Aua1006P: Der Schleiertanz von Kettenlos e. V.: Sie liefern, wir schleppen!

 

{TS-Kritik}   [DNPA; freigeschaltet am: 26.07.2013]

 

Soll man den Affekt „staunen“ noch vortäuschen?

Es gibt nichts zum Staunen, wenn sich die Auslandstierschlepperei professionell immer weiterentwickelt; wenn die Schleier der Scham einer nach dem anderen lautlos zu Boden sinken und sogenannte Tierschützer ihre Schlepperleistung immer unverhüllter anbieten.

Zu staunen gibt es auch nichts dahingehend, dass sich die diversen Tierschutzverteiler, ohnehin Conditio sine qua non der Schlepper-Infrastruktur, für derlei Anbiederungsversuche offensichtlich bedenkenlos zur Verfügung stellen.

Am 25. Juni 2013 ging diesbezüglich das „WANTED/GESUCHT“-Gesuch eines weiteren blutjungen und im definierten Tätigkeitsbereich komplett redundanten Vereins über einen solchen Verteiler: Kettenlos e. V.! Gesucht werden Partner im Ausland!

Das Gesuch ist nachgerade ein Schleiertanz der ethischen Enthüllungen.

Wenn es schon nichts zu staunen gibt, dann doch zu bewundern. Und deshalb für DN auch zu berichten: Das Anforderungsprofil, das potenzielle Auslandspartner für eine Kooperation mit Kettenlos e. V. zu erfüllen haben, leidet an einem Merkmal nicht: an Bescheidenheit!

Der DN-Informant schreibt kommentierend zum Hinweis auf die Rundmail:

              

Ein Schotterweg bis zum Welpenzwinger muss vorhanden sein. Es dürfen keine Fragen mit kritischem Inhalt gestellt werden. Und dieses verdammte Volk im Ausland soll endlich Deutsch lernen, hatten ja lange genug Zeit dafür. Und wenn es alles stimmt, dann kann es losgehen – juhu, wir retten!

(Zitat aus der Zuschrift eines DN-Lesers, der ungenannt bleiben möchte)

              

 

Schlichte Transportdienstleister als e. V.?

Der blutjunge Verein Kettenlos, gegründet im Januar 2013, ist ganz ehrlich. Schon in der Satzung. Neben dem üblichen Blabla zum Erreichen des Status der Gemeinnützigkeit fällt als Satzungsziel auf:

              

Die Vermittlung von herrenlosen Tieren und Abgabetieren an tierschutzbewusste,verantwortungsvolle und geeignete Personen oder Tierheime und tierheimähnliche Einrichtungen.

(Kettenlos e. V., Satzung; Hervorhebung d. Red.)

              

Mit den Spezifizierungen der Vermittlung an „Tierheime oder tierheimähnliche Einrichtungen“ fällt der Schleier! Denn das ist – nach Meinung dieser Redaktion und eines Großteil der DN-Leser – kein Tierschutz, das ist eine schiere Transport- oder Beschaffungsdienstleistung.

Gerade eben schockieren Expertenerwägungen zu Euthanasien in den überfüllten deutschen Tierheimen die Szene (hier und hier), da bietet sich der nächste Verein als schlichter Transportdienstleister an.

Was deutsche Tierheime NICHT brauchen, das sind Auslandshunde. Wer deutsche Tierheime mit dem beliefert, was sie nicht brauchen, macht nach Meinung dieser Redaktion auch keinen Tierschutz!

 

„Gemeinnütziges“ Dog-Trafficking?

Wie solche Vereine dann an die Gemeinnützigkeit kommen, das verbleibt im Schleier. Dog-Trafficking ist gewerbsmäßiges Handeln, wie nun schon mehrere Gerichte festgestellt haben (vgl. dazu Aua1004). Warum ein Verein, der gewerbsmäßiges Handeln schon in der Satzung als Vereinszweck definiert, die Gemeinnützigkeit bekommt, das müssen Interessierte das Finanzamt Flensburg (?) fragen. Denn einen Freistellungsbescheid findet man auf der Vereinshomepage wieder einmal nicht.

Apropos Fragen: Selbstverständlich hat diese Redaktion auch versucht, offene Fragen mit der Vereinsvorsitzenden zu klären. Diese jedoch hatte bei dem heutigen DN-Anruf gerade keine Zeit. Das ist okay, kann vorkommen und ist dann kein Problem, wenn Alternativen angeboten werden. Als Alternative wurde DN auf „irgendwann nächste Woche“ vertröstet (heute [Tag des Redaktionsschlusses zu diesem Artikel]  ist Mittwoch!). Das ist nicht akzeptabel.

Dann muss es eben ohne gehen!

Immerhin war noch in Erfahrung zu bringen, dass es wohl einen Freistellungsbescheid geben soll. Hinweise auf der Homepage dahingehend, dass steuerlich abzugsfähige Spendenquittungen ausgestellt werden können, hat zumindest diese Redaktion auf der Seite nicht gefunden. Genau so wenig wie die Erlaubnis zum gewerblichen Handel mit Tieren!

Nein, diese Redaktion macht jetzt keine Witze über den Namen der Dame bei Kettenlos e. V. , die für Pflegestellen und Vermittlung zuständig ist! Das gehört sich nicht!

 

Kommen lassen, nicht suchen gehen!

Offenbar versteckt sich das Auslandshundeelend jetzt schon so hinterfotzig genau dort, dass deutsche Tierschützer nicht einfach losziehen können, um schlicht anzupacken. Oder ist die (deutsche) Konkurrenz im Ausland so groß? Auf jeden Fall muss Kettenlos e. V., der blutjunge Verein mit „langjähriger Erfahrung“, das Elend bzw. die Auslandspartner durch einen Aufruf über einen deutschen (!!!) Tierschutzverteiler erst suchen.

Was ein solcher Partner dann aber alles an Voraussetzungen mitzubringen hat, mein lieber Scholli:

               >>>  ein Tierheim mit mindestens 150 Hunden                
  >>> behördliche Genehmigungen für den Hundeexport  
  >>> regelmäßige Beschreibungen der Hunde per Mail oder Internetseite. „Diese müssen mehrere Bilder umfassen und eine ehrliche Beschreibung über Verhalten, Geschlecht und Größe der Tiere. Nachfragen über einige Hunde müssen möglich sein“ (Zitat aus TS-Verteiler-Mail von Kettenlos e. V. am 25.06.2013).  
  >>> dauerhafte Zusammenarbeit  
  >>> Konkurrenz vor Ort (durch andere Vereine) ist nicht erwünscht!  

Im Gegenzug bietet der Transportdienstleister e. V. … einen Transporter! Nun gibt es, wie insbesondere DN variantenreich dokumentiert, solche Transporter und solche. Deshalb wäre es für den potenziellen Partner im Ausland vielleicht auch nicht uninteressant, mindestens einmal ein (1) Detail vom dem zu erfahren, was denn Kettenlos e. V. anzubieten hat.

Nun ja, hinsichtlich des Transporters erfährt der Tierschutzverteiler-Leser folgende Wichtigkeit: der Transporter sei „ausgestattet“. Potzblitz und Regenwurm: ein „ausgestatteter Transporter“. Das ist doch mal was?

Nein, diese Redaktion macht auch hier keine Witze über den Namen der Dame, die für Pflegestellen und Vermittlung zuständig ist!

 

Satzungszweck als Finanzierungsweg?

Nahezu witzig wird es bei der Bedingung: „Geldspenden für das Tierheim nur gegen Spendenbescheinigung“. Zugunsten des jungen Vereins mit der jahrzehntelangen Erfahrung (vermutlich Empirietransfer einer der Vorstände, der schon Gründungsmitglied von – ACHTUNG: – Pfotenhilfe Ungarn (!) war) nehmen wir jetzt einmal an, dass nicht gemeint ist, was geschrieben steht? Unter „Spendenbescheinigung“ versteht man im Allgemeinen eine in Deutschland steuerlich abzugsfähige Spendenquittung. Wie ein Tierheim oder Verein im Ausland eine beim deutschen Fiskus vorzulegende Spendenquittung erstellen soll, bleibt das Geheimnis von Kettenlos.

Tierschutzproblemzonen im Ausland, die nicht bereit sind, den deutschen Verein mit Hunden für das gewerbsmäßige Handeln zu bestücken, scheiden aus! Das hat Gründe! Denn, wie Kettenlos e. V. selbst verlautbart, erfolgt die Finanzierung dieses Vereins neben Spenden über die Vermittlung von Hunden, wie dieser herrliche Satz belegt:

              

Wir finanzieren uns aus Spenden und Vermittlungen, daher muss eine Vermittlung nach Deutschland möglich sein.

(Zitat aus TS-Verteiler-Mail von Kettenlos e. V.; Hervorhebung d. Red.)

              

Wieder fällt ein Schleier: Ein Tierschutzverein, der sich mit gewerbsmäßigem Handeln finanziert.

Endlich ist es erreicht! So lange haben wir auf so viel Ehrlichkeit gewartet! Danke, oh du mein Kettenlos!

Nein, diese Redaktion macht auch nach diesem Jubel keine Witze über den Namen der Dame, die für Pflegestellen und Vermittlung zuständig ist! Aber als Running Gag möchte sie doch nicht darauf verzichten.

 

Bekennend kein Strukturaufbau

Kettenlos e. V. bekennt ebenfalls offen, dass ein Strukturaufbau vor Ort, wie er üblicherweise durch wirtschaftliche Impulse erfolgt, nicht angestrebt wird. Stattdessen genau das, was die Strukturen vor Ort schwächt, wie man seit Jahrzehnten aus der humanitären Entwicklungshilfe weiß: „Monatliche Fahrten mit Sachspenden für das Tierheim“ (vgl. dazu Aua914). Nun ja, dann werden dem „ausgestatteten Transporter“ wenigstens keine Leerfahrten zugemutet.

Auch hier verkneifen wir uns das Lachen über den Namen der Dame, die Pflegestellen und Vermittlung zuständig ist! Jetzt reißen Sie sich mal zusammen!

 

20 Stunden Fahrtzeit: Kein Tierschutz, aber okidoki

Der gesuchte Auslandspartner jedoch muss nicht nur bereit sein, seine Hunde zur Finanzierung von Kettenlos e. V. für die Abfuhr bereitzustellen, muss über die entsprechenden behördlichen Genehmigungen verfügen, muss Spendenquittungen ausstellen können, muss alle möglichen Marketingdienstleistungen (Bilder, Beschreibungen etc.) liefern, nein, er muss auch noch in dem von Kettenlos e. V. offensichtlich als zumutbar bewerteten Radius von 20 Stunden Fahrtzeit liegen!

20 Stunden Fahrtzeit! Diese Redaktion möchte jetzt nicht länglich auf der offensichtlich exklusiv für den Nutztierbereich geltenden Konsens-Tierschutz-Forderung herumreiten, Tiertransporte auf 8 Stunden zu begrenzen. Nein, das möchte DN nicht! Und das passt auch nicht zu dem einen Namen!

Das „bescheidene“ Gesamtpaket an Forderungen von Kettenlos e. V. ist bestimmt mal eine echte Hilfe für die Tierschützer im Ausland!

 

Attraktive Junghunde statt hässlicher Welpen

Auf der Suche nach Trost in diesem lesbaren Schleiertanz deutschen Auslandstierschutzes werden wir fündig: „Keine Ausreise von Welpen“, diktiert die Liste der Bedingungen in der Tierschutzverteiler-Mail.

Die DN-Nörgler werden an dieser Stelle wieder einwenden, dass es auf die Definition des Begriffs „Welpe“ ankomme. Und wenn man schon behauptet, mit TRACES zu fahren, wofür die Webseite leider keinen für diese Redaktion auffindbaren Beleg liefert, kommen eh nur Hunde über 3,21 in Frage (3 Monate, 21 Tage wg. der Tollwutimpfung). Und das sind dann natürlich keine Welpen mehr im strengen Wortsinne.

Nörgler, ewige!

Hier mal der Gegenbeweis: „Moritz“ von Kettenlos ist sicherlich kein „Welpe“ im strengen Wortsinne? Aber er kommt doch noch gut vermarktungsfähig rüber?

 

   
Bildzitat Screenshot von: https://kettenlos.org/vermittlungen/moritz-von-kettenlos/

 

Oder nehmen wir „Fine von kettenlos“: Also wenn das kein Nicht-Welpe ist, dann weiß diese Redaktion aber auch nicht! Und dass sich beide auch noch irgendwie ähnlich sehen ….

 

  
Bildzitat Screenshot von: https://kettenlos.org/vermittlungen/fine-von-kettenlos/

 

Bewerbung statt Hilfe

Kettenlos zieht es gnadenlos durch bis zum Schluss: Denn die armen Tierheime im Ausland dürfen nicht einfach mehr um Hilfe bitten, nein, sie müssen sich „bewerben“! So zumindest formuliert es diese sensationelle Mail über Tierschutzverteiler. Genau wie bei Stellenangeboten von Arbeitgebern heißt es dort:

              

Wenn Sie sich angesprochen fühlen, freuen wir uns über Ihre Bewerbung.

(Zitat aus Tierschutzverteiler-Mail von Kettenlos e. V. am 25.06.2013)

              

 

Nomen est Omen?

Die Symbolik des Vereinsnamen „Kettenlos“ rollt über den kundigen ATS-Kritiker drüber wie der viel zitierte 40-Tonner! Von der Kette los sind hier ganz unverhüllt der Einklang von Satzungsziel und Finanzierungsquelle, die Preisgabe aller tierschützerischen Ansprüche (Vermittlungsziele und Fahrtzeiten) und die ohnehin kaum mehr aufrechtzuhaltende Behauptung, man wolle dem Ausland helfen; stattdessen muss sich dieses „bewerben“.

Früher hießen im Tierschutz tätige Damen Frau Edel, Frau Hilfreich und Frau Gut.

Wie diese heute heißen, haben Sie vermutlich inzwischen selbst herausbekommen?