Aua804: SDS Satirisches Donnerstags-Saugut: Steht eine Sarkoptes-Milbe an der Schweizer Grenze …
{TS-Satire}
Spinnentierchen hin oder her, Kopti, der Sarkoptes-Räude-Milbe, taten die Füße ganz schön weh, als sie endlich mit ihrer Gruppe die Schweizer Grenze erreichte. Eine Grabmilbe ist doch kein Langstreckenläufer, schimpfte der Ektoparasit vor sich hin.
Tröstlich immerhin, dass mit der aufwendigen Organisation alles geklappt hatte: Die 190 röhrenartigen schwarzen Sehhilfen lagen parat. Kopti teilte diese an die Pflegehunde aus und wandte sich ihrer Reisegruppe zu: „Jetzt stellen wir uns alle entlang der Grenze auf, schauen mit dem Ofenrohr ins Gebirge und winken unserem Geld hinterher!“
„Das wird was bringen“, grummelte genervt Burgi, eine stattliche Dogge, die mit ihren defätistischen Äußerungen schon während der gesamten Reise für unangenehme Stimmungsspannungen gesorgt hatte.
„Ach, ist der Rasen schön grün!“, begeisterte sich Nothund Nr. 9745, der das Ofenrohr eifrig an die Labistirn drückte.
Kopti erkannte sofort den Urheberrechtsverstoß und maßregelte den Nöti: „Das ist schon mal kein Rasen, sondern Wiese. Und Wiese, die am Berg rumliegt, die nennt man Alm!“
Nöti sicherte diese Auskunft mit einem fragenden Blick an Burgi ab. Keine Einwände von dem arroganten Apoll der Hunderassen, der lediglich verächtlich die Lefzen flattern ließ. Deshalb korrigierte sich Nöti mit ironisierender Betonung auf dem Nomen: „Ach, ist die Alm schön grün!“
„Und wo liegt jetzt Frankreich?“, fragte eine Arschkrampe mit doch düster gebremster Neugier über den Zielort seiner vielleicht letzten Reise. 191 Ofenrohre an der Schweizer Grenze schwenkten hin und her.
„Ich sehe das Alpenparlament!“, rief plötzlich ganz aufgeregt Nöti Nr. 8593! 191 Ofenrohre ruckten wie ein Mann nach rechts. Nach ganz weit rechts!
„Schön, schön“, lobte Kopti, „aber wir wollen uns jetzt nicht in das Studium illegal im Ausland veröffentlichter Verfahrensakten einer Tierquälerin verlieren!“
Aufmüpfiges Raunen strich wie eine Welle durch die gesamte Reisegruppe.
Nöti 9745 blickte gespannt auf Burgi und wurde nicht enttäuscht: „Warum denn nicht? Dort liegen Kontinuität und Szene-Tradition! Und auch personell lässt sich ein Zusammenhang herstellen.“
Kopti folgte seinem Vorsatz, sich von den defätistischen und netzartig unters Volk gebrachten Äußerungen Burgis nicht mehr aus dem Konzept bringen zu lassen!
191 Ofenrohre stocherten im Schweizer Nebel.
„Da ist soo viel Geld! Unversteuertes deutsches Geld!“, meldete eine Neufundländerhündin, die sich unausgesetzt kratzte (Drecks-Kopti!), an die Gruppe rück.
„Seit wann müssen Spendengelder denn versteuert werden?“, strich die Dogge ihren subversiven Senf ab, absichtlich die unterschiedliche Herkunft verschiedener illegal in die Schweiz verbrachter Gelder miteinander verquickend.
Nöti gluckste amüsiert. Nicht immer wahr, was Burgi sagt, aber immer lustig. Und darauf kommt es schließlich an!
„Ich sehe einen weißen Mops!“, meldete ganz unaufgeregt Nöti Nr. 8594, um die Gruppe unauffällig aus dem Spannungsgebiet bilateraler fiskalischer Streitfragen herauszuführen.
„Wo?“, stieß Arschkrampe nach und kreiste hektisch mit dem Ofenrohr über den Horizont, hinter dem es weitergehen soll.
„Dort! Da! Auf der Mauer!“, ward ihr zur Antwort.
„Und wenn du genau guckst, sitzt er nicht auf der Mauer, sondern liegt unterm Zaun“, nörgelte Burgi schon wieder dazwischen, bevor sie das gesuchte Objekt überhaupt in der Optik hatte!
„Ach, ist die Alm schön grün!“, nahm 9745 die Standortbewertung des so herrlich außerhalb deutscher Gerichtsbarkeit liegenden Wohnorts vom Anfang wieder auf.
„Da möchte ich auch hin“, optionierte die Arschkrampe ihre ungewisse Zukunft alternativ.
Das war der richtige Moment für Kopti: „Geht nicht. Um dort zu leben und vor allem, um dort Grund und Boden zu erwerben, braucht man die Schaftbürgerstaats! Entweder die Schweizer oder wenigstens eine doppelte.“
„Schaftbürgerstaats“, schnaubte die Dogge verächtlich und ließ ihre Lefzen mit maximaler Missgunst auspendeln. „Das Wort habe ich ja noch nie gehört!“
Immerhin hatten inzwischen fast alle Teilnehmer der Reisegruppe <Wir nehmen Abschied> den Mops im Fokus. „Jetzt winken wir alle nochmal schön. Und das war’s dann!“, machte Kopti mit wehmütigem Blick auf die Spendenuhr die letzte Ansage.
Collage: Paloma Picassa |