt auf meine Mails.

„Wir setzen Pflegis nicht einfach um. Das weißt Du“, kommt es endlich. Ich habe alle Kreativität ausgeschöpft. Er MUSS nun umziehen. Ich kenne Einstein – und er hat einen glücklicheren Platz verdient! Und ich kenne doch meine Truppe. So viel Entscheidung muss sein!

Ich beginne zu ahnen, dass ich Tierschutz völlig falsch verstehe.

Meine Hausärztin nötigt mich in die Klinik. Endlich, sagt sie.

Dann geht es plötzlich doch: Einstein zieht aus. Er hinterlässt viele seiner Verzweiflungs- und Eifersuchtsspuren. Elf Monate glaubte er, ich wäre das Beste in seinem Leben, aber für ihn geht es noch besser, das ist ehrlich gesagt.

Klinik.

Die Hunde, Gina, Sana und Filou gebe ich in eine Tierpension in der Umgebung, wo sie nach unvorstellbaren drei Monaten voll rasender Freude mit mir nach Hause gehen. Die Windhunde rappeldünn, Gina moppeldick. Sie haben etwas falsch gemacht dort.

 

Lebensläufe ändern sich

Mein Leben sieht nun anders aus: nicht Akku leer, sondern Akku-kaputt. Aber meine Hundetruppe ist da, ist mein Halt. Ich muss ihretwegen nach draußen. Ich kann zunächst nicht mehr viel aus meinem alten Leben, aber ich kann Hund! Und darauf bin ich stolz. Das soll mein Profil werden. Ich beschließe, zur Abrundung und um Aufgerissenes fertig zu bearbeiten einen zweiten Klinikaufenthalt zu absolvieren. Anfang 2010.

Aber zuerst ist Herbst. Die Windis haben zu genommen. Ich habe mir Tipps geholt, das Futter umgestellt. Aber durch den Winter nehmen sie wieder ab. Gina nicht.

Irgendjemand schwärzt mich wegen meiner „dünnen Windhunde“ bei A.S.P.A. an, jemand, der wissen muss, dass sie von A.S.P.A. sind. Eine A.S.P.A.-Dame taucht auf, eine, die ich nicht kenne. Ich erzähle, dass ich nun zum Fleisch mehr Nudeln und Schweinefett füttern werde. Trotzdem zeigt sie mich beim Amtsveterinär an. Warum?

Er ist verständig, ich habe ihn sofort eingeladen. Der Tierarzt sieht, dass ich schon an allem arbeite. Später wird man bei A.S.P.A. behaupten, alle drei Hunde seien nicht versorgt worden, weil ich das nicht könne. Dabei war Gini während des wochenlangen Gezerres ein ganz normal gewichtiger mittelgroßer Hund mit für ihr Alter super Zähnen und sehr schönem Fell. DAS sah keiner.

Im März 2010 scheint alles okay. Eine „befreundete“ Tierpsychologin bietet an, meine Nasen in ihre Tierpension nach NRW zu nehmen. Weil mein Leben sehr klein geworden ist und ich kein Auto mehr habe, bitte ich eine Bekannte, die Hunde hinzubringen, und eine andere, sie wieder abzuholen. AM 21. MÄRZ übergebe ich drei vollständig gesunde und fitte Hunde! Gewogen, geimpft (Sana wegen der Leishmaniose nicht) und unbeanstandet, weder von der Tierärztin (am 19. März 2010) noch vom Amtstierarzt.

Ich ärgere mich heute, dass ich nicht noch Sanas aktuellen Titer bestimmen ließ.

 

Menschlichkeit – nichts für Tierschützer? 

Die Rückholung zum vereinbarten Zeitpunkt am 30. Mai klappt nicht. Ich habe niemanden, der einspringen könnte. Ich bin auch nicht sonderlich fit im Organisieren – zu der Zeit.

Da bekomme ich am 2. Juni jene formelle Mail aus der Tierpension: „… habe ich heute beide Windhunde an A.S.P.A. übergeben.“

Nein!!!

Und nicht, wie ich gehofft und geglaubt hatte (an das Gute im Tierschutz), dass man mir hilft, eine Transportkette bildet vielleicht. Nein!

Man packt Sana und Filou in eine andere Tierpension.

Man erklärt, ihre Krallen seien zu lang und sie hätten keine Muskulatur.

Man erklärt einer Freundin, SANA HABE NIE LEISHMANIOSE GEHABT!

Man erklärt, physisch seien die Hunde in einem schlechten Zustand. Kein Wort davon, dass ICH sie zehn Wochen lang nicht hatte!

Man erklärt, psychisch seien sie aber in Ordnung. Hat man sie befragt? Sana leidet still, das weiß ich. Tapfer und still. Die Haut schuppt, das Fell wird öde und sie weint leise, fiept dünn, kaum hörbar.

 

Hund nach drei Jahren weggenommen!

Man erklärt mir, ich könne Filou jederzeit in dieser Tierpension abholen, müsste nur die täglich weiter auflaufenden Kosten von 18  Euro bezahlen. Und teilt mir das Unfassbare mit: „Sana bleibt bei uns, sie ist nie Ihr Hund gewesen.“

Sana, die mehr als drei Jahre mit mir – mit uns gelebt hat. Sana, die ich hob und nachts „wendete“, als es ihr schlecht ging. Sana, die die Hunde anführte, leise und klug. Sana, die so schwer Stress verkraftet und die fast ein Jahr brauchte, um ihr Lachen auszupacken… Sana wurde nach Wollen und Fordern des Vereins wie mein eigener Hund gehalten, über drei Jahre und war dann nicht mehr mein Hund …

 

Keine Antworten, keine Auskünfte

Nachfragen beim Verein ASPA von Freunden von mir wurden nicht mehr beantwortet. Man bedeutete mir, dass man meine Mails nun nicht mehr beantworten würde. Was man bis auf den heutigen Tag stramm durchhält. Fast schon ein Markenzeichen des Vereins.

Das sicher nicht reiche Tierheim, aus dem ich Gina vor Jahren holte, machte sich auf und fuhr nach NRW, holte und brachte mir Gina. „300 Euro müssten wir eigentlich verlangen. Aber wenn Sie mal 5 oder 10 Euro übrig haben. Ist auch gut.“ Es geht also!

 

Tierschutz – nur etwas für Reiche?

Ich hatte als Pflegestelle und als „Mitarbeiterin“ zu eigene und zu kritische Ansichten.  Und ich hatte zu wenig Geld! Und obendrein betreute ich weitere Pflegestellen, die auch bescheiden haushalten müssen.

Unattraktiv? Reichen das Platz- und Betreuungsangebot sowie die Übernahme der Futterkosten immer noch nicht? Muss noch mehr zu holen sein?

Ausgebootet. Abgehängt. Uninteressant. Und auch keine Rücksichtnahme auf meine Tiere. Niemand hat nach dem Stress der Hunde gefragt. Ob sie zusammen bleiben durften? Wer weiß es. Ich nicht.

Und für niemanden schien es von Bedeutung zu sein, dass ich einmal dazu gehörte. Ich war Pflegestelle, betreute andere Pflegestellen, war unterwegs zu Vorkontrollen und kam für Futter und Medikamente für alle Hunde immer selber auf.

Hätte ich all diese Kosten aufgerechnet, hätte das Geld womöglich gereicht, um Filou auszulösen. Welche bittere Ironie!

Man hat nicht nur die Welt meiner Gina zerschlagen, die Welt von Sana und Filou und meine. Man beschimpfte auch noch jenen Verein, der mir im August letzten Jahres wieder einen Windhund überließ.

Gina braucht einen Kumpel zur Orientierung.

Ach ja: Beide Hunde müssen schon deshalb ordentlich geführt werden, weil sie sonst nicht als Besuchshunde hier im Altenheim arbeiten könnten!

Und: Ich habe inzwischen bei einem dritten Verein den offenen dritten Platz als Pflegestelle angeboten. Nur als Notnagel. Aber auch dort bedeutete man mir, dass „Besitz“ erwünscht sei.

Hunde sind weiter mein Leben. Ich HABE nicht einen Hund, ich lebe MIT Hunden. Aber mein Verhältnis zu Vereinen und Orgas ist – prekär!

  

              

 

Aktualisierung vom 10.11.2011:

Anrührender Aufruf auf Facebook

Für diejenigen Tier- und Hundefreunde, welche das moralische Besitzrecht der obigen Autorin anerkennen und ihre Verzweiflung über den Verlust „ihrer“ Hunde nachvollziehen können, hat die Autorin auf Facebook einen offenen Brief eingestellt. Darin versucht sie, (wenigstens!) etwas über den Verbleib und das Schicksal ihrer Lieblinge zu erfahren.