Der Bundespräsident und die Doggen-Schützer

Ein satirischer Brief an unser verloren gegangenes Staatsoberhaupt

Mein lieber Horst!

Mensch, Mensch, Mensch, du machst vielleicht Sachen! Einfach die Brocken hinwerfen. Tut man das?

Leider haben wir deine Not gar nicht so richtig mitgekriegt, weil wir Doggen-Schützer natürlich mit viel wichtigeren Dingen beschäftigt sind: Pflegeplatz-Schach, Spendenakquise durch Privatpersonen, eine Ideologie noch schnell in ein Geschäftsmodell umwandeln, Lorbeerkranzflechten und Selbstbeweihräucherung, eine Runde Heulen hier, ein Stapel Ohgottohgott dort, das alles luftgepolstert auf zusammengestoppelten Zitaten und umdampft von Rosarot und Himmelblau, in zimtiger Zitronigkeit und pudrigen Pastelltönen.

Afpakniran, der Euro und die Wirtschaft – das ficht uns nicht an. Wir haben unseren eigenen Geldkreislauf. Und von dem könnte mein Rolli-Kollege Schäuble noch echt etwas lernen!

Der nächste Brief geht deshalb dann auch an ihn – wenn’s mir langt, denn ihr Jungs werft die Brocken ja schneller hin als bei uns Doggen über die Pflegeplätze geschoben werden.

Aber zurück zum Thema: Der Umgang mit Kritik! Hättest du doch mal ein Wort gesagt! Menschenskinder aber auch! Bei uns wärst du geholfen worden! Von Vollprofis! Also da kann ich dir einen Vorwurf wirklich nicht ersparen. Warum guckt ihr denn nicht in den verträumten Mikrokosmos Tierschutz, Spezialbereich „privat“, Untersparte Dogge? Dabei können wir sogar mit kriegsähnlichen Zuständen punkten! Allerdings werden bei uns die Leichen eher heimlich verscharrt, die Versehrten ganz einfach aus dem Netz genommen.

Gegen eine kleine oder auch große Spende ohne Spendenbescheinigung an eine Privatperson hättest du DEN Tricktipp bekommen: Kritiker einfach per Anwalt belangen. Das kann doch nicht so schwer sein? Komm mir jetzt nicht von wegen Anwaltskosten! Man muss einfach Prioritäten setzen: Anwalt statt Physiotherapie! So `ne Option wird bei uns mit dem Abzählvers „Ene mene muh“ behandelt. Fängste bei „Physiotherapie“ an, siehste, was anliegt!

Außerdem belebt das die Volkswirtschaft. Anwälte haben heute auch zu kämpfen. Über 700 Euro für so ein kleines Drohbriefchen, zusammengeklebt aus Textbausteinen, die pro Empfänger einfach ein wenig variiert werden oder auch nicht – von solchen Honoraren können so idealistische Texter wie ich nur träumen. Und es waren viele Empfänger – im aktuellen Fall! Ich mag mir gar nicht ausrechnen, was so ein Buprä wie du bei so einer anwaltlichen Abmahnung als Streitwert festsetzen könnte? Da springt vielleicht sogar Griechenland wieder bei raus?

Scheiß-Kritik. Mist-Demokratie! Aber das muss ja nicht sein, wie bei uns zu lernen ist. Anwalt statt Argumente – wo ist da der Unterschied? Beides fängt mit A an, genau wie der Streitgegenstand!

Naja, andererseits fühle ich mich dir auch verbunden! Ich habe auch die Biege gemacht. Nur bei mir hat’s wieder kein Schwein gemerkt! Und ich kriege auch keine präsidialen Bezüge bis zum Ende meiner Lebenszeit. Aber wie das mit dem Geld zukünftig bei mir laufen wird, das wenigstens habe ich bei der ganzen Chose jetzt gelernt! Aggressive Spendenakquise und Privatperson, habe ich bisher gedacht, geht nicht zusammen. Jetzt kommt raus: geht doch! Nun habe ich mir im Internet gleich ein Scham-Überwindungsprogramm heruntergeladen und bin täglich am Üben. Ich finde, ich mache schon Fortschritte!

Aber man muss auch das Gute sehen. Jetzt haste viel Zeit, surfst du mal durchs Internet, besuchst mal diese oder jene Tierschützer- bzw. Privatpersonen-Website. Und mit deiner Rhetorik schaffst du es vielleicht in Foren, die anderen wegen des Durchblicks, den besser tarnen zu lernen sie vielleicht mal bei der Bundeswehr abspickeln sollten, verschlossen sind. Da haben sich dann alle furchtbar lieb. Und Kritik gibt’s da schon gar nicht.

Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich da sehr wohl fühlen würdest!

Nimm’s wie ein Mann!

Mit karitativ-privatpersönlichen Grüßen

Deine Karin Burger