Aua493: Zoo Zajac bei Tiere suchen ein Zuhause: Die Nutte prügeln statt die Freier

{TS-Kritik / polemische TV-Kritik}

 

Doch, es lassen sich  leichte Veränderungen (Verbesserungen?) bei Tiere suchen ein Zuhause erkennen. Tapfer reden sich manche Zuschauer ein, die Anzahl kritischer Beiträge werde glatt verdoppelt, also zwei statt eines. Außerdem werden bei der ersten Adresse für den Auslandshundehandel Auslandshunde nicht mehr als Auslandshunde angepriesen. Die Info über die die Herkunft des Großteils aller Tiere-suchen-ein-Zuhause-Tiere, da wir ja in Deutschland selbst keine Tierheim-Hunde haben (?), hat der potenzielle Adoptant neuerdings zwischen den Zeilen herauszulesen. Wenn Christa Becker von der Aktionsgemeinschaft für Tiere von Tests auf Mittelmeerkrankheiten spricht, liebe Zuschauer, bedeutet das: Auch dieses Hundi stammt aus dem Ausland. Für Inlandshunde braucht’s derlei Test bisher noch nicht!

Als nahezu innovativ zu bewerten ist das Faktum, dass sich Tiere suchen ein Zuhause (TseZ) in der Sendung am 29. Januar 2012 auf ein brandaktuelles Tierschutzthema warf: Zoo Zajac.

Die Gefahr des journalistischen Avantgardismus‘  war zuverlässig  gebannt, denn inzwischen haben sich nun wirklich alle Parteien klar positioniert. Das bedeutete für die WDR-Redaktion, ohne jedes Risiko  in gut ausgeweitete Kerben zu schlagen.

 

Primat der Volksverdummung bewahrt

Es erfüllt den einfachen WDR-Fan immer wieder mit Staunen, dass eine Sendeanstalt, die so sensationelle Formate wie MONITOR hervorbringt, zeitgleich Sendungen wie TseZ absondern kann. Aber auch der Genius leidet gelegentlich an Fußpilz. Und die DN-Redaktion hat sich schon längst damit abgefunden, dass die Sendung Tiere suchen ein Zuhause funktionial als Tinea pedis des WDR zu betrachten ist.

Mit diesem Auftrag gilt es zuvorderst, klassische Feindbilder zu bedienen und die Verdummung der Tierfreunde noch tiefer zu verankern. Deshalb auch wurde in der Sendung vom 29. Januar 2012 bei der Behandlung des Themas Zoo Zajac wieder einmal die Nutte verprügelt anstatt die Freier zu benennen.

Wer würde sich für diese Aufgabe besser eignen als Sonja Sombeki, die für die letzte TseZ-Sendung zu der auch wieder nicht geschriebenen Satire „Kinderarbeit bei Tiere suchen ein Zuhause“ inspirierte, als sie in der korrekten Hockposition für Seelenpipi über der toten Katze den Firefighter anwimmerte, wann man denn nun endlich Tiere retten dürfe?

Heuer nun stolzierte Sombeki los, um mal die ganze Wahrheit über den bösen Norbert  Zajac zu enthüllen.

Nein, natürlich nicht: Um klassische Feindbilder zu bedienen!

Kein Wort davon, dass Norbert Zajac nur ein Vakuum besetzt, das ein durch und durch kapitalistisches System zwangsläufig generiert. Der Böse mit den 1a-Feindbildqualitäten – man bedenke, was er allein an physischen Merkmalen dafür liefert – bedient lediglich eine nachweisliche Nachfrage. Er könnte ebenso gut Müller, Meier oder Schröder heißen. Er ist nicht der Schuldige! Er ist nur die Nutte, welche in wohl klimatisierter  Grätsche die Kundschaft empfängt, welche eine besinnungslos materialistische Gesellschaft produziert, in der schon der Mensch nichts gilt. Wie viel weniger die Tiere!

„Schuldig“, wenn solche für die Tierschützer offensichtlich unverzichtbaren Kategorien notwendig wären, sind die Zajac-Kunden, die potenziellen Käufer. Nur: An die wagt sich keiner ran. Und ihre schiere Existenz ist die Bankrotterklärung für alle moralischen Belehrungsbemühungen und die tierschützerische  Aufklärungsarbeit zum Bezug von lebenden Tiere über 30 Jahre hinweg!

Aber diese Kunden sind Einzelne und überdies auch noch potenzielle Zielgruppe der Tierschützer selbst! Doch für die gilt: Noli me tangere –  und es wird auch schwierig mit den Persönlichkeitsrechten.

 

Hau den Lukas! Und eine wendige Witwe!

Also führt Sombeki Zajac vor. Und wenn diese Redaktion ihre Leserzuschriften nach der gestrigen Sendung sondiert, hat’s funktioniert:  Zajac sei im Kontext mit dem Tierschutzverein Duisburg und den von ihm verkündeten Nachkontrollen des Widerspruchs überführt worden!

Das ist schlicht nicht wahr.

Was nämlich die kinderarbeitende Sombeki dem Zuschauer nicht berichtet, ist die dokumentierte Vorgeschichte der ganz praktischen Unterstützung, welche der Tierschutzverein Duisburg unter der Leitung des inzwischen verstorbenen Vorsitzenden Ernst-Joachim Saalfeld Zajac geleistet hat. Doggennetz hat ausführlich darüber berichtet und diese Unterstützung durch entsprechende Dokumente (Bildmaterial, Prospekte etc.) belegt (vgl. Aua142 / Aua151 / Aua166 Aua173 / Aua187).

Und im Gegensatz zu der rasenden TseZ-Reporterin mit der vielsagenden Mimik hat diese Redaktion noch mit dem früheren Vorsitzenden des Tierschutzvereins Duisburg,  persönlich gesprochen, der aus seiner Unterstützung für Zajacs Projekt gar keinen Hehl gemacht hatte. Und das war ja schließlich auch der Grund für den vom Deutschen Tierschutzbund angedrohten Ausschluss, welchem der TSV Duisburg nur dadurch entgangen ist, dass er selbst ausgetreten ist.

Dass die Witwe des gerade erst verstorbenen Vorsitzenden davon nichts mehr wissen will, unterliegt keiner moralischen Bewertung. Die Frau hat sicherlich im Moment andere Sorgen. Und die Pietätlosigkeit, mit der Sombeki ihr das Mikro unter die Nase hält, ist schließlich auch bewundernswert. Überdies kann die Frau eines ersten Vorsitzenden keine verbindlichen Aussagen zur Vereinspolitik machen. Und wer weiß, was innerehelich bei Saalfelds abgelaufen ist? Vielleicht stimmt es ja: „Zusammenarbeiten tue ICH mit diesem Mann nicht.“ (Witwe Saalfeld im Interview mit Sonja Sombeki; vgl. WDR-Redaktionstext).

Nur: „Ich“ ist hier gar nicht spielentscheidend, denn Akteur war der inzwischen verstorbene Ernst-Joachim Saalfeld. Und dass jener Zajac die Kooperation, mit welcher der Zoohändler in seinen FAQ auf der Website wirbt, tatsächlich angeboten hat, ist nach der dokumentierten Vorgeschichte und dem Saalfeld-Interview der DN-Redaktion im Sommer 2011 mehr als plausibel.

Natürlich können Tierschützer nur gegen Zajac protestieren und können die großen Tierschutzorgas nur gegen Zajac vorgehen. Die wahren Verantwortlichen für dieses spektakuläre Desaster sind nicht greifbar. Aber Medien und Journalisten haben andere Möglichkeiten. Und wenigstens an dieser Stelle hätte man erwarten dürfen, dass einmal das eigentliche Problem benannt wird: die de facto bestehende Nachfrage nach einem Angebot, dass ein freilich gewissenloser Geschäftsmann bedient.

Auf den verblüfft dreinblickenden Dicki mit dem fetten Faktor des Unsympathen einzuprügeln, Frau  Sombeki, das ist billig – und hilft den Welpen im Verkaufsraum gar nicht!

 

Doppelmoral, wohin das Auge schaut

Die ganze aktionistische Protestaktion gegen Zajac und seinen marktkonformen Tabubruch trieft vor Verlogenheit auf Seiten der Tierschützer. Das fängt mit den Welpen an: Keine vergleichbaren Protestaktionen und nicht annähernd so dramatische Empörung gab es, als Zajac anfing, Katzen zu verkaufen. Und was ist mit all den anderen Tieren? Einzig PETA hatte schon zu einem früheren Zeitpunkt und im Häschen-Kontext protestiert.

Dann das ganze Gewese um die nötige korrekte Sozialisierung der Welpen: theoretisch korrekt, praktisch eine Unverschämtheit von Tierschützern, die ohne jede Sachkunde an allen bestehenden Gesetzen vorbei Welpen aus dem Ausland auf wahren Todestransporten nach Deutschland schleppen oder Welpen  in mehr als ungenügenden so genannten tierschützerischen Einrichtungen ohne die exzellente tierärztliche Betreuung wie bei Zajac aufziehen und noch viel weniger für deren Sozialisierung und optimale Aufzucht tun.

Norbert Zajac ist nicht schuldig. Und er ist auch nicht der Böse. Er tut, was ein cleverer Geschäftsmann eben tut: Er bedient eine Nachfrage. Das ist nicht schön. Aber das ist so!  Und das ganze spektakuläre Getöse der Tierschützer wird daran vermutlich nichts ändern.

Aber die moralische Entrüstung tut wohl und außerdem treibt sie auch noch Spenden ein. Mit viel Lärm versucht der Tierschutz sich selbst und andere darüber hinwegzutäuschen, dass Menschen ganz offensichtlich beratungsresistent sind, Tierliebe ein beliebiges und unverbindliches Lippenbekenntnis bleibt und das Desaster Zajac eigentlich Anlass sein müsste, tierschützerische Grundstrategien von Grund auf ganz neu zu überdenken.

Dabei könnte guter Journalismus helfen. Aber nicht einer, der klassische Feindbilder bedient und auf Jahrmarktsniveau Hau den Lukas spielt!

Doch der insgesamt ausbleibende Erfolg aller tierschützerischen Bemühungen über Jahrzehnte hinweg , ob beim Thema Tierversuche, Massentierhaltung, Pelz und anderen, hat sich schon längst und auf Dauer in diesem gigantischen Grab des Konjunktivs häuslich eingerichtet.