Aua494: Tiere suchen ein Zuhause: Grob fahrlässige Falschinfo zu Katzenschnupfen

{TS-Kritik}

 

Für Tierpflegepersonal mit  Sachkunde ist die WDR-Sendung Tiere suchen ein Zuhause gelegentlich nur schwer zu ertragen. Wie dort oft Verhaltensprobleme von Hunden kleingeredet und Krankheiten verharmlost werden, ist für Experten empörend. Auch was die eingespielten Filme aus deutschen Tierheimen an fehlender Sachkunde dokumentieren, ist ein Skandal für sich – es bemerkte ihn dann jemand!

Zu jeder Sendung ließe sich eine Liste mit Falschinformationen anlegen. Und für die Sendung vom 29. Januar 2012 begrenzen sich diese Falschinformationen nicht auf die schon längst widerlegte Behauptung der Moderatorin Claudia Ludwig, Zoo Zajac wäre jetzt der Erste, der in Deutschland wieder Welpen verkaufe (vgl. dazu Aua140).

 

Diese Sendung propagiert Sachkundefehler

Besondere Empörung rief die TseZ-Sendung vom 29. Januar 2012 zum Kater Benni des Tierheims Heinsberg hervor.

Das Desaster fängt schon mit dem Einspieler aus dem Tierheim an, wenn dort Kater Benni in der Quarantänestation befindlich gezeigt wird. Dazu berichtet die Stimme aus dem Off wörtlich:  Sein Katzenschnupfen wird zwar bleiben, ist aber nicht ansteckend.

Dann  holt die Tierpflegerin den Kater aus der Quarantänebox. Dort hätte sie nach den geltenden Bestimmungen mindestens einen Kittel zu tragen. Sowohl das Herausnehmen der Katze wie auch das Fehlen der vorgeschriebenen Schutzkleidung sind gravierende und gefährliche Sachkundefehler. Experten, die sich mit der Ausbildung und der Abnahme von Sachkundeprüfungen befassen, bewerten solche Beispiele in einer so prominenten Sendung wie Tiere suchen ein Zuhause als fatal.

 

Behauptung schlicht falsch

Im Gespräch  mit der Vertreterin des Tierheims Heinsberg wiederholt Claudia Ludwig dann noch einmal wörtlich die Fehllinformation: Es sei wichtig zu betonen, dass Katzenschnupfen nicht ansteckend sei. Gemeint ist hier natürlich: die chronische Form! (Hofft man zumindest …)

Diese Redaktion weiß nicht, woher Claudia Ludwig und die Dame aus Heinsberg ihre Informationen zur Ansteckungsgefahr bei chronischem Katzenschnupfen nehmen, jedoch sind seriöse Informationen von ausgewiesenen Experten dazu verfügbar:

Das Autorenteam Kleintierklinik Dr. H. Scholl, J. Fritz, Dr. S. Dahnken der Kleintierklinik in Heilbronn schreibt dazu unmissverständlich:

              

Die meisten Katzen, die sich vom Katzenschnupfen erholen, werden zu so genannten „Trägertieren“. Sie zeigen zwar keine eigenen Krankheitssymptome, können das Virus aber mit ihrem Speichel, ihrer Tränenflüssigkeit und ihren Nasensekreten ausscheiden. Damit stellen sie eine Infektionsquelle für andere Katzen dar.
(Quelle; Hervorhebung d. Red.)  

              

Auch Professor Dr. Hans Lutz vom renommierten Veterinärmedizinischen Labor der Universität Zürich bewertet unzweifelhaft:

              

Nach der Genesung hört die Virusausscheidung aber nicht automatisch auf.  Ein Teil der Katzen wird auch nach einer scheinbaren Ausheilung des Schnupfens weiterhin Virus ausscheiden und damit empfängliche Tier gefährden.
(Quelle; Hervorhebung d. Red.

              

Die in der Filmaufnahme gezeigte „Tierpflegerin“ müsste dies eigentlich wissen, vorausgesetzt, dass sie sachkundig ist.

 

Das weiß sogar der Deutsche Tierschutzbund

Ein Blick in die Lernunterlagen für den Sachkundenachweis des Deutschen Tierschutzbund e. V. aus dem Jahre 2007, Seite 41, wäre auch schon hilfreich. Auch dort steht klar zu lesen:

              

Katzen, die eine Infektion überstanden haben und scheinbar gesund sind, können die Erreger weiterhin ausscheiden.
(ibid.)

  

              

 
Machen Sie den Sachkundenachweis, Frau Ludwig!

Die Woche zuvor hatte sich die Sendung über „Amtstierärzte in der Kritik“ empört. Trotzdem wäre es wünschenswert, wenn ein Amtstierarzt sich einmal das Tierheim Heinsberg ansehen möchte und überprüfen, ob dort irgendjemand Sachkunde vorweisen kann?

Und Claudia Ludwig muss sich fragen lassen, wie ernst sie ihren Job und vor allem ihre Verantwortung eigentlich nimmt?

Vorschlag der DN-Redaktion: Machen Sie sich sachkundig, Frau Ludwig!