TL52/15: TTIP und Tierschutz – bisher kaum Thema? Imitat einer Laien-Kurz-Recherche
[14.02.15]
Man muss weder Hellseher noch Tierschutzkritiker sein, um zu wähnen, dass das Freihandelsabkommen TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) für ethische Standards im Umgang mit Tieren und mithin für den Tierschutz selbst die fertige Katastrophe sein wird/könnte. Wenn sich Verbraucherschützer schon um den Verbraucherschutz sorgen, braucht der Bürger das Stichwort Tierschutz gar nicht erst in die Diskussion zu werfen. Auch im Fellbeisser-Presseverteiler taucht das Stichwort <TTIP> bisher vergleichsweise selten auf. Eine Ausnahme hier; aus Österreich. Darin findet sich eine umfassende Darstellung zu den Auswirkungen von TTIP auch auf das Tierwohl/den Tierschutz. Die jedoch scheidet für den oben angenommenen interessierten Tierfreund dann aus, wenn dieser does not read English fluently. Hier werden schon früh mögliche Unterstützer aussortiert.
Am ehesten beschäftigen sich noch die Tierrechtler mit dem kommenden Grauen. Auf dem von PETA betriebenen Vegan-Block gibt es die Initiative „Gemeinsam TTIP stoppen“. Dort wird zur Zeichnung einer „Petition der Europäischen Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA“ aufgefordert, veröffentlicht auf der Webseite Umweltinstitut München e. V. Zumindest diese Redaktion hat von diesem Institut noch nie etwas gehört.
Wer sich als wacher Bürger und Tierfreund informieren will ….
Kurzrecherche in Nachahmung dessen, welche Informationen ein wacher Bürger und interessierter Tierfreund sich selbst auf die Schnelle dazu beschaffen kann:
Tastet man sich in dem bisher eher unpopulären Thema weiter vor, wird es undurchsichtig. Auf der Petitionsseite wird zwar über „Gegenstand“, „wichtige Ziele“ und „Hintergrund“ informiert, wer aber genau hinter dieser selbstorganisierten Europäischen Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA steckt, das herauszubekommen bedarf weiterer Mühen.
Ist PETA (Deutschland) dabei? Das möchte man zunächst vermuten, sonst würde die Tierrechtsorga wohl nicht auf die Petition verweisen.
Problematisch ist dabei – aus Sicht dieser Redaktion – gleich wieder die Verbindung mit dem Veganismus: „Neben dem Unterschreiben von Petitionen kann jeder von euch noch heute die Tierquälerei auf seinem eigenen Teller beenden: www. veganstart.de“ (Quelle).
Was eigentlich eine Europäische Bürgerinitiative (EBI) ist, erfährt der Interessierte hier. Dort erhält er auch Auskunft über die einmal mit „300“ bezifferten, an anderer Stelle wieder mit „mehr als 350 Organisationen“ angegebenen Unterstützern in ganz Europa, die hinter dieser Initiative stehen: Bündnispartner!
Und dann die nächste Überraschung: Zumindest diese Redaktion findet PETA auf der Liste dort nicht!
Stattdessen als bekannte große deutsche Orgas: Attac, Greenpeace, BUND, NABU, Bündnis90 / Die Grünen, Deutsche Umweltstiftung, Die Linke, Foodwatch, PROVIEH, Tier & Mensch, Ver.di u. v. a. m.
Eher interessant, wer nicht auf der Liste steht
An der Liste ist dann eher interessant, wer nicht zu den 300/350+ Orgas hinter dieser (möglicherweise für den Tierschutz extrem relevanten?) Initiative gehört bzw. dort nicht gelistet ist: kein Deutscher Tierschutzbund, kein Bund gegen Missbrauch der Tiere, kein TASSO, kein Europäischer Tier- und Naturschutz (ETN), der die Verpflichtung zu Europa doch schon im Namen trägt.
Die komplette Riege des karitativen Tierschutzes fehlt.
Und: Keine SOKO Tierschutz, keine ARIWA.
Alle möglichen (deutschen) Parteien findet die DN-Redaktion auf der Liste, nur nicht diese:Tierschutzpartei, auch nicht unter dem Namen „Partei Mensch Umwelt Tierschutz“!
Saugut!
Zurück zur Petition: Eine Million Zeichner seien nötig; zwei Millionen sind als Zielvorgabe genannt; bisher hätten 1.427.401 Menschen gezeichnet.
Dieselbe Petition auf anderem Recherche-Wege: Attac!
Okay, der nur halbwegs recherchewillige Tierfreund mag an dieser Stelle zaudern. Irgendwie nicht überzeugend? Warum wieder diese vermaledeite Verknüpfung mit dem Veganismus? Will er das?
Auch bei der Nonprofit-Orga ATTAC läuft eine „EBI“ (Erklärung oben). Sind das nun zwei getrennte „Europäische Bürgerinitiativen“ zu diesem Thema? Ist das Ziel nicht dasselbe? Wodurch unterscheiden die sich?
Diese EBI gibt an, aus mehr als 250 Organisationen aus 21 europäischen Ländern zu bestehen (Quelle). Also muss es doch eine weitere EBI sein, denn die obige bestand ja wahlweise aus 300 oder mehr als 350 Orgas. Komischerweise habe diese EBI fast genauso viele Unterschriften gesammelt wie Erstgenannte: 1.427.438.
Nein, es sind keine zwei Petitionen, keine zwei EBIs, es ist ein und dasselbe? Bloß mit unterschiedlichen Angaben? Oben sollen es mehr als 350 Orgas sein, bei Attac mehr als 250. Und bei Attac findet zumindest diese Redaktion die Liste der die EBI tragenden Orgas nicht!
Wenn diese Redaktion „nur“ interessierter Tierfreund wäre, würde es ihr an dieser Stelle schon reichen. Was für ein Durcheinander, mehr offene als beantwortete Fragen, divergierende Angaben zur Anzahl der Orgas, teilweise nicht auffindbare Listen der Orgas.
Zurück in den ignoranten Tierfreunde-Schlummer. Erst wenn TTIP Realität geworden ist, dann kann man wieder in den geliebten Protest-Aktionismus des karitativen Tierschutzes verfallen.
Lassen Sie uns raten, welche Orgas vorne dran: Deutscher Tierschutzbund, bmt, Tasso, ETN … ?