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Aua217: HundKatzeMaus: Das Frank-Weber-Grauen geht weiter!


{TV-Kritik zur HKM-Sendung vom 16.07.2011}

 

Die dunklen Neigungen des Menschen hören nicht einfach deshalb auf, nur weil sich Zivilisation über sie beugt. Sie suchen sich nur neue Ausdrucksformen und moderne Präsentationsräume.

Die gelbeitrig brodelnden Schwärendsten derer werden gern und mit hoher Einschaltquote von den Primatensendern bedient. Das ist ihr Erfolgsrezept. Mussten sich die Menschen früher für ihren perversen Voyeurismus auf Jahrmärkte und Monstrositätenschauen schleppen, können sie diese Neigungen heute diskret und ungehemmt im Fernsehsessel ausleben.

Dass dabei die ohnehin brechreizende Wirklichkeit auch noch grob manipuliert wird, es sich bei den so genannten Reality-Shows de facto um eine „scripted reality“  und bei den dieses verströmenden Sendern um „Lügenfernsehen“ handelt, darüber hat jüngst das Politmagazin Panorama einen höchst aufschlussreichen Beitrag gesendet.

Eine besondere Form der perversen Umdichtung erfährt diese dunkle Neigung im Tierschutz. Die Zivilisation verlangt Mitleid. Also behauptet man Mitleid. Das tatkräftige Handling dieser Fehletikettierung wird delegiert. Dafür eignen sich insbesondere Personen, die schon im stereotypen Trailer zu ihren jeweiligen Filmszenen dokumentieren, dass sie Tiere für ihre Zwecke rücksichtslos zu gebrauchen wissen. Wer sich im Einspieler zwei Jungkatzen wie Pickel am Kinn ausdrückt, dem graut es auch sonst vor nix. Mitleid als Attitüde.

Krüppelkatzen statt Elefantenmenschen

Jetzt braucht’s nur noch eine Monstrosität: Als Einstieg in die vermutlich neue Staffel von Frank-Weber-hat-nichts-mit-Tierschutz-zu-tun-Episoden musste gestern eine kleine Katze herhalten, bei der von Geburt an alle vier (4 – also das Maximum!) Pfoten komplett verkrüppelt sind. Sie läuft mehr oder weniger auf Stümpfen. Wie viel Qual ihr dieses Laufen bereitet, übermittelte die gnadenlos draufhaltende Kamera zweifelsfrei. Das ist auch kein Regieversehen. Denn die dahinter stehende subtile Didaktik ist die, das Vertrauen der Menschen in ihre eigene Wahrnehmungsfähigkeit so komplett zu erschüttern, dass sie diesen vermeintlichen Irrtum generalisieren können, um dann in allen anderen Lebensbereichen Rat von den gut bezahlten, in diesem Themenbereich immer weiß bekittelten Durchblickern einzuholen.

Ivan Illich nannte das Die Nemesis der Medizin – Kritik der  Medikalisierung des Lebens und hat dazu 1975 ein höchst lebenswertes (auch für Tierschützer, so sie denn zum Transfer bereit sind) Buch geschrieben.

Jeder Schritt eine Qual. Kein Wunder, wie das spätere Röntgenbild belegt, wenn die Zehen wie die Hand- und Fußwurzelknochen gar nicht ausgebildet wurden und – nach Urteil großes Tierdoktor – quasi wie zusammengeschmolzen sind.

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DAS ist Tier- und Katzenschutzalltag! HIER ist Hilfe sinnvoll und effizient! Parasitenbehandlung, Antibiose, Futter (muss kein Krabbensalat sein!) und anschließend die volle Option auf Lebensqualität. Aber dieses alltägliche Tierschützergrauen ist nicht HundKatzeMaus-fähig – zu lapidar!
Bild: wngs1

Finales Votum zur Lebensqualität

Nun gut, man kann sich täuschen. Damit aber auch gar kein Zweifel übrig bleibt, gibt die Katze „Maja“ selbst schon seit längerem das finale Votum zu ihrer Lebensqualität ab: Sie frisst nämlich nicht. Oder kaum. Und nur das, was definitiv nicht zur artgemäßen Ernährung einer Katze gehört: Krabbensalat mit dick Mayo! Und so sieht sie auch aus: Ein schmächtiges Fellbündel auf Stümpfen, die sich jeden einzelnen Schritt (welch Euphemismus!) gut überlegen muss.

Vermutlich sollen wir es unter Humanisierung verbuchen, dass dieser Monstrositätenfall ohne Operation abgeht. Großes Orakel der Lebensqualität, sprich ein Tierarzt, verweigert eine solche – Kunststück: Man müsste schon die vier Pfoten einer gesunden, vielleicht nur aufgrund von Katzenschnupfen, Endo- und Ektoparasiten auf dem nächstgelegenen Bauernhof verreckten Katze, wo aber leider der Obertierschützer mit seinem Kamerateam nicht vorbei kam,  transplantieren.

Überdies gelte es, die Knochendichte von Maja zu verbessern.

Das ist ungefähr so dringend wie ein Maniküretermin für einen Polytraumatisierten in der Notfallambulanz. Aber es gehört sich gewichtig an! Knochendichte? Mit diesem Thema können sich die 85 Prozent hysterischer Hausfrauen-Zuschauer im Klimakterium sofort identifizieren!

Dekadenzsymptomatik statt Tierschutz

Wieso das nun „Ein neuer Fall für Frank Weber“ (Redaktionstext) ist, weiß kein Mensch. Bitte, liebe Vox-Zuschauer: DAS und SO ETWAS hat – wieder einmal – nichts, aber auch gar nichts mit Tierschutz zu tun. Sie haben ja selbst gesehen, dass hier das Tier nicht geschützt, sondern trotz aller Offensichtlichkeit noch durch den diagnostischen Wolf genudelt wird . Wer möchte Schätzungen zur Tierarztrechnung für diesen komplett folgenlosen Diagnoseaufwand abgeben?

Aber – Freude, schöner Götterfunken – sie wird all dies vielleicht mit höherer Knochendichte tun!

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Nehmen Sie den Text von oben – gilt hier dito! Diese deutschen Katzenschutzfälle bleiben heutzutage übrigens zuhauf „unbearbeitet“, weil man lieber Katzen aus dem Ausland in die BRD einführt und in die ohnehin schon von Katzen überquellenden Tierheim stopft. Sehr deutlich aber sieht man auf diesem Bild auch, wie sich das Elendsbündel um seine Knochendichte sorgt!
Bild: wngs1



<Maja> – der Katastrophen-Tiername der Woche! 

Wir hatten diese Woche schon eine Maja (vgl. Aua204), der wohl nicht zu helfen sein wird und die ebenso offensichtlich ein weiteres Opfer des Tierschutzes ist. Buchen wir beide Majas in der überbevölkerten Rubrik Tierschutzopfer ab.

Und denken Sie bitte nicht, Majas Leiden habe nichts mit Ihrem Leben zu tun. Denn wenn Sie sich wirklich von großes Doktor in weißes Kittel Glauben machen lassen, dieses Tier habe keine Schmerzen und besitze Lebensqualität, dann glauben Sie später auch, dass Ihnen die Chemo im Kampf gegen ihr Pankreaskarzinom hilft (vgl. dazu die sensationelle und den Öffentlich-Rechtlichen zur Ehre gereichende ARD-Doku Letzte Saison ).

 

Vor-Avis: Die finale Frank-Weber-Satire 

Aber wir bleiben nicht völlig ungetröstet zurück! Dass der BMT-Tierheimleiter, von dem sich der BMT distanziert (vgl. Aua101, Aua111 sowie die dazugehörige Satire Aua106 ) wieder auf der Matschscheibe grinst, gibt der saftigen Satireskizze zu Frank Weber doch noch eine Chance. Wenn sich die Tierschützer zu einem kurzen Horror-Transporte-Tote-Tiere-Moratorium entschließen könnten, käme man auch dazu, diese Skizze auszuarbeiten …