Aua1036P: Ärzte für Tiere e. V. mit Zivilcourage: Appell gegen Stasi- und Gestapo-Methoden im Tierschutz

 

{TS-Kritik}  [Im DNPA erschienen: 31.07.13; online verfügbar ab: 06.09.13}

 

Zivilcourage ist nichts für Privatpersonen, wie ein aktueller Härtetest auf Facebook gerade wieder bewiesen hat. Etwas mehr Standing ist da von Ärzte für Tiere e. V. (ÄfT) zu erwarten, die vorgestern mit einem bewundernswert offenen Appell den aktuellen und beängstigenden Entwicklungen in der Tierschutzszene entgegentreten. Absolut zutreffend ist darin von „Stasi- und Gestapo-Methoden“ die Rede sowie der Bereitschaft einiger Anführungszeichen-Tierschützer, gnadenlos Grund- und Persönlichkeitsrechte zu verletzen.

Korrekt macht ÄfT als Spielfeld dieser bedenklichen Entwicklungen vor allem die sozialen Netzwerke aus, der beliebte Euphemismus für „Facebook“. Das Geheimpolizei-Spiel der Akteure ohne Legitimation und bar jeder Legalität offenbare einen Blick in die Abgründe ihrer Seele:

              

Solche Menschen missbrauchen den Tierschutz, „Schutz“ hat nie etwas mit Militanz und Krieg zu tun, „Schutz“ setzt voraus, dass man die Negativität von Gewalt erkannt hat und andere Wege beschreiten kann. Und Gewalt, gleich welcher Form, ist das absolute „no go“!

(Appell von Ärzte für Tiere e. V. gegen Stasi- und Gestapomethoden im Tierschutz)

              

Als vornehme Akademiker-Zusammenrottung vermeiden Ärzte für Tiere selbstverständlich, irgendwelche Namen zu nennen, was dem Appell nur guttut. Dennoch lässt sich aus dem nächsten Absatz sicherlich eine Anspielung auf das aktuelle Hype-Thema Niedermohr ableiten?

              

Noch leben wir in einem Rechtsstaat, noch gilt in „in dubio pro reo“, noch haben wir die Exekutive und Judikative, noch…

Aber wenn man obige Beobachtungen auswertet, dann Gnade uns Gott, wenn dieses Handeln nicht gestoppt wird!

(ibid.; Hervorhebg. d. DN-Red.)

              

Das eindringliche „Noch“ ist der Kern des Appells und koinzidiert (ich auch Akademiker) emphatisch (siehste) mit den permanenten Doggennetz.de-Warnungen, dass bei den aktuellen Szeneaktivitäten, die mit Tierschutz so recht gar nichts zu tun haben, gesellschaftliche Grundwerte den Bach runtergehen und es nicht übertrieben ist, hier die verfassungsmäßige Ordnung in Gefahr zu sehen.

Am Ende des Textes folgt ein Link auf einen Handelsblatt-Artikel aus dem Jahr 2009 über Tierschützer-Terror gegen die Pharma.

 

Kommentar-Postings als gesellschaftlicher Offenbarungseid

Mit diesem wichtigen Appell sind Ärzte für Tiere e. V. zumindest nach Kenntnisstand dieser Redaktion die erste offizielle Tierschutzorganisation, die über unglaubwürdige Distanzierungserklärungen in der Saabrücker Zeitung hinaus (vgl. Aua1035) offen und klar Stellung zu der zunehmenden Radikalisierung und Gewaltbereitschaft der Tierschutz-Szene nimmt, die sich von wenigen Einpeitschern, laborierend mit dem Reizthema Zoophilie, zur Missachtung aller demokratischen Grundwerte dieser Gesellschaft verleiten lassen.

Mit Appellen dieser Güte macht man sich aber keine Freunde, lächelt die DN-Redaktion den Akademiker-Kollegen leidvoll wissend zu.

Quod erat demonstrandum, wenn man die Postings zu dem wunderbaren Veto liest. Zu viele Poster belegen mit ihren Kommentaren, dass sie die Botschaft nicht verstanden haben. Mimosenhaft fühlt sich man in der Rolle des Tierschützers allgemein verunglimpft und fordert gar eine Entschuldigung von ÄfT.

 

Gülle auf die Grundwerte dieser Gesellschaft

Einer der Kommentare offenbart das gesamte Dilemma, weshalb er hier ohne Namensnennung zitiert werden soll. Die Posterin stellt darin ihre eigenen Werte über die der Gesellschaft, in der, mit der und von der sie lebt. Sie schreibt: Man müsse sich angesichts des Leids der Tiere von der Masse abheben und darauf aufmerksam machen.

Stimmt. Dagegen werden auch ÄfT keine Stimme erheben. Es geht aber eben genau darum, WIE man darauf aufmerksam macht. Die Posterin selbst gibt ihre persönlichen Orientierungen preis:

              

Ein Mensch, der Tiere quält, hat für mich nichts menschliches mehr an sich und wird entsprechend nichtmehr als solcher angesehen und missachtet. Sollte ich soetwas mitbekommen, nutze ich die mit zur Verfügung stehenden mittel, um dies zu beweisen, zu verhindern und die betreffende Person zu überführen und die Öffentlichkeit vor dieser Person zu warnen. Wer dies mit Stasi und Gestapo gleichsetzt, der beleidigt jeden, der sich für das wohl der Tiere einsetzt in einem Maß, das mit nichts im Verhältnis steht!

(Posting auf FB zum Appell ÄfT in der Originaldiktion)

              

Was ist bei solchen Tierfreunden schief gelaufen? Keine Schule besucht? Fiel der Unterricht zu dem, was bei uns früher unter „Gemeinschafts- und Staatsbürgerkunde“ firmierte, aus? Die Posterin benennt den Grundmechanismus jeden faschistischen Systems: Erst wird ein Wert absolut gesetzt, der nicht in einem demokratischen Willensbildungsprozess definiert wurde. In diesem Fall: das Wohl der Tiere. Früher und andernorts sind das andere Werte: eine Religion, eine Rasse, eine Hautfarbe.

Unter Bezug auf diesen (willkürlich) absolut gesetzten Wert werden anderen Menschen ihre Rechte abgesprochen; hier formuliert als: „hat für mich nichts menschliches mehr an sich“. Damit sind wir schon beim Rassismus, denn wenn ich anderen Menschen ihr Menschsein unter Bezug auf einen von Einzelnen definierten Wert abspreche, ist das Rassismus pur. Dieser Rassismus hat überall dieselben Konsequenzen für die „Entmenschlichten“: Rechtlosigkeit, Vernichtung.

 

Zwar kein Staatsterror, aber sonst schön wuchtig

ÄfT sprechen vollkommen zutreffend von „Gestapo- und Stasimethoden“, weil diese gerade beschriebenen Mechanismen kennzeichnend für Unrechtsregime wie die Hitler-Diktatur oder die DDR sind.

Zu diesem „Unrecht“ gehört es eben dann auch, dass die staatlichen Organe, welche für den Vollzug des Rechts zuständig sind (akademisch: Exekutive), ausgeschaltet oder manipuliert werden. Deshalb auch fühlt sich die Posterin – immer unter Rekurs auf den von ihr willkürlich absolut gesetzten Wert „Wohl der Tiere“ – zu folgenden Maßnahmen berechtigt:

              

Sollte ich soetwas mitbekommen, nutze ich die mit zur Verfügung stehenden mittel, um dies zu beweisen, zu verhindern und die betreffende Person zu überführen und die Öffentlichkeit vor dieser Person zu warnen.

(ibid.)

              

Es ist nicht die Aufgabe von Lieschen Müller, Personen zu überführen und die Öffentlichkeit zu warnen.

Stattdessen hat der demokratische Rechtsstaat genau dafür Institutionen eingerichtet, an die sich jene wenden können, die etwas zu wissen meinen. Im Fall der Tiere sind das zunächst die Veterinärämter und natürlich die Polizei. Dort kann man unter Vorlage dessen, was man als Beweise zu haben glaubt, Anzeige erstatten. Die Behörden dann ermitteln und überprüfen, ob diese Beweise stichhaltig sind und ein Gesetzesverstoß vorliegt. Sollte dem so sein, wird der Verdächtigte den Gerichten überantwortet, die dann über ihn urteilen.

Wer diese Vorgehensweise in Frage stellt oder bekennend verletzt, steht nicht mehr auf der Grundlage unserer verfassungsmäßigen Ordnung und muss sich zurecht den Vorwurf „Gestapo- und Stasi-Methoden“ gefallen lassen.

Ganz korrekt ist diese Etikettierung dennoch nicht, denn „Gestapo“ und „Stasi“ übten Staatsterror aus. In der aktuellen Tierschutzszene jedoch etabliert sich derzeit eine unter Tollwutverdacht stehende Bürgerwehr unter Führung dem rechtsextremen Spektrum nahestehender Kräfte. NOCH bestehen Unterschiede zum Staatsterror.

Trotzdem und gerade deshalb trifft der ÄfT-Appell den Kern des Problems. Etwas despektierlicher und saftiger, wie es für DN üblich ist, kann man solche Methoden auch einfach als faschistoid bezeichnen. Sie kennzeichnen und bedienen faschistische Systeme.

 

Dünger fürs Denunziantentum

Unser vortragendes Lieschen Müller bekennt mit ihrem Posting darüber hinaus, dass sie bereit ist, geltendes Recht und Gesetz außer Kraft zu setzen. Denn wer die Öffentlichkeit ohne Rückgriff auf entsprechende Gerichtsurteile vor einzelnen Personen „warnt“, verletzt deren Persönlichkeitsrechte und macht sich der Vorverurteilung schuldig. Überdies bedienen solche Absichtserklärungen einen weiteren lebenswichtigen Mechanismus in Unrechtssystemen: das Denunziantentum. Und das blüht derzeit im Tierschutz.

Zurück auf die akademische Sprachebene, beweist dieses Posting und seine fatal schlichte Argumentationsstruktur ein nach Meinung dieser Redaktion durchgehendes Merkmal viel zu vieler Tierfreunde: brandgefährliches Nichtwissen und aggressiver Infantilismus! Diese mangelnde Reife wird auch durch folgende kleinkindliche Drohung bewiesen:

              

Ich werde diesen Text melden und erwäge, gegen diesen Verein Anzeige wegen Beleidigung zu erstatten, wenn nicht sofort eine Entschuldigung erfolgt!

(ibid.)

              

Bei dieser Posterin ist sicherlich nicht nur Gemeinschaftskunde- (und der Deutsch-)Unterricht ausgefallen! Es darf doch bitte nicht wahr sein, dass erwachsene Menschen so einen Stuss absondern? Man kann sie auch schon bald nicht mehr hören, die reflexartig herausgeschleuderte, vollkommen naive Drohung mit „Anzeige wegen Beleidigung“. Haben diese Tierfreunde wirklich so wenig Rechtskenntnis?

Wes Geistes Kind diese Dame ist, das beweist sie trefflich zum Abschluss ihres Postings, das den diabolischen Kreis der brandgefährlichen Dummheit mit ausgewiesenem, wenn auch sicherlich nicht bewusstem Hang zu faschistischen Mechanismen harmonisch schließt: 

              

Es mag ja sein, dass viele Tierschützer es maßlos übertreiben, aber anders wären so Dinge wie Tierbordelle wohl kaum ans licht gekommen!

(ibid.)

              

Nein, sie hat nichts von dem Appell verstanden. Ebenso wenig wie – bewiesen! – viele andere! Denn gar nichts ist (bisher) ans Licht gekommen und schon gar kein „Tierbordell“ (vgl. Aua1035). DARUM ging es eigentlich im Appell von Ärzte für Tiere e. V. Stichworte waren: „Meinungen, die Beweise ersetzen“, „Vermutungen“, das verzweifelte Aufrufen des Rechtsstaatsprinzips „in dubio pro reo“ und und und.

Schön, liebe Ärzte für Tiere, dass wir einmal darüber gesprochen haben.

Danke für den Flankenschutz, auch ohne Adressierung!

Euer Appell kommt ins Archiv für die postfaschistische Exkulpation derer, die früh erkannt und früh gewarnt hatten.

 

 

Aktualisierung 06.09.2013:

Der oben gesetzte Link auf den Originaltext bei Facebook ist inzwischen nicht mehr durchgängig. Da DN keine Facebook-Mitglied ist, kann die Redaktion derzeit nicht überprüfen, ob wenigstens Facebook-Mitglieder den Text noch aufrufen können.

Andere „Dynamiken“ sind aufgrund der „Nähe“ von ÄfT zum ETN denkbar …