Wir gratulieren zum 1. Grautiger !
Der seriöse Doggenschützer, der seinen Tierschutz nicht als reines L’art pour l’art betrachtet, sich vielleicht gar nicht auf das rein caritative Umschichten von ausrangierten „Familienmitgliedern“ ohne Profitversprechen beschränkt, bei dem auch der selbstgeflochtene Tierschutz-Märtyrer-Lorbeerkranz noch keine unlösbare organische Verbindung mit dem Resthirn eingegangen ist, ein solcher eben stürzt sich regelmäßig in Selbstzweifel: Was bewirkt mein Tun? Was tut mein Wirken? Im kollegialen Austausch erfährt man lindernd, dass es anderen ebenso ergeht.
Zagend und zweifelnd nimmt man das neuste uDD („unsere Deutsche Dogge“, monatliche Verbandspublikation des Deutschen Doggen Clubs) zur Hand, eines Mehr an Frust denn Lust bei dieser Lektüre schon gewärtig. Und dann passiert es: kein Druckfehler, keine Sehkrafttrübung, auch keine übersteigerte Projektion des eigenen Wirkens tief in die Druckerschwärze hinein, nein, die Wahrheit: Nach exakt 10 Jahren züchterischen Wirkens vermeldet eine zu diesem Thema hochbekannte Züchterin zum allerersten Mal in ihrer gesamten Laufbahn der Geflecktzucht einen GRAUTIGER!!! Apathisch-ungläubig schlägt man das uDD zu und wieder auf: der Grautiger bleibt! Ein ganzer Grautiger und futsch das „Glück“ (öffentliche Selbstbezichtigung dieser Züchterin für ihren vormaligen permanenten „Sieg“ über die Gesetze der Genetik).
Allen ehrlich-unpathetischen Doggenfreunden, die sich in den unendlichen Grautiger-Diskussionen in den diversen Foren für diese vom Standard als „Fehlfarbe“ deklarierten, viel zu häufig deshalb dem Tod geweihten Würmchen engagiert haben, ein herzliches Dankeschön. (Zum Fehlfarben-Welpentöten vgl. auch Artikel „Welpentöten oder Flexibilität der Genetik“ in dieser Rubrik.) Doch, wir bewirken etwas!!! Die öffentliche Diskussion bewegt etwas. Ob eine erste Grautigermeldung einer sonst gegen alle Gesetze der Genetik Fehlfarben-freie Geflecktzucht Ergebnis öffentlich-ethischen Drucks oder Fazit eigener Denk- und Lernprozesse ist, sei zunächst dahingestellt. Dieses Grautigerbaby lebt! Wünschen wir ihm eine weit über dem Doggenzucht-Schnitt liegende Gesundheit, Vitalität und Attraktivität und eine gute Verkäuflichkeit, dann werden ihm weitere folgen?
Ein kleiner Schritt für die Doggenzucht, ein großer Schritt in der Geflecktzucht? Um die eigene Begeisterung über diesen Fortschritt überhaupt noch einfangen zu können, bedarf es nur eines analytischen Blicks auf die restlichen Wurfmeldungen dieser uDD-Ausgabe (09/2004). Mit 24 Würfen in dem schmalen Zeitfenster vom 21.06. bis 30.07.04 wurden wieder 142 Doggenwelpen auf den gesättigten Markt geworfen. Und für 12 Geflecktwürfe werden leider nur bei 6 Würfen Grautiger gemeldet – o. g. besonderen Juwels inklusive. Es bleibt also noch viel zu tun!
Aber insgesamt sind die derzeitigen Entwicklungen insbesondere beim DDC (Hände weg von meinem DDC!) atemberaubend. Eine bedeutende Verschärfung des Zuchtreglements harrt noch der kritischen Betrachtung in dieser Rubrik. Durch eigene Betroffenheit initiiert, wird demnächst oder wurde schon von einer Doggenfreundin dem Zuchtausschuss Belegmaterial zur Blauen-Doggen-Problematik (Aggressivität) vorgelegt, das hoffentlich zu handfesten Interventionen führt. Gleichzeitig jagt bei dem anderen Verband ein Skandal den nächsten und offizielle Funktionsträger entblöden sich nicht, diese Mißstände offenlegende Tierschützer in übelster Art und Weise für jeden nachlesbar anzugehen und nächtens mit Drohtelefonaten zu belegen. Derlei Knie-Selbstschuss-Exerzitien scheinen mehr Frommen zu zeitigen als bisher angenommen.
Aber das kann uns alles gar nicht irritieren. Freudetaumeld greifen sich Doggenschützer und Doggenfreunde bei den Händen und umkreisen selig schwelgend dieses eine kleine erste feine Grautigerbaby von…..
(Zu diesem Thema weiterführend lesen Sie bitte den Artikel „Welpentöten oder Flexibilität der Genetik“ vom 26.05.04 in dieser Rubrik.)