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Aua665: WDR Tiere suchen ein Zuhause bewirbt weiterhin den gewerbsmäßigen Hundehandel

{TS-Kritik}

 

Die 100 Tage Bewährungsfrist für das „neue“ Moderatoren-Team der WDR-Tiervermittlungssendung Tiere suchen ein Zuhause (TseZ) sind noch gar nicht vorbei. Aber nach der Sendung vom 3. Juni 2012 ist jede kritisierende Zurückhaltung obsolet.

Mit dem Auftritt der umstrittenen Organisation Liberty for dogs (besser bekannt als: Retriever in Not e. V.) sowie den dem Zuschauer unterschlagenen wichtigen Informationen zum Tierheim Moers ist klar: Es hat sich nichts geändert mit dem Moderatorenwechsel bei TseZ.  Der Sendeplatz war, ist und bleibt wohl im Großen und Ganzen ein Umschlagsplatz für Auslandshunde. Großmächtig hatte die WDR-Programmdirektion am 24. Februar 2012 im Zuge des republikanischen Aufschreis zum drohenden Verlust von Mutter Ludwig die Überarbeitung des Sendekonzepts (vgl. Aua537) beziehungsweise einen Konzeptverwechsel verkündet. Aber von dieser dringend notwendigen Rekonzeptionierung ist weit und breit nichts zu sehen!

 

Verblüfftes Augenreiben

Dieser oder jener Szenekenner rieb sich fassungslos die Augen, als die neue TseZ-Moderatorin Sombecki am 3. Juni 2012 Vertreterinnen des Vereins Liberty for dogs / Retriever in Not willkommen hieß. Ein Altohrhase wörtlich gegenüber dieser Redaktion: „Ich hab gedacht, es hebt mich aus dem Schuh!“

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Bildzitat Screenshot von: https://www.wdr.de/tv/tieresucheneinzuhause/ am 06.06.2012.
Reaktionen von Tierschützern auf den Auftritt dieses Vereins:
#1 „Ich hab‘ dacht, ich hab ’ne Hallu!“ (Zitat einer dieser Redaktion namentlich bekannten Tierschützerin, die zur Vermeidung von Rechtsfolgen durch den Verein von ihrem Recht auf Informantenschutz Gebrauch macht.)
#2 „Darf das wahr sein?“ (Zitat eines dieser Redaktion namentlich bekannten Tierschützers, der zur Vermeidung von Rechtsfolgen durch den Verein von seinem Recht auf Informantenschutz Gebrauch macht.)
#3 „[nicht zitierfähig]“ (Äußerung einer dieser Redaktion namentlich bekannten Tierschützerin, die zur Vermeidung von Rechtsfolgen durch den Verein von ihrem Recht auf Informantenschutz Gebrauch macht.)


Die oben verwendete kritisierende Formulierung „umstrittene Organisation“ für den Verein Liberty for dogs / Retriever in Not muss auch sofort belegt werden, sonst. Diese als schiere Meinung der Doggennetz.de-Redaktion zum Ausdruck gebrachte Einschätzung bezieht sich auf folgende Fakten:

              

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Der WDR und die Sendung Tiere suchen ein Zuhause bieten einem Verein eine Präsentationsmöglichkeit, der einfachste Presseanfragen nicht beantwortet (vgl. Aua246). 

              

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Die lange Zeit offene Frage der Gemeinnützigkeit wurde dann durch einen rückwirkend vom Finanzamt ausgestellten Freistellungsbescheid, datierend vom 29.08.2011, geklärt (hier).

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Der WDR und die Sendung Tiere suchen ein Zuhause bieten einem Verein eine Präsentationsmöglichkeit, der 2010 mit einem Transportskandal Furore machte (hier und hier und hier).

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Mit „umstritten“ bezieht sich Doggennetz.de auch auf diese s e h r  lange Diskussion unter Tierschützern.


Aber in diesem Aua geht es nicht primär um den oben genannten Verein. Es geht darum, dass sich bei der Sendung Tiere suchen ein Zuhause strukturell und hinsichtlich der seit langem bestehenden Kritikpunkte (vgl. Aua23, Aua69, Aua72, Aua160, Aua205, Aua239, Aua352, Aua407, Aua434, Aua438, Aua448, Aua450, Aua494, Aua522, Aua537, Aua607, Aua608, Aua610, Aua616) nichts geändert hat.


Gewerbsmäßiger Hundehandel gemäß Gerichtsurteilen

Zurück zur TseZ-Sendung vom 3. Juni 2012: Doggennetz.de verwendet den obigen Begriff „gewerbsmäßiger Hundehandel“ für den Auslandshundeimport in der Definition, wie sie jetzt inzwischen von vier Gerichten gegeben wird:

Finanzgericht Baden-Württemberg (Aua308)

Verwaltungsgericht Schleswig (nicht rechtskräftig; Aua312)

Verwaltungsgericht Koblenz (Aua322)

Verwaltungsgericht Gelsenkirchen  (Aua627)

Der WDR und Tiere suchen ein Zuhause gehören – für die meisten unserer Leser keine Überraschung – in das Bundesland Nordrhein-Westfalen. In NRW ganz explizit  haben die Behörden die Marschrichtung für die Bewertung des Auslandshundeimports durch Tierschutzorganisationen festgelegt und generell als „gewerbsmäßig“ eingestuft (vgl. Aua377).

Aber in der WDR-Sendung Tiere suchen ein Zuhause treten auch nach dem Moderatorenwechsel viele Vereine auf, die regelmäßig Hunde aus dem Ausland importieren und damit gewerbsmäßigen Hundehandel nach obigen Definitionen betreiben.

Auch die Politik in NRW hat deutlich kommuniziert, wie sie den gewerbsmäßigen Hundehandel unter dem Deckmantel des Tierschutzes bewertet: In dem Bundesland werden nur Tierheime gefördert, die keine Auslandshunde aufnehmen (vgl. Aua433).

Aber die vom Geld der Gebührenzahler finanzierte WDR-Sendung Tiere suchen ein Zuhause bewirbt weiterhin und auch nach dem Moderatorenwechsel in jeder Sendung den gewerbsmäßigen Hundehandel durch „Tierschutzorganisationen“.

 

Kein Hauch zum aktuellen Chaos beim Tierschutzverein Moers

Und wenn dann einmal ein Verein in dieser Sendung dabei ist, der mit dem Auslandshundehandel nichts zu tun hat, dann werden dem Zuschauer eben andere wichtige Informationen unterschlagen.

Ein weiterer Gast in der TseZ-Sendung vom 3. Juni 2012 war das Tierheim Moers. Der dazugehörige Tierschutzverein trudelt momentan  führungslos durch die Fahrwasser. Nach einer chaotischen Mitgliederversammlung und sonstigen Querelen bestehe der Vorstand momentan aus einem Notteam rund um die Schriftführerin des Vereins.

Doggennetz.de hatte in Aua654 die Situation kurz angerissen.

Und die WAZ berichtet über das Chaos bei dem Verein fortlaufend wie etwa hier:  Da ist dann von Juristen, Steuerberatern und anderen klärenden Institutionen die Rede.

Doch in der Sendung Tiere suchen ein Zuhause wurden all diese Missstände, Querelen und auch für potenzielle Tieradoptanten wichtigen Hintergründen mit keinem Wort erwähnt!

Das ist Information à la Simone Sombecki.

 

Erbsensuppe ist Erbsensuppe und TseZ ist KEIN Tierschutz

Im Übrigen braucht es sich niemand mehr die Behauptung gefallen zu lassen, Tiere suchen ein Zuhause habe etwas mit Tierschutz zu tun.

Tiere suchen ein Zuhause bewirbt – keine Frage – den gewerbsmäßigen Hundehandel und diejenigen Tierschutzorganisationen, die ihn ausüben!

Prognosen sind immer gefährlich. Aber bei dem Gefahrenpotenzial für diese Redaktion kommt es auf ein Pfund auch nicht mehr an: Deshalb prognostiziert DN, dass sich die Sendung kein Jahr mehr halten wird.

Schade, man hätte stattdessen doch Tierschutz 2012 machen können?