Aua882: Gastbeitrag Marla Elan: Tierschutz für Actionfans

 

{TS-Kritik}

 

Einmal geht schon – auch Doggennetz.de’ler dürfen  m a l  emotional werden:

              

Tierschutz für Actionfans


von Marla Elan

 
Immer wieder werden illegale Hundetransporte nach Deutschland, in die Niederlande, überhaupt Nordeuropa, aufgebracht. Abseits fehlender Genehmigungen geht es auch den Hunden auf solchen Transporten nicht gut. Es ist immer dasselbe.

Festgestellt wird:

-Transport nicht angemeldet oder genehmigt, also illegal.

-Hunde zusammengepfercht zu mehreren in kleinen Gitterboxen.

-Hündinnen mit Welpen dürfen aus Tierschutzgründen (!!!) nicht transportiert werden, sind aber regelmäßig dabei.

-Welpen ohne Mutter, die aber noch zu jung sind, um ohne ihre Mutter auszukommen, sind auch repräsentiert.

-Ruhezeiten werden nicht eingehalten.

-Futter und Wasser bekommen die Tiere entweder gar nicht oder zu wenig.

-Im Sommer leiden und sterben die Hunde in unklimatisierten Lieferwagen.

-Unfachmännischer Umgang mit Hunden auf Parkplätzen führt zu zahlreichen Entweichungen, in der Folge oft zu Unfällen. 

 

Unfassbar ist…

 …, dass es immer noch Menschen gibt, die an Tierschutzmotive bei solchen Transporten glauben. Völlig verblendet kommentieren sie Berichte über aufgeflogene Tiertransporte so ähnlich wie: „Meine Polly aus Kroatien wurde auch drei Tage lang im Autoreifen hierher geschmuggelt, aber es war das Beste so für sie. Ich würde das auch machen.“

 

Tatsächlich gibt es …

… Gesetze und Verordnungen, wie man mit Hunden Grenzen übertreten darf. Angemeldete, tierschutzgerechte Transporte dürfen stattfinden. Die dazu gehörende Bürokratie ist sicher nervig, aber Bürokratie ist im Rechtsstaat ein Mittel, um Einzelinteressen wirksam zurückzuweisen. Wer Korruption vorbeugen will, muss Bürokratie zulassen!

 

Selbst wenn …

… man gar kein geldgieriger Tierschlepper ist, sich aber bewusst entscheidet, diese Gesetze zu missachten, weil Bürokratie aufwändig, klimatisierter Transporter teuer, zu wenig gerettete Tierkapazität pro Fahrt, macht das die Verantwortlichen nicht zu Robin Hoods des Tierschutzes, sondern zu Dreijährigen, die „Verstecken“ spielen, indem sie sich selber die Augen zuhalten. Die Heldenpose der massenhaften Rettung unschuldiger Hunde vor grausamen Südeuropäern wird zur Farce, wenn Hunde auf Transporten ersticken und verdursten, gestresst und traumatisiert werden, sich in den Boxen oder gegenseitig verletzen, mangels Gesundheitscheck andere anstecken oder die Krankheit unter stressigen Bedingungen rasant fortschreitet und schlussendlich weitere Kollateralschäden beim Umladen ins Haus stehen.

 

Was in Deutschland ankommt …

…, sind keine glücklich Geretteten, die von Mutti an den Busen gedrückt werden: „Jetzt wird alles gut, Schatzi!“ Es sind Tote, Halbtote, Todgeweihte und ein paar, die tatsächlich glücklich werden. Allen, die „Ich würde das auch machen!“ rufen, sollte klar sein, dass neben einer Polly aus Kroatien drei andere kauerten, ein Toter, ein Halbtoter und ein Todgeweihter.

Zuverlässig im Nachhall aufgebrachter illegaler Hundetransporte schallt er aus dem trüben Tal, der regelmäßige Ruf nach zivilem Ungehorsam. Nach einem Blick in Kroaten-Pollys dunkle Knopfaugen ruft wieder jemand aus: „Ich würde das auch machen!“

Lang wie eine Lichterkette, getragen vom untrüglichen Gefühl der Rechtschaffenheit und eingehüllt von der nordeuropäischen Wolke des einzig wahren Mitfühlen-Könnens tragen die Wellen dieses Schalls tausende Kilometer weit, brechen sich an den Gipfeln der Alpen und in den Schluchten des Balkan, hallen wider durch die Säulen der Akropolis, bis diese „Stille Post“ schließlich irgendwo im äußersten Süden ankommt, wo ein kleiner Welpe gerade in eine Gitterbox in einem unklimatisierten, überfüllten Transporter getragen wird. Der Schall, der aus seinem Bestimmungsort tausende Kilometer weit weg kommt, ruft ihm, der nur noch einige Stunden zu leben hat, zu

 „Stirb langsam!“