Aua1429: Der Fall Borches (1?): Das Veterinäramt Pankow und eine frohe Botschaft für die gesamte Republik

 

Themeneinführung:

Der Veterinäramt Pankow hat die Euthanasie des 17 Jahre alten Hundes Borches einer privaten Hundehalterin verfügt. Wegen: alt! Über die Vorgänge im Einzelnen berichtet Ende August 2014 wunderbar neutral der Tagesspiegel in diesem Artikel.

Die im hysterischen Anfall befindlichen Tierschützer haben diese Petition gestartet. (Sie können nicht anders. Tierschützer starten IMMER und BEI ALLEM eine Petition!)

Die Hundehalterin selbst hat für ihr grausames Schicksal diese Webseite eingerichtet – natürlich nicht ohne die Möglichkeit von Spenden! Zur erfolgreichen wirtschaftlichen Verwertung von halbtoten oder ganz toten Hunden siehe auch hier. Zwischendurch wurde wohl versehenlich der Spendenstand schon einmal veröffentlicht, der seinerzeit schon stattliche 2.000 Euro betragen haben soll. Sei dann aber, so berichten Beobachter, hurtig wieder gelöscht worden. Ob das Veterinäramt Pankow prozentual an den Einnahmen beteiligt wird, entzieht sich der Kenntnis dieser Redaktion.

Einen optischen Eindruck von Hund und Hinfälligkeit, Windeln und Wahnsinn verschafft dieses Video.

Und das Veterinäramt Pankow hat Gott sei Dank so viel Zeit, den Fall mit dieser Gegendarstellung in seiner gesamtethischen Bedeutung von den Füßen auf den Kopf zu stellen.

 

 

{der satirische Kommentar}

[19.10.2014]

 

Dieser Republik wird im weiten Feld des Tierschutzes eine große Sorge genommen: Hatte man bisher befürchtet, dass die Veterinärbehörden bisher sowieso schon und seit dem 1. August 2014 wegen dem hier ganz besonders vor lauter Arbeitsüberlastung kaum noch schnaufen können, beweisen die Amtstierärzte vom Veterinäramt Pankow exakt das Gegenteil. War die längliche Epik mit flammenden Verständnisappellen für die Situation der armen Veterinärbehörden wie hier eine Fehleinschätzung gar?

Offensichtlich! Denn wenn eine Veterinärbehörde in Berlin das Personal, die Zeit, das Geld und die Energie zur Verfügung hat, sich an einer privaten Tierhalterin auszutoben, die den Schuss nicht gehört hat und den Tod mit unmoralischen Mitteln bekämpft, dann verkündet das Veterinäramt Pankow der gesamten Republik eine mehr als frohe Botschaft: Wir haben jede Menge Zeit und Kapazitäten frei!

Und die nutzen wir jetzt, um uns im heldenhaften Kampf gegen vergleichsweise wehrlose Bürger die Befriedigung zu holen, die uns im Widerstand gegen systematisches Tierleid unvorstellbaren Ausmaßens versagt bleibt.

 

Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot dieses Videos, das die Situation des Hunds recht eindrücklich schildert: Der 17 Jahre alte Borches muss von seiner Besitzerin gestützt und gehalten werden, um überhaupt fressen zu können.Aufstehen geht oft auch nicht allein. Windeln braucht’s und und und. Grenzfall halt! Da DN seine Pappenheimer kennt, wurde das ohnehin schon kaum erkennbare Bild der Halterin zum Schutz ihrer Persönlichkeitsrechte sicherheitshalber noch einmal unkenntlich gemacht. Weil: Geld für Anwälte ist jetzt ja genug da!

 

 

Tierfreunde haben aber auch gar kein Verständnis für die Amtstierärzte

Das an diesem Fall dokumentierte Unvermögen von Tierfreunden und Tierschützern, sich auch nur ansatzweise in die schlichte Psyche von Amtstierärzten hineinzudenken, macht den Betrachter noch zusätzlich fertig. Was ist denn daran so schwer zu verstehen, dass sich Veterinäre mit tierschützerischen Ambitionen unendlich gefrustet von den täglichen Fällen des maximierten Tierleids abwenden, gegen das sie aufgrund der Übermacht der Konzerne und Tierausbeutungsindustrie, assistiert durch die Politik, nichts verrichten können? Da wird jede veterinärbehördliche Verfügung von einem ganzen Stab hochbezahlter Anwälte freudig lächelnd in Empfang genommen, genüsslich filetiert und vor den Verwaltungsgerichten durch alle Instanzen getrieben.

Wenn Amtstierärzte mit Engagement gegen den gewerbsmäßigen Handel mit Hunden unter dem Etikett des Tierschutzes vorgehen wollen, werden sie von den Ministerien zurückgepfiffen; z. B. durch Verwaltungsanordnungen und Rundschreiben, die das Licht der Presse leider nie erblicken.

Berufsalltag im Veterinäramt: Hemmungen und Frust, wohin das Auge schaut.

Wie viel einfacher, vor allem aber befriedigender ist es dann, sich an privaten Tierhaltern auszutoben. Die Schweine und Rinder im zum Veterinäramt Pankow nächstgelegenen Schlachthof würden sich gern über das „Leid“ des von einem liebenden Frauchen überbetreuten Hundes Borches kaputt lachen, sie kämen noch dazu, wenn sie lebend im Brühbad landen, ihnen un- oder nicht ausreichend betäubt die Kehle aufgeschnitten wird oder sie wach an einem Bein aufgehängt am Elevator baumeln. Nur: Weil die zum Schutz der Tiere beim Schlachten bestehenden Vorschriften vorne und hinten nicht eingehalten werden und kein Veterinär sich mit den Schlachtkonzernen ernsthaft anlegen wird.

Die Puten in der dem Veterinäramt Pankow nächstgelegenen Mastanlage liegen auch nicht deshalb auf dem Rücken, weil es sie vor Lachen über das „Leid“ von Borches dorthin geworfen hätte, sondern weil eine genetisch manipulierte Turbomast ihnen so viel Brustfleisch beschert, dass sie sich selbst nicht mehr navigieren können.

 

Pietätlose Puten! Das Herzchen hier hat es vom „Leid“ des Hundes Borches echt mal auf den Rücken gehauen! In dieser ganzkörperentspannenden Meditationspose denkt Puti angestrengt darüber nach, warum sich das Veterinäramt Pankow nicht für ihr Schicksal so engagiert einsetzt!
Foto: mit freundlicher Genehmigung der SOKO Tierschutz

 

Zusammen mit den Tieren in den Versuchslabors und den zahlreichen anderen Horrorstätten, von der Tierausbeutungsindustrie gut abgeschottet, würden Schwein, Rind und Pute so gern mit Borches tauschen. Der immerhin taumelt lieb getätschelt lediglich und gemäß den einschlägigen Beschreibungen mutmaßlich von einer altersgemäßen Niereninsuffizienz in das anschließende Nierenversagen, was für ihn – und weit ab medizinischer Fachterminologie – „bloß“ die allmähliche Vergiftung bedeutet.

Und wenn hochdekorierte Wissenschaftler und Experten schon in der humanmedizinischen Diskussion die Grenze zwischen zumutbarem Sterben und unnötigen Leiden nicht zu ziehen vermögen, freuen wir uns doch alle über die Veterinäramtshansele in Pankow, welcher der jahrzehntelangen Sterbehilfe-Diskussion ratzfatz ein Ende zu bereiten vermögen und diese nur für Ethiker hochkomplexe Frage im Sauseschritt nicht klären, aber nach schönem Behördenbrauch: bescheiden.

 

Ein Herz für Tiere

Die Borches-Besitzerin und die jetzt gemeinschaftlich in das geliebte Behörden-Bashing verfallenden „Tierschützer“ folgen doch nur der bundesweit schon vor Jahrzehnten herausgegebenen und doppelt tragischen Parole: ein Herz für Tiere. Klammer auf: solange es sich bei diesen Tieren um Pets handelt, Klammer zu. Doppelt tragisch deshalb, weil a) „Hirn für Tiere“ weit dringender nötig und in der Lage wäre, Tierleid effizient zu lindern oder gleich ganz zu vermeiden, und b) weil uns die Gehirnforschung lehrt, dass Gefühle im limbischen System entstehen. Das aber ist ein Stück weit weg von „Herz“! Hinweis für Tierschützer: dort, wo andere Menschen Hirn haben!

„Ein Herz für Tiere“ beschreibt die bundesweite Tierschutzlage deshalb vollkommen angemessen: inszeniertes Melodram ohne Hirn und Verstand bei simultaner Erbarmungslosigkeit.

 

Inventarisierung der neuen Siedlungsräume der Unverhältnismäßigkeit

Es ist bös ungerecht gegen die Besitzerin des Hundes Borches und die um sie herum agitierenden Tierfreunde und –schützer, alle zusammen für ihren puren Erfüllungseifer des Diktats von Wirtschaft, Politik und Medien (und zwar exakt in dieser Reihenfolge) abzustrafen. Deren Ansage an sogenannte Tierfreunde lautet seit Jahrzehnten: Gehet hin und inventarisiert die neuen emotionalen Siedlungsräume der Unverhältnismäßigkeit! Bedeutet: Sogenannte Kuscheltiere wie Hunde und Katzen unverhältnismäßig überhöhen bei gleichzeitiger und vollständiger Ignoranz jeden anderen Tierleids.

Plus Nebenprodukt: Misanthropie.

Prioritäre Strategie in der Siedlungsdynamik: Vermenschlichung! Täglich, wöchentlich und immer wird die Botschaft über die einschlägigen Kommunikationskanäle der pur am materiellen Gewinn orientierten Marktführer durch die entsprechenden Erfüllungsgehilfen in Institutionen und Redaktionen tief in die Hirne (!) der Zielgruppe verankert. Man sehe sich nur eine Folge der Sendung von Tiere suchen ein Zuhause an! Der werden reproduktive Hündinnen zu „Müttern“, Trächtigkeit als „schwanger“ gezielt missdeutet, das Fortpflanzungsergebnis steigt wertetechnisch auf zum „Baby“ und tierische Bedürfnisse insgesamt werden einen in der gesamten Tierwelt unbekannten Bedürfnis nach „Liebe“ unterstellt.

Vermenschlichung wurde mit der Novellierung des Tierschutzgesetzes und der Einführung der Sachkundeprüfung für Hundetrainer sogar zur Staatsdoktrin. Denn fürderhin sollen Hunde nicht mehr erzogen, sondern nur noch konditioniert werden, wie die AG-BU11 hier so schön erklärt!

Und auf eine Erläuterung der radikalfeministischen Interpretation dieser Siedlungspolitik soll zugunsten der bildungsfernen Leser dieses Blogs eher verzichtet werden. Sonst vergaloppieren wir uns in die Feststellung , dass diese Werte-Umsiedlung eine enge Bindung an die Sado-Rituale des frauenvernichtenden Patriarchats beweist, weil schon immer unfruchtbare oder aus Altersgründen für die Reproduktion nicht mehr verwendbare Tierschutzfurien hier über „Mütterlichkeit“ für arme Hunde und Katzele in eine pseudo-reproduktive, sowohl das andokratische wie das kapitalistische System stabilisierende Rolle, genagelt werden.

Nix: hä?

 

Gehorsame Tierfreunde: Hysterische Angst vor dem Tod!

Und wenn Borches Frauchen, ihre MitstreiterInnen und der Tierschutz insgesamt nichts und noch nicht einmal das Veterinäramt Pankow so fürchten wie den Tod, dann dokumentieren sie damit doch nur Staats- und Linientreue dieses Gesellschafts- und Wirtschafts-, falsch: Wirtschafts- und Gesellschaftssystems. Tod als selbstverständlicher Bestandteil des Lebens kommt nur noch in irgendwelchen abgehobenen akademischen Diskussionen vor oder als lamentierende Nachbetrachtung am offenen Grab. Ansonsten ist Angst das primäre Mittel der Politik, die im Auftrag der Konzerne deren zwanzigtausend Spielarten phantasievoll inszeniert. Beginnend bei der Furcht, nicht jung, schön und erfolgreich genug für dieses System zu sein, plätschert der breite Strom von tausend Ängsten über die verschiedenen Kaskaden denkbarer Biographien hinab und ergießt sich furios schäumend in deren schlimmster: der Todesangst!

So stemmen sie sich ihr gehorsam entgegen: die Gesellschaft insgesamt und die Tierfreunde und Tierschützer mit noch mehr Eifer aufgrund des gewichtigen Mandats: „im Auftrag der Tiere“!

 

Foto: Gaby Stein / pixelio.de

 

 

Wird das Veterinäramt Pankow von der Industrie bezahlt?

Wiesenhof, das Max-Planck-Institut und die Rauchwarenindustrie werden sich über den Eifer der Beamten in Pankow freuen! Der besondere Vorzug von Nebenkriegsschauplätzen ist deren abseits des Kernkonflikts liegende Adresse.

Wohingegen die Amtstierarzt-Kollegen quer durch die Republik von diesem hanebüchenen Aufriss wiederum weniger begeistert sein könnten. Denn es muss eben doch der Eindruck entstehen, dass Veterinärbeamte – zumindest in Pankow – eindeutig zu viel freie Zeit haben!

Oder wollten sie sich nur an die Tête der Siedlungsbewegung von „Tierfreunden“ in die unendlichen Räume der Unverhältnismäßigkeit setzen?

Schlechte Nachricht, Jungs: Das war die falsche Richtung!

 

Das Veterinäramt Pankow ganz links im Bild!
Foto: Lizzy Tewordt / pixelio.de