Aua526: DDC-Züchterin badet in 27 Doggenwelpen
{Zuchtkritik}
Die STERN-TV-Sendung am 22. Februar 2012 berichtete über eine Doggenzüchterin, die mit zwei Würfen (ein Wurf mit 11 Welpen; ein Wurf mit 16 Welpen) auf einen Schlag 27 Doggenwelpen zu betreuen habe.
Bildzitat Screenshot von: https://www.stern.de/tv/sterntv/rekord-fuer-zuechterin-27-welpen-auf-einen-schlag-1789666.html am 26.02.2012. |
Die Züchterin Beatrice Oswald züchtet unter dem Zwingernamen Deutsche Doggen von Tara unter dem Dach des Deutschen Doggen Clubs (DDC).
Süß und niedlich und fatal
Die Stern-TV-Berichterstattung wie auch Berichte in Tageszeitungen und Einträge auf Foren behandeln den angeblichen Weltrekord unkritisch. Der Fernsehsender VOX titelt sogar „Niedliche Doggen-Welpen“ und „süße kleine deutsche [sic!] Doggen“ in seiner Berichterstattung. Fatal! „Niedlich“ und „klein“ und „süß“ sind exakt nicht die Labels, die der Anschaffung dieser anspruchsvollen Rasse auch nur annähernd gerecht werden.
Die Doggen-Not-Orgas in der Republik können sich Exemplare aus diesen beiden Würfen eventuell in 14 bis 16 Monaten schon einmal vormerken!
Ein Indiz dafür ist insbesondere auch die zentrale Forderung der Züchterin an ihre Welpenkäufer, wie sie diese in ihre Anzeigen bei deineTierwelt.de formuliert:
Ich setze bei den neuen Besitzern voraus das die Liebe zum Tier das allerwichtigste bei der Anschaffung eines solchen sanften Riesen ist.. |
Dieses Anforderungsprofil lässt Schlimmstes befürchten. Zuerst einmal sind Deutsche Doggen keine „sanften Riesen“! Dann ist „die Liebe zum Tier“ sicherlich eine, aber ganz sicherlich nicht die allerwichtigste Voraussetzung für die Anschaffung eines derartigen Exotenhundes.
Nähere dazu hier auf dieser Seite in der Rubrik Dogge praktisch. (Achtung: Diese Texte sind etwa zehn Jahre alt und sollten dringend aktualisiert werden; für den hier verhandelten Fall reichen sie aber auf jeden Fall aus.).
Für den Tierschutz katastrophal!
Aus tierschützerischer Sicht jedoch sind solche Extremwürfe kein Anlass zur Freude. Zum einen fragt sich, wo jetzt wieder 27 neue kompetente Abnehmer für solche Extremhunde herkommen sollen. Zum anderen bemühen sich die Tierschützer an allen Ecken und Enden, die katastrophale Vermehrung von Hunden zu verhindern und hier wird gezielt ein absoluter Extrem- und Exotenhund, die Deutsche Dogge, in dieser Menge auf das hundeübervölkerte Deutschland losgelassen.
Sachkunde-Fehler?
Sachkunde-Experten weisen die Doggennetz-Redaktion darüber hinaus auf die im Hintergrund eingespielte Geburtsszene hin. Das Expertenvotum bemängelt, dass die Züchterin bzw. die Geburtshelfer die Nabelschnur nicht abgebunden oder abgeklemmt habe/n. Allerdings lässt die Qualität der Aufnahmen (im Hintergrund des Videos eingespieltes Video) keine abschließende Beurteilung zu.
Bildzitat Screenshot von: https://www.stern.de/tv/sterntv/rekord-fuer-zuechterin-27-welpen-auf-einen-schlag-1789666.html am 26.02.2012. Im Hintergrund wird eine Geburtsszene eingespielt. Tierschützer mit ausgewiesener Sachkunde kritisieren das zu sehende Abnabeln als nicht sachgerecht. |
Eindeutig zu erkennen und als schwerer Sachkunde-Fehler zu bemängeln sei, so die Experten weiter, hingegen die Tatsache, dass die Welpen bei der Fütterung mit der Flasche keinen „Milchtritt“ machen konnten.
Der renommierte Tierpfleger und Ausbilder Martin Krause (vgl. Aua 367) sagt dazu:
Beim so genannten Milchtritt handelt es sich um eine angeborene Verhaltensweise vieler Säugetiere. Die Jungtiere treten mit ihren Vorderpfoten unmittelbar vor und während des Säugens mit rhythmisch knetenden Bewegungen gegen die Umgebung der Zitzen des Muttertieres. Dadurch wird bei der Mutter der „Milchreflex“ ausgelöst und so die Freigabe der Milch angeregt. Auch bei der Fütterung mit der Flasche sollen die Welpen diese Möglichkeit zum „Milchtritt“ haben! Deshalb sollen die Welpen unbedingt so gehalten werden, dass sie mit ihren Vorderpfoten zum Beispiel gegen die Hand oder gegen den Körper der Züchterin treten. Stattdessen ist es aber auch möglich, den Welpen bei der Fütterung so in Brustlage hinzusetzen, dass er gegen ein vor ihm liegendes zusammengerolltes Handtuch treten kann. Die Vorderpfoten des Welpen sollen bei der Fütterung also nicht „in der Luft“ hängen! (Martin Krause, Tierpfleger und Autor des Lehrbuch Tierfachkraft) |
Genau so – in der Luft „hängend“ – geschieht es aber bei Züchterin Oswald.
Rund 40.000 Euro an der Hauswand
Rein ökonomisch sind diese beiden Großwürfe natürlich attraktiv. Nimmt man den durchschnittlichen Doggenwelpenpreis von 1.500 Euro, dann summieren sich die beiden Würfe, wie sie dort nebeneinander an der Hauswand aufgereiht werden, auf einen Umsatz von 40.500 Euro.
Zuchtkritik-Kompetenz
Auch der bekannte Zuchtkritiker Christoph Jung nimmt diesen Fall auf seinem Blog Petwatch auf und kommentiert.