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Aua732: Kompetenz in Katzen? Der Hauskatze-Wildkatze-Test

 

{TS-Kritik}

 

Vom landläufigen Tierschutz nicht ausreichend thematisiert, gewürdigt und unterstützt ist das Thema Wildkatze. Vielen unbekannt ist etwa die Tatsache, dass es auch in Deutschland erstarkende Bestände der Europäischen Wildkatze gibt. Die bedeutendsten Vorkommen fänden sich in Rheinland-Pfalz mit einer Population von rund 3.000 Individuen. Vor zwölf Jahren lagen die Bestandsschätzungen bundesweit bei nur 1.700 bis 5.000 Exemplaren (hier).

 

BUND im Wildkatzen-Schutz führend

Um diesen wichtigen Bereich des Tierschutzes kümmern sich eher die Naturschutzverbände wie etwa der BUND, der sich seit 2004 mit seinem Projekt Ein Rettungsnetz für die Wildkatze für den Schutz dieser gefährdeten Tiere und ihres Lebensraumes einsetzt. 2010 etwa führte der BUND eine große Informationskampagne durch. Hauptanliegen im Wildkatzen-Schutz ist es, vereinzelte Waldgebiete durch entsprechend begrünte „Brücken“ (Pflanzen von Büschen, Bäumen etc.) miteinander zu verbinden, um den Austausch der Populationen untereinander zu begünstigen.

 

Gefahr: Haustierabschuss

Neben dem Schwinden des „natürlichen“ Lebensraumes dieser vom Aussterben bedrohten Art ist eine zusätzliche und besonders unnötige Gefahr der so genannte Jagdschutz. Wie Tierschützern bekannt, ist es Jägern unter bestimmten Voraussetzungen nach Bundesjagdgesetz und den einschlägigen Landesjagdgesetzen erlaubt, Haustiere – also Hunde und Katzen – in Wald,  Feld und Flur abzuschießen. Wie jedoch ein Jäger auf die Entfernung eine getigerte Hauskatze von einer Wildkatze unterscheiden will, bleibt dabei ungeklärt. Dies bleibt es auch deshalb, weil eine solche Unterscheidung auf die Distanz gar nicht möglich ist!

Zwar lässt sich noch einwenden, dass verwilderte Hauskatzen eher in der Nähe menschlicher Ansiedlungen auftreten, Wildkatzen dagegen nicht. Aber bisher ist unbekannt, dass Jäger Haustiere nur in der Nähe menschlicher Ansiedlungen abknallen. Tierschutzorganisationen geben die jährliche Katzenabschussquote mit rund 350.000 Mitgeschöpfen an (vgl. Zahlen der Initiative jagdgefährdeter Haustiere). PETA schreibt sogar von 400.000.


Wie kompetent sind Katzenschützer?

Die Vorstellung, dass Tier- und Katzenschützer in ihrem Aktionismus in nicht wenigen Fällen auch Wildkatzen in menschliche Obhut übernehmen und ihren beliebten Zwangszähmungsmaßnahmen unterwerfen (ein Beispiel dafür in Aua730), jagt dem authentischen Tierfreund Horrorschauer über die Streichelhand. Fragen Sie doch beim nächsten Kontakt mit dieser Volksgruppe einmal spaßeshalber nach den Merkmalen, aufgrund derer man eine Haus- von einer Wildkatze unterscheidet?

Sollten Sie das selbst nicht wissen, finden Sie hier Hilfe!

 

Doggennetz.de-Leser testen sich

Oder möchten Sie sich selbst testen? Kein Problem: In Bayern bemüht man sich ganz besonders um die Wildkatze. Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat 2010 den Aktionsplan 1 zur Förderung der Wildkatze in Bayern aufgelegt.

Darin übrigens verpflichtet sich der Bayerische Landesjagdverband bei seinen Mitgliedern darauf zu „dringen“, wildfarbene (Haus-)Katzen wegen der großen Verwechslungsgefahr (mit Wildkatzen) „grundsätzlich von Jagdschutzmaßnahmen auszunehmen“. Gutes Gelingen mit dem Dringen! Diese Forderung in Gottes Ohr und des Jägers Ballermann!

Über weiterführende Links kommt der Wildkatzen-Freund dann auf die Website der Bayerischen Forstverwaltung. Dort kann jeder an Hand von sechs Beispielbildern überprüfen (Test hier), ob er im Ernstfall die Haus- von der Wildkatze unterscheiden könnte.

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Getigerte Katze mit Schussverletzung Auge! Hier hätte es mit dem „Dringen“ des Bayerischen Landesjagdverbandes auf seine Mitglieder dahingehend, getigerte Hauskatzen vom „Jagdschutz“ (Terminus technicus der Jäger für das anachronistische Privileg, anderer Leute Familienmitglieder abzuknallen) auszunehmen, nicht geklappt. Aber der Schuss-Vorfall ereignete sich auch nicht in Bayern, sondern in Baden-Württemberg. Und der Süßpoppel mit der jetzt halbierten Optik ist auch keine Wildkatze, wie sich in der fürsorgende Nachbetreuung von Tierschützern zum „Jagdschutz“ herausstellte.
Bildrechte: ja, ja – sind geklärt!