Aua1080: Menschen- contra Tierschutz in Rumänien? (3): Wichtige Hintergründe der sogenannten Missbrauchsthese

 

{TS-Kritik}

 

Heulen möchte man nicht nur angesichts der Eskalation in Rumänien nach dem Tod des kleinen rumänischen Jungen Ionut und dem fatalen Beschluss des rumänischen Parlaments vom Dienstag, Massentötungen der Straßenhunde zuzulassen (Aua1078). Zum Heulen und Verzweifeln sind auch die Reaktionen der Tierschützer! Wieder fallen sie exakt in die Muster, die in der Vergangenheit schon ihre Kontraproduktivität bewiesen haben!

Allein, was gestern über Tierschutzverteiler ex Paktev.de gesendet wurde: blinder Aktionismus, ungesicherte Informationen, Shitstorm-Aufrufe, Datenschutzverstöße durch Listung hunderter Mailadressen, grausamste Bilder ohne jede Quellenangaben und so fort!

Und Harald von Fehr, der inzwischen nicht mehr unter Tierschutzpartei firmiert, sondern unter Unabhängige Tierschutz-Union Deutschlands macht seiner politischen Vergangenheit (vgl. Aua958) alle Ehre. Dass ausgerechnet er die bisher durch nichts bestätigte Missbrauchsthese aufgreift und den Tierschützern den Kindstot durch Hundebisse als „Lüge“ verkauft, wird nachvollziehbar, wenn man sich über die Quelle dieser Missbrauchsthese informiert!

 

Sexueller Missbrauch statt Hundeattacke?

Schon seit einigen Tagen geistert diese Missbrauchsthese durch Medien und Internet. Sie besagt, dass das vier Jahre alte Kind nicht von den Hunden getötet wurde, sondern sexuell missbraucht worden sei. Den Leichnam hätten die Täter dann ins Gebüsch entsorgt. Dort erst wären die Hunde über das angeblich schon tote Kind hergefallen.

Wenn sich Ihnen an dieser Stelle alle Nackenhaare aufstellen, sind Sie vermutlich DN-Stammleser?

Auch seriöse deutsche Medien wie der Focus weisen in einer „Anmerkung“ auf diese Hypothese hin:

              

Anm.d.Red. vom 11.9.2013: Inzwischen sind Zweifel aufgetaucht, ob der Vierjährige tatsächlich von den Hunden getötet worden ist. Nach Angaben des rumänischen Politikers Corneliu Vadim Tudor wurde der Arzt, der die Autopsie vornahm, unter erheblichen Zeitdruck gesetzt. Tatsächlich gebe es Hinweise, dass der Junge vergewaltigt und getötet worden sei, bevor die Hunde über ihn herfielen. Dies sagte der Europaparlamentarier der rumänischen Zeitung „DC News“.

(Focus online am 07.09.2013: „Sie haben mein Kind gefressen!“; hervorhebg. d. DN-Red.)

              

„Zweifel“ jedoch gibt es bei einem Harald von Fehr und dem Tierschutzverteiler nicht, „Hinweise“ schon gar nicht: Die durch nichts gesicherte Behauptung, das Kind sei durch sexuellen Missbrauch zu Tode gekommen, wird jubelnd von den Tierschützern aufgegriffen und schon durchs Netz gejagt.

 

Quellenstudium: Bingo!

Dass hinter den aktuellen Vorgängen in Rumänien massive politische und auch wirtschaftliche Interessen stehen, das ist keine Frage.

Zu fragen jedoch ist gerade bei solchen haarsträubenden Behauptungen: Wer erhebt sie?

Der Focus benennt die Quelle als den rumänischen Politiker Corneliu Vadim Tudor. Kein Unbekannter! Ganz im Gegenteil: Zu seiner ganz besonderen politischen Position und Rolle gibt es einen ausführlichen Wikipedia-Artikel.

Zunächst einmal ist Tudor Vorsitzender der ultranationalistischen (!) Partei Partidul România Mare. Und er hat eine direkte Verbindung zur Ursache des Straßenhundeelends:

              

Während der Ceaușescu-Ära war Tudor ein regimetreuer Journalist und Lyriker und verherrlichte in seinen Gedichten inhaltlich die Diktatur. Seit dem Sturz und der Hinrichtung von Nicolae Ceaușescu und der formalen Abschaffung der Rumänischen Kommunistischen Partei vertritt er seine nationalkommunistischen Gesinnungen in der Partidul România Mare.

(Wikipedia zu Corneliu Vadim Tudor; Hervorhebg. d. DN-Red.)

              

Welche Ziele verfolgt dieser Politiker?

              

Tudors politische Ziele gelten als antidemokratisch und extremistisch. Sie zeichnen sich durch Antisemitismus, eine öffentliche Verherrlichung des ehemaligen rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu, Kritik an westlichen Institutionen wie NATO und EU und die Forderung nach Entrechtung der im Land lebenden Minderheiten (insbesondere der Ungarn) aus. Diese Ziele vertritt er seit seiner Zeit als Redakteur bei der kommunistisch-nationalistischen Zeitschrift Săptămâna, welche während des Regimes Nicolae Ceaușescu als vulgäres Sprachrohr des Geheimdienstes Securitate galt und regelmäßig Dissidenten und Persönlichkeiten des Exils angegriffen hat.[1]

Im Visier der extremen politischen Äußerungen Tudors stehen immer wieder Roma, Juden und Ungarn, aber auch unbequeme Journalisten, ehemalige Dissidenten und Exilpersönlichkeiten, denen er beispielsweise mit der Einweisung in Arbeitslager drohte. Anfang 2004 verkündete Tudor öffentlich seine Wandlung vom Antisemiten zum Philosemiten und engagierte einen israelischen Imageberater als Wahlkampfleiter.

(ibid.; Hervorhebg. d. DN-Red.)

              

Und er ist EU-Parlamentarier!

 

Bildzitat Screenshot aus der ETN-Zeitschrift Respektiere 1/2010: Wenn ein Politiker sich nur FÜR die Tiere ausspricht, dann schauen Tierschützer nicht mehr so genau hin. Und so wird der als antidemokratisch und extremistisch beschriebene rumänische Politiker Corneliu Vadim Tudor auch ohne jeden „Nebenwirkungshinweis“ von den Tierschützern zitiert. Der durchschnittliche Leser, von dem nicht verlangt werden kann, sich über solche Hintergründe zu informieren, wird Tudor spontan in der Rubrik „engagierter Tierfreund“ ablegen! So macht man Antidemokraten im Tierschutz salonfähig!

[Die weißen Kästen auf dem Resttext dienen nur der Vorbeugung juristischen Trallalas des streitsüchtigen Rechteinhabers ETN wegen Urheberrechtsverletzung o. ä..]

 

Keine Quellenangaben!

Weder beim Focus noch bei dem schlecht übersetzten Artikel der rumänischen Zeitung DC-News werden irgendwelche überprüfbaren Quellen für diese haarsträubende These genannt!

Dafür greifen sowohl deutsche Medien wie besonders auch die Tierschützer nach dieser Missbrauchsthese wie nach dem rettenden Strohhalm. Aber der knickt jetzt schon durch, denn die Tötungen wurden (dennoch?) beschlossen.

Muss man Rumänien unterstellen, dass es einen so weitreichenden Parlamentsbeschluss auf der Grundlage noch nicht einmal gesicherter Fakten fasst?

Wenn es Beweise und Belege für diese Behauptung gäbe, warum werden sie nicht vorgelegt?

Wenn sich diese These bewahrheiten würde, wäre dann nicht das gesamte rumänische Parlament blamiert?

Einzelheiten aus dem Obduktionsbericht sind inzwischen an die Öffentlichkeit gedrungen. Unter anderem heiße es dort, dass lediglich die Fersen des Kindes von Hundebissen verschont geblieben seien. Aber einen mit dem Tod des Kindes endenden Missbrauch hat man dabei nicht festgestellt? Und warum wird im Artikel bei DC-News so dringend darauf hingewiesen, dass der Pathologe Palästinenser sei? (Remember: „Imageberater“ des demokratiefeindlichen Tudos sei ein Israeli gewesen.)

Und nicht einmal die Eltern des Kindes, die ja von Anfang an die Hunde verantwortlich gemacht haben, wissen (inzwischen) von diesem furchtbaren Verdacht?

Wollen wir raten? Der Pathologe war Palästinenser; und demnächst gibt es erste Gerüchte über die (menschlichen) Täter … Roma???

 

Für Deutsche gilt vor allem: Zurückhaltung!

Vorsicht! So gut die Verschiebung der Verantwortung auf Pädophile in das aktuelle rechtsextremistische Aktionsmuster deutscher Tierschützer passen würde, sollten diese sich nicht vor den Karren innenpolitischer Manipulation in Rumänien spannen lassen. Solange diese sogenannte Missbrauchsthese nicht von offizieller Seite bestätigt und mit entsprechenden Belegen untermauert wird und als exklusive Agiteure nur solche geschichtsträchtigen Figuren wie der genannte Corneliu Vadim Tudor in Erscheinung treten, ist Zurückhaltung angesagt.

 

Empört sich Frau von Hohenzollern jetzt gerade honorarfrei?

Wenn Carmen Arsene als Vorsitzende des rumänischen Tierschutzbundes protestiert, dann ist das ihre ureigene Aufgabe!

Wenn aber auf einmal eine Maja Prinzessin von Hohenzollern wieder aus der Versenkung auftaucht und einen Protestbrief bedenklicher Wortwahl (z. B. „Völkermord“) absondert, der nur aus hyperbolischen Vorwürfen besteht und mit keiner Silbe auf das tote Kind und die von den Rumänen so empfundene Bedrohung durch Straßenhunde eingeht, sieht man das Öl ins Feuer strömen!

Und DN fragt sich auch: Empört sich die Prinzessin jetzt gerade honorarfrei oder wer zahlt (vgl. Aua938)?

Wer glaubt, dass der momentane Aktionismus deutscher Tierschützer irgendetwas Positives hervorbringen könnte, darf sein Stück Mitverantwortung an der blutigen Eskalation übernehmen!