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Aua733: Stadt Krefeld gibt Husky zum Abschuss frei

{TS-Kritik}

 

Angefangen hat das Drama Mitte Juni 2012: Die knapp sechs Jahre alte Husky-Hündin Samira entlief ihren Besitzern. Das Ehepaar hatte die Hündin von der Nothilfe Polarhunde NORD e. V. übernommen. Aus dem heimischen Garten hatte sie sich befreit, als sie den Draht des Gartentores durchbiss.

Die WZ berichtet zum ersten Mal am 25. Juni über den Fall.

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Die Husky-Hündin Samira.
Foto: Regina Bormann

Die Hündin wurde von der Nothilfe Polarhund Nord e. V. erst eine Woche zuvor an das huskyerfahrene Ehepaar vermittelt. Sie stammt aus suboptimalen Verhältnissen und wurde schon mit offensichtlichen Deprivationsschäden aus der Auflösung eines größeren Rudels übernommen.  

Die erste Vorsitzende der Nothilfe Polarhund NORD, Heike Otter, gibt bereitwillig Auskunft zu dem Fall. Aktuell seien mehrere Helfer des Vereins in der Region. Mit einer Lebendfalle versuche man, dem behördlichen Abschuss zuvor zu kommen. Um die Tierschutzbemühungen aber nicht durch Medienrummel zu behindern, gehen die Tierschützer nicht an die Presse.

Die jedoch, und zwar die Boulevard-Presse, hat inzwischen selbst Wind von dem Fall bekommen. Samiras Herrchen, Gerhard Bormann, hofft, dass sich deren angekündigte Interventionen insbesondere bei der Stadt Krefeld zum Vorteil auswirken.

Und die Presse, nährt sich fortlaufend von der Sommerlochstory. Am 6. August 2012 berichtet die WZ-Newsline Mysteriöser Hund soll Schafe gerissen haben. Das leicht melodramatisierende „mysteriöser“ Hund nährt sich vermutlich aus dem Umstand, dass sich die Identität des Hundes, dem der Riss von acht Schafen angelastet wird, nicht zweifelsfrei feststellen ließ. Wolfsähnlich soll er ausgesehen haben.

Schon zu diesem Zeitpunkt mischen die Jäger mit. An Intervention oder gar Abschuss jedoch sahen sie sich noch gehindert ob des Faktums, dass ihr Eingreifen nur im Kontext mit jagdbarem Wild erlaubt sei. Schafe jedoch seien kein jagdbares Wild.

Gerhard Bormann, verweist gegenüber der Doggennetz.de-Redaktion darauf, dass der zuständige Jagdpächter ausdrücklich betont habe, nicht an einem Abschuss interessiert zu sein, wenn es sich verhindern lasse.

An der „grünen“ Front also werden Kooperationssignale gesetzt. Das lässt hoffen …

 

Abschussfreigabe nach Paragraf 14 des Ordnungsbehördengesetzes

Über die Aktionen der Tierschützer berichtet dann die Zeitung erneut am 7. August 2012. Inzwischen sei ein Hundetrainer eingeschaltet worden, Suchhunde werden eingesetzt. Ein Tierarzt mit Betäubungsmittel stehe bereit. Um jedoch erfolgreich betäuben zu können, muss man der Hündin sehr nahe kommen, was diese nicht zulässt.

Inzwischen hatte die Hündin ein Lamm gerissen. Hofinhaber und der zuständige Jagdpächter hatten dann das tote Tier als Köder ausgelegt und die Hündin bei dieser Gelegenheit mit einer Nachtsichtkamera per Selbstauslöser fotografiert.

Schon zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadt Krefeld Samira zum Abschuss freigegeben. Da die rechtliche Lage nicht ganz einfach ist, stützt sich die Stadt mit dieser Entscheidung auf Gefahrenabwehr und das Ordnungsbehördengesetz. Als „wildernder Hund“ bezeichnet, berichtet rp-online am 8. August über die Abschussfreigabe.

Das Ganze wird jetzt zum Wettlauf mit der Zeit. Bisher ist nicht abzusehen, ob das Rennen von den Tierschützern zugunsten Samiras oder von den Abschussermächtigten gewonnen wird.

Aktualisierung vom 10.08.2012:

Die Husky-Hündin Samira ist tot. Wie wz-online aktuell berichtet, wurde sie von einem Zug angefahren und mit gebrochener Wirbelsäule gefunden. Man habe dann noch eine Operation versucht, die sie jedoch nicht überlebt hat.

Besorgniserregend sind vor allem die Reaktionen auf diesen Ausgang, wie sie in der völlig eskalierenden Kommentarspalte zu obigem Artikel nachzulesen sind. Die Schere zwischen „Tier- und Hundefreuden“ einerseits und dem „Rest“ der Gesellschaft sperrt immer weiter auseinander …