Gräfin Koks hat kein Hanuta

Wer Tierschutz macht, braucht sich eigentlich über die verschiedenen Unverschämtheiten in allen Spielarten, die zum täglichen Brot dieser Zunft gehören und vom menschlichen Umfeld unserer Doggen produziert werden, nicht mehr aufzuregen. Eine unausrottbare Anspruchshaltung und der Irrglaube, mit irgendeinem Dienstleistungsunternehmen zu tun zu haben, wüten ungehemmt. Eine bunte Liste gängiger „Anliegen“ findet sich auch in dem Artikel „Was immer Sie wünschen“ vom 22.12.03 in dieser Rubrik. Dennoch ragt das eine oder andere unartige Verhaltensmuster berichtensgierig aus der nervtötenden Masse heraus; um so leichter kolportiert, als es nicht direkt uns selbst betrifft.

Natürlich stehen wir den von uns vermittelten Doggen und ihren Haltern auch zu jedem Zeitpunkt nach der Vermittlung zur Verfügung. So auch im Falle des Doggenrüden A., vor 2,5 Jahren vermittelt. Eine zwischenzeitlich erfolgte Nachkontrolle bewies: guter Platz, weshalb wir den stinkigen Nachlauf der jüngeren Vergangenheit generös wegstecken. Vor ca. 2 Monaten dann am Sonntagmorgen ein recht kurzer Anruf, in dem wir die Weisung (eine Bitte tönt anders) erhielten, sofort für A. eine Lösung zu finden, da sein (alleinstehendes) Frauchen kurzfristig ins Krankenhaus müsse. Da der Bube sich in gut 350 km Entfernung von uns befindet, war wieder einmal unser Telefon das eigentliche Helferinstrument. Wir haben buchstäblich den ganzen Sonntag vertelefoniert, um für den inzwischen allein im Haus wartenden Doggenrüden noch am selben Tag eine akzeptable Betreuungslösung zu finden. Durch eine sehr engagierte Doggenfreundin in der Region gelang es uns dann auch, einen ganz hervorragenden Pflegeplatz für A. zu finden, wo er mit sehr viel Liebe und Fürsorge aufgenommen und 6 Wochen lang betreut wurde.

Inzwischen dann war A.s Frauchen aus dem Krankenhaus entlassen worden und holte sich – dieses Mal ohne sich beim Doggen-Netz zu melden – ihren Doggenrüden vom Pflegeplatz zurück bzw. ließ sich diesen anliefern. Pro Forma fragte die Besitzerin die Pflegemama, ob man ihr etwas schuldig sei. Diese, eine herzensgute, vor allem aber sehr bescheidene Frau verneinte, nicht zuletzt deshalb, weil sie es ja gern getan hatte. Damit allerdings war die Angelegenheit dann für A.s Frauchen gleich komplett erledigt. Jenseits von „Schuldigkeit“ gab es für sie offensichtlich keine Anstandsregeln oder Mindeststandards höflichen Umgangs oder gar Dankbarkeit für die perfekte Pflege ihres Hundes. Die Leute hatten ihr 6 Wochen lang einen stattlichen Doggenrüden durchgefüttert und gepflegt und erhielten für dieses Engagement nicht einmal ein Hanuta, von einem Blumenstrauß, einer Schachtel Pralinen oder einer Flasche Wein ganz abgesehen! Mein lieber Schieber!!! So viel Unerzogenheit sucht seinesgleichen. Da sinkt man ja gegenüber so tollen Pflegeeltern vor Scham in den Boden, wie sich manche Doggenhalter aufführen! Und es bedarf vermutlich nicht der Erwähnung, dass auch unsere schriftlich vorgetragene Bitte um eine Spende im Gegenzug für die stattlichen Telefonkosten unbeantwortet blieb. Übrigens keine armen Leute – und ein Etepetete am Leib wie Gräfin Koks und als wäre man sogar mit der eigenen Klobrille per Sie.

Dabei sind wir noch gut weggekommen, rufe ich mir ein Unverschämtheitserlebnis der ganz besonders aufwendigen Art einer Kollegin ins Gedächtnis. Um eine Dogge zu übernehmen, die angeblich superdringend weg sollte, fuhr sie vom Niederbayern bis ins Ruhrgebiet. Erschöpft dort angekommen, teilte man ihr vor der Haustüre mit, man habe es sich anders überlegt und werde die Dogge behalten. Und tschüs! Denken Sie jetzt bitte nicht, das war die Pointe, denn 14 Tage später durfte die Kollegin dieselbe Strecke nochmal zurücklegen, um dann allerdings die Hündin tatsächlich zu übernehmen.

Wohltuend ist es, wenn Dritte einmal ungefiltert erfahren, mit welcher unglaublichen Anspruchshaltung manche Menschen dem privaten und aus eigenen Mitteln finanzierten Ethikanliegen der Tier- und Doggenschützer begegnen. Ebenfalls ein Fall der jüngeren Vergangenheit, bei dem eine Doggenhalterin ihren inzwischen verhaltensauffälligen Rüden an den Doggenschutz abdrücken wollte, um sich beim Züchter dann einen „neuen“ Welpen zu holen. Die arme Frau war völlig baff zu hören, dass wir nicht auf lange Warteschlangen märtyrerwillig veranlagter Interessenten zurückgreifen können, die bereit sind, die vermurksten und wie in diesem Fall gefährlichen Hunde anderer Leute zu übernehmen.

Tja, bei der Deutschen Dogge besteht eben immer die Gefahr, dass der Hund den Halter an Adel überragt….