Die Produktion läuft: Wurfmeldungen uDD 02/04

Derweil die verschiedenen Doggenschutz-Organisationen zunehmend mehr Notdoggen auf ihren Seiten präsentieren, läuft zuchtseits die Produktion ungebrochen weiter. Auch ohne apokalyptische Hysterie lässt sich prognostizieren, dass wir doggenschutztechnisch üblen Zeiten entgegengehen, weil die wirtschaftliche Gesamtsituation inzwischen ungemindert auf die Nachfrage nach insbesondere großen Hunden im Tierschutz durchschlägt.

„What shall’s“, scheint sich die Zucht zu sagen und bereichert eine ohnehin schon nicht mehr adäquat unterzubringende Population mit total 68 Welpen aus 14 Würfen allein in der Zeit von 24.11. bis 31.12.2003. Schauen wir doch genauer, was da wieder auf uns zukommt:

Die 68 Welpen aus 14 Würfen (rein rechnerisch 4,86 Welpen pro Wurf) verteilen sich auf die verschiedenen Farbschläge wie folgt:

BLAUZUCHT: hoppala, Päuschen eingelegt? Kein einziger Wurf ist der Blauzucht anzulasten.

GEFLECKT: 9 Würfe fielen in der Geflecktzucht; ein weiterer Wurf entstand aus einer rein schwarzen Verpaarung.

GELB/GESTROMT: holt leider auf, wie wir schon letztes Jahr feststellen mussten. Hier sind 4 Würfe gefallen.

Natürlich richtet sich das ethisch besorgte Auge auf die Anzahl der Grautiger in diesen 9 Würfen der Geflecktzucht (kulanterweise ziehen wir den Schwarzwurf ab!): In 9 Würfen kommen nur 2 vor, die auch Grautiger zu vermelden haben. Aus diesen beiden Würfen fallen insgesamt nur 2 Grautiger an: ein Rüde und eine Hündin. Züchter nennen solche Siege über die Genetik dann „Glück“! Es steht also 7:2 zu Ungunsten der Genetik!

Gesundheitliche Parameter
Bezüglich der Hüftgelenkdysplasie (HD) wurden folgende Kombinationen gewählt und gewagt:

  • 4 x HD 0 x HD 0
  • 5 x HD 1 x HD 0
  • 1 x HD 1 x HD 1
  • 4 x HD 2 x HD 0

Die ersten 4 der genannten Verpaarungen seien gelobt, die zweiten 5 mag man noch hingehen lassen; die HD1xHD1- und die 4 HD2xHDO-Verpaarungen widersprechen der Behauptung einer HD-freien Zucht. Welpenkäufer sind gut beraten, sich diese Befunde genau und beide Elterntiere genauer anzusehen und sich insbesondere nach den jeweiligen Großeltern zu erkundigen. Wer hier ein gesundheitlich nicht vertretbares Risiko vermeiden möchte, halte sich doch an die Züchter in den Verbänden, die mindestens diesbezüglich Vorbildfunktion erfüllen und dies auch auf ihren Websites dokumentieren. Beispiel: www.deutsche-doggen-vogtlandeck.de (siehe dort auch Infos dort in der Rubrik „Hüftgelenksdysplasie“). Anschließend kann man sich immer noch überlegen, ob man Welpen aus einer Verpaarung mit einer 7 Jahre alten Hündin haben möchte…

Nicht alle Elternhunde der hier ausgewerteten Würfe finden sich im Ahnentafel-Archiv (ATA) der www.great-dane.org wider. Deshalb sind nachstehende Auswertungen unter Vorbehalt zu sehen. Insgesamt konnten wir nur einen einzigen Wurf eruieren, dessen Welpen sich eines Ahnenverlustkoeffizienten (AVK) von 100 Prozent erfreuen dürfen. Dieser Freudenmeldung steht allerdings eine Wurfmeldung gegenüber, bei der alle Doggen die schwere Hypothek eines AVK von sage und schreibe 76,67 % auferlegt wird. In der Umrechnung nach Schlegel/Stur ergäbe das einen Inzuchtskoeffizienten von 10,73 %!!! Wer hat den Wecker der Zuchtleitung geklaut? Dieser diesbezüglich wirklich sensationelle Wurf (udd 02/04, 9. Wurfmeldung) zeigt auch sehr anschaulich, wie frühere Sünden ganz brutal durchschlagen und die Schwächen einer Inzuchtberechnung auf nur 4 Generationen offenbaren: denn ein Elternteil hier weist durchaus einen AVK von 100 % auf!

Das hätte man sich sparen können
In der weniger intellektuellen Diskussion wird immer wieder behauptet: wenn wir nicht (in diesen Massen) züchten, stirbt die Deutsche Dogge aus! Diesem Schwachsinns-Argument sei zum 100. Male entgegengesetzt: Züchten bedeutet verbessern, nicht vermehren! Legt man diese der momentanen Realität ferne Meßlatte der oben genannten Doggenproduktion an, hätte man sich unter dem Gesichtspunkt genetische Viefalt und Gesundheit folgende Würfe sparen können:

5 Würfe aus HD-belasteten Verpaarungen
1 Wurf mit einem AVK von 76,67 %
1 Wurf von zweien, bei denen derselbe Deckrüde eingesetzt wurde

Summe: 7 verzichtbare Würfe, deren Nachkommen eher eine Hypothek denn Bereicherung der Zucht darstellen. Multipliziert man diese 7 Würfe mit dem statistischen Mittel an Welpen pro Wurf (4,86; siehe oben), kommt man auf 34 Welpen. Das sind 50 Prozent der Gesamtproduktion. Die Hälfte der in einem Zeitraum von knapp 5 Wochen gefallenen Welpen stellen also unter dem Gesichtspunkt Genetik und Gesundheit eher eine Hypothek als eine „Verbesserung“ dar. Dolle Leistung?

Auch wenn wir eingangs stilecht gejammert haben, im Laufe des Jahres werden wir uns nach diesen Zahlen noch zurücksehnen, denn bliebe es bei 68 Welpen aus 14 Würfen im monatlichen Jahresmittel, wäre die Gesamtproduktion aus 2002 von 1800 Welpen glatt halbiert. Wie artikuliert sich da der moderne Internetuser: seufz!!!