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Aua848: Causa Michael Grewe (1): Linksammlung, Leserbrief und unscharfer Senf

 

{TS-Kritik}

 

Umso höher die Empörungswellen im Falle Canis / Michael Grewe steigen, desto ratloser wird die Doggennetz.de-Redaktion diesseits …

Rat und Meinung kann sich DN aber getrost sparen, denn inzwischen gibt es davon Hülle und Fülle; glücklicherweise und trotz bevorstehender Bescherung auch von verantwortlichen und  kompetenten Stellen.

Im Gästebuch des Tierhofs Straelen hat die Causa Grewe der diesjährigen Weihnacht schon ihr Label verliehen: rohe Weihnachten!

Es ist nicht alles schlecht!

Vielleicht mal kurz der Blick auf das Erfreuliche: Es ertönen immer mehr Stimmen,  welche die Art des Protestes, wie er vielfach gegen den bekannten Kynologen losbrach, scharf kritisieren: Beschimpfungen und Drohungen bis hin zur blanken Gewalt werden ganz offensichtlich doch von einem erfreulich großen Teil der Szene nicht toleriert.

Inzwischen hat sich auch die Tagesjournaille des Themas angenommen. Im Weser-Kurier wird der Deutsche Tierschutzbund zitiert:

              

Aus Tierschutzsicht ist es völlig inakzeptabel, einen Hund mit den im Video gezeigten Methoden erziehen zu wollen, indem ihm nicht nur Schmerzen zugefügt werden, sondern er auch unter Stress und Angst gesetzt wird. Eine solche Vorgehensweise fördert die Unsicherheit des Hundes und nimmt ihm nicht eine potenzielle Gefährlichkeit.

(Deutscher Tierschutzbund, Pressesprecher Marius Tünte, zitiert in Weser-Kurier: Hundetrainer in der Kritik vom 22.12.2012; Hervorhebung d. Red.)

              

Auch der Internationale Verband der Hundetrainer, Thomas Bierter, bezieht im Weser-Kurier eindeutig Stellung und behält sich vor, Strafanzeige zu erstatten:

              

Unabhängig von der Vorgeschichte und vom beschriebenen Resultat ist in dieser kurzen Sequenz ein aus ethischer und tierschutzrechtlicher Sicht inakzeptabler Einsatz von Gewalt im Hundetraining zu beobachten, welches sich weder aus verhaltensbiologischer noch lerntheoretischer noch tierschutzrechtlicher Sicht rechtfertigen lässt.“

(ibid., Hervorhebung d. Red.)  

              

 

Dorit Feddersen-Petersen ist entsetzt, will aber nicht urteilen (?)

Die Schleswig-Holsteinische Zeitung zitiert die oberste Instanz der Kynologie: Dr. Dorit Feddersen-Petersen:

              

Was ich gesehen habe, hat mich entsetzt. Als Wissenschaftlerin will ich aber alle Fakten kennen und werde erst dann ein Urteil abgeben, wenn mir der ganze Film vollständig vorliegt.

(Schleswig-Holsteinische Zeitung: Hass-Attackena auf Hundeschule)  

              


Dieses Statement widersprich sich, denn erst bekundet die Wissenschaftlerin Entsetzen und behauptet danach, erst dann ein Urteil abgeben zu wollen, wenn sie alle Fakten kenne. Aber durch ihre enge Kooperation mit Grewe befindet sich die Wissenschaftlerin selbst in einer ungemütlichen Situation.

Übrigens hat die shz den besten Screenshot des Skandal auslösenden Video erwischt, welcher die Hündin in ganz zweifelsfreier und nachgerade erbarmungswürdiger Körperhaltung zeigt!

 

Prima Analyse von Petra Führmann

Statt der vielen Kommentare von „Hundeexperten“, die gar keine sind, liest der Interessierte vorzüglich die überzeugende Analyse der Körpersprache der Schäferhündin, wie sie etwa Petra Führmann von Blog der Hundeschule Aschaffenburg hier leistet.

Beste Linksammlung bei Dogs-rock.de

Die nach Kenntnis von Doggennetz.de bisher vollständigste Linksammlung zu allen Reaktionen, welche eine Wahrnehmung verdienen, bietet Dogs-rock.de im Blogeintrag Shitstorm Michael Grewe, Hundeschule Hundeleben, Canis Kynos.

Dort sind bisher 16 Reaktionen gelistet und Links angegeben – teilweise mit befruchtender Fußnote wie etwa die zu der tierschützertypischen „Petition“.

 

Personen im Video SIND identifiziert

Auch zur Identität der im Video zu sehenden Personen gibt es  inzwischen keinen Dissenz mehr. Bei dem Provokateur mit Hut und Mantel handelt es sich um Michael Grewe selbst. Der Hundeführer ist Frank Fass vom Wolfcenter Dörverden, der auf Facebook Stellung nimmt.

 

Steigerung möglich: Ärmlichkeit der Stellungnahmen

Von hinsichtlich Kynopädagogik kompetenteren Kommentatoren als der Doggennetz.de-Redaktion wurde schon festgestellt, dass die mehr als hilflosen und auch inhaltlich nahezu beschämenden Stellungnahmen von Grewe und Fass die Katastrophe noch zu steigern geeignet sind. Wenn es DAS ist, was die Kynopädagogik als Erklärung für das Dokumentierte anzubieten hat, dann firmieren diese Stellungnahmen als  Bankrotterklärung der gesamten Disziplin. Wenn uns der so ziemlich höchst dekorierter Kynologe der Republik einreden möchte, dass das kurz nach diesen Schockszene offensichtlich von der Hündin gezeigte Meideverhalten IRGENDEINE Aussage hinsichtlich ihrer Gefährlichkeit beziehungsweise deren Inaktivierung mache, dann sind Banalität, Schlichtheit und Unwissenschaftlichkeit einer solchen Behauptung schlicht  atemberaubend!

In dieselbe Kategorie fallen die Bekundungen der Rechtfertiger und Fürsprecher von Grewe: Ina Hildebrandt und Sabine Ditterich.

 

Ein Schlag ins Satiriker-Kontor: Frey Dodillet

Auf Facebook kommentiert <Krawallmaus> die Abläufe. Der Kommentar beginnt mit „Ich fand die Napfnummer gar nicht so schlimm“.

Hinter Krawallmaus steht der erfolgreiche Buchautor Michael Frey Dodillet, der auch auf Doggennetz.de schon lobgesungen wurde. Ursprünglich wollte diese Redaktion dessen hervorragende, weil die Kynopädagogik in ihrer Gesamtheit relativierende und höchst unterhaltsame Bücher wie etwa den Verkaufsschlager Herrchenjahre als Alternative zu aktuellen Diskussion anbieten. Das hat sich durch obiges Statement von Frey Dodillet nun leider erledigt.

Okay, Doggennetz.de gibt zu: DAS schockt uns am meisten!

 
Michael Grewe ist nicht irgendwer

Der Sachkunde-Buchautor und Tierpfleger Martin Krause hebt in seinem Leserbrief an die Doggennetz.de-Redaktion die besondere Bedeutung der Hauptperson des aktuellen Dramas hervor:

                

Michael Grewe ist nicht nur irgendein Hundetrainer

Dass es unter den Hundetrainern zahlreiche schwarze Schafe und höchst fragwürdige Ausbildungsmethoden gibt, ist überhaupt nichts Neues. Deshalb kann ich die ganze Aufregung auch nicht nachvollziehen. Hier ist die Problematik aber eine andere:

Meines Erachtens liegt die Brisanz des Falles vor allem darin begründet, dass Herr Michael Grewe nicht nur irgendein Hundetrainer ist.

Vielmehr ist er unter anderem auch Buchautor, gefragter Referent auf verschiedenen Veranstaltungen, er war an der Entwicklung einer Prüfung als Hundetrainer / Verhaltensberater bei der Tierärztekammer Schleswig-Holstein beteiligt, er bildet in seinem als Kommanditgesellschaft betriebenen „Canis – Zentrum für Kynologie“ Personen zum Hundetrainer aus, wobei der erfolgreiche Abschluss dieser Ausbildung nach eigenen Angaben zu einer behördlich anerkannten (!) Zertifizierung führt und er ist zudem ein anerkannter Sachverständiger und Gutachter für Hunde.

siehe hier: https://www.hamburg.de/contentblob/125962/data/liste-wesenstestpruefer.pdf

Vor diesem Hintergrund ist es auch gerechtfertigt, wenn dessen Arbeits- und Ausbildungsmethoden in der Öffentlichkeit kritisch diskutiert werden.

Ergänzend zu den von Doggennetz schon berichteten Fällen (Rottweiler Stern TV sowie Bericht im Schweizer Hundemagazin) möchte ich darauf hinweisen, dass der Ausbilder und Sachverständige Grewe auch schon viel früher in der Kritik stand:

Das österreichische Hundemagazin „Wuff“ berichtete bereits im Jahre 2002 von einem fragwürdigen Gutachten des Michael Grewe, welches zur Euthanasie eines Tierheimhundes führte.

siehe hier: https://www.wuff.de/artikel.php?artikel_id=21

Nach Ansicht der renommierten Fachtierärztin für Verhaltenskunde Dr. Barbara Schöning sei das Gutachten falsch gewesen. Darüber hinaus soll durch die Euthanasie auch gegen die Tierheimordnung des Deutschen Tierschutzbund e.V. verstoßen worden sein.

Auch vor diesem Hintergrund ist es meines Erachtens mehr als gerechtfertigt, wenn die Arbeitsmethoden des Sachverständigen Michael Grewe in der Öffentlichkeit kritisch hinterfragt werden.

Nur am Rande sei ergänzt, dass mir in den vielen Jahren meiner Berufstätigkeit als Tierpfleger in einem Tierheim bisher kein einziger Hund begegnet ist, den man mit derartiger körperlicher Gewalt „erziehen“ müsste. In meinem Tierheim werden keine Hunde geschlagen. Erst recht wird in meinem Tierheim keinem Hund ein schwerer Blechnapf gegen den Kopf (!) geschlagen.

Martin Krause
Tierpfleger für Hunde
Ausbilder für Tierpfleger (Fachrichtung Tierheim und Tierpension)

 

              

 

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Doggennetz.de-Senf:

Aktuell sieht sich diese Redaktion außerstande, die explosionsartig sich ausbreitenden Entwicklungen zur Causa Grewe überhaupt noch bewerten zu können. Stattdessen regt sich ein bisher kaum artikulationsreifes Gefühl, dem zu vertrauen wir gelernt haben: Die GANZE Diskussion läuft verheerend in die falsche Richtung? Und: Mit Canis ist die nahezu einzige Bastion vernünftiger, sachlicher und – wie bisher geglaubt – kompetenter Hundeerziehung in einem Ozean von emotional überqualifizierter, fatal exklusiv auf „Love and Light“ gründender Hundebespaßung gefallen! Es ist ein schwerer Verlust!

Das Fruchtbarste am gesamten Ablauf sind aktuell die Kommentare „wichtiger“ Leute zum Grewe-Skandal.

Sammeln wir also weiter und lesen und staunen und streichen Autoren wie etwa Dodillet noch rasch von der Bücher-Wunschliste für die morgige Bescherung.

Bis dahin orientieren wir uns an dem, was auch bisher immer am meisten Trost spendete: der Satire!


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