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Aua94: Die italienischen Hunde auf dem Gnadenhof Momo

{TS-/DS-Kritik}


Ungewöhnlich viele Leserbriefe gingen auf meinen CharityWatch.de-Artikel „Wo sind die Hunde aus Italien?“ bei der Redaktion ein. Den am Thema Interessierten sei deren aufmerksame Lektüre ganz besonders ans Herz gelegt.

Zum einen irritiert der in manchen Zuschriften dominierende aggressive Ton, der sich sogar in Schreien (= Großbuchstaben) Luft machen muss oder so unsachlich wird, dass Teile von Leserbriefen nicht mehr veröffentlichungsfähig sind.

Zum anderen besticht die Logik. Überträgt man den gegebenen Sachverhalt auf einen anderen Bereich, wird die dahinterstehende Strategie recht deutlich: Ein Fleischgroßhändler wirbt vollmundig mit einer Einladung an die Lebensmittelkontrolleure, sich doch bitte selbst davon zu überzeugen, dass in seinem Betrieb alles in Ordnung sei. Wenn die Angesprochenen dann von der Einladung Gebrauch machen möchten, wird ihnen vorgeschrieben, welche Partien Fleisch und welche Chargen Wurst sie zu „besuchen“ hätten.

Ein solches Vorgehen spricht für sich!

Aufschlussreicher dagegen sind belegbare und demnächst sogar vor Gericht zu verhandelnde Fälle wie etwa der des angeblichen „Doggen-Mischlings“ DAGO aus dem Tierheim Rieti, der in Italien wohl noch „Rocco“ geheißen haben soll. Dieser Hund aus dem Tierheim Rieti befand sich, zusammen mit mindestens noch einem weiteren Hund aus Italien, in dem im März 2011 beschlagnahmten Bestand des Gnadenhofs Momo. (Weitergehende Berichte über diesen Vorfall hier und hier und hier und hier .)

Die italienischen Tierfreunde und Tierschützer sorgen sich also vollkommen zurecht!

Wird das furchtbare Schicksal eines Hundes wie Dago, der aus Rieti herausgeholt und dann auf dem Gnadenhof Momo abgeladen wurde, wirklich „gemildert“ durch die leidenschaftliche Zeugenschaft der neuen Besitzer einiger anderer Hunde aus Italien? Relativiert das sein Leid? Und das der Hündin Mikka? Relativiert es das von deutschen Tierschützern zu verantwortende Schicksal zahlloser weiterer Hunde aus dem Ausland, von denen wir vielleicht nur deshalb nichts wissen, weil behördlichen Maßnahmen wie auf dem Gnadenhof Momo oder solche selbstgeborenen Enthüllungen wie Zarenhof die Ausnahme sind? Und nicht die Regel!

 

DAGO:  „Das Glück seines Lebens“

Am Beispiel Dago lässt sich des Weiteren belegen, wie unglaubwürdig irgendwelche Forumseinträge zum Schicksal der Hunde sind und wie unglaublich zynisch diese Forumseinträge im Abgleich mit der Realität werden.

Am 11.07.2009 findet sich folgender Forumseintrag bei Verlassene Pfoten:

           

Hallo ihr Lieben,

Dago hat ja das Glück seines Lebens gehabt.
Er kommt am 15.07.09 gegen Mittag in Frankfurt am Main an.
Wir brauchen eine Fahrkette von 60488 Frankfurt bis 27259 Wehrbleck (Nähe Bremen).

Dago aus Rieti bittet nochmal um eure Hilfe.

[Hervorhebung: K. B.]  Quelle:
https://www.verlassene-pfoten.de/wbb2/thread.php?threadid=14165&sid=228a1c6d53402a291839f843bca3e336
Posting vom 11.07.2009, 23.08 Uhr

Aktualisierung vom 25.03.2011/11.00 Uhr, zu dem Zitat:
Der Betreiber der Website „Verlassene-Pfoten.de“, Martin Spirgatis, legt ausdrücklichen Wert auf die Feststellung, dass „Verlassene-Pfoten.de“ eine unabhängige Tierschutzseite ist. Man sei kein Verein und man vermittele auch keine Tiere. „Verlassene-Pfoten.de“ sei für die zitierten Vermittlungen   nicht verantwortlich.

         

Die Tierschützer betiteln Dagos Aussicht, bei dem Verein zu landen, der hinter dem Gnadenhof Momo steht, als „das Glück seines Lebens“! Eigentlich schon 2009 und früher, quasi amtlich seit November 2010 ist belegt, wie dieses „Glück“ konkret ausgesehen hat!

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Der zunächst als „Doggenmix“ gehandelte, de facto aber vermutlich Labi-Mix DAGO, der 2009 aus dem italienischen Tierheim Rieti verschleppt wurde und dann auf dem Gnadenhof Momo landete. An der Platzierung dieses Hundes bei dem hinter dem Gnadenhof Momo stehenden Verein soll übrigens eine Größe der Doggenszene maßgeblich beteiligt gewesen sein!
Das Bild ist vor der Übergabe an den Verein Animals Hope entstanden!
Bild: [Name der Redaktion bekannt]

Kein Überblick mehr

Der Fall Dago belegt darüber hinaus, dass die Tierschützer überhaupt keinen Überblick mehr darüber haben, wo sich eigentlich die von ihnen aus dem Ausland nach Deutschland verschleppten Hunde befinden.

Im Februar 2011 schreibt eine Tierschützerin in demselben Forum zum Fall Dago:

         

Zu Dago und den anderen Fragen wird sich Claudia demnächst persönlich melden. Sie ist seit zweí Wochen im Krankenhaus und muß erstmal dort raus und wieder auf die Beine kommen.

Ich möchte dazu sagen, daß  Dago damals von Conny Peters übernommen wurde. Sie hat ihn dann an das Ehepaar B. weitergegeben und wir sind auf der Suche nach ihm. Bisher konnten wir noch nicht herausfinden, ob er zu den beschlagnahmten Hunden gehört oder ob er noch bei Frau B. ist.
Für Hinweise über seinen Verbleib sind wir sehr dankbar.

[Hervorhebung: K. B.]
Quelle: 
https://www.verlassene-pfoten.de/wbb2/thread.php?postid=398572
Posting vom 17.02.2011, 12.50 Uhr

Aktualisierung vom 25.03.2011/11.00 Uhr, zu dem Zitat:
Der Betreiber der Website „Verlassene-Pfoten.de“, Martin Spirgatis, legt ausdrücklichen Wert auf die Feststellung, dass „Verlassene-Pfoten.de“ eine unabhängige Tierschutzseite ist. Man sei kein Verein und man vermittele auch keine Tiere. „Verlassene-Pfoten.de“ sei für die zitierten Vermittlungen   nicht verantwortlich.    

         

Beachtenswert: „Für Hinweise über seinen Verbleib sind wir sehr dankbar.“ Das heißt auf deutsch: Die Tierschützer wissen gar nicht, wo sich dieser von ihnen verbrachte Hund befindet.

Für den Fall Dago ist dieses Nichtwissen belegt.

Für 34 weitere, von den italienischen Tierschützern gelistete Hunde will die verantwortliche Organisation unter mehr als durchsichtigem Rückzug auf irgendwelche Datenschutzbestimmungen und grundsätzlicher Transparenzverweigerung keine Auskunft erteilen.

Für die 96.000 Hunde, die nach Angaben eines Journalisten auf Facebook in den letzten fünf Jahren aus Italien nach Deutschland verbracht worden sein sollen, kann das überhaupt niemand mehr feststellen!

Tierschutz?

 

Trügerische Bilder

Der Forumseintrag oben, mit dem nach Dago gesucht wird, wird unten ergänzt durch Bilder, welche die Verantwortlichen „damals“ (vermutlich im Sommer 2009, kurz nach dem Weiterreichen des Hundes in die Zuständigkeit des Vereins Animals Hope e. V.) aufgenommen haben sollen.

Welche Beweiskraft haben diese Bilder?

Momentaufnahmen!

 

Wenige Infos aufgrund des laufenden Verfahrens

Der Fall Gnadenhof Momo legt noch viel mehr über den Tierschutzhandel offen. Da gibt es viele Namen, viele Adressen, viele Strecken und Stationen, viele belegte Hundeschicksale. Nur leider: Momentan dürfen die brisantesten Details dieses Wissens mit Rücksicht auf die komplexen und komplizierten laufenden Rechtsverfahren noch nicht veröffentlicht werden. Veritable Zeugen können noch nicht an die Öffentlichkeit treten, weil sie sonst ihren Zeugenstatus im Verfahren gefährden würden.

Nur eines ist jetzt schon klar. Und dieses Eine ist dieselbe Erkenntnis, zu der uns schon der Zarenhof-Skandal verholfen hat: Hochgelobte Promis der Tierschutz-Szene stecken mittendrin!

Auch die amtliche Bestätigung der Identität Dagos war nicht einfach zu erlangen. Erst nachdem Doggennetz durch verlässliche Quellen absolute Sicherheit über die Identität des Hundes durch Abgleich der Microchipnummer hatte, war die zuständige Behörde, die sich verständlicherweise inzwischen recht zugeknöpft gibt, zur Bestätigung zu bewegen.

Aufgrund der Komplexität des laufenden Verfahrens haben wir uns auch zur Verschwiegenheit über den aktuellen Aufenthaltsort dieses armen Hundes verpflichtet.

Über seinen Gesundheitszustand darf man noch sagen: Der Hund ist unglaublich fett! Im Maul hat er statt Zähne nur noch Stummel.

 

Dago ist kein Einzelfell

Kann ja mal passieren?

Nein, so etwas darf nicht passieren! Wenn nicht sicherzustellen ist, dass so etwas passiert, dass ein Hund aus der vielbemühten „Hundehölle Italien“ auf einem Gnadenhof Momo landet, dann müssen die Aktivitäten eingestellt werden. Zumindest solange, bis durch entsprechende transparente Kontrollmechanismen und dringend notwendige Professionalisierung des gesamten Ablaufs sichergestellt ist, dass ausländische Hunde unter Rückgriff auf viele Spendengelder nicht mehr vom Regen in die Traufe oder von einer suboptimalen Haltung in die Tierquälerei verschleppt werden.

Denn über sein Leiden in Dörrieloh hätte sich Dago in seiner Muttersprache mit der Hündin Mikka unterhalten können. Die Boxer-Rottweiler-Mix-Hündin (im italienischen Impfpass als „Rottweiler“ bezeichnet, was offensichtlich nicht stimmt) ist vermutlich im Herbst 2009 von Italien nach Deutschland verschleppt worden. Und wir benutzen dieses Verb mit Bedacht. Sie soll aber eventuell aus einem italienischen Tierheim mit Namen „Casa Luca“ stammen.

mikkaschusternase2

Die aus Rieti stammende Mix-Hündin Mikka! Diese Aufnahme der schwer an Leishmaniose erkrankten Hündin, die darüber hinaus starke Arthrosebeschwerden hat, erfolgte drei Wochen nach der Beschlagnahmung im November 2010 und einem entsprechend langen Tierklinikaufenthalt.
Die beiden anderen Bilder unten sind aktuelleren Datums und  zeigen allein schon von der Nase her eine deutliche Verbesserung der gesundheitlichen Situation.
Bilder der Hündin Mikka: [Name der Redaktion bekannt; möchte ungenannt bleiben]

schustermikkaaktuell1Die Hündin ist Leishmaniose-positiv. Sie steht JETZT unter laufender tierärztlicher Behandlung wegen dieser typischen Südkrankheit und benötigt darüber hinaus wegen einer Arthrose Schmerzmittel. Ihr Zustand hat sich auf ihrem aktuellen und auch endgültigen Platz sichtbar und tierärztlich bestätigt verbessert. Übrigens befindet sich Mikka juristisch in einem absolut sicheren Verhältnis: Sie wurde nach der Beschlagnahmung im November 2010 von der vorherigen Eigentümerin rechtskräftig an das jetzige Frauchen übereignet.

Italien – Deutschland – tot

Die Recherche und der Kontakt mit Beteiligten an diesen ohnehin schon fragwürdigen Fahrketten, vermittels derer die Auslandshunde über ganz Deutschland verstreut werden, erhellt weiteres Grauen.

Nachfolgender Fall hat dann allerdings gar nichts mit dem Gnadenhof Momo zu tun; sehr viel jedoch mit den Tierschutzorganisationen, die diesen und andere kontinuierlich beliefern.

So berichtet eine Beteiligte gegenüber Doggennetz von einem Schäferhund Libert, der die lange und anstrengende Fahrt von Italien nach Deutschland nur eine Nacht überlebt haben soll. An seinem ersten Morgen im Hundeparadies Deutschland sei er an Nierenversagen gestorben.

Über Liberts Schicksal hinaus beleuchtet der Vorgang, sofern die Fakten stimmen, dass diese Transporte illegal sind. Bei legalen Transporten muss ein Tierarzt im Ausland kurz vor Beginn der Fahrt die Hunde noch einmal untersuchen und deren Reisefähigkeit attestieren. Vermutlich ist Libert eben nicht wie vorgeschrieben noch einmal einem Tierarzt vorgeführt worden. Die andere Erklärung, dass ein italienischer Amtstierarzt nicht in der Lage ist, ein sich nur 24 Stunden später ereignendes Nierenversagen in seinen vorherigen Anzeichen zu erkennen, müsste dann durch die Vorlage einer entsprechenden Bestätigung über diese vorgenommene tierärztliche Untersuchung seitens der Tierschützer, die Libert ausgeführt haben, bekräftigt werden.

Das wird wohl nicht geschehen. Denn gerade erst haben wir alle wieder gelernt: Deutsche Tierschützer müssen gar nichts nachweisen. Deutsche Tierschützer brauchen überhaupt nichts zu belegen. Deutsche Tierschützer finden immer noch genug gläubige Anhänger, denen die Schicksale eines Dago, einer Mikka oder eines Libert ganz offensichtlich an ihrem sonst doch ach so tierlieben Herz vorbeigehen und sich deshalb für mehr als durchsichtige Ablenkungsstrategien gern über ihre Tastatur werfen.

schustermikkaaktuell3Aber keiner derer hat es bewirkt, dass Mikka heute SO aussieht und dass Mikka heute SO leben darf!