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Aua140: Zoo Zajac ist nicht der Erste!

  

{TS-/DS-Kritik}

 

Steigt man tiefer in das Thema Zoo Zajac ein, enthält man sich der gruppendynamischen Spontanempörung und sieht etwas genauer hin, zeigen sich Eigentümlichkeiten.

Eine dieser Eigentümlichkeiten ist das Faktum, dass in der öffentlichen Diskussion und in den Verlautbarungen der großen Tierschutzorganisationen stets so getan wird, als entstünde mit dem von Norbert Zajac geplanten Welpenverkauf in Duisburg etwas völlig Neues.

Das stimmt nicht!

Richtig ist, dass sich die Mitglieder des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e. V. (ZZF) mit den sogenannten Heidelberger Beschlüssen die Selbstbeschränkung auferlegt haben, keine Hunde zu verkaufen oder zu präsentieren. Christoph Jung von petwatch.blogspot.com hat (auch) zu diesem Thema ein Interview mit dem stellvertretenden Geschäftsführer dieses Verbandes, Jörg Türk, geführt.

Richtig ist daneben aber auch, dass nicht jeder Zoohändler Mitglied im ZZF ist bzw. sein muss. Und wie die Recherchen von Claudia Verlande, Hund Oberhausen, ergeben, gibt es Zoohändler in Deutschland, die schon seit Jahrzehnten Hunde und Welpen im Laden verkaufen.

Hier nur zwei Beispiele:

  • Zoo- und Reptilien-Center Chris in Hagen
  •  Tierwelt GmbH Kilgus in Neu-Ulm

 

150 Hunde pro Jahr

Stefan Kilgus reagiert offen und gesprächsbereit auf eine Interviewanfrage durch Doggennetz. 2001 hat er das bestehende Unternehmen „Samen Mück“ in Neu-Ulm übernommen. Auch bei „Samen Mück“ wurden schon immer Hunde verkauft.

Kilgus arbeitet bei den Hunden mit Züchtern verschiedener Verbände zusammen. Welche Verbände das genau sind, will er nicht sagen. Die Kritik des Verbands für das Deutsche Hundewesen VDH an anderen Verbänden handelt er unter dem Stichwort Konkurrenzkampf ab.

Der Zoohändler verfügt für die Hundeunterbringung über die entsprechenden Genehmigungen des Veterinäramts und unterliegt laufenden Kontrollen. Pro Jahr, so seine Angaben gegenüber Doggennetz, „vermittelt“ er rund 150 Hunde. Auf den Begriff „vermitteln“ legt Kilgus ausdrücklichen Wert. 95 Prozent der Welpen nämlich seien jeweils schon vorbestellt.

Auch in Neu-Ulm dasselbe Phänomen wie bei den Angaben von Zajac: Stefan Kilgus gibt an, dass keine Hunde übrig bleiben. Nie! Überdies seien seine Vereinbarungen mit den zuliefernden Züchtern so definiert, dass diese im Notfall Welpen zurücknähmen.

Zur aktuellen Diskussion merkt Stefan Kilgus an: „Das eigentliche Problem sind doch die Privatverkäufer, die ohne Genehmigungen, ohne Kontrolle und ohne Steuern aus Polen, Ungarn etc. geholte Hunde verkaufen.“

Als Beispiel für den Ablauf beim Welpenverkauf verweist er auf die nächste Woche. Da würden ihm drei Labrador-Welpen angeliefert, die alle schon vorbestellt seien. Die Käufer würden am selben Tag im Geschäft erscheinen und die Hunde übernehmen, so dass die Welpen keine Nacht im Zoogeschäft verbleiben.

 

Kein Tierschützer-Plakat „Stoppt Kilgus“?

Ohne die obigen Angaben weiter zu kommentieren, fragt man sich angesichts des Faktums, dass gewerblicher Welpen- und Hundeverkauf in Deutschland seit Jahrzehnten praktiziert wird, warum sich die großen Tierschutzorganisationen so vehement auf Zoo Zajac werfen? Man suche die PETA-Website rauf und runter. Plakate „Stoppt Kilgus“ oder „Kein Welpenverkauf bei Chris!“ wird man nicht finden.

„Das ist eine andere Baustelle“, gewichtet Jörg Türk, stellvertretender Geschäftsführer des ZZF im Gespräch mit Doggennetz das geplante Vorhaben bei Zoo Zajac. Auch Türk kennt die anderen, seinem Verband nicht angeschlossenen Zoogeschäfte, die schon seit langem Hunde und auch Welpen verkaufen. Durch die Größe und Bekanntheit von Zoo Zajac bekommen dessen Welpenverkaufspläne jedoch eine andere Dimension, die über die bestehende Praxis weit hinausreiche.

Auf die Frage, wie groß seine Hoffnungen im Hinblick auf Gesetzesänderungen in diesem Bereich seien, ernüchtert Türk mit Verweis auf EU-Recht. Neue Regelungen müssten europaweit durchgesetzt werden und da bestehe vorderhand wenig Aussicht. Im Übrigen erkennt Türk in den letzten Jahren eine sukzessive Aufweichung gesetzlicher Vorgaben im Tierschutzbereich.

Bisherige Praxis nicht bekannt 

Rückfragen bei verschiedenen Tierschützern bestätigen, dass man bisher allgemein der Auffassung war, die Vehemenz in den tierschützerischen Aktionen gegen Zoo Zajac rechtfertige sich auch aus der Tatsache, dass dort mit dem Welpenverkauf etwas Neues eingeführt werde, was bundesweit Nachahmer finden könnte. Kaum jemand scheint bisher zu wissen, dass Hunde- und Welpenverkauf in Zoogeschäften schon seit Jahrzehnten Alltag ist.

Und das sind nicht die einzigen Ungereimtheiten, die sich bei kritischer Betrachtung der Protestwelle ergeben.

Zu diesen Ungereimtheiten und logischen Brüchen in der Argumentation wird es in Kürze eine mehrteilige Artikelserie auf Doggennetz erscheinen!


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Leserzuschrift vom 01.06.2011:

Bei uns im Nachbarlandkreis Cham werden auch sei einigen Jahren Katzen- und Hundewelpen verkauft  https://www.zoo-greger.de/pageID_7484843.html. Eine Hundetrainerin verdreht immer schon die Augen wenn Leute mit Welpen aus diesem Geschäft kommen da sie meist sehr ängstlich sind und nichts kennengelernt haben (hinter ein Glasscheibe sehr schwierig). Es gibt viele Menschen die das Geschäft deswegen boykottieren.

[Der Verfasser dieser Leserzuschrift ist Doggennetz namentlich bekannt, möchte aber aus naheligenden Gründen ungenannt bleiben; die Erlaubnis zur Veröffentlichung liegt vor – K. B.]