Aua466: Tierärztepfusch: Aus Liebe zur Gier

{TS-Kritik}

 

Die Überschrift weckt Hoffnungen auf die nächste  Phiole Satiresäure?

Allein: Der Leser wird neuerlich in seiner Erwartungshaltung enttäuscht.

Und mit dieser Erwartungshaltung zeigt er überdies, dass er die so wichtige Fernsehsendung in RTL am 8. Januar 2012, leider erst um 0.30 Uhr, verpasst hat. Das allerdings ist heute kein Problem mehr, denn die Sendung ist in der RTL-Mediathek verfügbar:

  

RTL: Die große Reportage:

Aus Liebe zur Gier:
Wenn Tierärzte pfuschen

Sonntag, 8. Januar 2012, 0.30 Uhr

(Sendevideo)

    

 

 Dr. Jutta Ziegler

Ausführlich zu Wort, insbesondere mit ihrer Kritik an den Futtermittelherstellern, kommt die österreichische Tierärztin Dr. Jutta Ziegler, die 2011 mit ihrem Buch Schwarzbuch Tierarzt: Hunde würden länger leben, wenn …. Totgeimpft, fehlernährt, medikamentenvergiftet einen essenziellen Beitrag zur Aufklärung von Tierhaltern geleistet hat (vgl. Aua123).

Auch prangert sie die engen Verflechtungen zwischen den Futtermittelherstellern und den Tierärzten an. Im Film berichtet sie davon, dass Erstgenannte den Tierärzten teilweise die Praxen einrichten und diese sich im Gegenzug dazu verpflichten müssen, dauerhaft deren Produkte anzubieten und zu bewerben (Videolaufmeter ab ca. 0:13:03).

Dort schließt sich dann auch wieder der Kreis zum Tierschutz, denn Doggennetz hatte erst jüngst die engen Verflechtungen zwischen den Futtermittelkonzernen und großen Tierschutzorganisationen thematisiert (vgl. Aua458).

 

Operationen, die nicht notwendig sind

Der Film dokumentiert mehrere Fälle von Tierärztepfusch. Constanze Zeitz stellt ihren Hund Thunder vor, der in der Tierklinik München für 2.000 Euro operiert wurde und trotzdem nicht mehr laufen kann. „Zorn!“ empfinde sie, berichtet der Film, wenn sie ihren hilflosen Hund betrachte.

Ziegler begutachtet das Röntgenbild „und ist schockiert“ (Kommentar aus dem Off!).  Ganz typisch an diesem Fall sei es, dass Operationen vorgenommen würden, die eigentlich nicht unbedingt notwendig seien, so das Resümee der kritischen Tierärztin.

Diese Aussage, die auch im Buch wiederholt wird, sollten sich Tierschützer auf einen großen Merkzettel schreiben. Was im Tierschutz allein für extrem invasive Operationen Spenden geworben wird, geht auf keine Kuhhaut! Ob diese Operationen für Hunde, die in den meisten Fällen noch nicht einmal einen Besitzer haben, überhaupt notwendig sind oder ob sie zum Erfolg führen, darüber berichten die spendensammelnden Tierschützer aber nicht.

Dokumentationen, wie die von Marla Elan auf dieser Site (vgl. Aua275), die unglaubliche Geschichte der Hündin Mercy (vgl. Aua292) und die schamlose Ausbeutung solcher Hunde für die Spendenakquise (vgl. Aua311, Aua315) mahnen zur Skepsis.

Wenn dann Organisationen, die noch nicht einmal Vereinsstatus haben, die Antwort auf die Frage verweigern, wie viele Spenden für extrem verstümmelte Hunde gesammelt wurden und wie hoch die Tierarztkosten für die Behandlung waren, wie im Fall von Tiere in Not Duisburg (vgl. Aua450) , sollte auch dem letzten Naiven klar werden, dass es in solchen Fällen ganz bestimmt nicht um die Tiere geht!

Wie weit die Verflechtungen zwischen den Konzernen und dem Tierschutz dabei reichen, belegt auch die Tatsache, dass solche intransparenten Privatspendensammler wie Tiere in Not Duisburg auch noch in vom Geld der Gebührenzahler finanzierten Sendungen wie Tiere suchen ein Zuhause auftreten dürfen.

 

Tierärzte urplötzlich kamerascheu

Wie sehr sich die Affinität der Tierärzte zur Kamera ändert, wenn diejenigen, welche die Kamera halten, sich wieder ihrem journalistischen Geschäft zuwenden und kritische Fragen stellen, auch das belegt dieser Film! Denn die Tierärzte, welche für die vom Film als Pfusch deklarierten Fälle verantwortlich sind,  werden zur Rede gestellt. Korrekter: Sollen zur Rede gestellt werden!

Eine Tierärztin tritt gar nicht vor die Kamera. Die von anderen vorgebrachten „Erklärungen“ sind endlos peinliche Ausflüchte, die zum Fremdschämen zwingen.

Auch ein Hamburger Tierarzt, der bei der Tierhalter-Verdummungsseife HundKatzeMaus großartige Statements zu der Lebensqualität einer Katze von sich gibt, die nur noch auf Stümpfen dahereiern kann (vgl. Aua217), wird urplötzlich extrem  kamerascheu!

 
Weiterführende Links und DN-Artikel zum Thema

Redaktionshinweis, Adressen, Bücher, Links zur Sendung hier.

Angeregt zu dieser Sendung hat Sandra Weiland-Mattern, die über eine besondere Beziehung zum Thema verfügt – siehe hier.

Weitere Doggennetz-Artikel zum Thema:

Aua277 / Aua287 / Aua453Aua455