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Aua808: Retriever in Not / Liberty for Dogs und die Sternstunden der Veterinärmedizin: Kastration einer multimorbiden Vermehrerhündin

 

{TS-Kritik}

 

Der aktuelle Skandal bei Retriever in Not / Liberty for Dogs (RiN/LfD)  (vgl. Aua806, Aua807) trappelt daher wie ein kleiner Igel: Jeder Stachel piekst und trägt seine eigenen Unfassbarkeiten.

Aus dem Wust dessen, was mit dem bedauernswerten Neufundländer-Paar Indira und Bernd alles schief gelaufen ist, scheint es dieser Redaktion wichtig, noch einmal die veterinärmedizinischen Verantwortlichkeiten herauszuheben. Denn was diesen beiden Vermehrerhunden, die immerhin aus einer ganz besonders skandalösen Hundezuchtanlage stammen (vgl. Aua757) , unter der Verantwortung des Vereins RiN / LfD angetan wurde, wäre ohne die tatkräftige Mitwirkung von Tierärzten gar nicht möglich gewesen.

Doch  Glanzleistungen dieser Zunft sind auch auf Doggennetz.de schon vielfältig belegt: Aua123 / Aua267 / Aua275 / Aua277 / Aua287Aua453 / Aua455 / Aua466 (Fernsehbeitrag) /  Aua728 / Aua738 / Aua746

Kastration einer sehr kranken Hündin

Gestützt auf die chronologischen Angaben, wie sie vom Tierhof Straelen gemacht werden (hier), sowie einschlägigen tierärztlichen Befunden und Laborergebnissen, welche dieser Redaktion vorliegen, präpariert sich folgende unfassbare Chronologie der veterinärmedizinischen „Leistung“ an der Neufundländerhündin Indira heraus:

Am 22. September 2012 wird die Hündin von einem Tierarzt in Bad Sassendorf kombigeimpft. Sofern die vom Tierhof Straelen veröffentlichten Angaben richtig sind zuzüglich der vorliegenden tierärztlichen Gutachten war die Hündin zum Zeitpunkt dieser Impfung von Sarkoptes-Milben befallen und soll noch dazu eine Blasenentzündung gehabt haben.

Für weniger sachkundige Leser noch einmal der Hinweis: Geimpft werden dürfen ausschließlich vollkommen gesunde Hunde. Die Impfung kranker Hunde ist kunstfehlerhaft und beinhaltet ein hohes Gesundheitsrisiko.

Zwei Tage nach dieser Impfung im vermutlich multimorbiden Zustand wird die dreijährige Neufundländer-Hündin in derselben Praxis kastriert!  Zwei Tage nach einer Impfung! Sie wird kastriert in einem Zustand des vier Wochen später diagnostizierten Sarkoptes-Milben-Befall sowie, wie von der Pflegestelle angegeben, einer Blasenentzündung.

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Die Neufundländer-Hundin Indira. Herkunft: übelster Hundevermehrer. „Rettung“ und Übernahme durch den Verein Retriever in Not / Liberty for Dogs, unter dessen Obhut sie erst geimpft, zwei Tage später kastriert wird, obwohl der Hund unter einem Sarkoptes-Milben-Befall, einer Blasenentzündung, einer Ohrenentzüdung und einer Herzkrankheit leidet. Abgeschoben an den nächsten Verein und schlussendlich aufgenommen und adäquat tierärztlich versorgt vom Tierhof Straelen.
Foto: Tierhof Straelen

Herzleistung stark beeinträchtigt

Kastrationen bedürften der Narkose. Jede Narkose beinhaltet ein sogenanntes Narkoserisiko, das üblicherweise durch entsprechende Voruntersuchungen, insbesondere auch des Herzen, vom verantwortungsvollen Tierarzt minimiert wird. Gemäß der gut vier Wochen später erhobenen und dokumentierten Diagnostik hat die Hündin Indira: „Herzfrequenz erhöht, Herzgeräusche beidseits, rechts mehr als links“.

Der Befund einer kardiologischen Untersuchung am 9. November 2012 führt zu folgender Diagnose: „Verdacht auf DCM und persistierenden Ductus arteriosus (PDA)“.

Zu PDA wird erklärt:

              

PDA stellt eine angeborene Herzanomalie dar, die häufig aufgrund einer linksseitigen Volumenüberlastung zum frühen kongestiven Herzversagen bei den Welpen bzw. junge Hunde führt. Bei leichteren Formen können die Tiere allerdings älter werden. Da in dem vorliegenden Fall die linke Kammer nur geringgradig, die rechte allerdings deutlich erweitert ist, könnte hier evtl. eine Shuntumkehr stattfinden. Durch die beschriebenen Veränderungen am Herzen und die vorhandene Herzrhythmusstörung ist die Herzleistung stark beeinträchtigt. Eine medikamentöse Therapie sowie die Reduktion der täglichen Belastung des Tieres und regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind angezeigt.

(Tierärztliche Klinik Dr. Camp, Kleve, Rücküberweisung vom 13.11.2012 mit kardiologischem Befund der Untersuchung vom 09.11.12; Hervorhebung d. Red.)  

              


Ergo: Ein zwei Tage zuvor durch eine Kombiimpfung belasteter, vermutlich zusätzlich mit Sarkoptes-Milben geplagter, nach Aussage der Pflegestelle unter einer Blasenentzündung leidender und noch dazu herzkranker Hund wird unter der Verantwortung des Vereins Retriever in Not / LIberty for Dogs von einem Tierarzt in Bad Sassendorf kastriert!

Damit aber noch nicht genug:

Ein Laborbefund kaum vier Wochen später stellt darüber hinaus auch noch erhöhte Nierenwerte fest. Der Ernährungszustand am 25. Oktober 2012 war „mäßig“ und die „Rippen deutlich fühlbar“ (alle Zitate aus Tierärztlicher Bescheinigung Tierarzt Dr. Müller, Wachtendonk vom 13.11.2012). Der Pflegezustand der Hündin wird vom begutachtenden Tierarzt angegeben mit: „mäßig, Fell struppig, einige verfilzte Stellen, vor allem hinter den Ohren“. 

Um das Maß vollzumachen, wird eine Ohrenentzündung (Otitis externa, rechts mittelgradig, links geringgradig) diagnostiziert.


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Indira und Bernd kannten sich aus ihrer furchtbaren Zeit in der Hundevermehrer-Hölle. Augenzeugen der Zusammenführung des früheren Liebespaars können nicht mit klarer Stimme davon berichten, wie anrührend dieses Wiedersehen zwischen den beiden ausgefallen sei. Selbst hartgesottenen Zynikern sollen angesichts dieses unglaublichen Schauspiels Frösche in die Augen und Tränen in den  Hals gestiegen sein. Bekenntnis Tierhof Straelen: Die beiden sollen nie mehr getrennt werden!
Foto: Tierhof Straelen

 

Narkotisierter Hund an Fremde abgegeben

Neben dieser veterinärmedizinischen Glanzleistung muss folgender Vorgang schon als zweitrangig bewertet werden: Der in der gleichen Tierarztpraxis kastrierte Neufundländerrüde Bernd, der übrigens ebenfalls am 22. September 2012 seine Kombiimpfung erhielt, wird, wenn die Angaben der „Pflegestelle“ von Bernd stimmen, vom behandelnden Tierarzt einer Frau, die weder den Hund noch den Verein überhaupt kennt, im narkotisierten Zustand ausgehändigt und mitgegeben!

Abgesehen davon, dass zumindest diese Redaktion keinem Tierarzt vertrauen würde, der noch nicht vollständig aus der Narkose erwachte Hunde aus seiner Praxis entlässt, sollte man sich den Vorgang auch einmal aus der Sicht von Bernd vorstellen, der nach seiner Operation bei völlig fremden Leute in ihm vollkommen unbekannter Umgebung erwacht.

Der weitere Verlauf:

              

Diese Dame nahm Bernd dann noch in Narkose mit, ohne zu wissen, ob sich ihre Hündin mit ihm verträgt. Diese Pflegestelle erfuhr erst ca. anderthalb Wochen später, von welchem Verein dieser Hund stammt und seinen Namen. […] Sie sei weder kontrolliert worden, noch hätte jemand bei ihr nach Bernd gefragt. Sie sei selbst aktiv geworden, um zu forschen, wem der Hund  denn nun gehört.“

(Tierhof Straelen: Väterchen Zufall hat mal wieder zugeschlagen, 15.11.2012; Hervorhebung d. Red.)  

              

 

 

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Sie werden sicherlich in die Geschichte des Tierschutzes eingehen: Das Neufundländer-Paar Indira (vorne) und Bernd. Wenn ihr Leiden dazu beiträgt, dass der Verein, der einen Teil ihrer Qualen zu verantworten hat, endgültig aus dem Verkehr gezogen wird, dann kommen sie zurecht in die Hall of Fame des Tierschutzes!
Foto: Tierhof Straelen


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Doggennetz.de-Senf:

Das Senfgläschen muss geschlossen bleiben, denn alles, was diese Redaktion dazu kommentieren möchte, wäre justiziabel!

Oder zynisch! Denn dass beide Hunde diese Tortur überhaupt überlebt haben, grenzt schon ans Wunderbare!